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Cross-Border Biking in Nordmazedonien & Albanien
Wo sich Balkanluchs und Biker gute Nacht sagen

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Als sich Peter Immich und der Fotograf Robert Niedring im Mai diesen Jahres auf den Weg nach Nordmazedonien und Albanien machen, um ein von der EU gefördertes Mountainbike-Projekt zu begutachten, wissen die beiden noch nicht wirklich, was sie erwartet. Es wird ein Trip über schroffe Berghänge, durch grüne Nationalparks, in denen Balkanluchs, Wolf und Braunbär ihre Heimat haben und tolle Trails, die zum Wiederkommen einladen. Ihr wollte genau wissen, wie es war? Hier erzählt Peter seine Geschichte!

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Next Level Adventure

„Ist das Dein Ernst? DIESE Schilder sollen wir aufhängen?“ mein Herz rutscht bis knapp über den Gummibund meiner Bike-Short. Als Dimitri zu Anfang unsere Reise sagte: „Jungs, auf einem Trail könnt Ihr helfen, den Weg zu markieren“ antwortete ich: „Klar, machen wir gerne!“ Nun halte ich ein großes gelbes Schild mit schwarzen Logos und Schrift, wie man es aus Australien kennt, in der Hand: „Bears on Trail“! Dimitri lächelt: „Ja, hier gibt es viele Bären, besser ist es laut singend oder rufend um die Kurven zu fahren“. Na prima. Ich dachte eigentlich, wir bekommen Farbe und Pinsel in die Hand. Ob die mazedonischen Bären Angst vor jodelnden Bayern haben?

Bayern im Februar 2022. Ich habe ein Online-Meeting mit Andrej Žigon, einem Bekannten aus Slowenien, der mit seiner Agentur Alliance SE regionale Konzepte für den Mountainbike-Tourismus entwickelt. Eigentlich geht es um ein Pumptrack-Projekt in meinem Heimatort, aber am Ende unseres Gesprächs fragt mich Andrej: „Hast Du Interesse an einem Trip nach Nordmazedonien und Albanien? Wir hatten dort letztes Jahr ein tolles Projekt.“ Ich werde sofort hellhörig: „Klar, die Region steht schon länger auf meiner Liste!“.

Drei Monate später sitze ich mit Robert, unserem Fotografen, im Flugzeug auf dem Weg von Memmingen nach Skopje, der Hauptstadt von Nordmazedonien. Mittlerweile haben wir weitere Infos zu unserer bevorstehenden Reise gesammelt. „Cross-Border Biking / Next level adventure tourism in Mavrovo-Rostushe & Dibra“ nennt sich das von der EU geförderte Projekt. Ziel ist die Stärkung und Weiterentwicklung des lokalen, grenzübergreifenden Outdoor-Tourismus und somit die Schaffung von dringend benötigten Arbeitsplätzen. Im Rahmen des Projekts wurde ein Konzept für die Region erarbeitet, 40 km Trails gebaut und alte Verbindungswege für die Nutzung als Mountainbike-Trails präpariert, die Routen markiert und Kartenmaterial erstellt. Lokale Mountainbiker wurden als Guides wurden ausgebildet und im Trailbau geschult, zwei neue Besucherzentren wurden eröffnet.

Pensionisten-Trail? Der Name täuscht …

Nach weniger als zwei Stunden Flug landen wir in Skopje. Dass die Region perfekte Voraussetzungen für MTB bietet, haben wir schon aus dem Flieger erkennen können, hohe Berge mit sanft abfallenden Hängen, nur dünn besiedelte Landschaften. Am Flughafen werden wir herzlich von Dimitri aus Nordmazedonien und Orgest aus Albanien empfangen, zwei Bikeguides, die uns die Woche begleiten werden. Nachdem auch noch Tomaž, ein Freund aus Slowenien, gelandet ist, laden wir die Bikes auf den Jeep und fahren zur ersten Unterkunft.

Am nächsten Morgen stößt Jorgos zu unserer Gruppe dazu, ein Local aus Skopje. Ursprünglich aus Griechenland stammend, lernte er beim Studium in Italien seine große Liebe kennen und folgte ihr nach Mazedonien. So starten als Musterbeispiel für grenzübergreifende Völkerverständigung ein Albaner, ein Nordmazedonier, ein Grieche, ein Slowene und zwei Deutsche in Richtung des Stadtberges Vodno. Schon von Weitem ist das mächtige „Millenniumskreuz“, eine 66 Meter hohe Stahlkonstruktion, auf dem Gipfel auszumachen.

# Am „Gipfelkreuz“ des Stadtberges von Skopje - Mt. Vodno
# Auf dem Pensionisten-Trail

Nach der Fahrt durch die Straßen von Skopje kommen wir zum Startpunkt des neuangelegten Uphill-Trails. Mit angenehmer Steigung führt uns der Weg bergauf durch schattigen Wald zur Talstation der Gondel. Es ist Feiertag, großer Trubel herrscht, die Picknickplätze im Schatten der Bäume sind schon fast alle belegt. Für den Rest des Uphills nutzen wir die Seilbahn auf den 1070 m hohen Gipfel. Von der Bergstation schweift der Blick über die Stadt und die Grenzberge zum Kosovo und Albanien, ein vielversprechender Ausblick für die nächsten Tage. Doch lange können wir ihn nicht genießen, Jorgos sitzt schon nervös auf dem Bike, er will uns unbedingt seine Hometrails zeigen. Wir starten auf dem „Pensionisten-Trail“.

# In den Wäldern am Mt. Vodno, im Hintergrund Jorgos der Erbauer dieses Trails

Diashow: Cross-Border Biking Nordmazedonien & Albanien: Wo Balkanfuchs und Biker sich gute Nacht sagen
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# Bikers welcome - Die Liftmänner mit Orgest, Jorgos, Peter und Tomaz
# Zahlreiche Trails verstecken sich in den Wäldern am Mt. Vodno
# Blick auf Skopje

Schnell stellen wir fest, dass der Name täuscht. Über teils grobsteinigen, teils staubigen Untergrund rauschen wir durch dichtes Gestrüpp – ein Rentner auf seinem E-Bike hätte hier wohl keine Freude. Wir dafür umso mehr! Kurz gibt der Weg den Blick frei auf die Stadt, dann tauchen wir wieder in den Wald ein. Und es wird immer besser. Der Trail wird schmaler, er gleicht bald einem Pumptrack, den natürlichen Wellen des Geländes bergab folgend. Es folgt ein Drop, im Anschluss wird der Trail flowig, mit viel Speed rauschen wir dem Ende an der Gondelstation entgegen. Was für ein Anfang! Mehr davon! Unser Wunsch wird erhört, noch zweimal nutzen wir die Gondel, um die Trails am Vodno zu erkunden. Scheinbar unzählige Möglichkeiten bieten sich, trotz der zahlreichen Wanderer können wir unbeschwert die Abfahrten genießen.

# Viele Anlieger und Wellen auf dem Adrenalin-Trail

Zum Abschluss nutzen wir den „Adrenalin-Trail“, einen neu angelegten Flowtrail. Dieser führt uns von der Talstation direkt zurück in die Stadt. Es bleibt etwas Zeit für Sightseeing, wir fahren ins Zentrum auf den „Ploštad Makedonia“, den im Rahmen des Projekts „Skopje 2014“ neu angelegten Hauptplatz. Empfangen werden wir von einer monströsen Statue Alexander des Großen und Prunkbauten im neoklassizistischen und barocken Stil. Im Rahmen des Projekts wurden große Teile der jugoslawischen Vergangenheit ausradiert und der Innenstadt eine neue Identität übergestülpt. Das Projekt ist hochumstritten, aus den ehemals veranschlagten Kosten in Höhe von 80 Millionen Euro wurden geschätzte 700 Millionen. Eine Summe, die, wie man bei einem Besuch des Landes schnell feststellt, andernorts sinnvoller hätte investiert werden können.

# Posen wie Alexander der Große auf dem „Ploštad Makedonia“
# Der historisch anmutende Eindruck täuscht - die Fassaden sind noch keine 10 Jahre alt - Pause am Fluss Vardar

Mavrovo & riesige Schäferhunde

Am späten Nachmittag führt uns die Reise weiter, wir fahren nach Mavrovo in den größten Nationalpark Nordmazedoniens, u.a. Heimat von Balkanluchs, Wolf und Braunbär. Wir werden herzlich empfangen von unserem Gastgeber Vladimir, Betreiber der „Caravec Mountain Hut“. Zusammen mit seiner Frau Sonja hat er eine rustikale und sehr charmante Unterkunft geschaffen. Mit Erzählungen über die Bike-Möglichkeiten in der Region stimmt er uns auf den folgenden Tag ein. Dieser beginnt mit einem reichhaltigen landestypischen Frühstück – Müsli und Marmelade sucht man vergebens. Hier stehen Ayran, Burek, Schafskäse, Gurken und Tomaten auf dem Tisch, ein Vermächtnis aus der Zeit unter osmanischer Herrschaft.

# Unser Guide Dimitri vor der „Caravec Mountain hut“ mit den besten Energieriegeln ever
# Unsere Truppe mit den Gastgebern Vladimir (re.) und Sonja (li.) vor dem zukünftigen Bike Shop an der "Caravec Mountain hut"

Gestärkt erreichen wir nach kurzer Fahrt das Hochplateau über dem Mavrovo-Stausee, der Blick schweift über die baumlosen Hänge auf die Grenzberge zu Albanien. Bis über 2700 m ragen die noch schneebedeckten Gipfel hier in den Himmel. Auf einer Schotterstraße überqueren wir das Hochplateau, keine Menschenseele begegnet uns. Ein unscheinbarer Abzweig führt uns zu einer Schäferhütte, lautes Hundegebell empfängt uns. Ein Hund, gefühlt in Größe eines Löwen, trabt auf uns zu. Wir bleiben ruckartig stehen und verschanzen uns hinter unseren Bikes. Zum Glück ertönt in dem Moment ein lauter Pfiff, der Hirte ist in der Nähe und ruft die beeindruckende Erscheinung zurück. Am Abend zuvor erzählte uns Vladimir von Schäferhunden, die Wölfe und Bären in die Flucht schlagen, mit der Begegnung wird die Geschichte mehr als glaubhaft.

# Blick auf den Mavrovo-Stausee im gleichnamigen Nationalpark
# Die Durchquerung der Hochebene im Mavrovo-Nationalpark ...
# ... war lang und einsam.
# Start der Abfahrt auf dem Trail nach Mavrovo

Erleichtert erreichen wir den Startpunkt der Abfahrt, es folgt ein flüssig zu fahrender Trail, nur vereinzelt in den Weg ragende Wacholderbüsche und ein paar auf dem Weg liegende Äste trüben etwas den Spaß. Wir scheinen die ersten Biker zu sein, die den Weg nach dem Winter nutzen, an diesem Tag sind wir vermutlich auch die Einzigen. Am Ende finden wir uns plötzlich auf einer Skipiste wieder und rollen die letzten Meter zur Talstation. Mavrovo ist das größte Skigebiet Nordmazedoniens und im Winter gut besucht. Jetzt im Sommer ist wenig los, die Atmosphäre im Tal gleicht einer Szene aus einem Western. Blockhütten mit Skiverleih und einem Shop mit Erfrischungen reihen sich an einem leeren, staubigen Parkplatz aneinander, die Sonne brennt uns ins Genick.

# Ausblick auf der zweiten Abfahrt im Mavrovo-Nationalpark
# Auf der Abfahrt ...
# ... nach Galičnik.
# Ausgesetzte Passage von Galičnik nach Janche

Ab auf den Bärentrail

Um die zweite Auffahrt zu verkürzen, steigen wir in den Jeep. Die Fahrt führt durch ein idyllisches Bachtal mit dichtem Laubwald. Gut durchgeschüttelt erreichen wir den Einstieg zum Trail. Dimitri öffnet den Kofferraum und lächelt: „Ihr hattet doch angeboten zu helfen: Hier sind die Markierungen – der Trail nennt sich Bärentrail, es gibt hier viele Bären, sie nutzen die Rinnen im Gelände, um zum Fluss zu gelangen“. Nach der ersten Schrecksekunde zurren wir die Schilder an unsere Rucksäcke. Dimitris Empfehlung folgend wird die Abfahrt recht musikalisch – laut singend und jodelnd rauschen wir mit etwas mulmigen Gefühl um die zahlreichen Kurven. An markanten Wegpunkten bleiben wir stehen, um die Schilder anzubringen, ein kurzer Jauchzer geht jeweils voraus, um eventuell in der Nähe weilende Bären zu vertreiben. Unsere Taktik scheint die richtige zu sein – unversehrt erreichen wir das Tal.

# Hilfe bei der „Wegmarkierung“ ...
# ... und Start der musikalischen Abfahrt auf dem „Bärentrail“.
# Hollareiduldijö! - Robert, der mutige Fotograf nahm sich Zeit auf dem Bärentrail.
# crossborder-mtb-biking 2325 Hollareiduldijö!

Willkommen in Albanien

Am nächsten Tag steht der Grenzübertritt nach Albanien auf dem Programm. Was bis vor Kurzem noch undenkbar war, ist heute problemlos möglich. Albanien stand über 40 Jahre unter der Herrschaft des Diktators Enver Hoxhas, auch nach seinem Tod 1985 blieb erst mal alles wie in den Jahren zuvor. Das Land war hermetisch abgeriegelt, erst 1991 trotzten protestierende Studenten dem Regime die Zulassung von Oppositionsparteien und freie Wahlen ab. Zahlreiche Albaner flüchteten im Anschluss auf überfüllten Schiffen ins Ausland und suchten dort Ihr Glück, das Land versank im Chaos.

# Am Grenzkamm zwischen Nordmazedonien und Albanien
# Wir lauschen den Erzählungen unseres Guides Orgest ...
# ... im Hintergrund der 2750 m hohe Korab.

Von alledem ist nichts zu spüren, als wir den Grenzkamm auf knapp 2000 Meter Höhe erreichen. Lediglich ein wegähnlicher Streifen in den Hängen auf der albanischen Seite fällt uns auf. Die Erklärung dazu liefert Orgest, unser albanischer Guide: „Hier wurde jedes Frühjahr die Erde freigelegt, um den Albanern die Flucht zu erschweren. Beim Überqueren der Streifen hinterließen sie Spuren in der weichen Erde, es wurde Alarm geschlagen und Jagd auf die Flüchtlinge gemacht.“

Etwas nachdenklich schweift unser Blick in Richtung Küste. Es ist unvorstellbar, wie sich das Leben in Albanien in jahrelanger Unterdrückung angefühlt haben muss. Viel zu idyllisch wirkt der Ausblick auf die bergige Landschaft. Wo früher Soldaten Wache hielten, sitzen wir mit unserem Guide Orgest, der heute glücklicherweise die Möglichkeit hat, Menschen aus anderen Nationen die Schönheit seines Landes näherzubringen.

# Von Profis geplant - mit Hilfe von Locals gebaut - Trail nach Melan
# Der Trail nach Melan war ein staubiges Vergnügen
# Weiter geht es auf dem Grenzkamm

Was kurz darauf folgt, ist „Cross-Border Biking“ pur. Auf einem Pfad folgen wir dem Grenzkamm auf der nordmazedonischen Seite, nur ein kleines gelbes Schild „State Border“ markiert am höchsten Punkt die Grenze. „Willkommen in Albanien“, ruft Orgest und tritt schon wieder in die Pedale. Auf einem im Rahmen des Projekts neu angelegten Trail queren wir den steilen Hang. Was für ein Spaß! Man merkt, dass hier Profis mit am Werk waren. Auch auf den folgenden 1100 Höhenmetern bleibt der Funfaktor hoch, nur kürzere Abschnitte haben etwas unter den Hufen der hier typischen Transportpferde gelitten. Mit einem Grinsen im Gesicht erreichen wir das Bergdorf Rabdisht. Kinder rennen durch die mit groben Steinen gepflasterten Gassen und begrüßen uns laut rufend und winkend. Ein alter Mercedes-Transporter parkt neben voll bepackten Pferden. Man fühlt sich um Jahrzehnte zurückversetzt.

# Kurz vor dem Bergdorf Rabdisht

Als Herberge dient uns ein für die Region typisches altes Steinhaus, frisch renoviert von Haki Galici, 76 Jahre alt. Zum Abendessen gehen wir ins benachbarte Guesthouse „Sabriu“. Beide Gastgeber wurden mit finanziellen Mitteln der GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) unterstützt, um Ihre Häuser zu renovieren. Dem Beispiel folgen immer mehr Einwohner des kleinen Dorfes, der Plan durch den Tourismus die Landflucht und den Verfall der Dörfer zu bremsen scheint erste Früchte zu tragen.

# Unser Gastgeber in Rabdisht - Haki Galici

Am nächsten Morgen steht eine kurze Abfahrt auf der Straße nach Peshkopi auf dem Programm. Ohne Handschuhe und Knieschützer trete ich an. „Protektoren wären schon sinnvoll“ meint Orgest. Auf der Straße? Nach dem Start wird mir schnell klar, was mit „Straße“ in Albanien gemeint ist. Ein grober, stark ausgewaschener Schotterweg ist die einzige Verbindung zur Stadt im Tal. Ich wundere mich kurz, wie es der alte Mercedes ins Dorf geschafft hat.

# Nachwuchsförderung - ein Bike dieser (Preis)klasse ist für viele Albaner unerreichbar

Auf der Fahrt durch die Straßen von Peshkopi wird uns bewusst, dass Albanien eines der ärmsten Länder Europas ist. Eselskarren fahren neben alten Autos, der Putz bröckelt von den Fassaden der Wohnblöcke aus den Zeiten des Kommunismus. Bereits im Mai stapelt sich das Brennholz vor den Häusern, um im nächsten Winter als Heizmaterial zu dienen. Aber es gibt auch Zeichen des Aufbruchs und des Neuanfangs, wir fahren zum neu eingerichteten Besucherzentrum und werden dort herzlich empfangen von der Projektleiterin Lindita Manga. Die Fußgängerzone ist anlässlich eines Festivals voll mit Ständen der Anbieter aus der Region Dibra. Kinder in landestypischer Tracht führen traditionelle Tänze auf, es herrscht eine ausgelassene Stimmung.

# Kinder in traditioneller Tracht in Peshkopi
# Es herrscht eine ausgelassene Stimmung

Unser straffer Zeitplan lässt es leider nicht zu, das Stadtleben noch etwas länger zu genießen. So tauchen wir nach kurzer Fahrt auf der Hauptstraße Richtung Tirana wieder in das Landleben ein: Kommunistische Bauten weichen traditionellen, mit Lehmziegeln gebauten Bauernhäusern. Autos sind keine mehr zu sehen, nur voll bepackte Pferde, die als einziges Transportmittel auf den Verbindungswegen zwischen den Dörfern dienen.

# Alternatives Fortbewegungsmittel
# crossborder-mtb-biking 4472 Auf dem Trail nach Melan
# crossborder-mtb-biking 4484 Auf dem Trail nach Melan
# Zweite Abfahrt nach Melan

Ein Wegweiser führt uns bergab in Richtung der Schlucht des Flusses „Drin“. Kurz darauf gibt der Wald den Blick auf den Fluss frei, doch loses Gestein und der Verlauf des Trails in dem steilen Hang erfordern volle Aufmerksamkeit. Wir überqueren den Fluss auf der neu errichteten Brücke, am anderen Ufer erwartet uns Labinot Murrja, der Inhaber des „Butterfly Camp“, einem kleinen Öko-Camp in fantastischer Lage direkt am Fluss. Wer hier übernachten will, muss wie wir mit dem Bike oder zu Fuß, mit dem Pferd oder mit dem Boot anreisen. Einen mit Autos befahrbaren Zugang gibt es nicht, alles was benötigt wird, transportieren Pferde.

# Bergverkehr hat Vorfahrt - eines der vielen typischen Lastenpferde
# Im Rahmen des Projekts angebrachte Markierungen säumen den Trail nach Melan
# Kirschenzeit in Peshkopi - da muss man zuschlagen
# Ein Bauerndorf mit typischer Bauweise aus Lehmziegeln bei Peshkopi

Farbenspiele in grau und rot

Wir nutzen den Stopp, um uns im Fluss abzukühlen und mit „Jufka“ der typischen albanischen „Pasta“ zu stärken. Gerne würden wir länger verweilen, doch die dunklen Wolken am Himmel bewegen uns zum Aufbruch. Wir begleiten den Fluss auf dem neu angelegten Trail, die kurzen aber heftigen Steigungen und der Verlauf des schmalen Pfads im Steilhang über dem Fluss lassen den Puls nach oben schnellen.

# Blick in die Schlucht des „Schwarzen Drin“
# Abfahrt in die Schlucht
# Willkommene Abkühlung am „Butterfly Camp“
# Ein Opfer der Landflucht - verfallenes Haus in der Nähe des Drin

Der letzte Anstieg der Tour führt uns hinauf in die Berge über dem Tal des „Drin“. Die grünen Felder weichen einem Farbspiel erodierter Formationen mit grauer und roter Erde. Ein letztes Mal legen wir die Protektoren an und folgen dem ausgeschilderten Trail bergab. Dieser bietet aufgrund des Untergrundes viel Grip, die kurvige Streckenführung ist perfekt für schnelle Richtungswechsel. Im Staub des vor mir fahrenden Orgest ist der Verlauf nicht einfach auszumachen, ich vertraue halb blind auf seine richtige Linienwahl. Im Tal angekommen rollen wir der untergehenden Sonne entgegen, die Wolken haben sich verzogen. Ein perfekter Abschluss einer perfekten Woche!

# Letzte Auffahrt
# Auf der letzten Abfahrt ...
# ... mit Blick zurück auf Peshkopi.
# Fahrspaß im Staub

Die Nacht verbringen wir in Tirana, am nächsten Tag bleibt etwas Zeit vor unserem Rückflug für einen Stadtbummel. Wie die Tage zuvor ist die Vergangenheit zu spüren, auch der Spagat zwischen Arm und Reich, zwischen Pferdekarren und Luxuskarosse, wird hier noch deutlicher. Aber auch Zeichen des Aufbruchs sind wieder präsent, es wird viel gebaut, viele junge Leute sind in den Straßen unterwegs. Wir sind sicher, dass auch der Bike-Tourismus einen Teil zum Aufschwung in Albanien und Nordmazedonien beitragen wird. Die außerordentliche Gastfreundschaft, die Offenheit und Herzlichkeit der Menschen, die atemberaubenden Landschaften, die lokale Küche, ein Hauch von Abenteuer verbunden mit guter Erreichbarkeit und nicht zuletzt die tollen Trails – für uns gibt es viele Gründe zurückzukehren!

Wer mehr über das geförderte Projekt und den Next Level Tourismus erfahren möchte, wird hier fündig: www.alcdf.org. Zusammen mit Orgest (www.ridethebalkans.com) planen wir übrigens, eine ähnliche Tour in das Programm von www.mtb-slowenien.de aufzunehmen. Und mehr Bilder von Robert gibt es hier: www.niedring.de. Na dann …

Zbogum Makedonijo, Mirupafshim Shqipëri! Auf Wiedersehen Mazedonien, auf Wiedersehen Albanien!

Was sagt ihr zum Trip nach Nordmazedonien und Albanien von Peter und Robert?

Information: MTB-News.de steht in keiner Weise in finanzieller Verbindung zu Verfasser, Fotograf oder Organisator des Berichts. Der Bericht wurde uns von Peter Immich kostenfrei zur Verfügung gestellt. Für weitere Informationen zum Angebot findet ihr den Link zum Anbieter im Artikel.

Text: Peter Immich | Bilder: Robert Niedring
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