Ultimativer -Wie vergleiche ich 2 (oder mehr) Rahmen?- Thread!

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26. Juli 2003
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Aufgrund immer wieder auftauchener Rahmen X versus Y Threads, die total unnötig sind, nun der ultimative Thread! Korrekturen und Vorschläge willkommen!

1) Die 2 (oder mehr) Objekte der Begierde vergleicht man nach 3 Eigenschaften:

- Geometrie/Einsatzbereich
- Material
- Optik

2) Man gehe auf die jeweilige Homepage des Herstellers, die meisten findet man Hier und schaue sich sowohl die Bilder als auch die Geometriedaten an

3) Das Vergleichen der Geometrie: Dazu muss man wissen, was man eigentlich fahren will! Ausschlaggebend sind die Längen des Oberrohrs und der Kettenstrebe und der Winkel des Steuerrohrs, sowie die Höhe des Sattelrohrs, der Rest ist relativ egal.

- Oberrohr: die Maße schwanken oft zwischen 530mm und 580mm (klar es gibt auch längere, selten kürzere). Ein kurzes Oberrohr (etwa 530 bis 545mm) macht einen Rahmen besonders agil, wendig bis hin zu etwas zapplig (net negativ), kurze Oberrohre werden gerne im Dirt/Street Bereich genommen, zum Racen nahezu ungeeignet. Ein normales Oberrohr ist zwischen 550 und 565mm lang. Der Einsatzbereich ist recht universell, Race und Dirt/Street, in meinen Augen das angenehmes Maß vom Gefühl her. Ein langes Oberrohr beginnt bei 570mm plus. Das Einsatzgebiet beschränkt sich auf Race, da ein langer Rahmen besonders ruhig und vor allem schnell läuft.

- Kettenstrebe: liegt meisten zwischen 370mm und 410mm, meist variabel durch horizontale Ausfaller. Allgemein kann man sagen, dass der Text vom Oberrohr hier ebenfalls zutrifft. Hat man kurze Kettenstrebe (370 - 390mm) fallen Sachen aus dem Dirt/Streetbereich, wie Manual, leicht. Lange Kettenstrebe (400mm plus) sind eher Sache der Racer (siehe Oberrohr).

- Steuerrohr: die Winkel variieren zwischen 68° und 72° meistens. Steile Lenkwinkel machen sich gut im Streetbereich. Das Fahrgefühl ist sehr direkt und etwas zapplig. Flache Lenkwinkel werden im Race und auch im Dirt bevorzugt. Landungen werden durch den Lenkwinkel ruhiger und auch die normale Kurven und Geradenfahrt wird deutlich ruhiger.

- Sattelrohr: Empfehlenswert sind 11" bis etwa 15". Im Dirt/Street werden Größen von 11" bis 13" oft gewählt, da man gerade bei Tricks, wie NFCC, weniger "hängen bleibt". Alles darüber fällt eher in Race, da dort die Rahmenhöhe weniger eine Rolle spielt, wichtig ist nur, dass der Sattel eine angenehme Höhe hat, dass man mit dem Bereich ganz knapp unterm Knie "lenken" kann.

4) Material: Man kann zwar einen Rahmen net nur aus Aluminium und Stahl bauen, aber diese beiden werden sehr oft verwendet.

- Stahl: etwas verwindungssteifer als Alu, längere Haltbarkeit (etwa doppelt) gegenüber Alu, schwerer, dünner Rohrsatz, weniger Gussets sind nötig, verbiegt eher als zu brechen

- Aluminium: neigt zum Flexen, etwa 3 Jahre kann man einen Alu-Rahmen verwenden, Steuerrohr neigt zum Ovalisieren (dauert aber etwa diese 2-3 Jahre), leichter, dicke Rohre, Gussets oft in Hülle und Fülle, bricht (oft durch Flexen, da Alu mit der Zeit spröde wird)

- generell: man kann net sagen, welches Material nun das bessere ist. Letztendlich ist wohl eher die Optik ausschlaggebend, hauptsache die Verarbeitung (anständiger Rohrsatz, schöne Schweißnähte, sinnvolle Gussets) stimmt. Kaum einer fährt seinen Rahmen länger als 3 Jahre, daher rein von der Logik her vernachlässigbar.

5) Optik: siehe Material. Hier zählt der eigene Geschmack, ob man es ganz clean (oft bei Stahl so) oder aufwendig (Alu...), ob man dicke oder dünne Rohrsätze mag.

Soweit von mir aus...klar alles sehr pauschalisiert, aber wie will mans sonst machen :D
 
Erstmal super Thread, endlich wieder was sinvolles hier! Trotzdem 2 kleine Anmerkungen: Alu neigt gerade NICHT zum flexen (geringe elastische Verformbarkeit, geringe Bruchdehnung) ist steif und reisst im Falle des Falles. Ein langes Oberrohr hat den Vorteil, dass sich das Bike in der Luft stabiler verhält.
 
Hab ich so spontan in der FAQ verlinkt. Wenn irgendwas geändert werden soll etc einfach ne PM an mich.

salut
 
Super Thread:

Ergänzung:

Entscheidend für die Steifigkeit des Rahmens ist der Durchmesser der Rohre. Nahezu unabhängig von der Wandstärke des Rohres bietet ein Rahmen mit großen Rohren eine sehr verwindungssteife Front. Ein verwindungssteifer Rahmen ist vor allem bei Race von Vorteil. Im Dirt und Streetbereich neigen Rahmen wegen der kleinen Rahmenhöhe (bedeutet ein kleineres Rahmendreieck und damit auch ein steiferes) sowieso nicht zum Flexen und wenn doch wird das eher als angenehm empfunden.

bei großen Rohren, vor allem bei Alu, wird gleichzeitig die Wandstärke herabgesetzt. Dadurch ist der Rahmen sehr empfindlich für Beulen.

-Gewicht-

Das Gewicht eines HT Rahmen schwankt zwischen 1,9 und 3,5kg.

Rahmen bis 2,4 kg sind eigentlich nicht Dirt und Street geeignet weil das geringe Gewicht mit fragilen, weil dünnwandigen, Rohren erkauft wird. Sie sind meist euch Race Rahmen und eigentlich immer aus Alu weil Stahl bei vergleichbarem Gewicht zu kleine Rohre hätte und der Rahmen damit nicht steif genug wäre.

Rahmen über 3,2 kg sind schlichtweg zu schwer. So schwer müssen Dirt- und Streetrahmen nicht sein. Entweder wurde dort billiger Stahl verwendet, oder es wurden übertriebene Gussets der Optik wegen angeschweißt, oder die Wandstärke ist übertrieben dick. Letzlich sind solche Rahmen zwar, die richitge Geometrie vorausgesetzt, für Dirt und Street geeignet, aber das hohe Gewicht macht das ganze Rad träge und solch gewaltige Belastungen treten nicht auf dass man derart schwere Rahmen benötigt. Oftmals soll das Gewicht extreme Belastbarkeit vorgaukeln aber die vielen Gussets an solchen "Poserrahmen" täuschen das nur vor schleißlich ist ein Rahmen nur so stabil wie sein schwächtes Gleid und wenn die Kettenstrebe unterdimensioniert ist und bricht, bringt einem der 1,5" Steuerrohr wenig.
 
Nachtrag Gussets:

Ein Gusset soll zur Stabilität des Rahmen beitragen. Generell werden Gussets verwendet weil der Hersteller keine solch großvolumigen Rohre dort verbauen kann oder will. Ein Gusset nimm die Belastungen des Rohres mit auf und trägt damit zu seiner Entlastung bei. Ein Gusset sollte nur parallel zum Rohr angeschweißt werden niemals quer zum Rohr. Ein Gusset ist immer nach hinten offen. Geschlossene Gussets sind nur für die Optik haben aber keinen Funktionsvorteil. Die Form der Gussets oder ob Löcher drin sind ist ebenfalsl mehr oder weniger egal. Ob ein Gusset tatsächlich sinnvoll ist kann nur der Hersteller selber beantworten bzw. Belastungstests ergeben. Man kann aber mit ein bisschen Erfahrung schreiben "Das ist da überflüssig!" wenn es offensichtlich ist.

1. zwischen Oberrohr und Unterrohr

Ein Gusset dort sieht man in letzter Zeit immer seltener. Es hat, wenn vernünftig dimensioniert, durchaus seinen Nutzen. Bei einigen Rahmen (z.B. Brave) ist das Gusset so schmächtig dimensioniert dass es schon vor dem Rahmen selsbt anfängt zu reißen. Viele Poserrahmen haben dort ein gewaltig dimensioniertes Gusset. Zu große Gussets bieten keine Vorteile gegenüber kleinen.

2. Unter dem Unterrohr

Ein Gusset hier ist vor allem beim Freeriden beliebt weil es bei langhubigen Gabeln in Verbindung mit einem flachen Lenkwinkel verhinter dass das Unterrohr anreißt. Eigentlich ist bei fast jedem Rahmen ein Gusset an dieser Stelle häufig in Form eines Streifens direkt an das Rohr geschweißt. Allerdings muss auch hier das Gusset nach hinten hin offen bleiben. Bei Dirt- un Streetrahmen sind diese Gussets eher klein gehalten weil der steile Lenkwinkel und die kurzhubigen Gabeln sie eher unnötig macht.

3. Über dem Oberrohr

Ein Gusset dort ist bei nahezu allen Rahmen vorhanden. Es sort für die Stabilität des Oberrohres bei Belastungen auf das Steuerrohr. Vornehmlich bei Nosedives, also Sprügen bei denen mit der Gabel zuerst aufgekommen wird.

4. Zwischen Oberrohr und Sattelrohr

Gussets dort sind meist groß und geschlossen um die Verletzungsgefahr zu veringern. Sie werden bei Rahmen, hauptsächlich Fullies, eingesetzt, die über eine hohe Sitzposition in Verbindung mit einem tief angeschweißten Oberrohr verfügen. Dort verhinter das Gusset, dass das Sattelrohr abreißt.

5. Zwischen Oberohr und Sattelrohr

Belastungen dort sind nicht so gravierend, dass sie ein Gusset benötigen. Gussets dort dienen eher optischen Zwecken

6. Im Tretlagerbereich.

Zwischen Sattel- und Unterrohr werden eigentlich kaum noch Gussets geschweißt das der Tretlagerbereich ohnehin mittlerweile sehr stabil gebaut wird.

Zwischen Sattelrohr und Kettenstreben werden auch nur noch selten Gussets verwendet. Meistens wird dort ein sehr stabiler, CNC gefräster Steg aus Vierkantrohren verwendet an den die eigentlich Kettenstreben angeschweißt werden. Einige Firmen, z.B. Richi, haben an dieser Stelle dennoch ein kaum sichtbares Gusset quer am Tretlager zwischen den beiden Kettenstreben angeschweißt.

7. zwischen Sattelrohr und Sattelstreben

Belastungen scheinen dort gering zu sein denn 1. gibt es nahezu keinen Dirt- Street oder Freeriderahmen der dort noch Gussets besitzt und 2. besitzen einige CC Rahmen aus Stahl von Scapin derart dünne Sattelstreben, die eine Belastung dieser Stelle schwer vorstellbar machen.

8. Zwischen Ketten- und Sattelstreben

Meistens sind Rahmen dort mit so dicken Ausfallenden bestückt dass ein Gusset dort wenig sinnvoll erscheint.

9. Zwischen Ketten- und Sattelstrebe auf der Discseite bei vertikalen Ausfallenden

Dort erscheint ein Gusset sehr sinnvoll weil es die Belastungen der Bremse auf die Streben und das Ausfallende veringert. Ist dort einseitig eine Strebe verbaut so hat diese meist den Grund, dass die Belastung auf die Streben sonst zu groß wäre. Diese Streben sind als sinnvoll anzusehen denn aus optischen Gründen würde kein Hersteller einseitig eine Verstärkung anschweißen.
 

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Ergänzung zu Gussets: Ein Gusset ist ein Knotenblech, was die auftretenden Kräfte anstatt auf einen Punkt auf den ganzen Rahmen verteilt. Man kann sich das ganze gut vorstellen, wenn man an einen Protektor (wie Knieschoner) denkt: Man fällt auf einen Stein mit dem Knie, aber der Schmerz ist nur einen Bruchteil so schlimm wie ohne, da der Stoß des Aufpralls über den Schoner auf das ganze Knie verteilt und somit erheblich abgeschwächt wird.
Wie Sidd schon sagte, Gussets sind eigentlich nur zwischen Steuerohr und Ober- und Unterrohr notwendig. Hier treten die stärksten Belastungen aufgrund der Hebelwirkung durch die Gabel auf.
 
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