Zwischendurch ein wenig was anderes gemacht, nun aber die zwei letzten Etappen.
Der neue Tag begann so wie der alte geendet hatte: Kalt und regnerisch. Früh morgens aus dem Fenster geguckt und schnell wieder weggesehen, es goss in Strömen. Während des Frühstückes auf's Thermometer geschaut: 6°C. Ich war begeistert. Meiner Bitte an die Gastgeber mir noch etwas zum Drunteranziehen zu geben, was ich gerne nach Ende der Tour zurückschicken würde, wurde mit einer Jacke und einem T-Shirt entsprochen. Vielen Dank dafür. Zur Abfahrt hatte sich das Thermometer bis auf 8°C hochgearbeitet und der Dauerregen in grobes Dauernieseln mit zwischenzeitlichen Wolkenbrüchen gewandelt. Wenigstens kein Wind mehr. Es bedarf so wenig mich glücklich zu machen.
Kurz vor dem Großen Beerberg riss der Himmel auf. Oben angekommen tauchte die Sonne auf aus einem Nebelmeer und begrüßte mich frierendes, armes Schwein mit ihren gülden, wärmenden Strahlen gefühlte 5 Sekunden, dann war der Spuk vorbei und der nächste Wolkenbruch ließ es mir nicht zu wohl werden.
Gegen Mittag tauchte der Grenzadler auf und, kaum zu fassen, wieder mal die Sonne. Alles schien gut zu werden. Weil es so lecker nach Bratwurst roch, kehrte ich am Imbiss ein und unterhielt mich mit dem Wirt. Es war fast warm zu nennen, als wir da so standen, bis der in Richtung Oberhof zeigte und gleichzeitig seine Sachen packte. Da kroch doch eine tiefdunkelgraue, fette Regenwand von den Stauseen her langsam aber stetig den Berg hinauf und ließ mich wissen, dass ich heute ganz sicher nicht trockenen Fußes in Tambach ankommen werde. Binnen einer Viertelstunde schaffte das Monster den Aufstieg, der Wirt schloss seinen Laden ab und ich verschwand im Hauptgebäude, wo ich mich zu den anderen Gestrandeten gesellte und dem Kaffeetrunke hingab. Über eine Stunde saß ich dort fest und sah dem wilden Treiben da draußen zu. Dann ließ der Regen etwas nach, hörte jedoch beileibe nicht auf. Ebensowenig wie das Ticken der Uhr die mich mahnte jetzt bald meine gemütliche Zuflucht zu verlassen, schließlich musste ich noch in die Herberge.
Also, mein Handtuch aus dem Rucksack, vor die Brust unter die Jacke geschoben und rauf auf den Bock, eine kilometerlange, bei schönem Wetter sicher auch herrliche Abfahrt vom Grenzadler nach Tambach hinunter.
Viel hab ich davon nicht mitbekommen. Als Brillenträger nahm mir der Regen fast jede Sicht und zudem hatte ich genug damit zu tun in Bewegung zu bleiben um nicht zu erfrieren. Echt blöd. Das Handtuch vor der Brust war ein Segen, verhinderte es wenigstens das Auskühlen des Oberkörpers durch den Fahrtwind.
Kurz bevor ich in Tambach am Schwimmbad vorbei einlief, hörte der Regen auf und die Sonne zeigte sich ein wenig, was mir jetzt aber auch nicht wirklich half.
Da waren die heiße Dusche und das Abendessen schon besser zu geeignet.
Der nächste Morgen war kalt und grau wie Frankensteins Grab. Dafür das Frühstück umso besser. Gegen 0830 rauf aufs Rad zur letzten Etappe. Hin und wieder nur leichter Nieselregen und ein paar Nebelfetzten begleiteten mich auf den an sich ereignislosen letzten Kilometern bis kurz nach dem Inselsberg, den ich diesmal auf der oberen Umfahrung bewältigte und der mich am Venzianerstein wieder auf den originalen Weg führte. Kurz darauf brach die Sonne durch und ich konnte mich tatsächlich meiner langen Hose entledigen. Die letzten Kilometer gingen flott vom Fuss und am frühen nachmittag lief ich bei Sonnenschein wieder an meinem Ausgangspunkt ein.
Rennsteig, ich schwöre dir: Ich werde dich so lange befahren, bis ich die Hin- und Rückfahrt bei Sonnenschein schaffe. Und dann wiederum so lange bis ich das glaube. Da kann eine Weile dauern...
Der Grenzadler kurz vor dem jüngsten Gericht....
... und jetzt ist es da.
Eben noch Sonenschein...
... schon kommt der nächste Wolkenbruch.