Zwei Anmerkungen, auch wenn mir dann wieder vorgeworfen wird, ich würde die gefühlten Erfahrungen unter den Bus der Physik werfen.
1) Das was im Fahrbericht als “gedämpfter Rahmen” beschrieben wird, wäre mit “gefedert” besser beschrieben. Dabei geht es natürlich nicht um die normale Hinterbau-Federung, sondern um die Verwindungssteifigkeit des Rahmens. Dieser wird vor allem durch Aufbau und Verbindung des Hinterbaus bestimmt, das vordere Rahmendreieck dürfte bei allen Rädern trotz unterschiedlichem Material relativ ähnlich sein, wenn man die allseits massive Auslegung bedenkt.
Die Verwindung des Hinterbaus ist allerdings (hoffentlich

) eher als Federung zu sehen denn als Dämpfung, denn der Hinterbau kehrt nach einer Belastung wieder in den Ausgangszustand zurück und die beteiligten Bauteile sind im Wesentlichen elastisch. Die Verwindung des Hinterbaus wirkt aber hinsichtlich seitlicher Schläge ähnlich wie die normale Hinterbaufederung im Hinblick auf gerade Stöße, wenn auch natürlich in deutlich geringerem Umfang. Das macht den weniger verwindungssteifen Rahmen entsprechend komfortabler zu fahren, aber eben auch weniger direkt (das wird auch beim zweiten Punkt noch wichtig).
Neben Material des Hinterbaus ist für die Verwindungssteifigkeit insbesondere die Auslegung und der Aufbau entscheidend. Eine Short-Link-Lösung wie bei Santa Cruz mit einem ansonsten fixen hinteren Rahmendreieck wird dabei grundsätzlich steifer sein als ein Horst-Link mit deutlich weiter auseinander liegenden Drehpunkten und entsprechend größeren Hebeln.
Was man als gut oder schlecht hinsichtlich der Verwindungssteifigkeit sieht, kann man pauschal nicht sagen. Es kommt einerseits auf den Kontext an (z.B. schwerer Fahrer vs. leichter Fahrer) und dann natürlich, welches Verhalten man als Fahrer insgesamt haben will.
2) Hier muss ich dann nochmals an das Gewichtsthema und an die Bergauf-Performance anknüpfen. Im Testbericht steht ja nun einerseits etwas spezifizierend (und etwas anders als gestern im knappen Vergleich), dass die Nachteile bergauf eher beim Antreten und weniger in der Dauerperformance zutage treten und andererseits wird dann noch hervorgehoben, dass dies vor allem die schwereren Fahrer im Test betraf.
Daraus lässt sich nun aber bestens schließen, dass es dabei eben nicht um ein Gewichtsthema geht, sondern um etwas anderes. Wäre es ein Gewichtsthema, müssten ja gerade die leichteren Fahrer den Unterschied mehr merken, weil bei ihnen das Mehrgewicht des Rahmens prozentual schwerer wiegt. Es ist aber nach Beobachtung der Tester genau anders herum.
Das spricht nun dafür, dass für die behäbigere Performance bergauf genau die Eigenschaft verantwortlich ist, die bergab noch positiv hervorgehoben wird, nämlich die geringe Steifigkeit gegen Verwindung. Was bergab zu besserem Komfort führt, hat gerade bei Antritten bergauf zur Folge, dass die Kraftentfaltung weniger direkt ist und sich das Bike eben behäbiger fährt. Das insbesondere bei schwereren Fahrern, weil durch deren Gewicht sich der Rahmen noch stärker verwindet.
Betrachtet man das Ganze also etwas tiefer, stellt man fest, dass die Stereotypen wie so oft den Blick auf die Wahrheit verschleiern. Nicht das Gewicht des Rads ist für die Bergauf-Performance maßgeblich, sondern seine mechanischen Eigenschaften speziell im Hinblick auf die Verwindungssteifigkeit - zusammen natürlich mit der Ergonomie der Maße im Hinblick auf den Fahrer.
Damit wird dann auch klar, dass die Verwindungssteifigkeit nicht nur im Hinblick auf die Performance bergab ein Parameter mit zwei Seiten - Komfort vs. Direktheit - ist, sondern sich auch noch in anderen Eigenschaften des Rads widerspiegelt (wie übrigens viele Parameter eines Rads). Dahingehend würde ich dann nochmals unterstreichen, dass es im Hinblick auf den Nutzen eines Tests es vor allem Sinn macht, die festgestellten Eigenschaften möglichst genau, aber besser neutral zu beschreiben. Dazu kann man dann ja gerne eine subjektive Einschätzung abgeben, aber ein objektives Testresultat ist die subjektive Einschätzung eben nicht. Die letztliche Entscheidung, was zu einem passt, bleibt dann doch jedem selbst überlassen - im Positiven wie im Negativen Sinne. Denn praktischer wäre es für den Käufer natürlich, das Urteil der Tester ließe sich uneingeschränkt auf ihn übertragen. Das ist aber leider nicht immer so und wahrscheinlich sogar eher selten.