Bikepacking mit Hummer und Hase

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18. Februar 2014
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Ich dachte mir, dass mein kurzer Bericht im Touren-Thread zu viel Raum einnehmen würde und verlege das ganze daher nach hier...

Als wir Anfang des Jahres über unseren Sommerurlaub nachdachten, fiel die Wahl schnell auf die Art der Fortbewegung: Bike. Seit unsere Tochter 2014 geboren wurde hatten wir keinen "Aktivurlaub" mehr gemacht, sondern höchstens die Räder mit zu den Großeltern genommen, aber mit Kleinkind und unserem schwerbehinderten Sohn erschien uns das familiäre Haus in Seenähe nicht verkehrt und auch dieses Jahr wollten wir dort für einige Tage hin.

Früher, bevor die Kinder geboren wurden, waren wir regelmäßig biken und campen und verbrachten unzählige Nächte im Zelt oder unter den Sternen und wenn ich mich an meine Jugend Ende der 90er erinnere, habe ich damals auch gern das Fahrrad bepackt und verschwand übers Wochenende rechts oder links der B96 irgendwo zwischen Berlin und der Ostsee im Wald. Auf jeden Fall, war ich über die Entscheidung froh, vor allem aber war ich für den Einkauf noch notwendiger Ausrüstung und den Aufbau eines neuen Rades für meine Frau verantwortlich. Im Laufe der Monate vor der Tour gesellte sich noch eine alte Freundin der Familie dazu, die mit Mitte 70 und ohne nenneswerte Erfahrung mit Radtouren oder Camping unsere kleine Reisegruppe hervorragend ergänzte - als einzige aber mit Gangschaltung fuhr :)

Jedenfalls rückte der Sommer näher und die Vorfreude wuchs. Startort sollte Fürstenberg sein wohin wir uns eines Sonntagmittag auf den Weg machten, wobei die größte Hürde natürlich das Betreten des Zuges mit 3 Rädern und einem Anhäger darstellte - ein Hindernis das glücklicher Weise überwunden werden konnte.



Von Fürstenberg aus führte der Weg zunächst an den Elbogensee. Hier waren wir früher schon ein paar Mal und der Campingplatz hatte uns gut gefallen und ist insbesondere für Familien mit Kindern sehr zu empfehlen.





Wir blieben zwei sehr kalte Nächte - mein Hüttenschlafsack war hier eindeutig eine Fehlentscheidung. Ein kleiner Ausflug ohne Gepäck führte uns in die Nähe eines kleinen Sees - für die Kinder eine wunderbare kurze Runde von vielleicht 6km die sie problemlos allein meisterten.




Vom Elbogensee zog es uns dann im Grunde auf der Route des Kopenhagen-Radweges entlang durch die Seenlandschaft in Richtung Hexenwäldchen in Roggentin - zwischendrin kamen wir auf die glorreiche Idee mal anzurufen und nach Stellplätzen zu fragen: Fehlanzeige. Sponates umplanen in Richtung Zwensow schuf die nächste Option für die Nacht, wobei die Kälte wahrscheinlich von den Trailern und Wohnwagen abgefangen wurde und dies auch die Nacht der partiellen Mondfinsternis war:



Weiter ging es dann über Kratzeburg zum nahegelegenen Naturcampingplatz - auch dieser eine klare Empfehlung! Langsam wurde das Wetter wieder besser und die Temperaturen stiegen auch in der Nacht. Erholsamer Schlaf war für den folgenden Tag auch notwendig. Die ohnehin längste Tourenetappe von Kratzeburg nach Waren durch den Müritznationalpark war durch einige, nunja, Entscheidungen geprägt. Die erste Frage kam auf, als wir den sandig werdenen aber direkten Weg nach Klockow verließen um auf den Plattenweg dem Radweg zu folgen. 3 Kilometer weiter war auch dieser Weg nicht mehr fest und es folgte eine sehr schöne aber anstrengende Strecke entlang der noch jungen Havel durch tiefe Wälder und noch tieferen Sand.





Nach einem sehr langen Tag und wiederum Pech beim eigentlich geplanten (aber nicht reservierten!) Campingplatz in Ecktannen, landeten wir schließlich jenseits von Waren in Kamerun. Trailer soweit das Auge reicht: was in den USA Prekariat ist, wird in Deutschland von gut betuchten Rentnern als "Camping" gefeiert: Sattelitenschüssel im Vorgarten und Krokodilschwanz am Grillbuffet sei Dank. Nun, wenigstens ist die Gegend um Kamerun sehenswert und die vorletzte Etappe vor Plau am See begann nun mit der Fahrt nach Malchow. Dort hatten wir schon vorher angerufen und uns wurde versichert, auf der Zeltwiese sei immer ein Platz zu bekommen...




Mehr Platz war nicht, dafür aber sehr idylisch. Die Reise neigte sich vorerst einem Ende entgegen und am Folgetag (Samstag) verließ uns unsere Gefährtin in Richtung Berlin und wir fuhren mit den Kindern allein weiter zu den Großeltern. Nach einigen Tagen am Strand machten wir uns aber wiederum auf die Reise, da wir in Oldenburg zu einem Geburtstag erwartet wurden und im Vorfeld den Bahnhof Langhagen im Kreis Rostock als günstige Gelegenheit ausgekundschaftet hatten in die selbige Stadt zu gelangen um von dort mit dem IC nach Westen aufzubrechen.



Der Abschluss der Tour, nebenan schon gezeigt, stellte dann ein kurzer Abstecher in Bremen inklusive einer schönen Tour durch das Blockland dar - wovon es allerdings noch keine Fotos gibt. Die Fotos, am Rande erwähnt, wurden alle mit einer alten Nikonos Kamera mit 35mm Festbrennweite auf Kodak Portra 400 gemacht.

Das Bontrager meiner Frau: nackisch


Und bepackt:


Das KuBike meiner Tochter - meistens am FollowMe:


Und schließlich der Early Rider von meinem Sohn - derselbst während der Tour meist im Anhänger saß:


Der Anhänger:


Neben dem Early Rider hatten wir im Gepäcksack die Küche und die Lebensmittel untergebracht, die wir natürlich immer in ausreichender Menge mitführten.

Vollbepackt in Malchow:


Insgesamt sind wir gut 200km an 7 Tagen mit dem Rad unterwegs gewesen, wobei der erste und der letzte Tag je nur 10km Strecke ausmachten. Den Rest der Zeit verbrachten wir sehr entspannt.

Da der Hummer fehlt sagt nun der Hase Tschüß :)

 
Zuletzt bearbeitet:
Hmm...ich dachte bisher mit einem Bike wird man immer auf den Zeltplatz gelassen ?
Voriges Jahr, ich kam 19.55 Uhr (ab 20.00 Uhr war zu) an einem Zeltplatz an, sagte mir der "Cheffe"...draussen steht 'ne Telefonnummer dran, ich wäre dann gekommen und hätte dich reingelassen.

Ecktannen waren wir mal mit dem Wohnmobil (und Schaltung) https://www.mtb-news.de/forum/t/rides-of-the-day.213328/post-14618874
Trotzdem erschüttert das ein wenig meine Überzeugung -> "mit Bike darfste immer rauf" Einstellung. Ich wollte dieses Jahr noch mit Hund (im Hänger) ungeplant losfahren. :oops:
 
So, und jetzt bitte noch das Bild vom Begleitfahrzeug das den Rest vom Gepäck transportiert hat. ;)

Mal im Ernst, ihr schummelt doch. Wo bitte sind die Windelpackete? Wo die Isomatten und Schlafsäcke für die Kids - oder teilt ihr euch die luxuriösen 51-cm-Standardmatratzen mit je 1 Kind? Hattet ihr Kocher, Töpfe etc. mit dabei? Regenklamotten?

Wenn ich dran denke, was wir mit zwei Kindern (4 und 1) für 5 Tage Camping am Rätzsee so mitgeschleppt haben... :confused:
 
Mal im Ernst, ihr schummelt doch. Wo bitte sind die Windelpackete? Wo die Isomatten und Schlafsäcke für die Kids - oder teilt ihr euch die luxuriösen 51-cm-Standardmatratzen mit je 1 Kind? Hattet ihr Kocher, Töpfe etc. mit dabei? Regenklamotten?
Erwischt! Nein, im Ernst: Windelpakete sind zum Glück Geschichte, mit 8 und fast 5 Jahren gehts bei den Kids auch ohne, und wir sind ja nich so alt ;)
Isomatten hatten wir zwei:

  • ThermaRest NeoAir Camper Duo (gut 130x200) bei 1.8kg und eine schmale ThermaRest mit 51cm - das ganze hängt vorn am Bontrager im WildCat Harness
  • das Zelt (Exped Carina IV) hing bei mir am Hummer

- Schlafsäcke für alle hatten wir auf die beiden Gepäcktaschen verteilt, genauso wie einen Teil der Klamotten. Der andere Teil davon lag in meiner Satteltasche (Carradice LongFlap) (die Kleidungsmenge war jeweils knapp auf 5 Tage berechnet, Waschen war also vorprogrammiert), Regenkleidung blieb unbenutzt auch am Gepäckträger zwischen den Taschen

-In der Küchentasche befanden sich ein 4.5l Topf und ein 2 l Topf, Sea To Summit Teller, Besteck und Tassen, sowie zwei kleine Faltkocher und Kartuschen. Die Küche will ich verbessern, da der Gasvebrauch an den Kochern sehr hoch ist, die Standfestigkeit bei 3l Wasser und Nudeln nicht wirklich gegeben ist und von Wind keine Rede sein darf.

- Spielzeug gab es sehr wenig, dazu nur ein paar Pixie Bücher und was zum malen - das ging alles in den Rucksack meiner Tochter

Für nächstes Jahr steht auf der Liste:

  • neuer Kocher
  • neue schmale Isomatte (meine ist inzwischen 15 Jahre alt und etwas kühl)
  • Kissen!
  • ggf. Quilts statt Schlafsäcke

Außerdem wird der Anhänger wegfallen und durch ein Trets von Hase ersetzt (der eigentliche Namensgeber des Titels), dass von Hase leider zu spät geliefert wurde*...

Insgesamt war ich echt zufrieden mit der Ausrüstung und bis auf einen fiesen Höhenschlag beim Bonti der aber behoben werden konnte gab es keine Probleme.


* Was insofern gut war, als dass meine Tochter so ab und an Gelegenheit hatte in den Anhänger zu wechseln. Und die hervorragenden Sand- und Plattenwege, nunja wir lassen uns überraschen.
 
Hmm...ich dachte bisher mit einem Bike wird man immer auf den Zeltplatz gelassen ? (...)
Kommt auf den Zeltplatz an. Manche haben eben 'Stellplaetze' fuer WoMos / Wohnwaegen, und wenn alle gebucht sind, ist Ende. Sind z. B. in Frankreich die mit den drei oder mehr Sternen. Dringend vermeiden, ueberteuert und wenig einladend sind die sowieso.
Einer der Gruende, warum ich lieber nur Katzenwaesche an Brunnen / Teich / Fluss (machmal findet sich auch eine Stranddusche oder dgl.) und dann draussen schlafen mache ... oder halt gleich Hotel. So ca. einmal alle drei Jahre :D

Also mein Tipp fuer Dich: Erkundige Dich nach dem 'Niveau' des C-Platzes. Ist er 'luxurioes', dann Finger weg.
 
:daumen:

Das beantwortet fast alles. War tatsächlich davon ausgegangen, dass ihr mit zwei Zelten unterwegs ward - das eine Foto legt das nahe - zumal die Unterkunft nicht sonderlich groß aussieht.

Bis es hier windelfrei zugeht dauert's noch mindestens zwei Jahre. Bis dahin fällt das Reisegepäck allein deshalb größer aus. Außerdem bräuchte ich nur schon nur für's Tipi einen BOB Yak hinten dran. :D



Hab dieses Jahr das erste Mal mit einer Eigenbau-Bushbox gekocht, in der entweder der unkaputtbare Trangia heizt oder Zweige verfeuert werden. Wenn man die Muße hat, sich ums Feuer zu kümmer, finde ich letztere Variante um Längen besser. Und die Kinder stehen sowieso drauf. Die kann man auch prima mit dem Sammeln von Brennholz beschäftigen.
 
:daumen:

Das beantwortet fast alles. War tatsächlich davon ausgegangen, dass ihr mit zwei Zelten unterwegs ward - das eine Foto legt das nahe - zumal die Unterkunft nicht sonderlich groß aussieht.

Bis es hier windelfrei zugeht dauert's noch mindestens zwei Jahre. Bis dahin fällt das Reisegepäck allein deshalb größer aus. Außerdem bräuchte ich nur schon nur für's Tipi einen BOB Yak hinten dran. :D




Hab dieses Jahr das erste Mal mit einer Eigenbau-Bushbox gekocht, in der entweder der unkaputtbare Trangia heizt oder Zweige verfeuert werden. Wenn man die Muße hat, sich ums Feuer zu kümmer, finde ich letztere Variante um Längen besser. Und die Kinder stehen sowieso drauf. Die kann man auch prima mit dem Sammeln von Brennholz beschäftigen.
Wir hatten in unsere Großgruppe tatsächlich zwei Zelte, letzteres wurde aber von unserer Begleiterin selbst transportiert, genau wie die andere Ausrüstung von ihr, fällt in unserem Setup also nicht ins Gewicht...

Bushbox werde ich mir wohl auch noch bauen - am WE steht die nächste Tour an, mal sehen ob ich es zeitlich schaffe. Nach welcher Anleitung hast du die gebaut?
 
Meine ist der klassische Ikea-Besteckhalter-Hack, von dem es zig Varianten gibt.

Ich hatte noch zwei Tripods rumfliegen, die ich mir mal als UL-Topfhalterung für den Trangia aus alten Speichen, Nippeln und 0,7cm-Messingrohr selber gebaut hatte. Durch einen Zufall haben die als Füße bzw. als Topfhalter an dieses Ikea-Ding gepasst. Der obere klemmt auch den Trangia. Mit der Blechschere noch ein Loch reingeschnitten um Brenngut nachlegen zu können und fertig.

Muss mal ein Foto machen...

Wenn's zeitlich pressiert: Ikea-Besteckhalter holen, besagtes Loch reinschneiden und oben zwei olle Sandhäringe als Topfhalter drauflegen und ggf. mit Draht fixieren. Man kann auch Schrauben/Muttern in die Löcher am Boden schrauben, für mehr Abstand und besseren Kamineffekt.
 
Meine ist der klassische Ikea-Besteckhalter-Hack, von dem es zig Varianten gibt.

Ich hatte noch zwei Tripods rumfliegen, die ich mir mal als UL-Topfhalterung für den Trangia aus alten Speichen, Nippeln und 0,7cm-Messingrohr selber gebaut hatte. Durch einen Zufall haben die als Füße bzw. als Topfhalter an dieses Ikea-Ding gepasst. Der obere klemmt auch den Trangia. Mit der Blechschere noch ein Loch reingeschnitten um Brenngut nachlegen zu können und fertig.

Muss mal ein Foto machen...

Wenn's zeitlich pressiert: Ikea-Besteckhalter holen, besagtes Loch reinschneiden und oben zwei olle Sandhäringe als Topfhalter drauflegen und ggf. mit Draht fixieren. Man kann auch Schrauben/Muttern in die Löcher am Boden schrauben, für mehr Abstand und besseren Kamineffekt.
Danke! Die Topfhalterung würde mich bildlich auf jeden Fall interessieren. Ich werd mich erstmal hieran machen:

https://trekkingtrails.de/holzvergaser-kocher/
 
Hab mich schon gewundert ... Antik-Filter ?? Aber alles echt :D
Richtig! #nofilter - Wenn schon kein klassisches Rad, muss wenigstens die Kamera klassisch sein. Am Wochenende darf dann mal die Leica ran. (Die Nikonos ist eigentlich eine Unterwasserkamera - James Bond nutzte sie einst gegen Dr. No - und stammt aus meiner Zeit als Taucher. Der große Vorteil: Wasser- und Staubdicht, perfekt für Fotos im Regen oder in der Uckermark).
 
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