Materialtest im November in Flandern und Roubaix

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Berlin
Hallo zusammen, wir sind Henne @vectordonkey und Jost @gigawatt aus Berlin, und wir haben vergangenes Jahr BASIC Bikes Berlin @basicbikes gegründet mit dem Vorsatz, leichte, schnelle und verlässliche Rahmen und Laufräder zu verkaufen. Da wir unsere Rahmen und Teile bei großen Open Mould Herstellern in Asien fertigen lassen, haben wir uns überlegt, wie wir trotz Versprechen und Dokumente des Herstellers unsere Rahmen intensivst zu testen, um das Vertrauen unserer Kunden maximal zu erfüllen. Und uns ist nichts besseres eingefallen, als Testbikes aufzubauen und sie selbst auf die härtesten Strecken Europas zu senden ;)

Letztes Jahr hatte Jost schon eine längere Reise von Budapest durch Serbien mit den Jungs von Upside Down bis nach Sofia gebikepackt. Die Story dazu ist auch schon in der Mache ;)

Da der Herbst 2021 sehr düster, regnerisch und kalt aussah, hat Jost beschlossen, spontan mit ein paar Freunden von Amsterdam nach Aachen zu fahren. Mit den wichtigsten Kopfsteinpflasteranstiegen in Flandern und den härtesten Pflasterpassagen von Paris-Roubaix. Wir sind nicht enttäuscht worden, was unsere Leidensfähigkeit betraf, und auch nicht, was die Haltbarkeit unseres Rahmens und Laufräder betrifft ;)
Hier die Strecke, die wir zu 95% auch gefahren sind: https://www.komoot.de/tour/506906142

Los ging´s mit einer sehr entspannten Zugfahrt von Berlin direkt nach Amsterdam.
Übernachtet in einem furchtbaren Hotel im Südwesten und am nächsten Morgen gabs direkt schön lockere 180km bis nach Antwerpen. Die Radweg-Infrastruktur in den Niederlanden ist wirklich Zucker! Nur flowige, saubere Radwege.

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Immer an der Windkante von Amsterdam Richtung Flandern.

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Überall Gewächshäuser.

In Antwerpen haben wir bei einer Freundin übernachtet und sind am nächsten Morgen früh direkt weiter gedüst in Richtung Oudenaarde. Und direkt das erste Pflastersteinstück wurde Phil zum Verhängnis. Er ist gedanken verloren ausgerutscht und hat sich das Schaltwerk abgerissen.

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Erstes Pflaster.

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Und gleich zack, Schaltwerk ab bei Phil :eek:

Notdürftig hatten wir das mit Kabelbindern befestigt und im Ronde Museum einen Life Hack der allerersten Sorte gefunden, so dass Phil einigermaßen entspannt weiterfahren konnte. Es gibt tatsächlich so Schlüsselanhänger, mit denen man ein Schaltauge für Schnellspanner ersetzen kann. Damit fährt er heute noch, weil sein Rahmenhersteller das Modell eingestellt hat und keine Schaltaugen mehr hat.

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Der Molenberg war dann direkt hinter Oudenaarde er erste Endgegner. Nass, glitschig und kalt. Wie man es sich eben nicht besser bekommen könnte im November:
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Eine Pflaster-Rampe vom Feinsten.

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Gefolgt vom Kapellenberg und Taaienberg.

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Der Koppenberg war dann nach 160km echt der Stecker-Zieher. Irre steil und dann auch noch auf Kopfsteinpflaster. Wir haben so gelitten. Einmal weggerutscht und du kommst nicht mehr aufs Rad, so steil ist das. Und schieben war auch sau schwer wegen den nassen Steinen. Irgendwie haben wir das dann noch bis nach Roubaix geschafft.

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Abends in Flandern

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Dunkel und ordentlich schmutzig

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Die letzten 20km vor Roubaix. Kalt und nass. November halt.

Das berühmte Stadion von Roubaix war abends um 20 Uhr schon geschlossen und so sind wir schon ein bisschen traurig weiter ins Hotel gerollt. Viel Zeit für Trauer blieb aber eh nicht, weil es am nächsten Tag direkt auf die Pflastersteine von Paris Roubaix gehen sollte. Wir hatten uns für den Tag die schlimmsten 5 Sterne Sektoren plus noch ein paar Passagen rausgesucht, die eigentlich ohnehin wirklich verboten gehören.

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Und pünktlich zum Start fings dann auch an zu nieseln, Temperaturen waren um den Gefrierpunkt. Also alles vorbereitet für lockere 170 Kilometer ;)


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Wunderschönes Pflaster. Hab ich erwähnt, dass es kalt war? ;)

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Und es lief erstaunlich gut muss ich sagen. Das Pflaster war nicht leicht und die Kuppe in der Mitte schon schwer zu fahren, aber ganz ehrlich, wir kommen aus Berlin und wer mal n Wochenende in der Uckermark auf Brandenburger Pflaster gefahren ist, der kennt echt Schlimmeres. Also ich will das nicht kleinreden, aber sooo schlimm wars auch nicht ;) Unser BASIC Gravel Bike und der Laufradsatz haben auf jeden Fall ordentlich gearbeitet.

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Der berühmte Pont Gibus. Inzwischen in voller Regenmontur unterwegs.

Und dann kam er, der Wald der Wälder. Der Trouee d´Arenberg. Ein 2,4 Kilometer langes Kopfsteinpflaster-Stück der Extraklasse. Es war wirklich was besonderes, dieses legendäre Stück im Wald fahren zu dürfen. Das ist genau das was Radsport von vielen anderen Sportarten unterscheidet: Es ist fast alles zugänglich und selbst befahrbar. Ausserhalb von dem Rennen, kann jeder Mensch jederzeit dieses Stück Pflaster fahren, auf dem alle Legenden des Radsports schon die Kurbel gedreht haben. Es ist wirklich hart und einzigartig. Große Empfehlung, da mal hin zu fahren!

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Der Trouee d´Arenberg. Ein Biest.

Bis zum Ende des Tages haben wir dann noch die Rückseite von Flandern - die Muur van Gerardsbergen und den Bosberg eingesammelt und den Abend stilecht in ner Frituur ausklingen lassen, bevor wir uns in die Kissen vom BnB geworfen haben.
 
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Re: Materialtest im November in Flandern und Roubaix
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Was gibt´s schöneres als ne Frituur am Abend ;)

Neuer Tag, neuer Regen, neue Herausforderung. Ab gings Richtung Mur de Huy über die Zitadelle von Namur. Auf dem Weg dorthin wartete Moskesstraat auf uns und wir waren dann nach 95 km in Namur auch so durchgeweicht, dass wir beschlossen haben, nur noch bis Huy zu fahren.

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Überall Erinnerungen an große Rennen.

In Namur sind wir noch in die Eröffnungsfeier von Morning Cycles geplatzt und haben uns mit Kaffee aufgewärmt. Danke an die Jungs und große Empfehlung für den Laden, wenn ihr mal dort seid!

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Aufwärmen bei Morning Cycles.

In Huy ab ins Hotel und schnell heia mit Blick auf das wunderschöne Atomkraftwerk ;)

Der letzte Tag startete direkt mit der Mauer von Huy.

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Wirklich ein schlimmes Gerät. Hinterher haben wir erfahren, dass am Fuße der Mur ein sehr sehr nettes Cafe sein soll. Wird beim nächsten Mal gecheckt.

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Das Material wurde nicht geschont ;)

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Letzter Platten bei Phil ;)

Rauf gings also und über die Felder Richtung Lüttich, wo der wirklich letzte Berg der Tour, Cote de la Roche aux Faucons (der letzte Killer von Lüttich-Bastogne-Lüttich) auf uns wartete.

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Die letzten Felder und Kopfsteinpflasterpassagen.

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Typisch Flandern, keine Naturschönheiten zu erwarten ;)

Die Roche ist wirklich noch mal ein ekliger Berg in zwei Buckeln, die ordentlich schmerzen. Meine Knie waren zu dem Zeitpunkt schon gut gegrillt, aber mit letzter Kraft waren auch die schnell überbrückt. Danach wars auch echt nur noch ein lockeres Rollen über insgesamt 95 Kilometer bis Aachen, ab in den Zug und tschüs.

Unser BASIC Bikes Material hat gnadenlos grandios gelitten, ohne ein Problem durchgehalten und den Test bestanden. Wenn ihr die Strecke nachfahren wollt - 40mm tubeless Reifen waren echt griffig auf rutschigem Pflaster und der ein- oder anderen Offroad Sektion.

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Maximale Belastung, alles sauber funktioniert, wie erwartet.

Wir halten euch auf dem Laufenden, wie es mit unseren Tests weiter geht - im kommenden Jahr steht wieder eine Balkan Tour auf dem Plan, diesmal von Kroatien Richtung Griechenland.

Bis dahin viele Grüße!
Jost und Henne von BASIC Bikes
 

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Spannender Tourenbericht! Danke dafür und Respekt für's Durchziehen zu der Jahreszeit. Aber schon Kategorie "muss man wollen". Wenn ich mir die Bilder von nassem Kopfsteinfpflaster und trübem Himmel angucke bekomm ich spontan Phantomschmerzen und ne Winterdepression.
 
Toller Bericht.
2019 war ich auch in Flandern.....bei besserem Wetter. Aber der Koppenberg ist und bleibt ne Sau. o_O
Hab an dem Tag abends mal in Strava das Segment geschaut. Matthieu ist da glaub ich auf Platz vier an dem Tag, als er bei der Ronde Zweiter hinter Asgren wurde. Die sind an dem Tag der Ronde einen 42er Schnitt auf die 250km gefahren. Un fassbar.
 
Cool!

Aber wie schon im Bericht geschrieben, brutale Kopfsteinpflaster gibt es in Sandenburg genügend. Da hab ich schon ganze Schrauben und Teile verloren.. quasi eine Fundgrube für arme Berliner.
 
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