Der Titan-Viergelenker Wieder-Wieder-Aufbauthread - von Annodisieren bis Zusammenschrauben

DrChaos

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Neulich wollte ich an meinem Titanviergelenker, genauer gesagt die FR Version des PEAK TF-04 von 2002 (vertrieben von Shock Therapy) routinemäßig die 8 Kugellager wechseln ...

Was muss ich da sehen!?

IMG_20140607_153008.jpg
IMG_20140607_153026.jpg


Zwei beginnende Risse im Rahmen ... wo ich doch so gerne springe ... was tun? :ka:

Also habe ich begonnen zu recherchieren und einige Titanrahmenbauer zwecks Reparaturoptionen zu kontaktieren. Von einigen wurde ich rüde abgewiesen, fand aber zum Glück in Werner Pichler (Rewel Bikes) aus Tirol jemanden der kompetent und willens war die Sitzstreben der Schwinge zu reparieren :hüpf:

Also ab ins Paket und auf den Weg zum Werner nach Tirol.

Nach zwei Wochen kamen die Streben heile zurück :anbet::hüpf:, ich habe mich zu einem Neuaufbau entschlossen, und diesen Thread gestartet.


IMG_20140718_145336.jpg
 

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1. ANODISIEREN

Um das Erscheinungsbild etwas aufzufrischen habe ich mich entschlossen meine metallurgischen Kentnisse und Fähigkeiten zu erweitern.

Titan hat die schöne Eigenschaften eine sehr haltbare Oxidschicht an der Oberfläche auszubilden. Das macht das Titan so korrosionsbeständig. Hat diese Schicht eine bestimmte definierte Dicke, so absorbiert sie Licht verscheidener Wellenlänge (naja eigentlich sind es Interferenzen ...). Solch eine definierte Oxidschicht läßt sich durch Anodiseren herstellen (siehe zB hier). Also bin ich, ganz crazy scientist, in mein Labor gegangen und habe folgenden Aufbau vorgenommen: (Achtung, das hantieren mit konz. Säuren ist sehr gefährlich ...):

IMG_20140713_120108.jpg

Als Elektrolyt diente 10% Ammoniumsulfat. Der Alkohol zum Entfetten, die 30%ige Schwefelsäure zum kurzen Anätzen davor und das destillierte Wasser zum spülen. Dann hab ich das Werkstück mit der Anode verbunden, als Kathode dienten die V4A Edalstahlstücke im Bad. Das ganze dann für ca. 20 sek. bei 19 Volt .. und aus diesen Schwingen, die den Dämpfer lagern:

IMG_20140713_120148.jpg


werden solche:

IMG_20140721_133153.jpg


Ich hab' meinen Spass :)

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Fein,fein :daumen:
Sieht sehr vielversprechend aus!
Reicht bei Titan wirklich eine so kurze Zeit zum anodisieren?
Bin erstaunt,bei Alu dauert's ja bedeutend länger! o_O
 
Moin!

Schöner Effekt, früher hatte Rewel die Rahmen auch so veredelt :daumen:
Aber, sach mal, ist die Wippe so ausgeschlagen, oder muss das so? :eek:
Das eine Loch ist ja schon nich mehr rund, sondern eirig...

Ciao, Splat
 
Ein früherer Fehler beim Auspressen des Lagers, das dumme Werkzeug verkantete ... Schwamm drüber ... :wut:

Moin!

Schöner Effekt, früher hatte Rewel die Rahmen auch so veredelt :daumen:
Aber, sach mal, ist die Wippe so ausgeschlagen, oder muss das so? :eek:
Das eine Loch ist ja schon nich mehr rund, sondern eirig...

Ciao, Splat
 
20 Sek. ist sogar eher langsam ... mein Netzteil brauchte ein Wenig um die Spannung aufzubauen ... Das Schöne im Vergleich zum Alu ist ja, dass sich der Farbeffekt aus der Oxidschicht selber ergibt.

Fein,fein :daumen:
Sieht sehr vielversprechend aus!
Reicht bei Titan wirklich eine so kurze Zeit zum anodisieren?
Bin erstaunt,bei Alu dauert's ja bedeutend länger! o_O
 
Uii, das ist ein wirklich interessanter Effekt. Jetzt frage ich mich natürlich: Wenn die Farbe von der Behandlungsdauer abhängt, in Sekunden, wie bekommt man dann Wieder den selben Farbton hin?

Aber schaut echt cool aus. Die Laboraustüstung :daumen:
 
Es hängt von der Voltzahl und dem Elektrolyt ab, nicht von der Zeit. Wenn's zulang wird, wird die Schicht aber unlgeichmäßig und so der Farbton.

Uii, das ist ein wirklich interessanter Effekt. Jetzt frage ich mich natürlich: Wenn die Farbe von der Behandlungsdauer abhängt, in Sekunden, wie bekommt man dann Wieder den selben Farbton hin?

Aber schaut echt cool aus. Die Laboraustüstung :daumen:
 
Sehr spannend, saubere Arbeit.

Du scheinst vom Fach zu sein, kannst du dann erklären wie z.B. Firefly ihre anodisierungs Muster in die Rahmen bekommen?

Danke
 
Soweit ich mich erinnere, hat Rewel die Färbung der Rohre aber nicht durch Annodiseren erzielt, sondern durch Hitzeeinwirkung: Da ergaben sich dann mehrere Verlaufsfarben, von Blau bis Gelb.

Die Physik hinter Erhitzen und Anodisieren ist aber die selbe. Definierte Oxidschichten. Nur lässt sich bei Erhitzen die Schichtdicke schlecht kontrollieren, daher Verlaufsfarben. LG
 
Zuletzt bearbeitet:
whoooo...das klingt alles sehr spannend, auch wenn ich bei der Chemie nach der 10. Klasse ausgestiegen bin:p
Habe schon immer geschaut, ob mir das Titan-Zuckerstück nicht mal in HGW über den Weg läuft...äh fährt...aber wenn es auf Reisen war, dann ists ja klar:daumen:

Bin gespannt, wie der Neu-Neuaufbau wird! Am besten schön bunt=) Welche Farben werden sonst noch so anodisiert?
 
Zuletzt bearbeitet:
whoooo...das klingt alles sehr spannend, auch wenn ich bei der Chemie nach der 10. Klasse ausgestiegen bin:p
Habe schon immer geschaut, ob mir das Titan-Zuckerstück nicht mal in HGW über den Weg läuft...äh fährt...aber wenn es auf Reisen war, dann ists ja klar:daumen:

Bin gespannt, wie der Neu-Neuaufbau wird! Am besten schön bunt=) Welche Farben werden sonst noch so anodisiert?

Naja, zu bunt solls nicht werden, ich mag auch das grau. Ich lass mich aber gerne beraten :) Die Wippe hat jetzt etwa den Farbton der Bombergabel...

Ansonsten hab ich mir nen goldenen Chris King Steuersatz und nen goldigen Syntacelenker vorgestellt...oder?
 
gold, blau, titan...vielleicht noch nen Tick rot und dann ists schick...ich finde zu dem rohen Titan siehts schon gut aus, wenn ein paar Farben dran sind...aber das liegt am Ende ja immer im Auge des Betrachters...Dein Bike, Deine Farben, Dein Aufbau...wird schon!
 
Toller Thread!:daumen:
Das Titanbike gefällt mir!

Soweit ich mich erinnere, hat Rewel die Färbung der Rohre aber nicht durch Annodiseren erzielt, sondern durch Hitzeeinwirkung: Da ergaben sich dann mehrere Verlaufsfarben, von Blau bis Gelb.

Das habe ich mal mit einen Titanschaltwerksbolzen ausprobiert. Ist aber schwerer den genauen Farbton zu treffen.
 
Ich bitte darum, dass Färben von Titan mittels Hitzeeinwirkung, nicht nachzumachen! Die hier vom Christoph gezeigte Methode ist viel schonender zum Ausgangsmaterial. Titan versprödet ab 400°C, außer man arbeitet unter Sauerstoff-Ausschluss. Bei Rewel hat man dazu extra mit Edelgas gefüllte Wannen, oder die Brennerflamme wird von Edelgas umströmt. Das Edelgas verdrängt den Sauerstoff.
Ich weiß gar nicht, wie der Smolik früher haltbare Titanschrauben gemacht hat: Der hat da einfach immer mit dem normalen Gasbrenner draufgehalten, so lange, bis seine Schrauben blau angelaufen sind.
 
Ich bitte darum, dass Färben von Titan mittels Hitzeeinwirkung, nicht nachzumachen! Die hier vom Christoph gezeigte Methode ist viel schonender zum Ausgangsmaterial. Titan versprödet ab 400°C, außer man arbeitet unter Sauerstoff-Ausschluss. Bei Rewel hat man dazu extra mit Edelgas gefüllte Wannen, oder die Brennerflamme wird von Edelgas umströmt. Das Edelgas verdrängt den Sauerstoff.
Ich weiß gar nicht, wie der Smolik früher haltbare Titanschrauben gemacht hat: Der hat da einfach immer mit dem normalen Gasbrenner draufgehalten, so lange, bis seine Schrauben blau angelaufen sind.

Das stimmt voll und ganz und trifft vor allem für die neuralgischen Stellen zu - die Schweissnähte. Selbst beim Abkühlen sollte Sauerstoff fern bleiben. Beim Anodisieren erwärmt das Werkstück nicht nenneswert ...
 
2. FAHRWERKS-LAGER

Wie zuerst geschrieben fing alles mit dem Tausch der Lager am Hinterbau an... Die Lager mussten dringend getauscht werden. Nicht weil sie ausgeschlagen wären, sondern weil sie mit der Zeit Rost ansetzen. Kein Wunder eigentlich, fahre ich doch bei jedem Wetter (auch bei Eis und Salz). Dabei spielt die Qualität (oder Herkunft) der Lager nur eine untergeordnete Rolle wie man hier sieht:

IMG_20140722_173143lager.jpg


Auf dem Bild sehen wir originale russische Lager (der Rahmen wurde in Handarbeit in einem kleinen Nachfolgebetrieb der russischen Atom-Ubootwerften in Nischni Nowgorod geschweisst, der Betrieb schweisst heute noch u.a. für KOCMO (Bilder von KOCMO), siehe fahrstil Nr. 12), als auch deutsche INA und FAG Lager. Alle sind vom Rost zerstört, mit der Zeit geht das in's Geld.

Daher stand ich vor dem Entschluss entweder die billigsten Lager aus chinesischer Produktion (und dann immer wieder) oder qualitativ hochwertige Edelstahllager einzupressen. Ich habe mich zu letzterem entschlossen und meine Wahl viel auf:

Für das Hauptschwingenlager: (2x) SNR S6001 2RS aus französischer Produktion (NTN-SNR)
Für die Wippe und den Horst Link: (6x) EZO S608 2RS aus japanischer Produktion (EZO)

(Das S vor der Lagerkennung steht übrigens für Edelstahl.)

Fixiert wurden die Lager zusätzlich mit LOCTITE 648, einem Fügeprodukt speziell für Pressverbindungen.

So sehen die Japaner im Horst-Link aus:

IMG_20140720_113946lagerneu.jpg


Beim Einpressen des Hauptlagers viel mir dann ein leichtes Spiel des duchgehenden Bolzens auf, der die Lager führt und axial fixiert (leicht ausgeschlagen). Daher habe ich diesen Bolzen ausgetauscht gegen einen neuen gedrehten und gerollten M12 Titanbolzen mit Titanmutter und das ganze mit 10 Nm fixiert. Die Lager sitzen in dem oberen durchgehenden Rohrstück:

IMG_20140722_173239bolzen.jpg


Das Fahrwerk läuft nun wieder spielfrei, seidenweich und mit wenig Flex über den gesamten 150 mm Federweg. :)
Ich hab' weiter meinen Spass :D
 

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:daumen:
tolle sache machst du da ,
das anodisieren mal als hobby :D ;) sehr interesant ...
mache nicht zu viele farben an das Bike , dann wirkt das Titan nicht mehr so wie es sollte... nur meine bescheidene Meinung ;)

...aber , was mir nicht einleuchted ...
warum werden bei einem MTB überhaupt nur Staubgeschützte Lager (die mit den Blechscheiben)eingebaut? Bei denvorliegenden Umwelteinflüssen solltenes doch Lager mir (Gummi) Dichtscheiben sein . Also 2 RS Lager. Die gibt es doch auch in allen größen....

Gruß Holger
 
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