Gibt es das perfekte Setup? Justin Leov im Interview

Gibt es das perfekte Setup für das eigene Fahrrad? Und wie findet man es? Wo fängt man an? Über diese und weitere Fragen haben wir uns mit Justin Leov, der auf viele Jahre Erfahrung im Downhill-Weltcup und in der Enduro World Series zurückblicken kann, unterhalten.


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Ein kleiner Gedankenanstoß bezüglich, warum man die Druckstufendämpfung braucht: Grip/Traktion entsteht im System Federgabel/Laufrad/Reifen, nicht nur via Federgabel. Die Druckstufe trägt wesentlich dazu bei die eingebrachte kinetische Energie die die Masse des Fahrers provoziert in eine Bewegung umzuwandeln die es dem Reifen erlaubt sich zu verformen und sich dem Terrain an zu passen.
 
gleichzeitig ist es aber völlig egal, was nun einfedert - der reifen oder die gabel - solange die stollen den boden berühren. möglicherweise ist es sogar von vorteil, wenn sich die federelemente mehr bewegen, denn hier kann man wenigstens die däumpfung einstellen.
 
Ein schnellerer Fahrer wird wohl eine höhere Federrate wählen, damit er nicht durch den Federweg rauscht.
Sollte da nicht die Federhärte angepasst und nicht eine zu weiche Feder mit mehr Druckstufe kompensiert werden?

Meine Vorstellung dazu: wenn ich die Federhärte so wähle das ich (nur) beim härtesten Impact den ganzen Federweg nutze,
dann könnte ich ja auf eine High Speed Compression verzichten?
Liege ich da richtig oder liegt da ein Denkfehler vor?

(Ich gehe jetzt bewußt von einer Stahlfeder aus um damit die Problematik von Ansprechverhalten und nicht linearen
Kennlinien nicht die grundsätzliche Frage behindert.)

Es gibt Federelemente die von ihrer Grundcharakteristik mit fast 30% Sag gut funktionieren und nicht durchrauschen aber es gibt auch Produkte die man besser mit nur 15% Sag fährt. Das kommt schwer auf den Fahrer, das Gewicht und den Einsatzzweck an. Eine reine Absorption des Schlages – ohne eine Kompressionsdämpfung – plus einer einstellbaren Zugstufe wäre sehr schwer kontrollierbar. Die Dämpfung hilft die Energie abzubauen und ein kontrolliertes Fahren zu ermöglichen.


" Ich beginne mit dem Sag, also dem Negativfederweg: Front und Heck müssen in der Hinsicht bei mir gleich sein. Ein ausgewogenes Grundgefühl ist für mich sehr wichtig – die Federung muss sich beim Aufsitzen balanciert anfühlen........."

@Grinsekater:.......meint er damit, dass er in stehender "Attack Position" in der Ebene vorne und hinten den gleichen SAG hat? Denn....würde dieser gleiche SAG vorne/hinten bei ihm in sitzender Position erreicht werden.....dann würde in der "Abfahrtsposition" der SAG vorne schon in der Ebene größer sein als hinten!
Anderseits messen viele Fahrer den SAG gerne im Sitzen, da dieser Wert einfacher und exakter zu messen/einzustellen ist.....dann gibt es halt Messergebnisse wie vorne 15% hinten 30%....im Endefekt ergibt das aber auch den gleicher SAG vorne/hinten in der stehenden Abfahrtsposition.....leider misst da jeder anders....

Interessantes Interview!!!

Die neutrale Positon wählt man je nach der primären Geländeneigung. Wenn man ein eher steiles Gelände wie das der EWS in Whistler hat kann sich das auf dem flachen Parkplatz asymetrisch anfühlen. Enduro wird (die Wertungsprüfungen) eigentlich rein im Stehen gefahren. Sprich du kannst von einer "Attack" Position ausgehen. Wobei zu bedenken ist, dass bei einem idealen Setup der Fahrer nicht großartige Gewichtsverlagerungen machen muss, sondern eher in einer zentraleren Position bleibt.

Fab Barel misst auch im Sitzen. Er betont, dass dies bei Anpassungen leichter nachzustellen ist und man nicht durch leichte Positionsschwankungen das Ergebnis verfälscht. Ob man dann bei 35% auf dem Sattel sitzend erreicht und ob das später beim Fahren durch die Gewichtsverlagerung nach vorne bzw ins Zentrum eher 30% werden spielt da keine Rolle. Man weiß ja, dass man diese Position nicht einnimmt und kann dementsprechend einige Prozent abziehen.

Würde mir ein Lesercamp wünschen mit Justin, wo er einem dieses Wissen über die korrekte Abstimmung beibringt!

Liest sich ja so, als könnten viele durch eine bessere Abstimmung mehr aus ihrem Bike rausholen!

Ich habe persönlich, muss ich eingestehen, bisher überwiegend an meiner Fahrtechnik gearbeitet und mich nicht so sehr dem eigentlichen Gabel-/Dämpfer-Setup gewidmet!

Dazu brauchst nicht gleich Justin Leov. ;) Eine gute Fahrtechnik Schule erkennst du daran, dass sie am Anfang erstmal deine Einstellungen überprüft. Gerade vorhin waren wir auf unserem Localspot es kam zu einer spontanen "Sprungtechnik" Session. Es lässt sich zumeist schnell erkennen wenn zum Beispiel auf dem Absprung das Heck einsackt und der Fahrer nach hinten gezogen wird und dann Schwierigkeiten hat das Vorderrad in die Landung zu drücken.

Ein wegsackendes Fahrwerk mit Druckstufe zu kompensieren, macht nur in sehr geringem Ausmaß und bei Luftfederung (ohne Ausweichkammer) mMn gar keinen Sinn.

Es kommt darauf an wobei das Fahrwerk wegsackt. Sackt es im steilen Gelände weg bei niedrigen Geschwindigkeiten und "Trialaktionen" bei denen man mit dem ganzen Körpergewicht auf der Gabel hängt oder beim Durchfahren von Anliegern oder auf Absprüngen? Anlieger und Absprünge stellen andere Kräfte dar und diesen kann man mit Lowspeed-Druckstufe begegnen. Beim ersten Beispiel braucht man auf jeden Fall eine härtere Feder. Grundsätzlich sollte aber immer zuerst die Federhärte passen bevor man an die Druckstufen geht.

Landet man zum Beispiel bei der Lowspeed-Druckstufe im letzten Drittel und das Fahrwerk sackt in Kurven immer noch zu stark ein, sollte man darüber nachdenken die Federhärte zu erhöhen und die LS-Druckstufe wieder etwas heraus drehen. Hat man es mit einem degressiven oder sehr linearen Bike zu tun hilft auch das nicht immer...

Ein kleiner Gedankenanstoß bezüglich, warum man die Druckstufendämpfung braucht: Grip/Traktion entsteht im System Federgabel/Laufrad/Reifen, nicht nur via Federgabel. Die Druckstufe trägt wesentlich dazu bei die eingebrachte kinetische Energie die die Masse des Fahrers provoziert in eine Bewegung umzuwandeln die es dem Reifen erlaubt sich zu verformen und sich dem Terrain an zu passen.

Was genau beschreibst du mit dem Teil "eingebrachte Energie die die Masse des Fahrers provoziert in eine Bewegung umzuwandeln"?
 
Sehr interessantes Interview und Diskussion zu einem nie alt werdenden Thema.
Mir stellen sich trotzdem noch Fragen:

Die Hinterbaukinematik eines Bikes funktioniert ja zunächst einmal bei einem bestimmten Sag am besten.
Bei Rädern um 160mm Federweg fährt man entsprechend gut und gerne mal 25-30% Sag.
Der Wert kommt mir persönlich an der Gabel spontan mal extrem hoch vor.
Dennoch müsste ich doch auf Basis des Interviews 28% Sag an der Gabel fahren, wenn ich diesen Wert auch am Hinterbau fahre, richtig?

Noch zum Messen des Sag: Ich kann nicht ganz nachvollziehen, wie sich die Methode im Sitzen zu messen dafür eignen soll, vorne und hinten den gleichen Sag einzustellen. Klar, die Werte sind besser reproduzierbar - vor allem für den Hinterbau. Aus den im sitzen gemessenen Werten kann ich Werte, die ich im stehen (also Abfahrtposition) haben würde, allerdings nur grob abschätzen. Das ganze dürfte dann nicht genauer sein, als die Schwankungen, die sich ergeben wenn man direkt in stehender Position misst.

Ich weiss nicht, ob ich mich da einfach nur blöd anstelle, aber eine genaue Einstellung des Sags - vor allem an der Gabel - finde ich gar nicht so einfach. Nur geringe Positionswechsel des Oberkörpers wirken sich da schon relativ stark aus.
 
Vieleicht hilft dir das weiter.Ist auf englisch aber gut zu verstehen.Da steht unter anderem auch drin wie man den SAG einstellen soll.
http://brimages.bikeboardmedia.netd.../2014/10/Bikerumor-Suspension-Setup-Guide.pdf

Und genau das ist ja was ich ansprechen wollte: Anders als im Interview geschildert, ist der SAG vorne und hinten eben nicht gleich.
Was bei einer Gabel über 20% hinaus geht, empfinden viele schon als ziemlich weich.

Für das Setup nach Justin Leov wären ja SAG von Gabel und Dämpfer in irgendeiner Weise anzunähern.
Nur stellt sich hier die Frage, ob die Gabel an den relativ großen Sag des Dämpfers anzupassen ist, oder der Dämpfer mit einem Gabel-typischen SAG gefahren werden sollte.
Letzteres würde aber bedeuten, dass der Hinterbau prinzipbedingt schlechter funktioniert.
 
Für mich: Sag am Hinterbau als erster Richtwert, Nachbessern nach einer Probetour.
Bei der Gabel gehe ich nach Federwegsausnutzung und vorallem:
es muß sich für mich vorne & hinten gleich anfühlen, ich kenne meinen Sag an der Gabel gar nicht.
 
Es gibt genau ein richtiges Fahrwerkssetup: Dass, mit welchem du am schnellsten deine Abfahrt runter kommst. Und um das zu bestimmen, brauchst du weder Lineal, noch Manometer, sondern eine Stoppuhr. Alles andere ist BS für Leute mit überdimensionierten Bikes.
 
Die Frage ist eher, wie du auf die Frage in deinem ersten Post kommst, wenn du das Interview gelesen hast :D

G.:)
 
Nur stellt sich hier die Frage, ob die Gabel an den relativ großen Sag des Dämpfers anzupassen ist, oder der Dämpfer mit einem Gabel-typischen SAG gefahren werden sollte.

Das hab ich mich beim Lesen auch gefragt. Nach dem was DH Profis für Fahrwerke fahren, würde ich eher von letzterem ausgehen. Und Leov meint mit Sicherheit den Sag, den er in Fahrposition auf der jeweiligen Strecke hat; also abhängig von der Steilheit der Strecke. Alles andere wär schmarrn.
Is zwar ganz witzig zu diskutieren, bringen tuts aber gar nix. Selber rumprobieren ist das einzige, das etwas nützt. Wer das nicht tut und das Rad "vom Händler angepasst" fährt is selber schuld und verschenkt einen Haufen Performance.
 
Ich glaube auch kaum das man sich an den "Profi" Einstellungen orientieren sollte.
Da fehlt den meisten von uns der Speed um dieses Setup zu benötigen :D
Den Sag habe ich vorne bei knapp 20% und hinten 28%.So fühlt es sich für mich harmonisch an.
Bin die letzten Jahre eher mit gleichem Sag gefahren.Max. 25%.
Nach dem Tutorial mal nach längerer Zeit wieder herum Experimentiert.
Mit der jetzigen Einstellung bin ich schneller :daumen:
 
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