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Mountainbiken in Singapur? Diese Frage habe ich mir gestellt nachdem für mich feststand, dass ich für einige Zeit dort leben werde.
Mittlerweile kenne ich die Antwort: Aufjedenfall!
Da in deutschsprachigen Foren und Webseiten so gut wie keine Infos zum Mountainbiken in Singapur zu finden sind, werde ich in diesem Thread Infos, Erfahrungen und Tipps teilen die ich während meiner Zeit hier sammeln konnte!
Dabei wird es sich vor allem um die lokalen Trails drehen, wie ihr diese finden könnt und was ihr unbedingt beachten solltet.

Eine schwarze Kobra, Affen und meterlange Echsen auf dem Trail, Biken im Dschungel, Schlangen in den Speichen, Rennbericht aus Malaysia, Mountainbiken inmitten von Kuala Lumpur, überflutete Trails und verbotene Trails...
Wer das nicht verpassen will der sollte an diesem Thread dranbleiben!



PS: Dann erfahrt ihr auch wo genau ihr dieses Schmuckstück von Trail finden könnt.
 
Heute gibt es grundelegende Infos zum Biken in Singapur. Details zu den Trails folgenden im nächsten Posts!

32°C, 90% Luftfeuchtigkeit, und der höchste Berg der Insel ist schlappe 162m hoch. Wieso dann also das MTB mit nach Singapur nehmen?
Für mich war Mountainbiken hier vor allen die Flucht aus der Hektik der Großstadt, weg vom Verkehr und den Menschenmassen, Spaß haben im Dschungel und sich den nötigen Schub Adrenalin holen. Ich muss zugeben, man findet nur spärliche Informationen zum Thema MTB in Singapur. Das erste mal bin ich durch einen Facebook-Post von Red Bull auf das Thema gestoßen. In dem Post ging es um die Herausforderung, MTB Trails inmitten einer Großstadt mit akutem Platzmangel anzulegen, der Artikel ist leider nicht mehr verfügbar.
Naja, aufjedenfall entschloss ich mich dann doch mein Bike mit nach Singapur zu nehmen: Evoc Bike Bag besorgt, Spezialgepäck bei Lufthansa angemeldet (100€ für Interkontinentalflug).

Die Trails befinden sich bis auf den Ketam-Trail alle im Westen der Insel, rund um Bukit Timah und Kent Ridge. Da man das Bike weder im Bus noch in der U-Bahn transportieren darf, sollte man deshalb am besten in diesem Teil der Insel unterkommen wenn man nicht X Kilometer durch den dichten Verkehr zu den Trails radeln möchte. Hier herrscht übrigens Linksverkehr, ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig aber geht dann relativ schnell klar. Durch die komplette Stadt zieht sich das sogenante Parc-Connector-Network, Radwege die die Naturparks miteinander verbinden und über das man ziemlich gut durch die Stadt kommt und den Verkehr vermeidet. Ist man einmal auf den Trails, dann liegen diese ziemlich dicht beeinander und sind durch Schotter- oder Waldpfade verbunden. Wandern auf den gekennzeichneten Trails ist übrigens streng verboten, deswegen hat man auch meist keine Probleme mit Wanderern auf den Trails.

Trail Connector.JPG

Typischer Verbindungsweg zwischen den einzelnen Trails.


Da sich die Trails allesamt im Regenwald befinden ist Matsch allgegenwärtig. Wo also sein Bike waschen?
Mir sind zumindest zwei Stellen in der Nähe der Trails bekannt wo das geht, am Chestnuts Park Visitor Centre kann man gegen ein paar Dollar sein Bike bei dem dortigen Bike-Verleih waschen. In der Bukit Timah Road gibt es eine Esso Tankstelle, hier gibt man den Mitarbeitern
3 SGDollar (2€) und kann mit dem Hochdruckreiniger so lange man will sein Bike säubern.

Bike wash.PNG

Bike Wash neben einem Lambo - keine Seltenheit in Singapur.

Die meisten Trails habe ich mithilfe von Strava schon vor meiner Ankunft finden können, allerdings kann man sich in dem Netzwerk aus Wegen im Dschungel ziemlich leicht verirren und die Traileinstiege leicht verpassen. Bei meiner ersten Fahrt habe ich eine Gruppe Fahrer nach dem Weg gefragt und mir wurde sofort angeboten dass ich doch mitkommen soll und sie mir die Trails zeigen wollen! So wird man doch gerne empfangen! Übrigens allesamt Philippinos in dieser Gruppe, trifft man hier ziemlich oft auf dem MTB an und sind ziemlich nette Kerle und Mädels! Die MTB-Community in Singapur ist meiner Meinung nach ziemlich stark und desöfteren werden gemeinsame Events wie Fahrten zu Rennen, Gruppenfahrten oder Trailerneuerungen unternommen. Anschluss findet man hier super leicht!

Der Verschleiß an Teilen ist hier im Regenwald enorm....
Dauerhaft Matsch auf allen Bikeparts macht sich in Kombination mit der Hochdruckreiniger-Wäsche ziemlich schnell bemerkbar.
Zum Glück gibt es zahlreiche Bikeshops mit meist fairen Preisen. Online-Shops gibt es sogut wie garnicht, wenn die Locals mal etwas bestellen dann meist von Chainreactioncycles aus UK.
 

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Bukit Timah Mountainbike Trail

Streckenlänge: ~ 6 km (Rundstrecke)
Höhendifferenz: ~ 120 m
Startpunkt: 1.347557, 103.776072
Strava: strava.com/segments/646461


Bukit Timah - von allen Bikern einfach nur BT genannt, ist der bekannteste, längste und einer der ältesten Trails hier. BT ist eigentlich immer ein Spaßgarant, am besten wenn man ihn flott fährt, dann kommt am meisten Flow auf.
Der Trail ist ein dauerhaftes Auf und Ab durch den Regenwald auf einem teilweise ausgewaschenen Singletrail. Langeweile kommt keine auf, die Trailbauer haben einige Features wie Rock Gardens, kleine Drops zwischendurch, Anlieger, verspielte Kurven und Steinhindernisse eingebaut.
Die Anstiege sind teilweise sehr steil, dafür aber nie wirklich lang. An mehreren Stellen kann man zwischen zwei Varianten wählen und z.B. Hindernisse umfahren.
BT ist vor allem zu Trainingszwecken super, man kann mehrere Runden fahren und die kurzen aber heftigen Anstiege fordern die Beine heraus. Auch wenn man nicht viel Zeit zum Fahren hat, zwei, drei Runden BT machen immer gute Laune!
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Der Traileinstieg - direkt ein kleiner Anstieg mit Rock Garden, das hält zumindest die City- und Faltrad-Fahrer davon ab sich auf den Trail zu verirren :D
Man beachte: Haustiere nicht erlaubt :D

Der Trail ist anfangs theoretisch als grüner Trail ausgezeichnet, allerdings variiert die Schwierigkeitsstufe des Trails von Abschnitt zu Abschnitt enorm. Schnell gefahren und vor allem nach oder während Regen wird BT schnell zu einer anspruchsvollen Angelegenheit, die zahlreichen Wurzeln und Steine plus Regen forden den Fahrer heraus.

BT water.jpg


Durch den teilweise heftigen Regen kann sich der Trail allerding innerhalb eines Tages verändern. Bei den Regenmassen hier in den Tropen aber auch verständlich. Innerhalb von nichtmal 5 Minuten kann sich der ganze Trail in einen Bachlauf verwandeln!
Zum Glück ist der Regen auch 30 Grad warm :D Das macht das ganze etwas erträglicher, sollte man mal in einem der Regenschauer geraten.

BT Rock Garden.jpg
Einer der Rock Garden in BT - hier wirds durchaus ruppig.

BT lag für mich auch immer auf dem Weg zu den anderen Trails, wenn man auf Höhe des Belukar Track nach links abbiegt statt rechts dann erreicht man die Trails rum um den Chestnuts Park. Somit wurde BT für mich eigentlich ein fester Bestandteil einer jeden MTB-Fahrt.

Wer über den Green Corridor zu den Trails fährt (eine alte stillgelegte Eisenbahntrasse), der wird eigentlich sofort vor dem BT Nature Reserve ausgespuckt und hat nur noch ~200 m bis zum Trailanfang.

Für alle Strava-Fahrer: BT selbst ist ein häufig gefahrenes Segment, und auch innerhalb der Runde finden sich einige Abschnitte die als Segemente eingetragen sind. So kann man von Fahrt zu Fahrt sehen wo man sich verbessert hat und wo noch Besserung möglich ist.

BT Bushes.jpg

Die meiste Zeit geht es durch dichten Dschungel

Wie für alle anderen Trails in Singapur reicht hier ein Trailbike mit 140mm Federweg vorne und hinten völlig aus um alles fahren zu können.
 

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Sehr interessant!
Im November bin ich nach Pulau Ubin übergesetzt und habe mir dort ein Rad geliehen, um den Ketam Trail zu fahren. Du hast dich wahrscheinlich nach einigen Wochen akklimatisiert, aber ich war nur 10 Tage dort und mir hat das Dschungelklima ziemlich zugesetzt. Mit dem Rad zur Arbeit ist ja eher unüblich, oder hast Du eine Dusche zur Verfügung? Einige Kollegen vor Ort pendeln mit Tret-Rollern mit E-Motor. Ich bin gespannt auf weitere Berichte!
 
@PiratPilot Ja die Hitze hier kann einem schon ziemlich zusetzen. Die ersten paar Monate bin ich noch mit Oberkörperprotektor gefahren, aber irgendwann hab ich das sein gelassen bevor ich noch an einem Hitzeschock draufgegangen wäre :D
Wenn es bewölkt ist oder kurz nach einem Regenschauer sowie früh morgens kann man eigentlich gut fahren, aber bei wolkenlosem Himmel und knallender Sonne bei der hohen Luftfeuchtigkeit, das ist schon recht heftig. Das setzt einem ziemlich zu.
Ich kenne nur eine Person die ca. 20km mit dem Rennrad zur Arbeit pendelt, das aber ausschließlich über das Parc Connector Network. Über normale Straßen im Berufsverkehr....das würde ich absolut nicht empfehlen.

@rhnordpool @Bochumscasual Schön dass sich ein paar Leser gefunden haben! Freut mich!
 
Och, ich denlke, wir sind nicht allein. Gibt ja auch hier oft ne schweigende Mehrheit :)
Viel Spaß noch. Ich werd heut auch wieder los. Bei ca. 10°C, voller Sonne und trotz Karneval.
 
Welches Bike für Singapur?

Auf den Trails hier findet man eigentlich so ziemlich alles was die Bikewelt so zu bieten hat. Vom Crossbike über Fatbike, 10.000€ High-End Downhiller, Hardtails, Traillbikes und Enduros bekommt man hier alles zu sehen. Enduro-Bikes dominieren klar das Bild, gefolgt von Trailbikes. E-Mountainbikes habe ich hier allerdings kein einziges gesehen! Glaube aber auch die sind in den Nature-Parks nicht erlaubt. Was die Leute mit ihren superteuren Downhillern in Luxusausführung auf den Strecken hier anfangen wollen ist mir allerdings immer noch ein Rätsel... Dabei geht es hauptsächlich um Show-Off und darum wer als erstes das neueste Teil an seinem Rad verbaut hat. Da die Leute hier im Verhältnis zu Europa mehr verdienen, die meisten aber kein Auto besitzen, bleibt anscheinend ziemlich viel Kohle über für Upgrades. Gibt es ein neueres Teil, muss das von manchen natürlich sofort gekauft werden. Dabei korreliert die Hochwertigkeit des Bikes keinesfalls mit dem Können des Fahrers :D
Apropos Show-Off - Das ist wohl auch ein Grund wieso man hier unglaublich viele Fatbikes sieht.
Bei Rennrädern ist das ganze noch ein Stück schlimmer. Da fahren die Leute mit Pinarello Dogma original Chris Froome Edition im Park spazieren...
Es gibt allerdings auch einige Leute die wirklich gut fahren können und die auch an internationalen Rennen teilnehmen.

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Ich war mit meinem Specialized Stumpjumper absolut zufrieden auf den Trails hier. Mehr Federweg braucht man eigentlich nicht. Vorne und hinten habe ich Schalbe HansDampf in 2.35er Ausführung montiert. Nicht die beste Lösung was den Rollwiderstand angeht, aber dafür hat man mit 2.35ern auch bei Nässe im Tropenmatsch und auf den Wurzelfeldern noch genug Grip. Hydraulische Sattelstütze ist fast ein Muss. Der Wechsel von steiler Rampe zu technischer Abfahrt erfolgt hier so schnell, da ist so ein Teil einfach goldwert.
Außerdem hatte ich vorne und hinten einen MarshGuard montiert, das hilft den Matsch am Bike wenigstens ein bisschen in Grenzen zu halten.
 

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Trails im Chestnuts Nature Park

Der Chestnuts Nature Park liegt etwas nördlich von Bukit Timah und lässt sich perfekt von dort mit dem MTB erreichen. Hier liegen etlliche MTB-Strecken und mit der Eröffnung des Chestnuts Trail North im März 2017 ist dieses Gebiet zum Hauptareal fürs Mountainbiken geworden.
Der bekannteste Trail hier ist Chestnuts South, ein 1.7km langer Rundkurs der perfekt ist um seine Ausdauer und Handling Skills auf dem MTB zu trainieren. Die Strecke ist auch ein prominentes Strava Segment, was mich immer motiviert hat dort alles zu geben. Nach einem starken Regen sollte man hier allerdings vorsichtig fahren da es schonmal vorkommt dass Teile der Strecke dann überflutet sind.

Am Parkplatz des Chestnuts Nature Parks befindet sich auch ein kleiner Bikeshop mit Bike-Waschstation, Toiletten und Getränkeautomat.

Im März 2017 wurde ein neuer Teil des Parks mit komplett neu angelegten MTB-Strecken eröffnet.
Alleine um die neuen Strecken in ihren Variationen alle abzufahren benötigt man schon einige Zeit.
Außerdem wurde ein Asphalt-Pumptrack und beim Gangsa Hill eine 4X-Strecke und verschiedene technische Strecken mit teilweise sehr technischen Drops angelegt.

Gangsa Trails.JPG

Gangsa Trails - hier gibt es insgesamt 4 Trails die alle vom Starthügel aus starten. Von leicht zu fahren bis zu sehr technisch ist alles dabei.

Mit den neu angelegten Strecken hat sich das Biken in Singapur nochmal auf ein anderes Level gehoben.
Die Strecken machen allesamt Bock, auch wenn sie teilweise nur kurz sind. Hier fährt man am besten hin und probiert nach und nach die Strecken aus. Durch die vielen Abzweigungen entdeckt man doch immer wieder neue Streckenabschnitte.

CN North 1.JPG

Chestnuts North


Trail Rush.JPG

Chestnuts North Trail

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Der Pumptrack in Chestnuts North (kurz vor der offiziellen Eröffnung)
 

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Auch wenn du oben nur von 2 Mitlesern ausgegangen bist: es sind mal mindestens 3 ;-) :bier:

Vielen Dank für den Einblick in 'ne Region, die man sonst gar nicht so mit MTB verbindet
 
... und hier der dritte!! Sehr geil hier mitzulesen!! Ich selbst hatte vor gut 15 Jahren das Vergnügen 6 Monate in Singapur, dem "größten Dorf der Welt" leben zu dürfen - allerdings war ich da dem MTB-Bazillus noch nicht verfallen! Eine tolle Stadt die mehr als ein "stop over" wert ist! Danke für die Bilder und Infos!

Gruß Radi
 
Bin nun im September auf einer Konferenz in Singapur. Ist das eine gute Zeit dort? Sind die Trails für einen Anfänger geeignet? Mein Arbeitskollege hat keine MTB Erfahrung. Kannst Du einen Radverleih empfehlen? Gibt es Facebook Gruppen oder aehnliches dort?
 
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