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Tommy unterwegs – Verzwickt verwurzelt
European Enduroseries #4 in Nauders

Tommy Umbreit war bei der EES #4 in Nauders dabei und hat wieder einen Rennbericht inklusive schöner Fotos mitgebracht. Bei dem Rennen galt es 1500 hm Uphill und 4000 hm Downhill zu bewältigen – viel Spaß beim Rennbericht.

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Hallo Leute,

Nauders am Reschenpass, diesjähriger Austragungsort des 3-Länder-Enduros und 4. Stopp der European Enduroseries. Circa 290 Fahrer waren dabei auf fünf (Amateure) bzw. sechs (Pro Klasse) Stages unterwegs. Die große Runde hielt dabei gute 50 km mit circa 1500 hm Up- und 4000 hm Downhill parat. Entgegen dem letzten Jahr wurde die Hälfte der Stages für dieses Jahr neu angelegt, wodurch ein starker Tritt mit genügend Ausdauer vorausgesetzt und zermürbende Action garantiert waren.

# Schöner Blick auf den Reschensee

Nachdem für dieses Wochenende mit dem 3-Länder-Enduro mein persönliches Highlight der letzten Saison auf dem Plan stand, machte ich mich voller Vorfreude ins von Nürnberg aus fünf Autostunden entfernte Nauders am Reschenpass auf. Nauders liegt umgeben von 2500 bis 3000 Meter hohen Bergen in einer gigantischen Panoramabergwelt auf ungefähr 1300 Metern über dem Meeresspiegel. Auf ein Rennen und die damit verbundene physische Beanspruchung umgemünzt, bedeutete das auf jeden Fall eine extra Portion Pulsschlag. Auch bei mir machte sich die Höhenluft beim Ausladen des Autos und Hochtragen des Gepäcks aufs Hotelzimmer direkt bemerkbar, sodass ich hier nun spätestens beschloss, mir ein Bikekleid zu kaufen und den nächsten Campingurlaub im Höhenzelt zu verbringen.

Das Wetter zeigte sich an diesem Wochenende wechselhaft. Hingen am Samstag anfangs noch tiefe Wolken mit etwas Nieselregen über der Hochebene, gab es in der Nacht von Samstag auf Sonntag noch Regen, sodass die Pro Klasse auf frisch nassen Trails unterwegs war. Im Laufe des Tages und mit einem sonnenverwöhnten Start der Amateurklasse gegen 11.30 Uhr änderte sich dies allmählich, sodass die Trails unter der Südtiroler Sonne immer besser abtrockneten. Das eine oder andere Schlammloch blieb allerdings trotzdem unberechenbar fies rutschig :).

# Ludo May nimmt die Außenlinie

Die Trails zum Rennen wurden dieses Jahr teilweise neu angelegt. Hier galt es, auf quer zum Steilhang verlaufender und mit massig offenliegenden und nassen Querwurzeln angereicherter Linie nur irgendwie den Flow zu halten. Alternativlinien waren hier aufgrund der örtlichen Begebenheiten kaum möglich. Aktives Bikehandling über verblockte Ebenen parallel zur Höhenlinie mit anschließender Einfahrt in ein Steilstück senkrecht zur Höhenlinie und das ganze gesäumt von Bremspunkten, die nicht da waren, war angesagt! Mördermäßiger Anspruch für einen mittelmäßigen Fahrer im Bikekleid. :) Nicht immer so einfach zu bewältigen, zumal oft die wenig unterfütterten Begrenzungsbalken zum Steckenbleiben des Vorderrads einluden und somit nur ab und zu als Anlieger Sicherheit boten.

Die Trails, die aus dem Vorjahr beibehalten wurden, ließen sich wieder gewohnt genüsslich herunterscheppern. Egal ob Stage 1 mit schönen Linien durch Steilstücke und Wurzelhänge, Stage 2 mit ihrem anfänglichen und komplett auslaugendem Tretstück auf 2000 Metern über Meereshöhe gefolgt von einem Downhillgemetzel über Stock und Stein oder auch Stage 5, ebenfalls mit hohem Tretanspruch und einem Wurzelmeer, sowas hast du noch nicht gesehen – alle Stages feinste Naturtrails mit spaßigem Charakter und großer Vielfalt.

Nachdem die Streckenbesichtigung am Samstag beendet und ich über 7 Stunden im Sattel und auf der einen oder anderen Wurzel gehangen war, stand der Prolog an, der bei fast allen Rennen am Abend des Trainingssamstags abgehalten wird und dessen Zeit in die Gesamtwertung mit einfließt. Hier hieß es am Schloss von Nauders zwei Spitzkehren im nahezu senkrechten Abhang meistern, bevor es dann auf ein Sprintstück ging, dessen Anstieg nahezu wieder auf Höhe des Starts führte. Hier konnte Ludovic May (Canyon Factory Enduro Team) vor Andre Wagenknecht (Cube Action Team) und dem Kronplatzgewinner Matthias Stonig (MS-Mondraker) gewinnen.

# Nebel am Start von Stage 2

Wie oben schon erwähnt, regnete es von Samstag auf Sonntag vor dem Rennen nochmal, sodass die Pro Fahrer und Fahrerinnen rutschige Strecken vorfanden, welche besonderes Feingefühl auf den durchweg mit Querwurzeln gespickten Stages forderten. In der Klasse Pro Men schaffte es Enduro World Series Gewinner Jerome Clementz (Cannondale OverMountain Team) in seinem ersten Rennen nach seiner langen Verletzungspause direkt auf Platz eins und stellte seine Klasse mit einem Vorsprung (1 Minute und 51 Sekunden) direkt unter Beweis. Platz zwei ging an den Briten Philip Shucksmith (Pro Ride Guides) gefolgt von einem starken Markus Reiser (Focus Trail Team) auf Platz drei. Bei den Damen in der Klasse Pro Women gewann die wiederum starke Raphaela Richter (Radon Factory Enduro) vor Lorraine Truong (Norco – Leysin) und Pauline Dieffenthaler (Cannondale OverMountain Team). Bei den Masters setzte Rüdiger Jahnel ( Specialized-mountainbiker.at) nach Kronplatz seinen Siegeszug weiter fort und gewann mit 1 Minute und 10 Sekunden Vorsprung. Der 2. Platz in der Masterklasse ging an Damiano Rossa (A.S. DILETTANTISTICA) gefolgt von Thomas Schmitt ( www.vollblutrider.de). Die Amateurklasse gewann bei den Männern wie auch schon am Kronplatz Tobi Müller, gefolgt von Oliver Windler und Hannes Suter. Bei den Mädels gewann Sabrina Morell vor Caria Coester und Mirjam Wieser die Amateurwertung.

Ich persönlich kann mich leider nicht in der Finisher-Liste einordnen, da ich aufgrund eines Sturzes im Training, den damit verbundenen Schmerzen im Knie und einem demzufolge DNF im Prolog entschied, mir das Rennen am Sonntag von der Bank anzuschauen. Sehr bitter, da hier gutes Training in der Höhe für die nächsten Rennen auf der Strecke geblieben ist. Somit dann doch wieder Intervalle im Bikekleid in der Höhenkammer :-P

# Markus Inreiter im Steinteppich auf Stage 2

Insgesamt war es ein würdiges Rennen auf europäischem Niveau. Mit einer Rundenlänge von ca. 5 Stunden und einer Stagezeit von insgesamt ca. 40 Minuten wurde den Fahrern auf jeden Fall ordentlich was abverlangt. Technische und tretintensivste Trails, welche durch die Höhe und die Feuchtigkeit am Boden noch eine extra Portion Würze bekamen, waren Garant für abwechslungsreiches Racing auf hohem Niveau.

Next Stopp EES #5 Maribor.
Also Leute, keep on riding!
Euer Tommy

PS: Checkt meinen Blog [w]ride_it für mehr Racepics von Euch!

# Zaunüberquerung im Tretstück von Stage 2
# Offene Wiesenkurven in Stage 4
Text: Tommy Umbreit
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