Einblick: Vereinsarbeit im Radsport am Beispiel des Geländefahrrad Aachen e.V.

Vereine haben auf viele Biker unterschiedliche Wirkungen: Die einen lehnen "Vereinsmeierei" grundsätzlich ab und organisieren sich lieber privat, die anderen biken in funktionierenden Vereinen und stellen mithilfe dieser auch so einiges auf die Beine. Dominik Brachmanski von Geländefahrrad Aachen e. V. gehört zur letzteren Gruppe - er hat einen umfangreichen Gastbeitrag über den Verein und den neuen Bikepark inklusive Fotos und Videos über die Vereinsarbeit verfasst, den wir gerne veröffentlichen. Das Wort hat Dominik.


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wir haben bei uns ne ganz ähnliche Problematik und versuchen derzeit, uns in einen bestehenden Turnverein zu integrieren um dadurch Versicherungsschutz für Mitglieder (Wunsch der Waldpächter) und eine Lobby zu erreichen.

Da ist der Bericht natürlich eine glänzende Vorlage!

Es ist wohl auch klar, dass selbst mit einer legalen Hauptstrecke die bestehenden illegalen Trails nie komplett Radfrei werden. Man hofft halt, dass eine attraktive Hauptstrecke den Großteil der Biker anzieht, und damit die Nebenstrecken / Wanderwege entlastet. Und das kann man auch recht einfach belegen. (an einem guten Tag sind bis zu 30 Fahrer auf der Hauptstrecke)

Alle bekommt man wohl nie unter einen Hut, aber das Entlastungs-Argument leuchtet hoffentlich jedem Verantwortlichen der Stadt ein.
 
Ich habe übrigens kein Problem damit, zur Finanzierung der Anlage und Unterhaltung speziell für Radfahrer angelegte Wege eine kleine Nutzungsgebühr zu bezahlen. Die Reservierung eines Bereiches im eigentlich öffentlichen Wald für einen Verein und die Limitierung des Zugangs dazu finde ich allerdings problematisch...

Das Gelände ist nachwievor öffentlicher Wald, der Zugang zum Gelände ist nicht limitiert, nur das Befahrungsrecht mit dem Fahrrad ist auf Gastkarteninhaber und Vereinsmitglieder beschränkt. Es liegt ein Sondernutzungsbescheid vor, der den beiden genannten Gruppen das fahren dort erlaubt. Grundsätzlich darf jeder das Gelände nach wie vor zu allen Tages- und Nachtzeiten betreten.

Der Grund warum der Bikepark nicht für alle offen ist, hat praktische, vor allem aber systematische Gründe. Ich möchte an dieser Stelle nicht falsch verstanden werden, ich unterstelle keinem absichtliche Schlechtigkeit, eher ist es zweckmäßig sich die Akteure in der Situation als Spieler vorzustellen, die ihren Gewinn (der wie auch immer geartet ist) maximieren wollen. Gewinn kann sein, möglichst viel im Bikepark zu fahren und möglichst wenig dafür zu bezahlen und keinen Ärger zu bekommen, genauso kann Gewinn auch darin bestehen, aktiv am Vereinsleben teilzunehmen oder aber freiwillig eine Gebühr zu bezahlen, weil man es fair findet, das zu tun.
Die Beobachtung hat gezeigt, dass der relative Anteil der Mitglieder, der zu Mitgliederversammlungen, Bauterminen und anderen Treffen erscheint, eher geringer wird. Es sind etwa gleich viele Personen geblieben, wie vor etwa einem Jahr und es sind nur Wenige sind dazugekommen.
Außerdem ist ein großer Anteil erst nach der Eröffnung des Bikeparks beigetreten.
Diese beiden Beobachtungen führen zu dem Schluss, dass sich für die meisten Mitglieder das möglichst günstige Fahren im Bikepark als maximaler Gewinn versteht, der Verein an sich ist eher Zweckgemeinschaft. Angenommen der Bikepark sei offen für alle, welchen Mehrwert hätte dann noch eine Mitgliedschaft? Was wäre die Konsequenz auf Seiten des Vereins?
Ich vermute, dass wir - wäre es so – niemals diese hohe Anzahl von Mitgliedern erreicht hätten. Ohne Mitglieder, keine Mittel, ohne Mittel keine Projekte, ohne Projekte kein Angebot, ohne Angbot keine Mitglieder. Die Entscheidung, den Bikepark durch relativ teure Gastfahrkarten für Nicht-Mitglieder uninteressant zu machen und jeden Anderen grundsätzlich auszuschließen, ist also existenziell. Ich halte diese Argumentation für recht allgemein und ich würde sie auch als Norm empfehlen.
Meiner Meinung nach steckt nichts böses dahinter, Exklusivität des Befahrungsrechts ist eine Strategie, die der Verein spielt um sich selbst als Gemeinschaft zu schützen. Aus Sicht der Mitglieder ist diese Regelung fair.
 
Die Diskussion mussten wir ca. 2 Jahre in eigenen Reihen führen. Die ist ein Dauerbrenner. ;)

Legal bleibt was legal war, illegal bleibt was illegal war.

Kritische Trails mit Sprüngen in Kopfhöhe über Gehwege, die natürlich zahlreiche Beschwerden mit sich brachten, wurden dicht gemacht und dafür wurde Ersatz geschaffen.
Nicht mehr und nicht weniger.

Irgendwann hoffen wir auf ein legales Trailnetz, wie es unsere Nachbarn besitzen, aber dafür müssen wir unser Image erst aufbessern: Beschwerden reduzieren und Leute von riskanten Trails runterholen, indem man ein Ersatzangebot schafft: Den Bikepark.

Wir fahren hier alle mit Enduros rum. Mit dem Bikepark alleine sind wir natürlich nicht glücklich.
Das Forstamt ist sich dessen auch bewusst, auch wenn es nach außen nicht immer so klingt (klingen darf).


Man muss dazu sagen, dass die Alternative zu all dem weitere Trailschließungen, scharfe Kontrollen und saftige Bußgelder gewesen wäre.
Bisher sind wir von allem verschont geblieben.

Also ist es nicht generell verboten mit dem Mountainbike in andere Wälder zu fahren, sondern nur, dort illegale Trails zu bauen?

Wenn das so ist, dann ist natürlich alles paletti. Das kann man verstehen, dass die Stadt so etwas unterbinden möchte.

Für mich las es sich so, als dürfe man GENERELL nicht mehr in einem anderen Wald MTB fahren, also auch auf Forstwegen etc. nicht mehr.
 
Also ist es nicht generell verboten mit dem Mountainbike in andere Wälder zu fahren, sondern nur, dort illegale Trails zu bauen?

Wenn das so ist, dann ist natürlich alles paletti. Das kann man verstehen, dass die Stadt so etwas unterbinden möchte.

Für mich las es sich so, als dürfe man GENERELL nicht mehr in einem anderen Wald MTB fahren, also auch auf Forstwegen etc. nicht mehr.

Was das angeht, greift das geltende Recht. Das Errichten von irgendwelchen Wegen ist Sachbeschädigung und damit nicht erlaubt. In NRW ist das Befahren von festen Wegen erlaubt (das sind nicht zwangsläufig nur Forststraßen, die meisten Trails allerdings sind keine festen Wege). Weil die Definition ermöglicht, dass Sondernutzungen erteilt werden, konnte der Bikepark auf einer als Wald deklarierten Fläche gebaut werden. Wir hoffen selbstverständlich auf eine Mehrung unseres Angebots, aktuell finden aber noch Prüfungen statt, ob der Bikepark zu einer realen Verbesserung geführt hat (was ich als gegeben annehme).
Wie und wann eine Mehrung des Angebots stattfinden wird/kann sind visonäre Gedanken, aber es scheint mir realistisch irgendwannmal mehr zu haben, wenn wir weiterhin gute Arbeit leisten.
 
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