Mountainbiken in Innsbruck – Die Büchse der Pandora

@pndrev ich sage nur man sollte sich besser als angenehemer Gast verhalten, gerade wenn man nicht so richtig schriftlich eingeladen wurde ;). Die Wissenschaft bezweifelt den als sicher geltenden Effekt zusätzlicher Sicherheitsausrüstung übrigens.
 
Mir reicht der psychologische Effekt, dass ich mich weniger auf die Sturzfolgen konzentriere und mehr auf's Fahren.

Man kann sich übrigens auch MIT Fullfacy angenehm verhalten. Ich hatte hier in der Gegend (wo er teilweise wirklich überdimensioniert ist, ich ihn aber zu Testzwecken ab und zu trage) bisher nur freundliche Begegnungen. Trotz Fullface. Am lustigsten nahe einer Burgruine, wo einige Eltern mit Kindern auf dem Arm mich wohl als eine Art Ritter hingestellt haben. Fanden die Kleinen jedenfalls sehr lustig.

Wie immer - man sollte nicht pauschalisieren "Fullface = böse". Es kommt IMMER noch auf die Verhaltensweise an.
 
@pndrev Die Wissenschaft bezweifelt den als sicher geltenden Effekt zusätzlicher Sicherheitsausrüstung übrigens.
"Die Wissenschaft" ??? Zitat bitte, sonst ist das nur eine ad hoc Behauptung. Und zwischen Halbschale und Fullface gibt es auch ohne Wissenschaft gewisse Unterschiede. Die Halbschale hält noch den ersten Schlag ab. Danach ist sie verrutscht. Ich vermute, auf diesen Trails hat man die Chance auch noch einen zweiten Stein zu treffen. Man braucht auch nur einen Faceplant zu landen, sich also ganz normal auf die Schnauze zu legen. Erst mit dem Fullface, dann mit der Halbschale (Reihenfolge einhalten!)
Und wer hindert einen Fullface Fahrer daran, sich ein Decal mit "Grüß Gott" vorn auf seinen Helm zu kleben und hinten ein "Dankeschön" oder anderes sinnvolles?
Wenn da irgendein Monster vom Helm schaut, ist das nicht vertrauenerweckend, nicht nur für Innsbrucker.
 
"Die Wissenschaft" ??? Zitat bitte, sonst ist das nur eine ad hoc Behauptung. ...
Ich vermute, wie gesagt VERMUTE mal, dass es durchaus Abhandlungen gibt, die durch das erhöhte Sicherheitsgefühl aufgrund des tragens von Protektoren und Fullface eine entsprechend höhere Risikobereitschaft nachweisen. Ist bei mir nicht anders, mit einem Fullface und Protektoren(weste) probiere ich durchaus Stellen, die ich ohne Schutz nicht versuchen würde. Einfach weil es bei einem Fehler nicht (so) weh tut.
Und damit hättest du im Falle des Falles ohne Fullface keinen Unfall gehabt, mit Fullface aber durchaus. Ob man solche Ergebnisse gegenrechnen kann würde ich aber nicht unterschreiben.
 
Zuletzt bearbeitet:
@pndrev gutes Bsp. Wäre es nicht sinnvoller gewesen weniger Risiko einzugehen?
@Oldie-Paul @Yan0sh gibt es einiges, nicht ganz treffend auf FF/Halbschale, aber es geht um wahrgenommenes Risiko und Risikoverhalten. Wird in der Sportmedizin und Sportpsychologie immer mal wieder aufgegriffen. Ich empfehle: Bette X-treme: Zur Soziologie des Abentuer- und Risikosports.
"ist eine Zunahme riskanten Verhaltens und damit ein erhöhtes Verletzungsrisiko durch die häufigere Anwendung von Protektoren zu
erwarten." (Elzenbaumer Risikofaktoren beim Snowboarden und Skifahren 2013)
-> Bürkner, A., Eichbichler, A., & Simmen, H. (2009). Risikoverhalten und Sicherheitsempfinden
bei Ski- und Snowboardfahrern. Sportverletzung · Sportschaden, 23, 41-46.
doi:10.1055/s-0028-1109075
-> Sulheim, S., Holme, I., Ekeland, A. & Bahr, R. (2006). Helmet use and risk of head injuries in
alpine skiers and snowboarders. JAMA - American Medical Association, 295 (8), 919-
24.

Es gibt natürlich unterschiedliche Ergebnisse, das ist klar. Meine Meinung ist, dass Sicherheitsausrüstung das Risikoverhalten ändern. Man geht subjektiv gesehen weniger oder das gleiche Risiko ein mit Schutzausrüstung bzw verstärkter Schutzausrüstung. Das spezifische Unfallrisiko mag evtl sinken, das Risiko schwererer Verletzungen steigt aber wegen dem erhöhtem Risiko.

Ich schlage mal vor ihr macht eine Übung: Einmal einen Hometrail komplett ohne Schutzausrüstung fahren. Wie fahrt ihr da?
Nach meiner Meinung fahrt ihr dann wesentlich langsamer. Und genau so schnell wie ihr dann fahrt, solltet ihr mit Schutzausrüstung fahren. Dann nämlich würdet ihr das gleiche Risiko ein, habt aber eine erhöhte Schutzwirkung. Fahrt ihr schneller, verschiebt sich das Risiko hin zu weniger aber dafür stärkeren Verletzungen. Und der Schutz der Ausrüstung ist dann zumindest fraglich sinnvoll.

Soviel zur Wissenschaft :D Ich denke, wer auf Wanderwegen Fahrrad fährt, sollte sich eben wie ein angenehmer Gast verhalten. Halbschale wirkt für viele da einfach angenehmer, da man den lächelnden Menschen sieht und besser einschätzen kann. Gerade wenns ohnehin verboten ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
... durch das erhöhte Sicherheitsgefühl aufgrund des tragens von Protektoren und Fullface eine entsprechend höhere Risikobereitschaft...
Das ist wohl erst einmal eine allgemeine Eigenschaft von Schutzvorrichtungen. Und trotzdem werden erst einmal die Folgen von Unfällen gemildert.
...
@Oldie-Paul @Yan0sh ...
"ist eine Zunahme riskanten Verhaltens und damit ein erhöhtes Verletzungsrisiko durch die häufigere Anwendung von Protektoren zu
erwarten." (Elzenbaumer Risikofaktoren beim Snowboarden und Skifahren 2013)
Das genau ist das Problem: "... ist zu erwarten..." d.h. es gibt keine verlässlichen statistischen Daten. Die anderen Quellen kann ich nicht so schnell einsehen.
Es gibt natürlich unterschiedliche Ergebnisse, das ist klar. Meine Meinung ist, dass Sicherheitsausrüstung das Risikoverhalten ändern. Man geht subjektiv gesehen weniger oder das gleiche Risiko ein mit Schutzausrüstung bzw verstärkter Schutzausrüstung. Das spezifische Unfallrisiko mag evtl sinken, das Risiko schwererer Verletzungen steigt aber wegen dem erhöhtem Risiko.
Im Automobilbereich ist die Schwere der Verletzungen bis Todesfall durch die Sicherheitsvorrichtungen passiv und aktiv enorm zurück gegangen trotz (wahrscheinlich) gestiegenen Risikoverhaltens. Es kommt also auf das Verhältnis von gesteigertem Risiko zu wirksamen Schutz an. Und daran sollte man sich orientieren.

Ich schlage mal vor ihr macht eine Übung: Einmal einen Hometrail komplett ohne Schutzausrüstung fahren. Wie fahrt ihr da?
Nach meiner Meinung fahrt ihr dann wesentlich langsamer. Und genau so schnell wie ihr dann fahrt, solltet ihr mit Schutzausrüstung fahren. Dann nämlich würdet ihr das gleiche Risiko ein, habt aber eine erhöhte Schutzwirkung. Fahrt ihr schneller, verschiebt sich das Risiko hin zu weniger aber dafür stärkeren Verletzungen. Und der Schutz der Ausrüstung ist dann zumindest fraglich sinnvoll.
Dann hätte ich mit Mountainbiken gar nicht angefangen. Es geht doch um Risikoabwägung. Das ist auch eine bewusste Entscheidung.

...Ich denke, wer auf Wanderwegen Fahrrad fährt, sollte sich eben wie ein angenehmer Gast verhalten. Halbschale wirkt für viele da einfach angenehmer, da man den lächelnden Menschen sieht und besser einschätzen kann. Gerade wenns ohnehin verboten ist.
Da bin ich bei dir. Die Verhältnisse in Innsbruck kann ich nicht beurteilen.
 
Dann hätte ich mit Mountainbiken gar nicht angefangen. Es geht doch um Risikoabwägung. Das ist auch eine bewusste Entscheidung.

Dito. Ich probiere neue technische Stellen grundsätzlich mit möglichst vollständiger Ausrüstung und dem großen Enduro. Sobald ich merke, dass meine Fahrtechnik ausreicht und ich ohne Probleme runterkommen, fahre ich die Stellen auch ohne Ausrüstung und mit dem kleineren AM Bike. Oftmals sogar schneller als vorher, da ich an Sicherheit gewonnen habe, da ich ohne Stress trainieren konnte.

Wie gesagt, ich sehe keinen Grund, an Stellen, an denen ich mich mental voll auf's Fahren konzentrieren und nicht ständig Sturzfolgen abwägen will, auf den Schutz des Fullface, Knieprotektoren, Ellbogenprotektoren und zur Not sogar des kleinen Rückenpanzer zu verzichten.


@pndrev gutes Bsp. Wäre es nicht sinnvoller gewesen weniger Risiko einzugehen?

Keine Ahnung, ob du dich auf das Beispiel "super freundliche Begegnung trotz Fullface" oder "Sturz auf Kinn" beziehst.

Die "freundliche Begegnung" lässt sich kaum optimieren, nachdem ich still auf der Seite des Wanderwegs, ausgezeichnet explizit mit "Wanderer und Mountainbiker benutzen diesen Weg gemeinsam" stand, und mich sowohl Erwachsene als auch Kinder mit Lachen, Winken und fröhlichen Gesichtern begrüßt haben und ich noch spielerisch jedesmal das "Visier" wie bei einem Ritterhelm zum Gruß hochgeklappt habe.

Das "auf's Kinn legen" passierte beim Üben des Trackstands auf einem ebenen Feldweg. Minimier da mal bitte das Risiko...

Meine Einschätzung bleibt daher weiterhin - die Probleme stammen entweder von Wanderern (wir mögen keine Biker, egal was) oder den Bikern (ich muss nicht freundlich sein, bin eh illegal). Eine Aufforderung "lasst ein wichtiges Teil eurer Schutzausrüstung weg, damit ihr freundlicher ausseht" halte für in höchstem Maße gefährlich bis unangemessen.

Sturzfolgen haben nicht zwingend mit Fahrgeschwindigkeit zu tun. Meinen bisher schlimmsten Sturz hatte ich beim Schieben des Bikes. (gut, da hätte nix geholfen...) Wenn ich seitwärts umkippe, kippe ich um. Die Geschwindigkeit reguliert dann höchstens die Schwere der Abschürfungen, dem Stein, der mich seitlich an der Schläfe trifft, ist das egal. Nur dass ich einmal mit dem Fullface geschützt bin und einmal mit der Halbschale nicht. Da ist es mir ehrlich gesagt scheissegal, ob die Wanderer denken "oh, guck mal, der schaut aber freundlich unter seiner Halbschale raus, schade, dass er ein Loch im Kopf hat", oder ob sie denken "meine Güte, guck mal wie böse der aussieht in dem schrecklichen Helm! Und eine Delle hat der auch schon drin!".
 
Ich denke, wer auf Wanderwegen Fahrrad fährt, sollte sich eben wie ein angenehmer Gast verhalten. Halbschale wirkt für viele da einfach angenehmer, da man den lächelnden Menschen sieht und besser einschätzen kann.


Da bin ich bei dir. Die Verhältnisse in Innsbruck kann ich nicht beurteilen.

Ich ebenfalls, prinzipiell. Man kann sich aber halt auch MIT Fullface freundlich verhalten, das hängt nicht am Helm, das hängt am Fahrer!
 
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