Das Bekleidungs-Label Triple2 zeigte uns auf der Messe die Neuheiten der 2016er Kollektion. Neben neuen Farben und etwas veränderten Materialien zeigt triple2 ihre neue Bibshort „Snell“ und die leichte „Hanning Jacket“. Im Interview blickt Matthias Dreuw zurück und erzählt, wie triple2 sich entwickelt hat und wie an die Neuentwicklung von Produkten herangegangen wird.
Triple2 startet 2016 in ihr 6. Jahr. Einige dürften das Münchner Bekleidungslabel, das Matthias Dreuw ins Leben gerufen hat, bereits kennen. Die Kollektion ist in den vergangenen Jahren gewachsen und umfasst Produkte für den sportlichen Einsatz auf dem Trail und den Alltagseinsatz in der Stadt.
Neben den Produkten interessierte uns, wie der Gründer der Marke die Entwicklung von triple2 bewertet und wie sich die Produktionsbedingungen und die Materialwahl seit dem Markteintritt 2010 verändert haben:
MTB-News: Hallo Matthias, danke, dass du die Zeit findest, über eure Entwicklung und Produkte zu sprechen. Im Rückblick, wie hat sich triple2 in den letzten 5 Jahren entwickelt?
Matthias: Triple2 hat sich in den letzten fünf Jahren sehr positiv entwickelt. Wir hatten am Anfang als Newbee in dem Bereich natürlich mit allen möglichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Aber inzwischen haben wir einen stabilen Kundenstamm in ganz Europa, eine tolle Kollektion und eine qualitativ hochwertige Produktion. Man könnte also sagen, dass wir uns langsam aber sicher zwischen den großen Herstellern etablieren.
Wo produziert ihr inzwischen hauptsächlich und warum habt ihr diesen Standort gewählt?
Wir produzieren inzwischen ausschließlich in Kroatien in einer kleinen Produktion direkt an der slowenischen Grenze. Die Entscheidung hierzu hatte mehrere Gründe. In den ersten beiden Jahren haben wir noch in Asien herstellen lassen. Allerdings ist die Kommunikation und die Kontrolle der Produktion für uns schwierig gewesen, denn wir können nicht alle zwei Wochen nach Shanghai fliegen und auf unsere Produktion aufpassen. Das geht allein von der Manpower schon nicht. Außerdem hatten wir immer wieder Qualitätsprobleme. Deshalb war es für uns extrem wichtig, so nah an der Produktion zu sein wie es geht, um eine bessere Kommunikation zu erzielen und auch eine bessere Kontrolle zu haben.
Ein weiterer Grund war, dass wir eine Produktion benötigen, die hochtechnische Produkte in relativ kleinen Stückzahlen produzieren kann. Die Asiaten haben an so etwas kaum Interesse. Mit unseren Kroaten haben wir dagegen den richtigen Partner gefunden: Extrem hohes technisches Niveau, auch vom Maschinenpark; motivierte Mitarbeiter und direkte Kommunikation. Wir finden, das sieht man auch deutlich an der Qualität unserer Produkte. Und der Kunde sieht das hoffentlich auch.
Shirt aus 100% Merinowolle, Hose aus 100% Polyester
Welche Werkstoffe verwendet ihr in den neuen Kollektionen, mit welchen Materialien habt ihr bereits Erfahrungen gesammelt?
Das ist sehr unterschiedlich. Angefangen haben wir ja mit einer Eigenentwicklung aus recyceltem Polyester und Hanf (wir hatten die Shorts bereits hier getestet, Anm. d. Red.) Ich bin immer noch der Überzeugung, dass diese Kombination ein hohes Potential hat. Denn die Trocknungseigenschaften und die antibakterielle Wirkung sind kaum zu überbieten. Allerdings hat sich der Handel mit dem Material schwer getan. Es ist eben nicht so einfach etwas zu verkaufen was keiner kennt. Als Newcomer sich hier gegen etablierte Produkte durchzusetzen, ist uns leider nicht gelungen. Deswegen haben wir immer wieder unsere Materialien geändert, um uns den Wünschen der Kunden anzupassen.
Inzwischen verwenden wir viel Merino, Sympatex-Stoffe und recyceltes Polyamid. Die Umweltfreundlichkeit spielt nach wie vor eine zentrale Rolle! Natürliche Materialien, recycelte Garne und bluesign zertifizierte Stoffe stehen bei uns ganz oben auf der Einkaufsliste. Wir versuchen inzwischen außerdem soviel Material wie möglich in Europa einzukaufen, um die Wege kurz zu halten. Das ist nicht immer einfach, weil es nicht alles in Europa gibt, aber bis jetzt kommen schon 90 Prozent aller Stoffe, die in unseren Produkten eingesetzt werden, aus Europa.
Wie läuft eine Produktentwicklung bei euch ab?
Am Anfang steht immer der Wunsch nach einem Produkt. Was fehlt mir? Für welchen Einsatzbereich hätte ich noch eine neue Idee? Ich persönlich habe mich zum Beispiel für unsere neue SNELL Bib Tight eingesetzt. Wir hatten bis dato keine Bib mit einem vernünftigen Sitzpolster im Programm. Da ich neben dem MTB auch viel auf dem Rennrad sitze und meine alte Hose den Geist aufgegeben hat, wollte ich, dass triple2 etwas eigenes macht. Allerdings nicht irgendetwas! Unsere Hose besteht zu 100% aus europäischen Produkten. Vom Garn bis zum Sitzpolster und ist aus recyceltem Polyamid hergestellt, dass in der Slowakei hergestellt wird. Nachdem das Material und das Design festgelegt ist, wird in unserer Produktion ein erster Prototyp hergestellt, der dann von mehreren Testfahrer ausprobiert wird.
Meistens bekommen unsere Partner von Bremsspur und Biketours Oberstdorf die Prototypen zum Testen. Erstens weil die Jungs viele Testkilometer abspulen und zweitens, weil Sie schon viele Dinge ausprobiert haben und daher gut vergleichen können. Im Anschluss sammeln wir das Feedback und lassen die Infos in den zweiten Prototyp einfließen, der noch einmal getestet wird. Dann folgen zwei Fittings, in denen die Passform optimiert wird. Dazu werden alle Produkte auf einem Fahrrad, dass auf einer Trainingsrolle steht ausprobiert und alle Änderungen per Foto und Beschreibung dokumentiert. Diese Info bekommt dann unsere Produktion, um die Schnittdateien entsprechend zu ändern. Wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, sind wir im Prinzip bereit für die Produktion. Das ist jetzt der Ablauf für eine relativ einfaches Produkt, bei Regenjacken ist die Sache noch einmal deutlich komplizierter, weil wir dort noch diverse Nahtdichtigkeits- und Waschtests einfügen.
Was sind Neuerungen, die ihr auf den Markt gebracht habt?
Unser absolutes Alleinstellungsmerkmal ist sicherlich neben der Umweltfreundlichkeit, dass wir versuchen Produkte herzustellen, die sowohl für den Alltagsgebrauch als auch auf dem Bike oder vielen anderen Sportarten funktionieren. Egal ob ich mit dem Rad zur Arbeit fahre oder mit dem MTB über feine Trails rausche. Dabei sollen unsere Produkte nicht nach einem Jahr wieder out sein, sondern zu Lieblingsteilen unserer Kunden werden. Dazu müssen sie zeitlos schön sein, super funktionieren und eine hohe Qualität aufweisen. Diesen Spagat zu schaffen ist eine enorme Herausforderung. Ich denke aber, wir haben uns in den letzten fünf Jahren enorm entwickelt und können diesen Spagat inzwischen ganz gut.
Engagement im Sport, wen unterstützt ihr? Engagement darüber hinaus?
Neben Einzelsponsorings unserer Teammitglieder wie Laura Konikowski (Enduro), Valentin Rapp und Julian Mittermaier (Slackline, Bergsport) statten wir vor allem Fahrtechnik- und Tourenguides aus. Das hat insbesondere den Grund, dass kaum ein anderer so viele Kilometer unter so unterschiedlichen Bedingungen zusammenbekommt wie zum Beispiel die Jungs von Bremsspur oder Biketours-Oberstdorf. Das Feedback, die Ideen und die Kritik, die wir hier bekommen ist im Prinzip unbezahlbar. Daneben unterstützen wir aber auch immer wieder Projekte, die einen sozialen Hintergrund haben. So haben wir zum Beispiel das Team Velosophics unterstützt, die auf ihrer Weltumrundung jeden Kilometer für das Projekt Bikes für Afrika gestrampelt sind. Für neue Ideen sind wir also immer offen. Ihr müsst euch nur bei uns melden!
Was ist neu in der Kollektion für 2016?
Ganz klar zum einen die oben genannte SNELL Bib Tight. Neu ist in 2016 außerdem unsere neue Super-Light Serie mit neuer BARG Short und SWET Shirt für All-Mountain und Enduro-Piloten aus recyceltem Polyamid. Im Urban-Bereich kommt das neuen HANNING Jacket; eine leichte Windjacke, die man in der Stadt, aber auch auf dem MTB immer dabei haben sollte. Stichwort: Kleines Packmaß, hoher Windschutz und das schnelltrocknende Hanf / recyceltes Polyester Material. Sowie unsere neue BUEX Pant, die aus einem wasser- und schmutzabweisendem Jeans-Material hergestellt ist und zudem sehr robust ist.
Auf welches Produkt seid ihr besonders stolz?
Eigentlich auf drei. Unsere FLOG Regenjacke und unsere neue SNELL Bib, weil wir hier zeigen können, was wir aus technischer Sicht drauf haben. Nur wenige Hersteller können nahtlose Bib-Tights herstellen und superschmale Tapes bei der Regenjacke verkleben. Und zum anderen unser KAPP Hoodie, das es so kein zweites Mal gibt. Ein warmes Merino-Hood mit integrierter Sturmhaube, das man grade im Frühjahr und Herbst absolut empfehlen kann, das aber auch beim Ski-Fahren Nase und Ohren warm hält. Seit 2012 mein absolutes Lieblingsteil.
Matthias, herzlichen Dank für deine Zeit.
Weitere Informationen zu triple2 und ihren Produkten findet ihr auf ihrer Homepage, dort findet ihr außerdem den lokalen Händler, bei dem ihr das Produkte in die Hand nehmen könnt.
Weitere Informationen
Website: www.triple2.de
Text & Redaktion: André Joffroy | MTB-News.de 2015
Bilder: triple2