syntace liteville [Teil 1]

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meint ihr es macht für einen Jungunternehmer Sinn einen hochwertigen Rahmen, der breitbandig eingesetzt werden kann (von Rennfeile über Tourer bis "Enduro light") als komplettes Rad anzubieten? Den Markt einzuschätzen ist das eine, sowas unternehmerisch auf die Füsse zu stellen ist auch nicht ohne.

Räder zusammenschrauben soll der Händler, mir persönlich ist es lieber wenn so wie hier der Hersteller seine Fähigkeiten auf das Produkt konzentriert und nicht mit der Auswahl von irgendwelchen Komponenten :D

Die Geschmäcker und Einsatzbereiche sind so verschieden - ich würd mir in dem Preissegment auch nur den Rahmen solo kaufen - meine Räder sind alle selbst aufgebaut.
Das ist auf längere Zeit gesehen billiger als die ganzen Teile auszutauschen, die mir nicht gefallen oder nicht in meinem Einsatzbereich liegen.

im übrigen macht der Rahmen auch live eine gute Figur
 
ibislover schrieb:
exklusives material hat einen gewissen preis!

ABER, wenn ihr euch ein rad so zusammenstellt wie ihr es haben wollt und dann zu eurem lokalen bikeshop geht und mit denen ein wenig verhandelt, kommt ihr auf den gleichen preis wie ein komplett-bike vom hersteller, teilweise sogar noch ein wenig darunter.

:eek: Wenn ich für einen Kunden ein Bike zusammenstellen würde, das günstiger kommt als ein gleichwertiges Komplettbike, müsste ich alle Teile unter unserem Einkaufspreis verrechnen. Das geht ja wohl nicht. Okay, das gilt für die Schweiz. Wenn ich sehe, dass in deutschen Onlineshops Teile zu unserem EK (oder sogar darunter) angeboten werden, könnte ich manchmal glatt verzweifeln. :heul:
 
crank schrieb:
:eek: Wenn ich für einen Kunden ein Bike zusammenstellen würde, das günstiger kommt als ein gleichwertiges Komplettbike, müsste ich alle Teile unter unserem Einkaufspreis verrechnen. Das geht ja wohl nicht. Okay, das gilt für die Schweiz. Wenn ich sehe, dass in deutschen Onlineshops Teile zu unserem EK (oder sogar darunter) angeboten werden, könnte ich manchmal glatt verzweifeln. :heul:
mann soll sich ein bike zusammenstellen mit allen teilen die man haben will, also ohne die kompromisse die man beim komplettbike eingeht, dann kann man beim gleichen preis landen, oder evtl. darunter.
natürlich muss der händler einem da etwas entgegen kommen, aber gehen tut es durchaus.
mann muss halt vernüftig mit den leuten reden. ;) und wenn man schon kunde ist, ist meist noch ein wenig einfacher.

aber eigentlich soll es hier ja um die litville rahmen gehen. :D



gruß,
phil
 
Michi@Liteville schrieb:
Hab auch schon einen Rahmen mit "für Rohloff optimierten Drehpunkten" umgebruzelt. Bin ich noch mehr gespannt ...!!!
Sobald ich dazu komme gibts ein Bericht, zu einer ausführlichen Testfahrt bist Du natürlich immer willkommen.

Hallo,
hat die Testfahrt schon stattgefunden ? Würde mich ja brennend interessieren, wie sich euer Bike mit Rohloff fährt.

Grüße
 
Zu den Anforderungen an ein Race-/ Tourenfully bin ich einverstanden, dass es fuer das Racefully nicht so wichtig ist, ob es jetzt 80 mm Federweg oder 110 mm Federweg hinten hat, solange der Hinterbau nicht unangenehm wippt oder sonst durch ungewolltes Federn negativ auffaellt. Allerdings kann man den Schwerpunkt bei einem Bike mit weniger Federweg etwas tiefer ansetzen als bei einem Bike mit mehr Reserven und somit kann bei weniger Federweg das Tretlager auch noch etwas tiefer sein.

Die Ueberlegung mit dem Mehr an Restfederweg, wenn zu Beginn des Federwegs das Uebersetzungsverhaeltnis kleiner ist, stimmt schon, allerdings ist dann auch die Federrate im Sag (wegen dem dort kleineren Uebersetzungsverhaeltnis) groesser und das Bike fuehlt sich etwas weniger sensibel an (gut fuer Racer).
Mit einem Daempfer, der in diesem Bereich eine flache Federkennlinie besitzt, kann man das (zum Teil) wieder wettmachen, zum Beispiel mit dem 2005-er Manitou Swinger SPV Luftdaempfer.

Fuer mich wichtig ist eine Federkennlinie, die im letzten Drittel des Federwegs progressiv ist - so hat man nicht das Gefuehl, dass das Bike bei grossen Schlaegen ueberfordert ist.

Gruss
Dani
 
Hi Dani,
schön von Dir zu hören, haben auf der Eurobike ja schon recht ausführlich miteinander gequatscht.

Zu Deiner Aussage:
Die Ueberlegung mit dem Mehr an Restfederweg, wenn zu Beginn des Federwegs das Uebersetzungsverhaeltnis kleiner ist, stimmt schon, allerdings ist dann auch die Federrate im Sag (wegen dem dort kleineren Uebersetzungsverhaeltnis) groesser und das Bike fuehlt sich etwas weniger sensibel an (gut fuer Racer).

Es ist richtig, das was Du beschreibst, das kann man so mit jedem Bike machen, würde heißen: Mehr Luftdruck, dadurch weniger Sag, dafür mehr Restfederweg zur Verfügung. Problem dabei ist jedoch, dass sich die Federrate nach oben (ver)schiebt und der große Restfederweg kann gar nicht genutzt werden. Das wäre wie wenn ein 70Kg Mann mit der Abstimmung eines 90Kg Mann fahren würde, was viele Racer ja tun. ;-)

Die Kunst ist es jedoch die Kennlinie so hin zu bekommen, dass diese bei einem geringem Anfangsübersetzungsverhältnis (in unserem Fall von 1:1,8) bereits im Bereich des Sag schön Flach ansteigt.
Und wenn wir gerade dabei sind muss ich gleich noch ein wenig Aufklärungsarbeit leisten. Unten habe ich eine, bzw. mehrere Kennlinien Angehängt. Die 3 kurzen könnt ihr gleich mal vergessen, die sind vom Dämpfer und interessieren jetzt mal gar nicht. Die 3 langen sind von ein und dem selben System, mit unterschiedlichen Drücken im Dämpfer. Im Bereich bis ca. 15mm sieht man eine Rampe, welche mit zunehmendem Dämpferdruck (Blau, Orange, Rot) immer steiler wird. Dies ist nicht wie immer behauptet das Losbrechmoment des Dämpfers, sondern (ich nenne es mal so) die „Anlauframpe“ zum eigentlichen „Arbeitsbereich“. D.h., bei mehr Druck im Dämpfer verschiebt sich der „Arbeitsbereich“ parallel „nach oben“ und die „Anlauframpe“ wird immer steiler. Wichtig dabei ist „nur“, dass der Rahmen so konstruiert ist, dass sich die „Anlauframpe“ nicht im so genannten „Arbeitsbereich“ befindet.

Zu Deiner Aussage:
Mit einem Daempfer, der in diesem Bereich eine flache Federkennlinie besitzt, kann man das (zum Teil) wieder wettmachen, zum Beispiel mit dem 2005-er Manitou Swinger SPV Luftdaempfer.
Richtig, wenn das ganze einfach mit mehr Luftdruck „hingeschummelt wird“. Bei unserer Lösung trifft dass nicht zu.

Zu Deiner Aussage:
Fuer mich wichtig ist eine Federkennlinie, die im letzten Drittel des Federwegs progressiv ist - so hat man nicht das Gefuehl, dass das Bike bei grossen Schlaegen ueberfordert ist.
Ja, das sehe ich auch so.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Kraft, welche erforderlich ist um den Federweg komplett zu nutzen, muss vom Fahrer auch aufgebracht werden können. Ansonsten nutzt der ganze Federweg nichts.
Also:
1; Anlauframpe nicht im Arbeitsbereich
2; Flache Anfangskennlinie mit leichter Progression gegen Ende
3; Federweg muss komplett nutzbar sein

Viele Grüße
Michi Grätz
 

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Ciao Michi

Michi@Liteville schrieb:
Hi Dani,
schön von Dir zu hören, haben auf der Eurobike ja schon recht ausführlich miteinander gequatscht.

Zu Deiner Aussage:
Die Ueberlegung mit dem Mehr an Restfederweg, wenn zu Beginn des Federwegs das Uebersetzungsverhaeltnis kleiner ist, stimmt schon, allerdings ist dann auch die Federrate im Sag (wegen dem dort kleineren Uebersetzungsverhaeltnis) groesser und das Bike fuehlt sich etwas weniger sensibel an (gut fuer Racer).

Es ist richtig, das was Du beschreibst, das kann man so mit jedem Bike machen, würde heißen: Mehr Luftdruck, dadurch weniger Sag, dafür mehr Restfederweg zur Verfügung. Problem dabei ist jedoch, dass sich die Federrate nach oben (ver)schiebt und der große Restfederweg kann gar nicht genutzt werden. Das wäre wie wenn ein 70Kg Mann mit der Abstimmung eines 90Kg Mann fahren würde, was viele Racer ja tun. ;-)

Du hast mich nicht richtig verstanden: Du selbst schreibst ja, dass das Anfangsuebersetzungsverhaeltnis klein ist, somit ist (ohne hoeheren Druck im Daempfer) automatisch die Sensibilitaet in diesem Bereich etwas kleiner. Denn ein kleines Uebersetzungsverhaeltnis heisst ja, dass der Hinterbau wenig federt bei einem fixen Daempferhub, oder umgekehrt muss der Daempfer sich mehr bewegen, um am Hinterbau gleich viel Federweg zu haben wie bei einem Bike mit groesserem Uebersetzungsverhaeltnis in diesem Bereich.
Falls gerade im Sag das Uebersetzungsverhaeltnis wieder groesser wird, hat man wieder mehr Sensibilitaet.
Durch einen hoeheren Luftdruck (fuer eigentlich einen schwereren Fahrer) waere man nicht mehr im optimalen Sag Bereich, fuer den die Federung entwickelt wurde.


Michi@Liteville schrieb:
Die Kunst ist es jedoch die Kennlinie so hin zu bekommen, dass diese bei einem geringem Anfangsübersetzungsverhältnis (in unserem Fall von 1:1,8) bereits im Bereich des Sag schön Flach ansteigt.
Und wenn wir gerade dabei sind muss ich gleich noch ein wenig Aufklärungsarbeit leisten. Unten habe ich eine, bzw. mehrere Kennlinien Angehängt. Die 3 kurzen könnt ihr gleich mal vergessen, die sind vom Dämpfer und interessieren jetzt mal gar nicht. Die 3 langen sind von ein und dem selben System, mit unterschiedlichen Drücken im Dämpfer. Im Bereich bis ca. 15mm sieht man eine Rampe, welche mit zunehmendem Dämpferdruck (Blau, Orange, Rot) immer steiler wird. Dies ist nicht wie immer behauptet das Losbrechmoment des Dämpfers, sondern (ich nenne es mal so) die „Anlauframpe“ zum eigentlichen „Arbeitsbereich“. D.h., bei mehr Druck im Dämpfer verschiebt sich der „Arbeitsbereich“ parallel „nach oben“ und die „Anlauframpe“ wird immer steiler. Wichtig dabei ist „nur“, dass der Rahmen so konstruiert ist, dass sich die „Anlauframpe“ nicht im so genannten „Arbeitsbereich“ befindet.

Zu Deiner Aussage:
Mit einem Daempfer, der in diesem Bereich eine flache Federkennlinie besitzt, kann man das (zum Teil) wieder wettmachen, zum Beispiel mit dem 2005-er Manitou Swinger SPV Luftdaempfer.
Richtig, wenn das ganze einfach mit mehr Luftdruck „hingeschummelt wird“. Bei unserer Lösung trifft dass nicht zu.

Das ist so auch nicht richtig. Der SPV Daempfer hat zu Beginn eine recht steile und eher kurze "Anlauframpe" und wird danach in der Kenlinie sehr flach. Durch die steile Anlauframpe (bzw die "hohe" absolute Lage des flachen Kennlinienteils) braucht man den Daempfer nicht sehr hart zu pumpen, um in den richtigen Sagbereich zu kommen; in diesem Sagbereich aber ist die Kennlinie des Daempfers sehr flach, das heisst, wenig mehr Gewicht auf dem Sattel (ein kleiner Schlag) fuerst schon zu einem recht deutlichen Einfedern des Daempfers - also ist das Gewuenschte erreicht.
Das ist uebrigens nicht nur Theorie, da auch unsere Viergelenker ein kleines Anfangsuebersetzungsverhaeltnis haben und wir mit dem 05-er SPV Daempfer im Vergleich zum 04-er im Sagbereich deutlich mehr Sensibilitaet festgestelt haben, was auch Nachteile hat, denn eine kleine Gewichtsverlagerung fuehrt schon zu einem spuerbaren Ein- oder Ausfedern.
Ich habe dann mal die Kennlinie eines Daempfers mit Negativelastomer berechnet und diese dem Entwickler des 05-er Daempfers unter die Nase gehalten und ihm vorgeschlagen ein etwas laengeres, haerteres Negativelastomer zu verwenden, um die Federkennlinie iin der ersten Arbeitshaelfte etwas linearer werden zu lassen. Das Problem ist aber auch, genuegend Platz fuer das Negativelastomer zu schaffen.

Michi@Liteville schrieb:
Zu Deiner Aussage:
Fuer mich wichtig ist eine Federkennlinie, die im letzten Drittel des Federwegs progressiv ist - so hat man nicht das Gefuehl, dass das Bike bei grossen Schlaegen ueberfordert ist.
Ja, das sehe ich auch so.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Kraft, welche erforderlich ist um den Federweg komplett zu nutzen, muss vom Fahrer auch aufgebracht werden können. Ansonsten nutzt der ganze Federweg nichts.
Also:
1; Anlauframpe nicht im Arbeitsbereich
2; Flache Anfangskennlinie mit leichter Progression gegen Ende
3; Federweg muss komplett nutzbar sein

Viele Grüße
Michi Grätz

Die Federkennlinien auf der Grafi, sind die von einem DT Daempfer?

Gruss
Dani
 
Hi Dani,

ja, ich hätte schreiben müssen, dass es sich verhalten würde wie wenn man den Druck erhöht. In der Annahme, dass sich die Anlauframpe nicht in den Arbeitsbereich verschiebt. Ich glaube da sind wir uns ziemlich einig.

Aber, Du hast noch nen Fehler drin. Rein theoretisch ist bei einem geringerem Anfangsübersetzungsverhältnis die Sensibilität am Anfang schlechter als bei zunehmendem Einfedern. Wir sprechen also von einer (in diesem Fall leicht) degressiven Anlenkung. Dein Fehler ist folgender: Du betrachtest nur die Systemkennlinie. Mit Systemkennlinie meine ich die Kennlinie OHNE Dämpfer. Diese Kennlinie interessiert aber eigentlich gar nicht. Interessant ist für mich vor allem die gesamt Kennlinie des Systems, also mit Dämpfer. Und dann natürlich nicht eine Weg (Dämpferhub) / Weg (Federweg) Kennlinie, das wäre ja dann wieder nur eine Systemkennlinie, sondern eine Weg (Federweg) / Kraft (Hinterradnabe) Kennlinie, das ist dann eine gesamt Kennlinie. Und nur eine Weg / Kraft Kennlinie ist Aussagekräftig und nur mit dieser komplett Kennlinie kann ich auch wirklich arbeiten. Wenn Du jetzt kurz Überlegst wirst Du gleich feststellen, dass es egal ist was ich für eine Anlenkung habe Degressiv, Progressiv, oder, oder, …
Wichtig ist was schlussendlich für eine gesamt Kennlinie dabei herauskommt. Denn egal ob die System Kennlinie degressiv ist oder nicht, in der Praxis (im Fahrbetrieb) kommt es auf das Kräfte / Weg Verhältnis an.

Noch was. Um aus so einer gesammt Kennlinie "herauslesen" zu können wie sich der Hinterbau anfühlt, bzw. arbeitet, fehlt noch ein entscheidender Punkt. Den will ich jetzt aber absolut nicht Preis geben, der wird dann irgendwann die nächsten Monate auf unserer Homepage, zusammen mit anderen "Spezials" erscheinen.

Zu Deiner Beschreibung der Kennlinie des SPV Dämpfers müsste man mal bei einem Bier zusammen sitzen, zum schreiben ist mir das (2 Finger System) zu anstrengend.
Vorschlag: Ich werde ab Februar in Waltenhofen für alle Interessierten 1-2mal im Monat Liteville Informationsabende veranstalten. Wenn Du Zeit hast komm doch einfach mal vorbei.

Die Kennlinien sind von einem DT Swiss SSL 210 mit 50mm Hub und 190mm Einbaulänge. Jetzt Frag aber nicht nach Kennlinien von allen gängigen Dämpfern, ein paar Geheimnisse müssen bleiben. ;-)
Die gesamt Kennlinien sind übrigens von einem älterem Liteville Prototypen.

Viele Grüße
Michi Grätz
 
Michi@Liteville schrieb:
Hi Dani,

ja, ich hätte schreiben müssen, dass es sich verhalten würde wie wenn man den Druck erhöht. In der Annahme, dass sich die Anlauframpe nicht in den Arbeitsbereich verschiebt. Ich glaube da sind wir uns ziemlich einig.

Aber, Du hast noch nen Fehler drin. Rein theoretisch ist bei einem geringerem Anfangsübersetzungsverhältnis die Sensibilität am Anfang schlechter als bei zunehmendem Einfedern. Wir sprechen also von einer (in diesem Fall leicht) degressiven Anlenkung. Dein Fehler ist folgender: Du betrachtest nur die Systemkennlinie. Mit Systemkennlinie meine ich die Kennlinie OHNE Dämpfer. Diese Kennlinie interessiert aber eigentlich gar nicht. Interessant ist für mich vor allem die gesamt Kennlinie des Systems, also mit Dämpfer.

Ich vergleiche verschiedene Hinterbausysteme miteinander im Wissen, dass man bei jedem System verschiedene Dämpfer einbauen kann, die dann natürlich die Gesamtkennlinie verändern.
Da es aber nicht so viele verschiedene Dämpfer(kennlinien) gibt, macht es Sinn, 2 verschiedene Hinterbauten mit demselben Dämpfer miteinander vergleichen. Und dann ist der Hinterbau sensibler, der im Sagbereich ein grösseres Übersetzungsverhältnis aufweist.
Ich gehe jetzt einmal davon aus, dass die zu vergleichenden Hinterbausysteme beide mit so viel Sag gefahren werden, dass der Dämpfer beim Aufsitzen bereits über die Anlauframpe hinaus einfedert.


Michi@Liteville schrieb:
Und dann natürlich nicht eine Weg (Dämpferhub) / Weg (Federweg) Kennlinie, das wäre ja dann wieder nur eine Systemkennlinie, sondern eine Weg (Federweg) / Kraft (Hinterradnabe) Kennlinie, das ist dann eine gesamt Kennlinie. Und nur eine Weg / Kraft Kennlinie ist Aussagekräftig und nur mit dieser komplett Kennlinie kann ich auch wirklich arbeiten. Wenn Du jetzt kurz Überlegst wirst Du gleich feststellen, dass es egal ist was ich für eine Anlenkung habe Degressiv, Progressiv, oder, oder, …
Wichtig ist was schlussendlich für eine gesamt Kennlinie dabei herauskommt. Denn egal ob die System Kennlinie degressiv ist oder nicht, in der Praxis (im Fahrbetrieb) kommt es auf das Kräfte / Weg Verhältnis an.

Das ist mir klar, ich wär ja sonst ein schlechter Konstrukteur. Es macht Sinn, sich zuerst zu überlegen, welchen Dämpfer man bevorzugt in das Bike einbauen will, bevor man die Progression der Hinterbaukinematik (ohne Dämpfer) "bestimmt".
Dumm ist dann nur, wenn der Dämpferhersteller von einem auf das andere Jahr die Kennlinie des Dämpfers stark verändert, dann passt plötzlich der Hinterbau nicht mehr perfekt zum Dämpfer...

Michi@Liteville schrieb:
Noch was. Um aus so einer gesammt Kennlinie "herauslesen" zu können wie sich der Hinterbau anfühlt, bzw. arbeitet, fehlt noch ein entscheidender Punkt. Den will ich jetzt aber absolut nicht Preis geben, der wird dann irgendwann die nächsten Monate auf unserer Homepage, zusammen mit anderen "Spezials" erscheinen.

Zu Deiner Beschreibung der Kennlinie des SPV Dämpfers müsste man mal bei einem Bier zusammen sitzen, zum schreiben ist mir das (2 Finger System) zu anstrengend.
Vorschlag: Ich werde ab Februar in Waltenhofen für alle Interessierten 1-2mal im Monat Liteville Informationsabende veranstalten. Wenn Du Zeit hast komm doch einfach mal vorbei.

Die Kennlinien sind von einem DT Swiss SSL 210 mit 50mm Hub und 190mm Einbaulänge. Jetzt Frag aber nicht nach Kennlinien von allen gängigen Dämpfern, ein paar Geheimnisse müssen bleiben. ;-)
Die gesamt Kennlinien sind übrigens von einem älterem Liteville Prototypen.

Viele Grüße
Michi Grätz

Wie sich der Hinterbau anfühlt, hat in erster Linie mit der Dämpfung (vor allem High Speed Druckstufe) des Federelements zu tun und erst in zweiter Linie mit dem Übersetzungsverhältnis, wenn nämlich der Dämpfer bei einem grossen Schlag zu wenig Öl durchlässt, dann nützt die flachste Kennlinie nicht viel...
Ich gehe jetzt einmal davon aus, dass der Hinterbau ohne grosse Reibung in den Lagern läuft.
Ob der Hinterbau jetzt etwas mehr nach hinten oben oder nach vorne oben federt, spielt wohl im Vergleich zu den anderen Faktoren keine so grosse Rolle.
Was allerdings auch wichtig ist, ist das Verhalten des Hinterbaus bei gezogener Hinterradbremse. Wenn sich das System beim Bremsen verhärtet (stark einfedert wie zum Beispiel bei einem Eingelenker ohne Bremsmomentabstützung), dann federt der Hinterbau auch nicht mehr mit dem vollen Komfort.
Sind beim Treten deutliche Antriebseinflüsse vorhanden (Pedalrückschlag oder -vorschlag), schlägt das auch auf den gefühlten Komfort...

Wegen der Dämpferkennlinien:

Ich dachte mir eben, dass die Kennlinie von einem DT Dämpfer ist, da wir hauptsächlich DT und Manitou Dämpfer einbauen und ich die Charakteristik beider Dämpfer sehr gut kenne (immer im Zusammenhang mit dem Hinterbau, aber ich kenne ja die Änderung des Übersetzungsverhältnisses beim Einfedern) und ein Manitou Dämpfer ist es definitiv nicht.

Gruss
Dani
 
Hi Dani,
O.k., laut Deinem Vergleich hast Du Recht, dass ein Hinterbau, der im Sagbereich ein größeres Übersetzungsverhältnis aufweist sensibler ist. Aber: Er ist dann auch progressiver (auch in der gesamt Kennlinie), und Tatsache ist, dass viele Systeme eine zu progressive gesamt Kennlinie aufweisen. Anders herum gefragt, konntest Du den Federweg (bei ca. 20% Sag) bei allen je gefahrenen Bikes (dieses Einsatzbereiches) voll ausnutzen? Sicher nicht! So, was tun? Mehr Sag, damit ich den Federweg komplett nutzen kann. Dann hab ich aber wiederum weniger Restfederweg zur Verfügung.
D.h., wenn ich ein progressiv(er)es System baue, dann kann ich entweder nicht den kompletten Federweg nutzen, oder ich muss mehr Sag fahren, was wiederum aufs gleiche raus kommt.
Fakt ist:
(Ich vergleiche die beiden unterschiedlichen Systeme)
Es wird eine Kraft benötigt, um in die Sag Position zu kommen (bei beiden).
Mit ansteigender Kraft federt das Hinterbausystem ein (bei beiden).

Lass von Deiner Denkweise mit dem Anfangsübersetzungsverhältnis los.
Wenn beide die gleiche gesamt Kennlinie haben sollen, kannst Du entweder die Progression aus dem (in diesem Fall Luft) Dämpfer nehmen, oder aus der System Kennlinie.
Schau Dir ne gesamt Kennlinie an, nur die sagt aus (abgesehen von Dämpfung, usw.) wie sensibel das System arbeitet und wie viel Federweg ich nutzen kann!
Beispiel:
Fahrwerk 1 (geringes Anfangsübersetzungsverhältnis): Die Kraft die erforderlich ist um den Hinterbau einzufedern nimmt um 200N zu, der Hinterbau federt um 20mm ein.
Fahrwerk 2 (hohes Anfangsübersetzungsverhältnis): Die Kraft die erforderlich ist um den Hinterbau einzufedern nimmt ebenfalls um 200N zu, der Hinterbau federt um 15mm ein.
Welches System ist sensibler?
Gleichzeitig erfordert das Fahrwerk 2 (hohes Anfangsübersetzungsverhältnis) mehr Kraft (die in der Realität gar nicht aufgebracht wird, bzw. werden kann) um den kompletten Federweg zu nutzen.
Welches der beiden Fahrwerke nutz den maximalen Federweg besser?

Egal wie man es dreht und wendet, ein System mit geringerem Anfangsübersetzungsverhältnis muss nicht weniger sensibel wie ein System mit größerem Anfangsübersetzungsverhältnis sein. Es ist vielmehr so, dass ein geschickt konstruiertes System mit geringerem Anfangsübersetzungsverhältnis genauso Sensibel ist, jedoch mehr nutzbaren Federweg zur Verfügung stellt.

Schau dir mal die aktuellen DH Bikes mit viel Federweg an.
Viele haben ein geringeres Anfangsübersetzungsverhältnis (sind degressiv in der System Kennlinie). Da wird im Forum auch viel Diskutiert.
Warum? Ganz einfach! Bei wachsendem Federweg wird das Problem mit zu großer gesamt Progression und dadurch nicht nutzbarem Federweg immer größer. Man müsste die Bikes mit extrem viel Sag fahren, wobei dann der Federweg wieder flöten ging.
Aber solche ausführlichen Dinge diskutiere ich gar nicht gern im Forum, denn ich habe wirklich (und das tu ich immer noch) viel Zeit (und Geld) in Hinterbausysteme investiert. Und hier kann sich dann jeder (auch andere Hersteller) bedienen. Dafür gibt es wie schon erwähnt die (wenn erforderlich) ausführlichen Informationsabende in Waltenhofen bei Liteville.

Viele grüße
Michi Grätz
 
Michi@Liteville schrieb:
Aber solche ausführlichen Dinge diskutiere ich gar nicht gern im Forum, denn ich habe wirklich (und das tu ich immer noch) viel Zeit (und Geld) in Hinterbausysteme investiert. Und hier kann sich dann jeder (auch andere Hersteller) bedienen. Dafür gibt es wie schon erwähnt die (wenn erforderlich) ausführlichen Informationsabende in Waltenhofen bei Liteville.

Aber gerade fuer uns andere Mitleser ist eine solche Diskussion zwischen Leuten die sich wirklich mit MTB- Fahrwerken auskennen schon sehr interessant. Und wenn ein anderer Hersteller die Informationen dringend braucht, die hier bisher aufgetaucht sind, dann hat er vorher wirklich seine Hausaufgaben nicht gemacht.

Ausserdem koennt ihr im Zweifelsfall nicht vermeiden, dass jemand von einem anderen Hersteller auch an euren Informationsabenden teilnimmt ohne sich zu erkennen zu geben. Fuer die Informationsabende war diese Diskussion uebrigens aus meiner Sicht bisher eine gute Werbung, also gerne weter so, ein Produkt wird schliesslich auch nur interessanter, wenn man weiss welche Gedanken sich die Leute dahinter gemacht haben.
 
Sali Michi
tolle Diskussion :bier:
Ich möchte gerne noch etwas weiter philosophieren:
Bist Du schon mal dasselbe Bike einmal mit etwas mehr und einmal mit etwas weniger Sag gefahren? Sagen wir, einmal mit 25 % Sag und einmal mit gut 35 % Sag.
Ich bin unseren Oberrider (145 mm Federweg) in beiden Positionen gefahren, wobei bei beiden Positionen der Hinterbau im Sag in derselben Position sitzt (das wird durch 2 unterschiedliche Wippen realisiert). In der 25 % Einstellung ist der Dämpfer etwas degressiver angelenkt, da der Hinterbau noch etwas mehr einfedert (vom Sag aus) als bei der 35 % Einstellung. Der Dämpfer ist ein Manitou SPV Luftdämpfer (2004). Der Dämpferhub wird in beiden Fällen ausgenutzt.
Das Interessante daran ist, dass sich die 35 % Einstellung spürbar komfortabler anfühlt und auch schluckfreudiger erscheint, obwohl deutlich weniger Restfederweg zur Verfügung steht.
Ich denke, dass der Grund die deutlich flachere Kennlinie bei der 35 % Sag Einstellung ist (weniger Druck im Dämpfer), so dass der Hinterbau sich auch komfortabler, weicher anfühlt.
Das gilt nicht nur für kleine Schläge, sondern auch für wirklich grobes Gelände.
Erstaunlicherweise spürt man nicht, dass der Hinterbau weniger Restfederweg besitzt, nur bei Drops und grossen Sprüngen spürt man die Dämpferendprogression deutlicher. Beim schnell Runterfahren hat man weniger Gewicht auf dem Hinterrad und dadurch fährt man auch in der 35 % Sag Einstellung dann mit effektiv weniger Sag, natürlich aber immer noch deutlich mehr als beim Runterfahren derselben Strecke in der 25 % Sag Einstellung.

Diese 35 % Einstellung ist natürlich nichts für Racer, die oft Wiegetritt fahren, da die Gesamtkennlinie im Sag relativ flach ist und der Hinterbau durch schon wenig Gewichtsverlagerung sich deutlich bewegt.

Ich denke, dass dieses Experiment mit einem nicht SPV Dämpfer vielleicht anders ausgefallen wäre, beim SPV wird der Dämpfer fast immer auf der Sagposition gehalten und sinkt nur für das Schlucken eines Schlags einmal ein, um dann wieder in die Sagposition auszufedern. Ein anderer Dämpfer wäre fast konstant mehr eingefedert.
Zudem ist beim SPV die Druckstufe progressiv, was ein Durchschlagen fast unmöglich macht.

Ich fahre fast kein Fully mit nur 20 % Sag am Dämpfer, unsere Touren/Marathonfullies sind auf etwa 25 % Sag am Dämpfer optimiert, bei den meisten Dämpfern ist dort die Kennlinie schon halbwegs linear und nicht mehr in der Anlauframpe.

Mit 25 % Sag darf das System (ohne Dämpfer) bei gewissen Dämpfern schon etwas progressiv sein, damit das Ende des Federwegs nicht "aprupt" auftritt.
Vor allem bei Freeride (und DH-) Bikes mit Stahlfederdämpfer sollte die Kinematik selbst progressiv sein, sonst spürt man das Auftreffen auf das Endanschlagselastomer des Dämpfers zu gut (bei Sprüngen und Drops). Wir sind gerade am Testen eines Freerideprototypen mit sehr progressiver Kinematik und das Ding fährt sich superkomfortabel, man hat nie das Gefühl, ans Limit zu stossen.
Im Moment ist der Dämpfer umgebaut, damit er nicht ganz ausfedern kann und das Bike hat "nur" noch einen Federweg von knapp 170 mm. Die Progression macht es aber deutlich komfortabler / schluckfreudiger als andere Freeridebikes mit diesem oder mehr Federweg und weniger Progression bzw einer leichten Degression.

Du schreibst, dass das System mit hohem Anfangsübersetzungsverhältnis bei gleichem Kraftzuwachs weniger einfedert als das mit kleinem Anfangsübersetzungsverhältnis. Da hast Du Dich wahrscheinlich aus Versehen verschrieben.
Das sollte genau umgekehrt sein. Bei einem 1:3 Übersetzungsverhältnis drücken 200N vom Hinterrad mit 600 N auf den Dämpfer, bei einem 1:2 Verhältnis drücken 200 N vom Hinterrad nur mit 400N auf den Dämpfer, das kleiner übersetzte wird wahrscheinlich weniger einfedern, wenn wir einmal annehmen, dass die Kennlinie beim 1:3 Dämpfer (mehr Luftdruck) 3/2 steiler ansteigt als beim 1:2 Dämpfer und da die Kraft auf den 1:3 Dämpfer auch 3/2 der Kraft auf den 1:2 Dämpfer beträgt, werden beide Dämpfer in etwa gleich viel einfedern. Beim 1:3 Dämpfer macht aber derselbe Dämpferhub am Hinterrad mehr Weg als beim 1:2 Dämpfer. Ich hoffe, ich habe kein Durcheinander gestiftet.

Somit ist also das System, das durch die 200 N Kraftzuwachs mehr einfedert das Komfortablere, das ist das, mit dem grösseren Anfangsübersetzungsverhältnis.

(Du hast übrigens mit dem Anfangsübersetzungsverhältnis angefangen ;) )

Ich habe übrigens nie angezweifelt, dass Du viel Zeit und Geld in Hinterbausysteme investiert hast. Sonst wäre auch nicht ein so gescheites System herausgekommen.
Ich möchte mit meinen Aussagen nur sagen, dass man (noch) nicht immer alles zusammen unter einen Hut bringen kann, man kann vieles sehr gut machen, aber winzige Kompromisse da und dort sind unvermeidlich mit der heutigen Physik und den heutigen Systemen.
Übrigens kann man auch Kinematikkennlinien erschaffen, die zu Beginn degressiv sind und dann wieder progressiv werden; Deine ist ja auch so: Die Degression zu Beginn kommt von dem "fast" 180 Grad Winkel zwischen den Wippenlagerpunkten und der Verbindung Horst Link - hinteres Wippenlager, die Progression in der zweiten Hälfte kommt von der Wippe, die (nur das System Wippe - Dämpfer betrachtet) den Dämpfer eher progressiv anlenkt.

So, genug geschrieben für heute.

Ich wünsche noch einen schönen Abend.

Gruss
Dani
 
Hi Dani,
vorweg muss ich mal eines sagen, Du bist einer von wenigen die wirklich was von MTB Fahrwerken verstehen.

Sali Michi
tolle Diskussion
Ich möchte gerne noch etwas weiter philosophieren:
Bist Du schon mal dasselbe Bike einmal mit etwas mehr und einmal mit etwas weniger Sag gefahren? Sagen wir, einmal mit 25 % Sag und einmal mit gut 35 % Sag.
Ich bin unseren Oberrider (145 mm Federweg) in beiden Positionen gefahren, wobei bei beiden Positionen der Hinterbau im Sag in derselben Position sitzt (das wird durch 2 unterschiedliche Wippen realisiert). In der 25 % Einstellung ist der Dämpfer etwas degressiver angelenkt, da der Hinterbau noch etwas mehr einfedert (vom Sag aus) als bei der 35 % Einstellung. Der Dämpfer ist ein Manitou SPV Luftdämpfer (2004). Der Dämpferhub wird in beiden Fällen ausgenutzt.
Das Interessante daran ist, dass sich die 35 % Einstellung spürbar komfortabler anfühlt und auch schluckfreudiger erscheint, obwohl deutlich weniger Restfederweg zur Verfügung steht.
Ich denke, dass der Grund die deutlich flachere Kennlinie bei der 35 % Sag Einstellung ist (weniger Druck im Dämpfer), so dass der Hinterbau sich auch komfortabler, weicher anfühlt.


Dein Oberrider hat in beiden Dämpfer Positionen 145mm (Position 1 weicht von Pos. 2 minimal ab, spielt aber keine Rolle) Federweg. Die System Kennlinie ist gleich (Position 1 weicht von Pos. 2 minimal ab), spielt aber keine Rolle.
Du machst folgendes: Du wählst zwei gravierend unterschiedliche Sag Positionen am Dämpfer. Die Sag Position des Systems bleibt jedoch die gleiche, wegen dem anderen Dämpfer Einhängepunkt.
ABER: Du hast durch den geringeren Druck im Dämpfer eine andere gesamt Kennlinie.
Und diese ist jetzt wiederum zuständig wie sich Dein Bike anfühlt.
Du behauptest, dass Du bei beiden Einstellungen den vollen Federweg nutzen kannst.

Glaub ich Dir.

Tatsache ist, mit 25% Sag hast Du ca. 110mm Restfederweg, mit 35% Sag, hast Du ca. 95mm Restfederweg.
Du sagst, mit 35% Sag fühlt sich das Bike spürbar komfortabler an und es erscheint auch schluckfreudiger, obwohl deutlich weniger Restfederweg (nämlich ca. -15mm) zur Verfügung steht.

Warum: weil das Bike in den beiden verschiedenen Einhängepunkten unterschiedliche gesamt Kennlinien aufweist. Und wofür diese verantwortlich sind wissen wir inzwischen ja.

In der Praxis sieht das folgendermaßen aus:
Es ist sicherlich so, dass die gesamt Kennlinie (mit viel Sag) im Anfangsbereich des Arbeitsbereichs flacher verläuft, was für das bessere Ansprechen spricht. Der geringere zur Verfügung stehende gesamt Federweg muss aber irgendwo kompensiert werden. Und jetzt sind wir an einem Punkt der noch von keinem von uns erwähnt wurde. Schlussendlich hilft die tollste System- oder gesamt Kennlinie nichts, wenn das „Popometer“ sagt, dass sich das System nicht gut anfühlt.
So, wie können wir das jetzt belegen, um das ganze nicht ins „Unendliche“ wachsen zu lassen?!
Mein Vorschlag: Wir erstellen von Deinem Oberrider (von beiden Positionen) ein Kraft / Weg Diagramm (gesamt Kennlinie). Diese legen wir übereinander und vergleichen das ganze mit unseren theoretischen Aussagen und zusätzlich mit Deiner praktischen Erfahrung auf Deinem Bike. Danach schauen was dabei herauskommt. Das wäre doch mal ein richtig anschaulicher Vergleich. Das ganze wird dann anschließend hier veröffentlicht.

Du schreibst:
Beim schnell Runterfahren hat man weniger Gewicht auf dem Hinterrad und dadurch fährt man auch in der 35 % Sag Einstellung dann mit effektiv weniger Sag, natürlich aber immer noch deutlich mehr als beim Runterfahren derselben Strecke in der 25 % Sag Einstellung.
Nein, aber in Verbindung mit der flacheren Kennlinie fühlt es das „Popometer“ so.

Du schreibst:I
Ich denke, dass dieses Experiment mit einem nicht SPV Dämpfer vielleicht anders ausgefallen wäre, beim SPV wird der Dämpfer fast immer auf der Sagposition gehalten und sinkt nur für das Schlucken eines Schlags einmal ein, um dann wieder in die Sagposition auszufedern. Ein anderer Dämpfer wäre fast konstant mehr eingefedert.
Zudem ist beim SPV die Druckstufe progressiv, was ein Durchschlagen fast unmöglich macht.

Und wieder lässt die gesamt Kennlinie grüßen …

Du schreibst:
Ich fahre fast kein Fully mit nur 20 % Sag am Dämpfer, unsere Touren/Marathonfullies sind auf etwa 25 % Sag am Dämpfer optimiert, bei den meisten Dämpfern ist dort die Kennlinie schon halbwegs linear und nicht mehr in der Anlauframpe.
Und wieder lässt die gesamt Kennlinie grüßen …

Du schreibst:
Mit 25 % Sag darf das System (ohne Dämpfer) bei gewissen Dämpfern schon etwas progressiv sein, damit das Ende des Federwegs nicht „aprupt“ auftritt.
Vor allem bei Freeride (und DH-) Bikes mit Stahlfederdämpfer sollte die Kinematik selbst progressiv sein, sonst spürt man das Auftreffen auf das Endanschlagselastomer des Dämpfers zu gut (bei Sprüngen und Drops). Wir sind gerade am Testen eines Freerideprototypen mit sehr progressiver Kinematik und das Ding fährt sich superkomfortabel, man hat nie das Gefühl, ans Limit zu stossen.
Im Moment ist der Dämpfer umgebaut, damit er nicht ganz ausfedern kann und das Bike hat „nur“ noch einen Federweg von knapp 170 mm. Die Progression macht es aber deutlich komfortabler / schluckfreudiger als andere Freeridebikes mit diesem oder mehr Federweg und weniger Progression bzw einer leichten Degression.

Ich sag nur: gesamt Kennlinie

Du zizierst mich:
Du schreibst, dass das System mit hohem Anfangsübersetzungsverhältnis bei gleichem Kraftzuwachs weniger einfedert als das mit kleinem Anfangsübersetzungsverhältnis. Da hast Du Dich wahrscheinlich aus Versehen verschrieben.

Du schreibst:
Das sollte genau umgekehrt sein. Bei einem 1:3 Übersetzungsverhältnis drücken 200N vom Hinterrad mit 600 N auf den Dämpfer, bei einem 1:2 Verhältnis drücken 200 N vom Hinterrad nur mit 400N auf den Dämpfer, das kleiner übersetzte wird wahrscheinlich weniger einfedern, wenn wir einmal annehmen, dass die Kennlinie beim 1:3 Dämpfer (mehr Luftdruck) 3/2 steiler ansteigt als beim 1:2 Dämpfer und da die Kraft auf den 1:3 Dämpfer auch 3/2 der Kraft auf den 1:2 Dämpfer beträgt, werden beide Dämpfer in etwa gleich viel einfedern. Beim 1:3 Dämpfer macht aber derselbe Dämpferhub am Hinterrad mehr Weg als beim 1:2 Dämpfer. Ich hoffe, ich habe kein Durcheinander gestiftet.

Somit ist also das System, das durch die 200 N Kraftzuwachs mehr einfedert das Komfortablere, das ist das, mit dem grösseren Anfangsübersetzungsverhältnis.
(Du hast übrigens mit dem Anfangsübersetzungsverhältnis angefangen )



Was ich beschrieben habe war ein Beispiel, das folgendermaßen lautet:
Fahrwerk 1 (geringes Anfangsübersetzungsverhältnis): Die Kraft die erforderlich ist um den Hinterbau einzufedern nimmt um 200N zu, der Hinterbau federt um 20mm ein.
Fahrwerk 2 (hohes Anfangsübersetzungsverhältnis): Die Kraft die erforderlich ist um den Hinterbau einzufedern nimmt ebenfalls um 200N zu, der Hinterbau federt um 15mm ein.
Welches System ist sensibler?
Gleichzeitig erfordert das Fahrwerk 2 (hohes Anfangsübersetzungsverhältnis) mehr Kraft (die in der Realität gar nicht aufgebracht wird, bzw. werden kann) um den kompletten Federweg zu nutzen.
Welches der beiden Fahrwerke nutz den maximalen Federweg besser?


Du schreibst:
Ich habe übrigens nie angezweifelt, dass Du viel Zeit und Geld in Hinterbausysteme investiert hast. Sonst wäre auch nicht ein so gescheites System herausgekommen.
Ich möchte mit meinen Aussagen nur sagen, dass man (noch) nicht immer alles zusammen unter einen Hut bringen kann, man kann vieles sehr gut machen, aber winzige Kompromisse da und dort sind unvermeidlich mit der heutigen Physik und den heutigen Systemen.
Übrigens kann man auch Kinematikkennlinien erschaffen, die zu Beginn degressiv sind und dann wieder progressiv werden; Deine ist ja auch so: Die Degression zu Beginn kommt von dem „fast“ 180 Grad Winkel zwischen den Wippenlagerpunkten und der Verbindung Horst Link - hinteres Wippenlager, die Progression in der zweiten Hälfte kommt von der Wippe, die (nur das System Wippe - Dämpfer betrachtet) den Dämpfer eher progressiv anlenkt.


Deshalb interessiert mich (fast) ausschließlich nur die gesamt Kennlinie, und Dich ja auch. ;-)
Wenn der Schnee weg ist komm ich auch gerne mal zu Dir in die Schweiz, zum Kennlinien vergleichen und Testfahren.

Viele Grüße
Michi Grätz
 
*hust* Konnte der Prototyp mit Rohloff schon die ersten Testkilometer unter die Reifen nehmen ? ;) Wenn ja, wie ist der erste Fahreindruck ?
 
Hallo,

ich hätte auch noch ein paar fragen:

1. Bis zu welchem Fahrergewicht ist das Sytem geeignet?
2. Wie ist der Rohloff test?
3. Gibt es eine Variante mit Canitsockeln?

Super Diskussion :daumen:

Gruß Treehugger
 
hallo!
plant ihr, bis zur Gardasee-messe im Mai, auch einen Freerider mit ca 150-170 mm Federweg rauszubringen? wenn ja, wart ich noch solange, bis ich mir ein neues radl kaufe..
:D
 
Hallo zusammen,

Testmaen:
-zum testen des Prototyps fehlte mir noch das vordere Laufrad. Weil eine
Pike verbaut ist brauche ich ein Laufrad mit Steckachse. Das Laufrad kommt
diese Woche (endlich), so dass ich am Wochenende fahren und euch anfang
nächste Woche berichten kann.

treehugger:
-die Rahmen sind auf ein max. Gewicht von 130KG geprüft worden.
-siehe oben.(Testmaen)
-es war ursprünglich eine Variante für Canti geplant, haben wir aber aufgrund
mangelnder Nachfrage verworfen.

Gefahradler:
-zum Gardasee werden wir sicherlich (fahrbare) Prototypen dabei haben.
Wenn sie zu kaufen sind kann ich noch nicht sagen, aber ich denke zur
Eurobike.

Viele Grüße
Michi Grätz
 
Hallo Michi, hallo Dani, :D

da ich Euro tolle Diskussion in den letzten Tagen sehr gespannt verfolgt habe und mich persönlich ebenfalls für die Berechnung von MTB Fahrwerken interessiere, wollte ich mich an dieser Stelle einmal in die Diskussion einschalten.

Vorab ein großes Lob an das gesamte Liteville-Team. Ihr habt es geschafft ein astreines Produkt auf die Beine zu stellen, das sich von allen anderen Produktion hinsichtlich seiner sinnvollen konstruktiven Ansätze deutlich abhebt, einfach superschön aussieht und das „Habenwollen-Gefühl“ deutlich anspricht. ()
Zudem habt Ihr es geschafft innerhalb kürzester Zeit eine sicherlich große Menge an Bikern für Euren Rahmen zu begeistern, woran die Beiträge im Forum sicherlich einen großen Anteil hatten. (Ich muss gestehen, dass ich selber auch schon einen Rahmen bestellt habe und sehnsüchtig darauf warte!)

Da viele Leser Eurer Diskussion sicherlich aufgrund eines fehlenden technischen Hintergrundes Probleme haben die Funktion und Wirkungsweise der Kinematik zu verstehen, wollte ich hier gerne noch mal alles genau darstellen:

Zur Kinematik: Es ist richtig zwischen den zwei bzw. drei Anteilen der Gesamtkinematik zu unterscheiden. Hierzu zählen die Kinematik des Hinterbaus bis zur Wippe, die beim Liteville eindeutig degressiv ausfällt und die Kinematik der Wippe/Dämpferanlenkung, die wiederum eindeutig progressiv ausfällt und natürlich auch, wie immer wieder beschrieben, die Kennlinie des Dämpfers selber, die natürlich einen großen Einfluss auf die Gesamtkinematik hat.
Wie Michi richtig feststellt, ist für das subjektive Empfinden das Gesamtverhalten des Hinterbaus wichtig, unabhängig davon, ob man einen degressiven Hinterbau mit einem progressiven (bei Luftdämpfern ein kaum zu vermeidender Effekt) Dämpfer kombiniert oder einen progressiven Hinterbau mit einem eher linearen Dämpfer.

Wenn man sich die Kinematik des Liteville-Hinterbaus betrachtet, fällt das bereits mehrfach erwähnte Anfangsüberstzungsverhältnis auf. Hierbei handelt es sich um das Übersetzungsverhältnis zwischen Hinterbau und Dämpfer im völlig ausgefederten Zustand. Federt der Hinterbau z.B. durch das Fahrergewicht um 18mm ein, muss der Dämpfer hierfür um 10mm eingefedert werden, es verbleibt also ein sehr großer Restfederweg. Mit zunehmender Einfederung des Hinterbaus nimmt das Übersetzungsverhältnis zu, das heißt, dass man bei maximaler Einfederung des Hinterbaus von 115mm am Dämpfer nur 50mm Einfederung hat. Das Übersetzungsverhältnis steigt also auf 2,3:1. Ein solches Verhalten bezeichnet man als degressiv! Einen degressiven Hinterbau kann man mathematisch mit einer Wurzelfunktion beschreiben: Y = Wurzel X. Beim Liteville Rahmen kann man die Kennlinie des Hinterbaus entsprechend ungefähr ( ich konnte nur anhand der angaben Schätzen) mit Dämpferweg = Hinterbaufederweg^0,83 annehmen. Es handelt sich also um eine leicht degressive Kennlinie.
Kombinert man einen degressiven Hinterbau nun mit einem progressiven Dämpfer, so überlagern sich beide Kennlinien zur angesprochenen Gesamtkennlinie. Man erhält eine eher lineare Kennlinie bei der die Progression am Ende des Federweges von der Progression des Dämpfers bestimmt wird, je geringer diese ist, desto geringer ist der Steigungsgradient der Kennlinie! Würde man in ein degressives System einen zu linearen Dämpfer einbauen, dann würde man keine Progression auf dem letzten Stück des Federweges erreichen und es könnte vermehrt zu Durchschlägen kommen. Beim Liteville entsteht aus der geschickten Kombination von Hinterbaukinematik und Dämpferkennlinie (dies kann man anhand der Kraft / Weg Kennlinien des Hinterbaus erkennen!) ein sehr harmonicher Gesamtverlauf mit großem linearen Bereich und einer geringen Endprogression.

Wie Michi richtig festgestellt hat, ist es für ein sensibles Fahrwerk besonders wichtig, dass man auch bei wenig Sag schon aus dem Anfahrtsbereich des Dämpfers (endlich hat mal jemand verstanden, was der Unterschied zwischen Losbrechkraft und Anfahrtskraft ist!!!) herauskommt, damit man im schönen flachen Bereich der Federkennlinie liegt und ein sensibel ansprechendes Fahrwerk hat. Wie man an den Prototypenkennlinien sehen kann ist dies mehr als gelungen.
Dementsprechend kann ein System mit wenig Sag genauso sensibel arbeiten, wie ein System mit viel Sag und man nutzt den Gesamtfederweg durch die geringe Gesamtprogression besser aus.
Wie Dani richtig festgestellt hat, wird jeder Hinterbau in Abhängigkeit von der Höhe der Dämpferkennlinie (diese reguliert man bekanntlich über den Druck im Dämpfer) entweder komfortabler oder eben straffer. Wenn man einen geringeren Dämpferdruck fährt, dann erhöht sich natürlich auch der Sag! Und genau hier haben wir die Problematik für sehr leichte und sehr schwere Fahrer. Der schwere Fahrer von z.B. 110kg pumpt soviel Druck auf den Dämpfer, das er ebenfalls nur 15mm Sag hat. Nun kann es aber passieren, dass der Anfahrtsbereich des Dämpfers bei dem entsprechenden Druck aber bei 12mm liegt. Bei einem Anfangsübersetzungsverhältnis von 1,8:1 würde der sehr schwere Fahrer den Dämpfer also noch nicht im optimalen Arbeitsbereich fahren, hätte also ein eher unsensibles System. Um dies zu vermeiden, müsste man das Anfangsübersetzungsverhältnis ändern, was sehr aufwendig wäre, da man für jede Rahmengröße Rahmen mit unterschiedlicher Hinterbaukonstruktion herstellen müsste oder man müsste einen anderen Dämpfer einsetzen, bei dem der Arbeitsbereich schon früher einsetzt! Ein sehr leichter Fahrer hätte hingegen das Problem, dass er den Gesamtfederweg nicht vollständig ausnutzt, wenn er den Sag richtig eingestellt hat, auch er bräuchte einen anderen Dämpfer aber mit geringerer Progression.

Man sieht also, dass insbesondere die richtige Kombination von Hinterbau und Dämpfer eine entscheidende Rolle spielt. Zum Glück hat die Liteville-Truppe hier genug getüftelt und eine Vielzahl verschiedener Dämpfer vermessen und ausprobiert und nicht wie viele andere Hersteller irgendeinen Rahmen mit einem namhaften Dämpfer gepaart. Wie man an vielen Fullys mit Standart-Viergelenkhinterbau ja auch feststellen kann, funktioniert dies nur ab und an per Zufall richtig gut! (Dies zeigt auch ein Bike Test im Sommer diesen Jahres, bei dem versucht wurde Standard-Fullys mit Anti-Wipp-Dämpfern auszurüsten. Wie man lesen konnte, wurde die Funktion der Hinterbauten durch diese „Tuningmaßnahme“ in der Regel eher schlechter als besser!)

Vielleicht versteht der ein oder andere Leser jetzt die technischen Probleme bei der Konstruktion eines MTB Fahrwerkes etwas besser. Auf jeden Fall ist es toll, dass es auch in der Bikebranche einige wenige gibt, die Ihr Handwerkszeug wirklich gelernt haben und etwas von der Konstruktion eines MTB Fahrwerkes verstehen und nicht wie viele andere nur etwas hinwurschteln, was hinterher eher schlecht funktioniert!

Gerne würde ich auch zu einem der Informationsabende kommen, als Norddeutscher dürfte es jedoch eher ein Wunschtraum bleiben! Vielleicht gibt es ja ab und an ein paar interessante News per Mail oder eine Art Skript von den Informationsveranstaltungen?

Viele Grüße aus dem Norden, Volker :daumen:
 
Hallo zusammen,
Danke für Deine Mühe Volker, ich denke der ein oder andere hat das ganze jetzt vielleicht noch besser verstanden.

Noch was zur gesamt Kennlinie. Eigentlich sollte man die Kennlinie in „Echtzeit“ aufnehmen. So hätte man den Einfluss der (Druckstufen) Dämpfung und der Systemreibung gleich mit berücksichtigt und das ganze auf Papier. Was in Wirklichkeit dann die Aufgabe des „Popometers“ ist.
Leider ist die Aufzeichnung in „Echtzeit“ sehr teuer und bleibt deshalb vermutlich ein Traum.

Frohe Weihnacht und einen guten Rutsch in die Bike Saison 2005.
Michi Grätz

P.S. der Rohloff Testbericht verschiebt sich auf nächste Woche
 
Hi Leute,
Hallo Michi,
Das mit der S-förmigen Hinterbaukennlinie ist eine Idee welche ich schon in Beiträgen vor längerer Zeit vorgeschlagen habe.
Die Aufteilung des Federweges beim Bike in generell drei Bereiche ist dabei der tragende Gedanke.
1.: Sagbereich
2. Arbeitsbereich
3. Durchschlagschutzbereich
Da man bei einem Bike nich unendlich viel Federweg sinnvoll verdauen kann ist es naheliegend den Arbeitsbereich möglichst großen Federwegsraum zu geben.
Bei einem vorgegebenen Federweg führt diese Ausdehnung des Arbeitsbereich zu einer S-förmigen Kennlinie.
Der Sag und Durchschlagschutzbereich hat ein größeres Delta wie der Arbeitsbereich.
(Kinematisch gesehen könte man auch den Hinterbau so beschreiben das die Relativbewegung des Stoßdämpfers zur Hinterradbewegung am anfang größer ist dann langsamer wird und schließlich wieder schneller wird)
Im grunde genommen hat der DT-Dämpfer bereits eine ausgeprägte S-förmige Kennlinie. Falls der Hinterbau nun linear arbeitet ergibt sich in der Summe bereits die gewünschte S-förmige Gesammtkennlinie.
Modene Luftdämper mit kleiner Negativkammer mit vergleichsweise hörerem Anfangsdruck wie in der großvolumigen Hauptkammer haben im Grunde genommen alle eine S-förmige Kennlinie.
Der Hinterbau des Bikes muss um harmonisch zu arbeiten lediglich eine lineare Kinematik aufweisen. Die Kunst dabei ist lediglich bei dem versuch einen linearen Viergelenker zu Bauen am ende des Federweges nicht ins Degressive zu rutschen (ich spreche jetzt von der kinematische Übersetzungskennlinie)
EWin durchaus beachtenswertes "Nebenproblem" sehe ich allerdings in der kritischen Bremsmomentabstützung, wenn sich der winkel Umlenkhebel/Rahmen zur Sattelstrebe/Kettenstrebgelenk richtung 180 Grad bewegt. Wäre er genau 180Grad würde bereits ein winziges Drehmoment ausgelöst durch die Scheibenbremse genügen um den Hinterbau "durchknicken" und ausfedern zu lassen.
Viele Grüße,
Lutz Scheffer
 
Michi@Liteville schrieb:
Hallo zusammen,

Testmaen:
-zum testen des Prototyps fehlte mir noch das vordere Laufrad. Weil eine
Pike verbaut ist brauche ich ein Laufrad mit Steckachse. Das Laufrad kommt
diese Woche (endlich), so dass ich am Wochenende fahren und euch anfang
nächste Woche berichten kann.

Viele Grüße
Michi Grätz

Du schreibst das eine PIKE eingebaut ist.
Kann man den normalen 301 Rahmen mit Pike fahren?
Wie ist das Verhältnis zu den 115mm Federweg des Hinterbaus. Harmoniert das?

Gibts mit der Pike Team auch probleme mit dem Steuersatz durch das dickere Steuerrohr an dem unteren Lager?
 
Hi Lutz,
Du hast nicht alle Beiträge gelesen. Es geht eigentlich nicht um eine S-förmige gesamt Kennlinie, sondern die Diskussion mit Dani ist daraus entstanden, dass ich erklärt habe warum sich unser Liteville 301 Rahmen nach „mehr Federweg anfühlt“ als andere Rahmen mit gleichviel oder sogar mit mehr Federweg.

Zur S-förmigen Kennlinie:
Die S-förmige Kennlinie ergibt sich (zumindest bei Luftdämpfern) zwangsläufig immer.
So ist die „Anfahrtsrampe“ (damit meine ich vom komplett Ausgefederten Zustand bis in den Sag) Automatisch immer schon die erste hälfte des S. Diese „Anfahrtsrampe“ wird meist, (das habe ich auch schon geschrieben) mit dem Losbrechmoment „verwechselt“.
Interessant dabei ist, dass diese „Anfahrtsrampe“ mit zunehmendem Luftdruck im Dämpfer immer steiler wird, wogegen sich der Arbeitsbereich jedoch nur Parallel zu dem Arbeitsbereich mit geringerem Luftdruck im Dämpfer verschiebt.
Wenn man von einer S-Form redet haben wir also automatisch schon die erste hälfte des S. Wobei diese erste S-Hälfte von einem kleinen Bogen bis zu einem sehr scharfen Bogen reichen kann, dies hängt wie gesagt sehr stark vom Fahrergewicht, von der Anlenkung (progressiv oder degressiv), aber auch vom Übersetzungsverhältnis des Systems ab, denn größeres Übersetzungsverhältnis, heißt mehr Luftdruck, das wiederum heißt steilere Anfahrtsrampe.

Der Arbeitsbereich sollte uns allen klar sein, er sollte leicht progressiv, bzw. linear sein.

Zum Durchschlagschutz soviel:
Die Kennlinie muss, wenn richtig Konstruiert, zum Ende hin nicht stark ansteigen.
Denn: ist das Ende des Arbeitsbereichs richtig ausgelegt, das heißt, dass das Ende der Kennlinie nicht zu tief liegen darf, dann ist kein steiler Anstieg der Kennlinie (Durchschlagschutz) erforderlich. Das ganze Funktioniert hervorragend, und zwar deshalb, weil alle Fahrer einer Gewichtsklasse, aber bei unterschiedlichen Einsatzbereichen, ihr Hinterbausystem mit ziemlich derselben Kraft belasten.
Natürlich darf das Ende der Kennlinie auch nicht zu hoch liegen, denn dann kann nicht der gesamte Federweg genutzt werden.
In wiefern eine Kennlinie einer S-Form gleicht oder nicht ist dem Betrachter überlassen, ich persönlich sehe das ganze weniger als eine S-Form, sondern lese aus der gesamten Kennlinie, und dazu müssen noch einige andere wichtige Punkte beachtet werden, welche ich hier aber nicht schreiben möchte.

Du schreibst:
Der Sag und Durchschlagschutzbereich hat ein größeres Delta wie der Arbeitsbereich.
(Kinematisch gesehen könnte man auch den Hinterbau so beschreiben das die Relativbewegung des Stoßdämpfers zur Hinterradbewegung am anfang größer ist dann langsamer wird und schließlich wieder schneller wird)


Ja schon, aber „Kinematisch gesehen“ ist rein theoretisch und schlussendlich zählt nur die gesamt Kennlinie!

Weil Du vermutlich nicht alles gelesen hast, ist Dir etwas wichtiges entgangen!
Mit „man braucht nur eine lineare System Kennlinie und eine normale S-förmige Dämpfer Kennlinie“ wie Du beschrieben hast, ist es noch lange nicht getan!
So wie es Du beschreibst sieht die Aufteilung in die drei Arbeitsbereiche folgendermaßen aus:
Nehmen wir an der Hinterbau hat einen 165mm langen Dämpfer mit 38mm Hub, das Übersetzungsverhältnis beträgt 1:2,8 und die System Kennlinie ist linear. Der Federweg beträgt ca. 105mm.
Der Dämpfer wird mit ca. 8-10mm Sag gefahren und benötigt (wegen dem hohen Übersetzungsverhältnis) relativ viel Druck (steile Anlauframpe). Durch das 1:2,8 Übersetzungsverhältnis und die lineare System Kennlinie federt der Hinterbau im Sag bereits ca.25mm ein. Der Durchschlagschutz am Ende der Kennlinie beträgt auch min. 5mm (steile Endrampe, sozusagen der Durchschlagschutz ), das sind am Hinterrad (wegen des hohen Übersetzungsverhältnis) auch wieder ca. 15mm Federweg. Die beiden Werte zusammen, abgezogen vom gesamt Federweg, bleiben 65mm „nutzbarer Federweg“ über. Ist die gesammte Kennlinie nun zusätzlich auch noch zu steil, was in der realität bei einigen Herstellern auch vorkommt, bleibt noch weniger nutzbarer Federweg übrig. :( Aber: Es wäre eine schön S-förmige Kennlinie.
Ich hoffe jetzt ist es Dir klar, wenn nicht, lies Dir den 3ten Beitrag den ich hier geschrieben hab einfach noch mal durch.

Viele Grüße, und nochmals ein frohes Fest wünscht Euch allen,
Michi Grätz
 
Hallo playbike,
ja, ich fahre das Liteville 301 momentan mit Pike, DeeMax, Fat Albert und Louise FR.
Und …, ich habe mich neu verliebt.
Bilder und Fahrbericht (zumindest aus meiner Sicht) folgen in den nächsten Tagen.

Das kompl. Gewicht ohne Pedale bei Rahmengröße -M-(mit Pike Federgabel, Deemax DH Laufrädern, 2,35er Fat Albert Reifen, Louise FR Bremsen, Syntace VRO System, Syntace Screw On Grips, Flite SLR, XT Kurbel, XT Umwerfer, Trigger Schaltern und XO Schaltwerk) liegt bei 13,2Kg :daumen:

Was meinst Du für Probleme mit Pike und Steuersatz?

Viele Grüße
Michi Grätz
 
Hallo Michi,
Um nicht aneinander vorbei zu reden muss man einige Begriffe nochmal klar trennen.
Unter "Anfahrrampe" meine ich selbsverständlich nicht das Losbrechmoment, welches hervorgerufen wird durch die Systemreibung der Massenträgheiten und der Kraftdifferenz zwischen Positiv/Negativkammer im Luftdämpfer.
Die verschiedenen Kennlinien der Dämpfer sind gegeben. Mit ihnen muss man klar kommen und die Kinematik des Hinterbaus muss auf diese Kennlinie genau anpasst werden um im Fahrbetrieb den gesamten zur Verfügung stehenden Hinterbauhub zu nutzen. Soweit sind wir uns einig hoffe ich doch.
Um einerseits nicht unnötig viel Federweg im Sag zu verbrauchen und andererseits den Durchschlagschutz nicht unverhältnismäßig hoch anzusetzen muss man zwangsläufig von einer linearen Gesamtkennlinie abweichen.
Ein resultierende Gesamtkennlinie soll so moduliert werden , daß ein möglichst großer Teil des Hinterradhubes im überwiegend genutzten Arbeitsbereich liegt.
Soweit müssten wir uns nicht wiedersprechen oder Falsch verstehen.

Um mit relativ wenig Hinterbauhub (Beispielsweise 110mm) ein "gefühlten" Federweg von sagen wir einmal 140 mm zu erzeugen muss man erst einmal eine Referenz zugrundelegen. Welcher Hinterbau soll als Referenz dienen um zu sagen er fühlt sich wie 140mm an?
Ein schlechtes 140mm Bike kann sich auch wie ein 100mm Bike anfühlen.
Um sich trotzdem eine Referenz zu schaffen, um die Aussage "gefühlter Federweg wie 140mm" zu untermauern, würde sich ein Hinterbau anbieten welcher eine kinematisch lineare Übersetzung hat. Unter kinematisch linearem Hinterbauhub verstehe ich das die Relation der Einfedergeschwindigkeit des Hinterrades gleich bleibt zur Einfedergeschwindigkeit des Dämpfers. Oder gewöhnlich ausgedrückt das Übersetzungsverhältnis bleibt konstant über den ganzen Bewegungsspielraum des Hinterbaus.
Um dieses Referenzbike weiter zu normieren gehen wir davon aus die besagten 140mm mit einem 190mm langen Dämpfer welcher über 50mm Hub verfügt, erzielt werden sollen. Dieser Vergleichshinterbau hätte also ein Gesamtübersetzungsverhältnis von 1:2.8.
Die Fahrer welche den Hinterbau mit "gefühlten" 140mm und den "echten" 140mm müssten selbstredend gleich schwer sein.
Falls beide Bikes nun auf der gleichen Stecke den gesammten Hub ausnutzen und der Durchschlagschutz bei beiden bikes erst auf den letzten 5% des Federweges einsetzt (ermöglicht wird dies durch eine genaue Anpassung des Luftdrucks im Dämpfer bei beiden Bikes) unterscheiden sich die beiden zu vergleichenden Bikes im wesentlichen nur durch den unterschiedlichen SAG.
Wobei das 140mm Bike vergleichsweise mehr absoluten SAG aufweist.
Das Bike mit mehr SAG wird sich von der Bodenhaftung des Reifens auf jedenFallbesser verhalten, da das Hinterrad auch negativen Bodenwellen besser folgen kann. Der gefühlte positive Bereich wird sich annähernd gleich verhalten.
Das Bike mit "echten" 110 und "gefühlten" 140 wird auf Schwerpunktsverschiebungen des Fahrers (horizontal/vertikal) weniger stark reagieren.

Soweit zum Thema Referenzbike.

Auf der anderen Seite habe ich vereinfachend gesagt das man "nur" eine lineare Hinterbaukinematik und ein Standart Luftdämpfer miteinander kombinieren müsste um eine gewünschtes Fahrverhalten zu bekommen.
Ich habe damit nicht ausgedrückt das ich selber die Hinterbaukinematik streng linear auslege, sondern das falls man lediglich eine S-förmige Kennlinie anstrebt würde eine lineare Kinematik bereits diesen Wunsch erfüllen. Auch ich habe meine Besonderheiten, welche ich wie Du hier nicht breitreden will.

Was ist aber mit dem Vergleich, falls man ein Referenz Bike hätte welches ein "echten" Federweg von 140mm hätte bei einem "gefühlten" Federweg von 170mm?
Welches Bike hätte dann die Nase vorne? Die spezielle vorteilhaft postulierte Kinematik wäre ja schließlich auch auf größerer Federwege anwendbar.

Zum obigen Referenzbike bleibt zu sagen das mit einem Ü-Verhältniss von 1:2,8 bereits die obere Grenze eines DT-Swiss Dämpfers erreicht ist. Der Dämpfer würde zwar noch schärfere Ü-Verhältnisse vertragen, die Federkennlinie würde sich bei vergrößerung des Ü-Verhältnisses immer mehr ungünstig verzerren. Ein Übersetzungsverhältniss von unter 1:2.2 (=110mmFederweg) hätte zur folge das die Systemreibung des Dämpfers (jedes Luftdämpfers) sich beginnt deutlich spürbar durch ein schlechteres Ansprechverhalten bemerkbar zu machen. (Ich kann davon ein Lied singen... mit der LSD-Federung (Bergwerk) welche ein 1:1 Übersetzung hatte war kein Blumentopf zu gewinnen.. erst die Erhöhung des Übersetzungsverhältnisses auf über 1:2 brachte zufriedenstellende Resultate)

Insofern, Michi,kläre mich bitte auf wo ich Verständnisprobleme habe. Falls das Verstehen Deines Hinterbaus mit bisher noch bewusst nicht von Dir erläuterten Eigenheiten zusammenhängt, kannst Du mir ein mangelndes Verständnis nicht vorhalten.
Soweit ich diesen Beitrag resümiere bleibe ich dabei zu behaupten das es sich im wesentlichen um eine kinematische Anlauframpe im Sag Bereich handelt welche dafür verantwortlich ist das sich der theoretisch postulierte Referenzhinterbau so anfühlt wie Deine 110mm. Würde man beide Kennlinien auf einem gleich skallierten Diagramm übereinanderlegen verliefen die beiden Kennlinien ab dem SAG Bereich deckungsgleich.

Viele Grüße und schöne Feiertage,
Lutz
 
Hallo Lutz,
leider muss ich heute „nebenbei“ noch arbeiten und kann deshalb nicht so ausführlich Antworten. Was Du mit dem Referenz Bike meinst verstehe ich, stimmt so auch, aber:
Du vergleichst Äpfel mit Birnen.
Nimm den von Dir erwähnten Referenzhinterbau und teile die Arbeitsbereiche in 3 Abschnitte ein. Lese an der X-Achse (Federweg in mm) ab wie viel Federweg der Referenz Hinterbau nun im Bereich der Anfahrrampe (kompl. Ausgefedert bis Sag) und im Durchschlagschutzbereich „verschwendet. Wie viel Federweg bleibt übrig?

Und so würde es aussehen wenn die gesamt Kennlinie „passen“ würde:
Sag am Dämpfer min.10mm = 28mm am Heck
Durchschlagschutz min. 5mm = 14mm am Heck
Bleiben 98mm nutzbarer Federweg über.

Aber:
Wenn Du, wie Du beschreibst den Referenz Rahmen mit so unterschiedlichen Drücken fahren möchtest und somit den Arbeitsbereich so weit „verschiebst“, wäre die gesamt Kennlinie des Rahmens eindeutig zu steil ansteigend.
Warum? Wenn der Rahmen mit viel Sag nicht durchschlägt, kann er bei wenig Sag nicht den vollen Federweg nutzten.
Das ist so und daran kann nicht gerüttelt werden!

Das ganze sieht also folgendermaßen aus:
Mit wenig Sag gefahren:
Sag am Dämpfer min.10mm = 28mm am Heck
5mm des Dämpferhubs = 14mm des Hinterradfederwegs Federweg können wegen zu steiler gesamt Kennlinie nicht genutzt werden
Durchschlagschutz beträgt deshalb also 10mm = 28mm am Heck
Bleiben 84mm nutzbarer Federweg über.

Mit viel Sag gefahren:
Sag am Dämpfer min.15mm = 42mm am Heck
Durchschlagschutz sind jetzt nur 5mm = 14mm am Heck
Der Federweg kann jetzt zwar bis zum Ende genutzt werden, aber es kommt auch nicht mehr nutztbarer Federweg dabei heraus, weil im Sag Bereich mehr Federweg verschenkt wird.
Es bleiben auch 84mm nutzbarer Federweg über.

Und das was wir machen ist noch mal ein bisschen etwas anderes, weil wir mit anderen Übersetzungsverhältnissen Arbeiten, und dadurch einen größeren nutzbaren Arbeitsbereich erreichen.
Das geht zwar auf kosten des Sag (am Hinterrad) aber nach ausführlichen Tests und Messungen nicht auf Kosten des Fahrverhaltens.

Das ganze ist natürlich auch bei größeren Federwegen anwendbar, damit beschäftigen wir uns, und wir werden das so auch anwenden. Man darf also gespannt sein. :)


Viele Grüße
Michi Grätz
 
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