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Test
Manitou Mattoc 160 mm Federgabel

Manitou hat für die Mattoc einen ganz schönen Tamtam gemacht. Da wurde auf der Eurobike die Gabel gezeigt, aber nur unter einer Jacke versteckt, weil der eigentliche Launch noch einen Tag warten sollte. Als am nächsten Tag schließlich das Embargo fiel, hatte Manitou eine Gabel vorgestellt, die den Nerv der Zeit ziemlich genau treffen könnte – wenn sie funktioniert wie versprochen. Wir hatten die Gelegenheit, uns einen ersten Eindruck zu verschaffen.

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# Herbst 2013 – ein Wochenende mit der brandneuen Manitou Gabel.

Vorwort

Zunächst einmal über die Gabel selbst: Sie bietet 160 mm Federweg und kommt mit 15 mm Steckachse und Tapered Steuerrohr, hat 34 mm Standrohre und bietet Raum für 26″ oder 27,5”-Laufräder. Das kennt man nur zu gut: Rock Shox Pike und Fox 34 kämpfen auf diesem Segment, auch X-Fusion, Suntour und viele andere wollen in genau diese Nische. Kein Wunder: Die Gabeln passen perfekt zu den vielseitigen Bikes, die viele Hersteller dieser Tage anbieten. Doch womit will sich Manitou hier abheben?


# Ungewohnt freier Blick aufs Vorderrad – die Brücke liegt hinten

Zum einen wären da die offensichtlichen Manitou-Merkmale: Die Gabelbrücke befindet sich nicht vor, sondern hinter den Standrohren und die Steckachse ist an den Enden sechseckig ausgeführt. Wesentlich essentieller dürfte aber die verbaute Dämpfung sein: Manitou hat der Enduro-Gabel das Herz des Downhill-Klassikers Dorado Pro eingesetzt. Das Versprechen lautet also ganz klar: Die Performance der Dorado jetzt auch für kleinere, leichtere Bikes. Das geniale dabei: Die neue Gabel fällt schön leicht aus; das von uns gefahrene Exemplar wiegt gerade einmal 1850 g mit Achse und Casting für 27,5”!


# Hier passt die Farbe super – gibt es aber leider nur für Team-Fahrer und am Alutech Fanes Limited an Nikolaus

Setup

Der Einbau des Vorderrades dauert zu allererst ungewöhnlich lang. Ohne mit dem Hexlock-Schnellspanner vertraut zu sein, erschließt sich zwar sofort die Funktion; doch die Umsetzung hakelt etwas. Mit einer Portion Fett auf dem Stift am Ende der Achse lässt sich die Bedienung zwar vereinfachen, und das System funktioniert dann auch sehr schnell – auf Dauer würde uns aber interessieren, wie verschleißfrei und leichtgängig das System bleibt.


# Wir fuhren die Mattoc Pro – blau unten sichtbar der Einstellknopf der Zugstufe

Beim Setup der Gabel fällt auf: Das verbaute Schraderventil lässt sich hier schier nicht mit dem Fingernagel öffnen, mit einer Pumpe mit Luft-Ablass-Knopf geht es aber einwandfrei. Der Vorteil: So spritzt garantiert kein Öl auf die Bremsscheibe. Nachdem bei offener Dämpfung der richtige Sag eingestellt ist, kann man an den drei Druckstufen-Knöpfen, die allesamt an der rechten Oberseite angeordnet sind, und der Zugstufe rechts unten zu spielen beginnen. Bei dieser Vorserien-Gabel sind noch keine Schriftzüge aufgebracht, für die Serie soll aber natürlich auch daran gedacht worden sein. Wir merken uns einfach: Die Druckstufen-Knöpfe regeln von unten nach oben die Dämpfung, wie sie von unten nach oben zum Einsatz kommt: Low-Speed, High-Speed, Bottom-Out. Alle Knöpfe sind mit einer hochwertig wirkenden Rasterung versehen, sodass man genau abzählen kann, wie viel man zugedreht hat. Dank des Hebels an der Low-Speed-Druckstufe wird hier auch eine rege Nutzung auf dem Trail möglich, beispielsweise wenn es steiler wird.


# 3 Mal einstellbar, von unten nach oben: Lowspeed Druckstufe, Highspeed Druckstufe, Bottom Out

Fahreindruck

Ab dem ersten Meter fällt auf, dass die Gabel ab dem ersten Millimeter eher straff federt. Anders als Pike, die auf den ersten Zentimetern sehr fluffig arbeitet, geht die Kennlinie der Mattoc direkt steil. Dabei ist sie bei kleinen Stößen keinesfalls hakelig, sondern einfach nur straff und gedämpft. Dadurch fühlt sie sich im direkten Vergleich zur Pike nicht ganz so komfortabel an, gibt aber dafür tolles Feedback, ohne unkomfortabel zu wirken.

Mit Hilfe des Low-Speed-Druckstufen Hebels ließ sich diese Straffheit weiter steigern. Wir haben ein paar Spitzkehren mitgenommen und uns bewusst auf dem Vorderrad bewegt. Dabei konnte die Druckstufe natürlich ein Einfedern nicht gänzlich verhindern, aber doch deutlich abschwächen. Von solchen Situationen abgesehen drehten wir die LS-Druckstufe aber eher auf, um die Gabel aktiv zu halten. Der Einfluss der Highspeed-Druckstufen-Verstellung war in diesem Kurztest schwerer zu erspüren, leichter ging es da mit der hydraulischen Einstellung des Durchschlagschutzes. Dieser oberste Knopf variiert, ab wo die Endprogression aufgebaut wird, um ein Durchschlagen zu verhindern. Die Einstellung ist selbst beim Test auf dem Parkplatz direkt zu spüren und in dieser Form einzigartig.


# In solch steinigem Geläuf gibt die Gabel super Feedback, ohne unkomfortabel zu sein

Dreht man den Bottom-Out-Knopf bis zum Anschlag im Uhrzeigersinn, so beginnt die Endprogression bereits ab etwas nach der Hälfte des Federweges; ganz am linken Anschlag beginnt diese Rampe erst am Ende des Federwegs. Wir konnten zwar nur ein paar Steinfelder mitnehmen, doch fällt der Unterschied deutlich aus: Per HS-Druckstufe und Bottom-Out-Verstellung bleibt die Gabel höher im Federweg. Insgesamt gefiel uns die lautlose, effektive Dämpfung, die das Rad sehr satt auf der Piste liegen ließ.


# Dafür, wie ich hier auf dem Vorderrad hänge, bleibt die Gabel dank Lowspeed-Druckstufe gut draußen

Übersicht

In Fett markiert die von uns gefahrene Spezifikation, auf die sich auch der Preis bezieht.


Diese Fotos im Fotoalbum anschauen

Kurzfazit

Der erste Eindruck zählt – und die Manitou Mattoc hat einen guten ersten Eindruck hinterlassen, zumindest ab dem Moment, in dem das Vorderrad drin war. Im Vergleich zur Pike fällt die straffere Charakteristik auf. Die Downhill-Dämpfung lässt die Mattoc souverän auf der Strecke liegen, und auch das geringe Gewicht gefällt. Die Einstellung der Endprogression ist in dieser Form ein Alleinstellungsmerkmal, das wir als durchaus nützlich empfunden haben. Wenn dann noch die Haltbarkeit stimmt, steht einem Erfolg der Mattoc aus unserer Sicht wenig im Weg. Das Beste zum Schluss: Mit 619€ ist die Gabel für die gebotene Leistung gerade im Vergleich zur Konkurrenz voll akzeptabel bepreist.

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