Dienstag: Ghez - Karakul
Am nächsten Morgen packten wir recht zügig unsere Sachen, verbrachten einige Zeit am Armeecheckpoint mit der Eintragung unserer Passdaten in irgendein Buch, und frühstückten ein paar Kilometer bergaufwärts am Fluss. Beim Verlassen unserer Bleibe:
Diese Etappe sollte mit 65 Kilometern nur etwa halb so lang wie die erste sein, doch das Ziel lag auf 3600 Metern Höhe und wir waren gespannt, wie unsere Körper die dünne Luft vertragen würden (es ging super).
Schon nach wenigen Talbiegungen türmte sich mit dem
Kongur Tagh der erste höhere (mit 7646 Metern der siebenundreissigsthöchste der Welt) Berg unserer Reise vor uns auf. Solch vertikale Landschaften hatten wir beide noch nicht gesehen und die Ausblicke lenkten sehr gut von den meist zweistelligen Steigungsprozenten ab.
5000 Meter Höhendifferenz auf einem Bild. Die Strasse mit 15 Prozent Steigung (wir schoben) sieht flach aus.
Nach ca. zwei Stunden Klettern in zunehmender Hitze weitete sich das Tal wieder und wir fuhren dem Ende der Ghez-Schlucht entgegen.
Oben angekommen waren wir überrascht, statt einer Hochebene einen Stausee vorzufinden. Dieser war noch in keinen Karten verzeichnet und offensichtlich in eher jüngerer Zeit gebaut worden.
Nun ja, wir verweilten recht lange und bestaunten die Landschaft. Aus irgendeinem Grund waren hier auf 3300 Meter Höhe gewaltige Sanddünen entstanden und anschliessend von einem Stausee überflutet worden. Zusammen mit der bizarren Verwitterung des Geländes und der übertrieben erscheinenden Anzahl an hohen Gipfeln ergab das eine ziemlich unvergessliches Panorama.
Bikeporn.
Der Kongur Tagh von der anderen Seite:
Nach einem Mittagsschlaf ging es mit starkem Rückenwind die Hochebene weiter hinauf.
Anders als die Wüste um Kashgar wurde diese Gegend von Kirgisen bewohnt, die hauptsächlich von Viehzucht leben und deren Frauen mit eher russisch aussehenden Kopftüchern und Röcken herumlaufen.
Landschaft.
Kurz vor Ende kam mit dem
Muztagh Ata der nächste Siebentausender ins Bild. Die Strasse wurde noch einmal etwas steiler und die Lungen hatten allerhand zu tun, ausreichend Sauerstoff aus der dünnen Luft zu hecheln.
Wir erreichten dann den
Karakul See, von welchem wir wussten, dass es dort Übernachtungsmöglichkeiten in Jurten geben würde. Eine solche fand sich auch recht schnell und 10 Minuten später gab es Brot und gesalzenen schwarzen Tee mit Yakmilch und Zucker. Das klingt erst einmal nicht lecker, ist aber eine ausgesprochene Köstlichkeit für einen nach Salz, Wärme und Kalorien lechzenden Körper.
Den Rest des Nachmittags gingen wir am See entlang spazieren, trafen einige andere westliche Touristen (dieser See ist ein beliebtes Ziel für Tagesausflüge von Kashgar aus), und untersuchten die Tierwelt genauer. Hier sieht man zwei Yaks mit dem Kongur im Hintergrund beim weiteren überweiden der eh schon gründlich überweideten Vegetation:
Eine andere Jurte mit See und Muztagh Ata im Hintergrund:
Unsere Jurte:
Während später unsere Wirtin einen einfachen, aber sehr leckeren Plow anfertigte, unterhielten wir uns mit ihrem einigermassen englischsprechendem Sohn über ihr Leben im Hochgebirge und über unser Leben in Europa. Um dabei Dinge nicht unnötig kompliziert zu machen, behaupteten meine Freundin und ich (wie auch im weiteren Verlauf der Reise), verheiratet zu sein.
Zurück in unserer Jurte schliefen wir dann auf mehreren Schichten von Matratzen und Decken gebettet nach kurzen Leseversuchen ziemlich bald ein.