@krull warst du auf der Flucht ;-) ? Auch wenn der Spass unterwegs auf der Strecke blieb, im Nachhinein sind solche Aktionen doch meistens cool, oder?
Ich war vom 18. - 20. April unterwegs, hab bisher aber noch keine Zeit gefunden, hier was reinzuschreiben. Das wird jetzt nachgeholt.
In der Nacht auf Samstag hat eine Kaltfront die Schweiz überquert, am Samstagmorgen nahmen die Niederschläge ab, ab Mittag war es trocken und um halb drei bin ich unterwegs. Zunächst flach und dann auf Asphalt den Berg hoch. Es ist kalt und feucht, doch gegen Norden zeigen sich die ersten Aufhellungen.
Blick auf Rapperswil am Zürichsee
Nach etwas über dreissig Kilometern geht's ins Gelände. Bald wird aus der Waldautobahn ein Trail.
Und bald ist der Trail nicht mehr fahrbar.
Darum muss ein Bikepackingrad auch tragbar sein.
Nach ein paar Trage- und Schiebestellen sind die 800hm vom See her überwunden und ich komme auf dem Wildspitz an. Mit Bise ist es bitterkalt.
Es folgt eine längere Abfahrt mit mehreren Gegensteigungen auf unterschiedlichstem Untergrund. Vom Singletrail bis zur Teerstrasse ist alles dabei. Und auch mir sitzt der Sonnenuntergang im Nacken. Also geht es darum, vorwärts zu kommen. In Ägeri tank ich noch Wasser und fahr dann die zweite längere Steigung des Tages zum Zugerberg hoch.
Pünktlich zu Sonnenuntergang komm ich oben an:
Vor der Waldhütte meiner Wahl brennt schon ein Feuer und der Wald und die Hütte gaben etwas Windschutz. In meinem kleinen Kochkessel gibt es Fertigpasta und zum Dessert ein Snickers. So ist der Abend ganz angenehm.
In der Nacht dann ein seltsames Erlebnis. Ich hab in der Hütte auf der Bank an der rechten Wand geschlafen. Irgenwann erwache ich, weil es hell wird. Ich höre wie neben mir ein Auto zu stehen kommt und Türen aufgehen. Beginne also, mich aus dem Schlafsack zu schälen -
oder zumindest das Atemloch zu einem Guckloch zu öffnen. Da blendet mich eine Taschenlampe voll ins Gesicht, im Gegenlicht erkenne ich die Silhouette einer Frau.
Das Licht verlöscht so schnell wieder, wie's gekommen ist, Autotüren, Stille, Abfahrt des Autos.
Die Nacht ist bitterkalt. Ich friere v.a. gegen Morgen jämmerlich in meinem Schlafsack. Doch an der Sonner wird's dann wunderbar. Das Moor ist meist gefroren, also komm ich relativ gut voran, obwohl ich nicht den besten Weg erwische.
Vom Zugi geht's auf besten Singletrails runter ins Steuerparadies Zug, das scheinbar so sparsam ist, dass es sich nicht einmal einen richtigen Springbrunnen leistet.
Auch Kleinverdiener wollen Steuern sparen. Die wohnen dann so.
Durchs Säuliamt fahr ich auf Wirtschaftswegen zum Albispass. Von dem aus folge ich der Albiskette bis zum Uetliberg bei Zürich.
Zum ersten Mal kommt der Uetzgi richtig schön in Blick
Der Uetzgi liegt praktisch mitten in Zürich.
Am Uetzgi hat es eine Downhillpiste. Naja, halt einen offiziellen gebauten Trail. Die Zürcher kommen so, ich hole die beiden mit meiner kompletten Biwakausrüstung wieder ein :-D
Anschliessend folgen mehrere kleine Hügel mit nun schon schön abgetrockneten Singletrails. Durchs Reppischtal und angrenzende Hügel komm ich nach Bergdietikon, wo ich auf den letzten Zacken eine Pizza erhalte. Dann geht's hoch auf den Heitersberg. Der Blick zurück zeigt wieder den Üetliberg.
Der Heitersberg ist ein cooler Hügel. Vonn zuoberst geht es flowig und meist auf Trails runter nach Baden. Leider sind an diesem schönen Sonntagnachmittag allerlei Fussgänger unterwegs. Alles in allem komm ich aber gut voran und beginn zu überlegen, was heute noch alles möglich sein könnte...
Aber zuerst spuckt mich der Trail am Ostportal des wohl befahrensten Autobahntunnels der Schweiz aus:
In Baden hab ich den Umkehrpunkt erreicht. Ich kauf mir ein Sandwich und Energy-Drinks und füll meine Speicher erst mal wieder auf. Dann überquer ich die Limmat und es folgen nochmals 500hm den Berg hoch auf die Lägeren. Nach Voralpen und Mittelland gibt's nun noch etwas Jura. Ich komm erstaunlich gut hoch. Oben muss man etwas auf dem Grat balancieren, doch sind die meisten Fussgänger wohl bereits zu Hause beim Abendbrot. So hab ich freie Bahn.
Blick auf Zürich mit See und Uetliberg (mit Antenne)
Am Ende der Lägeren thront Regensberg.
Nun folgen ca. 15km Transitroute duch das Glatttal und Bülach, bis ich auf den nächsten Hügel komme. Langsam drängt die Zeit, ich muss also vorwärts machen. Via Wagenbrechi fahr ich runter zur Tössegg und dann nochmals 300hm hoch auf den Irchel. Bei fortgeschrittener Dämmerung erreiche ich den Aussichtsturm, wo ich mein Nachtlager aufschlage. Wieder wird auf dem Feuer gekocht und wieder wird in der Nacht gefroren.
Am Morgen dann der Lohn:
Am Irchel hat es einen hübschen Trail.
Via Winterthur geht es ins Tösstal. Hier wird es etwas mühsam. Das Tösstal ist sehr stark gegliedert, es gibt keine Hügel wie den Heitersberg oder die Albiskette, denen man einfach so nachfahren kann, zudem geht's jetzt v.a. hoch und ich kenne die Gegend sehr gut. Darum verlässt mich der Elan etwas - ok, ich bin auch etwas erschöpft. Via Tössscheidi und Farner fahr ich wieder nach Hause.
Little Canada im Tösstal bei Winterthur