Festpreis bedeutet, dass ich fragen muss, ob ich noch verhandeln kann: "Was letzte Preis - für mich?"
Das ist leider nicht ganz richtig. Es wird zuviel hineininterpretiert.
Ist vielleicht ganz interessant: ein Bestandteil des Basiswissens über Kommunikation ist die persönliche Distanzierung zu einer Aussage oder Aktion.
Die Distanzierung lässt Rückschlüsse über den "Sprecher" schliessen, inwiefern er oder sie in der Verantwortung des Gesagten stehen möchte. Also wie weit sich die Person von der Aussage distanziert, ob bewusst oder nicht.
Das ist im Alltag durchaus ganz lustig zu beobachten. Kinder wenden dies auch schon an.
Die "Distanz" wird dann gerne verwendet, um Verantwortung vorzutäuschen oder abzuwenden.
Ich nehme mal das Obige als Beispiel:
- ich habe Ihnen das Protokoll...
Die Person sagt direkt, dass sie "Ich" etwas getan hat. Sie hat keine Distanz zur Aktion, war aktiv daran beteiligt. In diesem Fall gaukelt das Kompetenz vor, da die Aktion ja unsinnig ist, in der Hoffnung, dass es keiner merkt oder keine Fragen gestellt werden. Sozusagen ein Art "All in".
Ist das Protokoll nicht vorhanden, wird die Person dafür verantwortlich gemacht.
Die Maximaldistanz wäre: "das Protokoll wurde Ihnen ja schon zugesendet." Dabei überträgt die Person die Info, dass sie erwartet, dass Protokoll wäre vorhanden und möchte sagen, dass es nicht in Ihrer Verantwortung liegt, wenn das Protokoll fehlt.
Personal Trainer würden zum Beispiel nie so reden. Wenn doch: nix wie weg.
- es war schon kaputt...
Ist das Gegenteil. Hier besteht schon die Maximaldistanz, obwohl davon auszugehen ist, dass die Person an dem "Defekt" direkt beteiligt war. "Ich habe es kaputt gemacht." wäre eine Variante der Minimaldistanz zur Aktion.
Da gibt es dann diverse Distanzen wie: "Es ist mir kaputt gegangen." oder " Es ging einfach kaputt." usw.
"Was letzte Preis - für mich?" wird daher sehr selten vorkommen, denn "für mich?" wäre eine Minimaldistanz (ohne Kompetenz, Begründung wirkt das sowieso nicht), wogegen "Was letzte Preis?" die Maximaldistanz ist.
Im Grunde fehlt den "Was letzte Preis?"-Fragern, neben vielleicht sprachlichen Hürden, die Courage für eine nähere Frage. Aus diesem Grund folgt auch meist gar keine Antwort mehr.
Dazu gibt es ein schönes Beispiel bei YouTube, bei dem die Distanz zur Aktion "Fremdgehen" immer größer wird, um aus der Verantwortung zu kommen:
- mir war langweilig - Minimaldistanz
- da ging ich in diese Bar - oje, Relativierung
- an der Theke trafen wir uns - mehr oje, die Verantwortung teilt sich auf zwei Personen
- der Barkeeper gab uns viele Shots - oha, der Barkeeper ist schuld
- tja, da ist es dann halt passiert - Maximaldistanz
Ein gewisses unbekanntes "ES" ist schuld und das ist "HALT" normal.
Wie gesagt: Kinder spielen damit zum Beispiel ihre Eltern gegenseitig aus. Wenn Kinder das schon können sagt es auch vielleicht etwas über das Niveau solcher Unterhaltungen aus.
Ich entschuldige mich für OT, bei denen, die es nicht interessiert.
Die Anderen werden meine Distanzierung ganz oben gefunden haben...
Das ist übrigens auch das Gleiche bei den anderen zum Teil nervigen Anfragen:
"Ist das Produkt noch verfügbar?" - zu grosse Distanz, kauft in der Regel nicht.
"Kann ich mir das Produkt anschauen?" - kleine Distanz, kauft in der Regel.
"Ich habe Interesse, ist es noch verfügbar?" -80:20, schwierig, kauft in der Regel nicht.
"Wann kann ich vorbeikommen?" - Minimaldistanz, da muss das Produkt schon richtig schlecht sein, damit es zu keinem Kaufabschluss kommt.
