MTB-News.de

Im Test
Interaktives Kartenwerk 2.0 von MagicMaps

Wenn man ans Mountainbiken denkt, kommen einem leicht Gedanken von Abenteuer, unbekannten Gegenden, neuen Trails. Wenn sich ein Mountainbiker in ihm unbekannten Gelände bewegt (und nicht nur dann), gehört eine gute Karte genauso zur Ausrüstung wie wichtiges Werkzeug oder Verpflegung.

Für gewöhnlich benutzte man Papierkarten zur Tourenplanung und zum Navigieren unterwegs. Seit etlichen Jahren etablieren sich digitale Kartenwerke am Markt, welche die Kunden mit den unterschiedlichsten Anwendungsbereichen locken.

Die Interaktiven Kartenwerke der Firma MagicMaps sind jetzt in Version 2.0 erschienen. MagicMaps wirbt mit vielen neuen Funktionen, besserer Unterstützung für GPS und natürlich noch besserem Kartenmaterial.

Ich habe mir die Version 2.0 des Interaktiven Kartenwerks für den Bereich Berlin/Brandenburg angesehen und aus der Sicht des Mountainbikers, der seine Touren am Computer planen und auswerten will, untersucht.

Das Interaktive Kartenwerk wird jetzt auf einer DVD geliefert, in der schicken Box befindet sich neben dem Datenträger noch eine 16seitige Kurzanleitung, in der alle wichtigen Bedienschritte inklusive Screenshots erklärt sind. Die Installation verläuft problemlos, dauert allerdings auf Grund der Datenmenge etwas. Was mir hier gefallen hat: Man kann getrennte Verzeichnisse für die Anwendung an sich und die Daten angeben. Das war in der Version 1.x nicht so. Was ich auf Grund einer mir nicht zur Verfügung stehenden zweiten Ausgabe nicht testen konnte, ist, ob man jetzt mehrere Bundesländer innerhalb einer Anwendung darstellen kann. Früher musste man für jede Ausgabe (z. B. Berlin/Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern) jeweils eine Anwendung starten. Ein länderübergreifendes Arbeiten war so nicht möglich. Laut Auskunft von MagicMaps und einigen Benutzern in unserem Forum spricht nun aber nichts mehr gegen das gleichzeitige Arbeiten mit mehreren Bundesländern! Man installiert also die Anwendung einmal und fügt dann auf Wunsch lediglich die Datenbestände anderer Bundesländer hinzu.

Nach dem Start erscheint das Interaktive Kartenwerk mit einem dreigeteilten Fenster: 3D-Ansicht, 2D-Ansicht und dem neuen Objektmanager.

Ansicht nach dem Start und dem Laden eines Projektes

Die 3D- und die 2D-Ansicht sind bereits aus den Vorversionen bekannt, mit dem Objektmanager hat man versucht, in anderen Programmen längst vorhandene Features nachzurüsten. War es bisher lediglich möglich einen einzigen Pfad zu zeichnen, können nun beliebig viele Objekte zur gleichen Zeit verwaltet werden. Bei den Objekten handelt es sich um folgende Dinge:

Gerade das gleichzeitige Arbeiten mit mehreren Pfaden ist eine sehr willkommene Neuerung. Der Mountainbiker, der vielleicht verschiedene Varianten einer Route planen und gleichzeitig im Überblick behalten möchte, freut sich über diese Möglichkeit.

Objekte wie Text oder Bilder dienen eher zum Nachbereiten und Archivieren einer gefahrenen Tour, hier kann man z. B. Fotos von unterwegs mit der Karte verknüpfen. Auch ein Weblink kann zu jedem Objekt angegeben werden – eine Verknüpfung zum entsprechenden Eintrag beim MTB-News.de Tour- und Spotguide beispielsweise.

Bildpunkte in Aktion

Die Objekte lassen sich in ihrer Darstellung anpassen, bei Pfaden lässt sich beispielsweise die Farbe, die Dicke, die Transparenz und die Farbe der Pfadpunkte einstellen.

Die Arbeit mit Objekten gestaltet sich recht angenehm, vor allem das Pfadwerkzeug besticht – wie schon in der Vorgängerversion – durch praxisnahe Konzeption. Neu sind die Möglichkeiten zum Trennen und Verbinden von Pfaden – sehr praktisch, wenn man zum Beispiel verschiedene Varianten einer Tour erstellen will. Diese kann man dann nämlich sehr einfach aus einzelnen Pfadsegmenten zusammensetzen.

Arbeit mit mehreren Tracks gleichzeitig

Alle Objekte können in so genannten Projekten auf die Festplatte gespeichert werden. Hier zeigt sich meines Erachtens eines der großen Mankos der Software: Die Öffnen- und Speichern-Dialoge präsentieren sich nicht im gewohnten Windows-Standard, sondern kommen in einer sehr minimalistischen Form daher, welche in der Nutzung von Trolltechs QT-Libraries begründet ist. Die sonst vorhandene Places-Bar mit Direktzugriff auf Arbeitsplatz, Eigene Dateien etc. existiert nicht. MagicMaps ist sich dessen anscheinend bewusst, denn als Workaround kann man in den Einstellungen Standardverzeichnisse für Projektdateien sowie Im- und Export festlegen. (Wenn man eine Bilddatei verlinkt, erscheint der dazugehörige Öffnen-Dialog komischerweise samt der Places-Bar man hat also dort Direktzugriff auf Eigene Dateien, Arbeitsplatz etc.)

Pfade können außerdem in den gängigen Formaten wie zum Beispiel Top50 Overlay, GPX, ASCII im- und exportiert werden. Das klappte in allen Fällen unkompliziert und problemlos.

Man kann Pfade auch direkt mit einem unterstützten GPS-Gerät (Garmin, Magellan, GPS-Mäuse via NMEA 0183, Suunto) hoch- und herunterladen. Mit MagicMaps2Go kann man sich Karten und Tracks auf einen PocketPC spielen und diesen mit GPS-Maus zum Beispiel zur Fahrradnavigation nutzen.

Ich habe die GPS-Funktionen mit meinem Garmin GPSmap 60CSx getestet, auch das klappte ohne Probleme. Tracks, Routen, Wegpunkte – alles wird korrekt im- und exportiert. Bei Routen mit der Einschränkung, dass diese in der Software wie Tracks, also lediglich als Pfade ohne z. B. Abbiegeinformationen behandelt werden. Beim Übertragen von Tracks und Routen ins GPS kann man eine Maximalanzahl von Punkten pro Track bzw. Route angeben, um mit Gerätebeschränkungen umzugehen. Garmin erlaubt beim GPSmap 60CSx beispielsweise nur 500 Punkte pro Track. Der Pfad wird dann gegebenenfalls in mehrere Segmente aufgeteilt und in das Gerät geladen. Hier wünscht man sich noch eine Filter-Funktion wie in TTQV oder MapSource, welche den Track an Hand bestimmter Kriterien auf eine geringere Anzahl von Punkten „eindampft“. Wie von MagicMaps zu erfahren war, ist genau diese Funktion seit längerem geplant und wird wohl als Update nachgeliefert.

Track, aus dem GPS-Gerät geladen

Für die Nutzung mit GPS-Geräten ist auch immer das verwendete Koordinatensystem wichtig. Das Interaktive Kartenwerk erlaubt die Benutzung von Gradangaben (Länge, Breite), UTM (beide mit WGS84-Ellipsoid), Gauß-Krüger (Bessel-Ellipsoid) und das Luxemburg-Referenzsystem. Das Kartendatum ist für das jeweilige Koordinatensystem festgelegt, kann also nicht konfiguriert werden. Es besteht auch die Möglichkeit ein Kartengitter einzublenden. Dieses passt sich dann automatisch der aktuellen Ansicht an, es werden also nie zu viele oder zu wenige Gitterlinien zu sehen sein.

Bei einer Betrachtung des Kartenmaterials und der Vergleich mit der Vorgängerversion kommt an den Tag, dass sich das Kartenmaterial zumindest in der mir vorliegenden Ausgabe Berlin/Brandenburg außer den hinzugekommenen Höhenlinien wahrscheinlich nicht oder zumindest nur einzelnen Kartenblättern (z. B. Blattschnitte 3650, 3651, 3750 und 3751, sowie einige im südöstlichen Teil Brandenburgs) geändert hat. Teilweise hinken viele Kartenblätter damit jetzt schon mindestens sechs bis acht Jahre der Wirklichkeit hinterher. Als ein Beispiel sei die Luftschiffhalle von Cargolifter (jetzt „Tropical Islands“) genannt. Bauzeit dieser Halle war 1998-2000. Während die Top50-Software in der aktuellen Version 4 (die nun aber auch schon an die zwei Jahre alt ist) die Halle samt angrenzender 2500 Meter langer Start- und Landebahn zeigt, ist bei MagicMaps weiterhin nur Wald zu sehen. Die Schuld für die veralteten Daten ist aber beim Landesvermessungsamt zu suchen: Hier werden die topografischen Karten 1:25.000 für Berlin/Brandenburg meist mit Bearbeitungsständen Mitte der neunziger Jahre geführt. Die bekannten topografischen Karten werden nämlich durch die so genannten ATKIS-Karten abgelöst, welche in den meisten Blattschnitten aktueller sind. Diese liegen teilweise mit Aktualisierungen bis ins Jahr 2005 vor, sind also deutlich aktueller als die klassischen topografischen Karten. Auf Nachfrage erhielt ich die Informationen, dass in den Ausgaben des Interaktiven Kartenwerks zu einigen Bundesländern bereits ATKIS-Karten eingeflossen sind und dies zukünftig auch weiter geschehen wird.

Vergleich mit Top50 V4

Wenn man nun seine Touren mit dem Interaktiven Kartenwerk geplant hat oder eine Aufzeichnung aus dem GPS geladen hat, kann man die Strecke noch in der 3D-Ansicht virtuell abfliegen. Dieser Modus erfordert allerdings schon einen recht kräftigen Rechner, wenn es denn wirklich flüssig laufen soll. Diese Funktion ist aber meines Erachtens eher eine nette Spielerei, zur wirklichen Tourenplanung habe ich es nicht genutzt, denn 2D-Ansicht und das wirklich gut gemachte Höhenprofil erfüllen eigentlich alle Wünsche in der Tourenplanung. Ich habe mir deshalb auch die sonst beim Start erscheinende Standardfensteraufteilung (3D-Ansicht, 2D-Karte, Objekt-Manager) umkonfiguriert, so dass nur noch 2D-Karte und Objektmanager beim Programmaufruf erscheinen: die Software ermöglicht es, die aktuellen Fenstereinstellungen zu speichern und sie ruft diese dann automatisch beim nächsten Start auf.

Das Höhenprofil

Das Interaktive Kartenwerk enthält eine sehr gute Online-Hilfe, man findet dort eigentlich Antworten auf alle Fragen, die während der Benutzung der Software auftreten können. Ein Blick in die Hilfe lohnt sich auch so, da dort auch Dinge erklärt sind, die unter Umständen nicht gleich offensichtlich sind.

MagicMaps bietet auf seiner Homepage auch die Möglichkeit, die Software des Interaktiven Kartenwerks durch Downloads immer auf dem neuesten Stand zu halten und dadurch neue Funktionen nachzurüsten.

Fazit: Mit dem Interaktiven Kartenwerk 2.0 von MagicMaps hat der Mountainbiker ein nützliches Werkzeug in der Hand, was auf Grund der guten GPS-Unterstützung und der durchdachten Werkzeuge sogar als alleiniges Werkzeug zur Tourenplanung auf dem Computer taugt. Endlich ist es auch möglich länderübergreifend zu arbeiten – ich denke, das wird sehr viele Leute freuen. Abstriche muss man in der vorliegenden Version Berlin/Brandenburg bei der Aktualität des Kartenmaterials machen sowie in der Konsistenz der Benutzeroberfläche (Dateisystemdialoge). Alles in allem ein solides Stück Software, welches man auch gern benutzt. Das Interaktive Kartenwerk ist mittlerweile mein einziges Werkzeug zur Tourplanung am PC. Auf dem Schreibtisch liegen dann freilich immer noch Papierkarten – diese werden wohl in einem Punkt nie durch Software ersetzt werden können: die Übersicht „über das Ganze“ ist einfach ein unschlagbarer Vorteil von großen Kartenblättern.

Das Interaktive Kartenwerk 2.0 gibt es für alle Bundesländer. Die Einzel-DVD kostet 46,90 EUR. MagicMaps bietet auch Sets mit mehreren DVDs an, beispielsweise vier DVDs, welche ganz Ostdeutschland abdecken für 139,90 EUR. Erwerben kann man die DVDs entweder direkt im Onlineshop vom MagicMaps oder im Buchhandel.

Zur Website von MagicMaps

Die mobile Version verlassen