Hallo Liteville-Rider,
nachdem ich hier bisher nur mitgelesen habe, nun mein Erfahrungsbericht:
Zunächst vielen Dank an die vielen Tipps, haben mir erheblich den Aufbau erleichtert. Ich fahre gelegentlich CC-Rennen, aber meistens Touren - zunehmend fahrtechnisch anspruchsvollere. Bisheriges Bike: 2003er Specialized Stumpjumper mit 90mm. Nun brauchte ich mehr Federweg. Kaufüberlegung daher der S.-Nachfolger mit 120mm oder ein Fusion Raid, aber dann war Liteville in Testberichten überragend, also selber testen angesagt. Problem: 2005 alle Rahmen ausverkauft, nirgends ein Händler in der Umgebung mit einem Testbike. Dann neu:
Pedalum Mobile, bisher Specialized-Händler nun auch offizieller Liteville-Stützpunkt mit Testbikes. Also nervte ich dort, wann ja wann kommen die Testräder 2006. Und dann das Warten (kennen hier die meisten - Liefertermin usw.). Und dann vor Ostern kam der Rahmen für das Testbike in den Laden. Ich hatte den Rahmen (in M) in der Hand und war zu 99,9999% überzeugt ich will ihn... aber erst mal testen. Danke noch mal an den Chef von Pedalum Mobile, der am Osterfreitag das Testbike zusammenschraubte. Anfangs dann Verunsicherung: Fahrwerk (genau die Wippe) bewegt sich sichtbar stark und dann dieses Arbeitsgeräusch des Dämpfers ... wippt das etwa?? Mein Stumpj. war dagegen ruhig, hatte aber auch weniger Federweg und weniger Dämpferhub. Nach einigen Einstellungen - überragendes Fahrverhalten - das Fahrwerk dämpft Bodenwellen und fette Wurzeln einfach weg und Bergauf ein direkter Vortrieb - kein Vergleich zum alten Stumpj. (eigentlich kein schlechtes Bike). Nun gut, andere Bikes haben auch mehr Federweg. Aber Geometrie, Dreiecksrahmen, Dämpfer geschützt vor Dreck und Steinschlag unterm Oberrohr, Beinfreiheit, Gewicht, Verarbeitung, kein abplatzender Lack dank Eloxal und kein Abheben des Vorderrades, trotz steiler Rampe - einfach nur überzeugend. Aber vor allem der Vortrieb unglaublich, gelegentlich prüfe ich den Lockouthebel, ob der versehentlich eingestellt ist, so direkt ist das Fahrgefühl. 1.Streckenvergleich Rennstrecke: (Rennen leider zuvor mit Stumpj.) mit Liteville spürbar schneller vor allem über Bodenwellen und dann die Downhill-Teilstücke, gelassen im Sitzen die direkte Linie über fette Wurzeln gefahren und nicht die Linie der Hardtails und der Möchte-gern-Fullys. 2.Streckenvergleich - Arbeitsweg: extremer Vortrieb, 5 km/h schneller und mit Abstand Streckenrekord - Federgabel, Laufräder,
Reifen usw. zunächst vom Stumpj. - also lag es am Rahmen. Keine Zweifel mehr, nur noch Grinsen. Also wurde das neue Testbike mit Änderungen nach Ostern 2006
mein Liteville. Dann erstes CC-Rennen: wo andere im Stehen die Downhill-Strecke ausgleichen mussten, konnte ich gelassen im Sitzen schneller runterballern und sogar meine Beine ausschütteln. Das war eine Genugtuung, da in Berlin bei Rennen Fully-Fahrer belächelt werden. Dann der Marathon im Berliner Grunewald (80 Km; 1400 hm, zwar keine hohen Berge, aber ständiges hoch und runter macht auch Meter): 1. anderes Liteville gesehen und 2. einige darunter gute Racer auf Hardtails versägt, teilweise am Berg, eigentlich auf dem Papier eine Domäne von Hardtails. Fazit: Liteville aufgrund des sehr guten Vortriebs eigentlich gegenüber Hardtail nur noch beim Gewicht im Nachteil, aber mit etlichen Vorteilen: auch Bergauf schluckt Fahrwerk Hindernisse (kannte ich bisher beim Stumpj. auch nicht) und besserer Vortrieb (ständiger Bodenkontakt, kein Kraftverlust in Heckfederung wie bei anderen Fullys) und dank überlegener Dämpfung mehr Kraftreserven auf einer Langstrecke.
Mein Kritikpunkt: (wahrscheinlich der tollen Geometrie geschuldet) relativ tiefes Tretlager im Vergleich zum Stumpj., dadurch gelegentlich Pedalkontakt mit Wurzeln und in der Kurve mit dem Boden - gewöhnungsbedürftig. Sonstige Kritikpunkte kann ich nicht teilen, z.B. die Zugverlegung ist OK, da eng am Rahmen, nichts hängt an der Wippe herum. Auch die Befestigung des Flaschenhalters ist kein Vergleich zum Aufwand bei meinem alten Stumpj. - viel mehr Platz im Rahmen, daher kein penibles Ausgleichen mit Unterlegscheiben damit 1L Flasche reinpasst.
Nun Ernüchterung, Dämpfer schon zweimal defekt (Öl in Luftkammer, dadurch Hubverlust und kein echter Lockout). Reparatur über DT ging unkompliziert und relativ schnell, aber jedesmal 1-2 Wochen Litevillepause. Nun leider das gleiche zum dritten Mal und bisher keine Lösung, denn noch mal einschicken bringt wohl nichts. Wahrscheinlich funktionierte mein Dämpfer nur kurz nach dem Kauf und kurz nach den beiden Reparaturen richtig. Wenn man den Lockout nicht benutzt und den Hub des Dämpfers nicht bis zum Anschlag ausnutzt und die Auswirkungen des Defektes nicht kennt, merkt man dies nicht gleich: in sehr groben Gelände und bei langen schnellgefahrenen Bodenwellen kommt der Dämpfer zum harten Endanschlag und der Hub am Dämpfer (Ring) beträgt 35-40 mm anstatt 50 mm. Auch das Federungsverhalten wird progressiver, da weniger Hub. Letzte Reparatur ist ca. eine Woche her. Im Moment bin ich frustriert, zumal ich im September nach Spanien biken will.
Fazit nach ca. 1.500 km: Liteville ein g e i l e s echtes Fully für jedes Gelände, nur das meine Fahrtechnik dazulernen müsste, wenn mein Dämpfer mal richtig funktionieren würde.
Im übrigen find ich es schade, dass dieses Jahr kein überregionales Liteville-Treffen stattfindet. Wäre gern in den Harz gefahren, aber vielleicht könnten sich die Berliner Liteviller mal treffen, sind ja nicht wenige.