Hallo in die Runde,
möchte hier meine Überlegungen und Gründe, die schlussendlich zur Entwicklung unserer VariGrips geführt haben erläutern.
Die erste Frage ist folgende: Braucht man sowas?
Genau diese Frage wurde mir Anfang 1998, als ich meinen ersten Schraubgriff zum Gebrauchsmusterschutz angemeldet und diversen Firmen vorgestellt habe, von vielen Produktmanagern auch gestellt.
Alle meinten: Das braucht kein Mensch!
Das war, bevor es irgendwelche Schraubgriffe gab, und ich war mir aufgrund der vielen negativen Antworten alles andere als sicher, ob ich „meine“ Erfindung jemals als Serienteil an einem Bike finden würde.
Heute wird glaube ich nicht mehr viel über die Sinnhaftigkeit von Schraubgriffen diskutiert.
Mit unserem VariGrip System stellt sich der ein oder andere wieder diese Frage, aber in Summe ist die große Mehrheit davon, im Gegensatz zu damals, ziemlich begeistert.
Jetzt zum Wesentlichen. …
Bisher hat man sich einen Lenker gekauft und ihn dem Einsatzzweck und der Körperstatur entsprechend abgelängt.
Hier geht das Problem bereits los. Nicht jeder der Bike fährt, hat die Möglichkeit einen Lenker abzulängen und nicht jeder weiß welches Maß für ihn das Optimale ist.
Wobei, … gibt es die optimale Lenkerbreite überhaupt?
Wenn ja, weshalb fahren wir an unseren DH Bikes nicht schon seit 10 Jahren mit 800mm Lenkerbreite durch die Gegend oder warum werden die Lenker im XC immer breiter?
Zurück aber zum Lenker kürzen.
Fangen wir mit denen an die sich ein Komplettbike kaufen …
… nicht alle Händler haben Interesse den Lenker des eben gekauften Bikes auf die Bedürfnisse des Fahrers anzupassen. Bei Komplettbikes von Versendern entfällt das sowieso. Wer sich hier nicht selbst helfen kann fährt eben mit der Lenkerbreite, die montiert ist und nicht selten sind die Lenkerbreiten von XS bis XL identisch.
Jetzt zu denen die sich das selbst zutrauen und ihren Lenker selbst ablängen.
Bei Alulenkern wird das entweder mit einem Rohrschneider oder einer Säge gemacht. Oft wird der Lenker erst gar nicht demontiert, sondern direkt in montiertem Zustand gekürzt. Wer mit dem Rohrschneider arbeitet wird dabei sogar ein recht gutes Ergebnis erzielen. Wer mit der Säge ans Werk geht wird vermutlich keinen sehr geraden Schnitt hinbekommen ... zumindest nicht alle. Wie gleichmäßig der Lenker li/re abgschnitten wird ist nochmal ein anderes Thema.
Bei Carbonlenkern sieht die Welt nochmal ganz anders aus. Hier habe ich schon vieles gesehen. Das grausigste waren mit dem Rohrschneider abgemurkste Lenkerenden … und das habe ich nicht nur einmal erlebt …
Wie auch immer, wir dachten uns: Da muss eine einfachere Lösung her.
Schön wäre eine Lösung, bei der nicht gesägt werden muss, so die Idee …
Die erste Idee war dann, den Griff einfach überstehen zu lassen.
Die Probleme:
1) Fällt das Bike einmal auf die Seite und genau auf das Lenkerende, wird der Griff meist auf den Lenker aufgeschoben.
2) Bei Bodenkontakt reißt des öfteren das Griffende ab weil ein normaler Lenkergriff nicht den Kräften gewachsen ist.
Beides ziemlich nervig.
Die zweite Idee war, einfach Spacer in den Griff zu packen … im Nachhinein haben wir dann übrigens festgestellt dass es sowas schon gab …
Die Probleme:
1) Es ist ziemlich nervig die Spacer immer wieder zu tauschen bis man die gewünschte Lenkerbreite ausgetüftelt hat.
2) Die Specer können beim Fahren klappern
3) Wenn man die Spacer mal wieder benötigt, findet man sie nicht mehr ...
4) Bei Bodenkontakt reißt es immer noch das Griffende ab, weil die Spacer nicht die auftretenden Scherkräfte aufnehmen.
Dann kam die Idee mit dem Gewinde im Lenker und dem dazu korrospondierenden Gegenstück im Griffkern.
Voraussetzung waren neben der Funktion auch ein bezahlbarer Preis.
Die finale Lösung sieht somit so aus, dass ein Gewindestück in den Aluminium Lenkern „kalt“ eingepresst wird, ohne Kleber oder andere Hilfsmittel. In Carbonlenkern wird eine Alugewindehülse im Werkzeug eingelegt oder eingeklebt. So entstehen nur sehr geringe Mehrkosten gegenüber normalen Lenkern.
Bei den Griffen entstehen außer den etwas höheren Werkzeugkosten, keine Zusätzlichen Kosten.
Das „System“ kostet am Ende somit nur marginal mehr als ein herkömmliches, Lenker/Griff System … bei NEWMEN werden wir die Kalkulation für die Aftermarkt Einheiten wenn möglich so hinbiegen, dass der Preis 1:1 identisch zu einer normalen Einheit ist.
Ein Mehrgewicht gibt es nicht … im Gegenteil. Die 50mm die wir am Lenker kürzen sind schwerer als das was wir an Gewicht wieder für die Verstellung draufpacken müssen. Das sind zwar nur ein paar Gramm, wichtig aber, dass es nicht schwerer ist.
Interessant: wenn man ein VariGrip System fährt, „spielt“ man wesentlich mehr an der Breite herum und testet mal bissl schmäler und wieder bissl breiter, bis man sich für eine Breite entscheidet. Es geht halt auch super schnell ...
Fakt ist auch: Wenn man 2, 3, 4 Jahre mit einer Breite von bsw. 750mm unterwegs war, dann geht man beim nächsten Wechsel nicht gleich auf 800mm. Zu groß und ungewohnt ist der Unterschied. Man schneidet dann bsw. auf 770mm und fährt damit, fertig. Mit unserem VariGrip System hat man die Möglichkeit zu variieren und nach einiger Gewöhnungszeit wieder anzupassen.
Damit sich das System im Markt auch wirklich durchsetzen kann vergeben wir an alle interessierten Griff/Lenkerhersteller eine Lizenz. Außerdem werden wir verschiedene Grifftypen auf den Markt bringen.
VG M. Grätz