1. IBC Tourenwoche: kleines Résumé

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Ein Hallo ans Forum!

Als Teilnehmer der IBC-Tourenwoche in Steinegg habe ich nun für alle im Regenwetter-Deutschland gebliebenen eine kleine Zusammenfassung erstellt. Um die Fotos werden sich sicher Marco und die Forum-Admins noch kümmern.

Gleich zu Beginn: Wenn mal jemand ganz dringend Bikeweh hat – dem kann ich nur eines ans Herz legen: fahrt nach Steinegg und ihr werdet postwendend behandelt :)

Die IBC Tourenwoche – oder welchen Namen man dem Ausflug ins Bike-Paradies zwischen Bozen und Schlern auch geben mag – ist eine äusserst lohnenswerte Verwendung der kostbaren Urlaubstage. Immer wenn mich im Büro jemand fragt, wie denn der Urlaub war, antworte ich nur: Einfach perfekt! Obwohl niemand der Kollegen wirklich weiss, was perfekt für einen Biker eigentlich heisst – Kurt Resch und seine Top-Mannschaft im Sattel und im Hotel wissen es zum Glück ;)

Zusammen mit IBC-Moderator Marco Toniolo und allen anderen Teilnehmern fegten wir am Sonntag zum Warmwerden im Cross-Country-Style über die Trails von Steinegg und spätestens beim Kaiserschmarrn am Wiedenhof bei Kurts Schwester wussten wir, dass das Wetter südlich des Alpenhauptkamms einfach immer viel, viel besser als in Deutschland ist :)

Vermutlich waren unsere begehrlichen Blicke in Richtung der bizarren Dolomiten-Gipfel zu auffällig. So starteten wir, zusätzlich noch mit MTB-Guide Christoph aus Meran, am Montag gleich vom Karer-Pass in die Latemar-Gruppe und tummelten uns auf den Trails zu deren Füßen. Die umliegenden Gipfel alle im Blick, wechselte das Terrain von schmalsten Waldwegen, über felsige Pfade im “Labyrinth” bis hin zu blumen-übersäten Wiesen und steinreichen DH-Pisten hinunter zum Mittag bei Kurts Schwieger-Mama, wo wir herzlich aufgenommen und bestens versorgt wurden. Na ja, vielleicht hätte ich bei einem der drei Teller Pasta oder dem vielen Kuchen auch mal an die bevorstehenden Höhenmeter des Nachmittags denken sollen.... :)

Nach dem Ruhetag am Dienstag stieg unsere Spannung für den Mittwoch langsam.... Was kommt denn als nächstes? Die Schlern-Tour? Die WAND? Die Seilbahnentour? Yeah! Strike! Auf nach Bozen!
Ganz relaxed schwebten wir in der geräumigen Gondel aus der morgendlichen Stadt hinauf nach Oberbozen, auf den Ritten. Das funktioniert fast wie hier bei uns die Zahnradbahn nach Stuttgart-Degerloch – ÖPNV eben, hihihi
Oben angekommen hätten wir auch in die Strassenbahn umsteigen können (im Ernst!), doch statt dessen zog es uns talwärts über die Trails. Ein klasse Mix aus groben Felsgestein und Wurzeln auf ca.800 der 1000Hm. Mein liebes Hardtail hat mir ganz deutlich gesagt, was es von dem Gerüttel hält und mir jeden Schlag über die Pedale mitgegeben. Aber immerhin taten die Gabel und nicht zu vergessen die Bremsen brav ihren Dienst. Sonst wäre ich wohl schneller als mir lieb sein sollte in der Stadt gelandet.... Nee, mal im Ernst, jeder kann hier fahren, was er will. Cracks fahren alles und das auch etwas schneller, der engagierte Normalbiker 95% und die Angsthasen 75%....doch wer will das schon sein :)
Kaum in der Stadt angekommen, gings um zwei Ecken und ein niedliches Sommerhaus mit Efeu im Eingangsbereich entpuppte sich als Seilbahnstation nach Jenesien. Wir schwebten über Weinberge und äusserst beneidenswert gelegene Villen ins kleine Bergdorf. Von da gings noch bissle hinauf, doch der der Blick über die Stadt und zu den Gipfeln der Dolomiten vertrieb uns bestens die Zeit des “Anstiegs” (300Hm).
Der Flug ins Tal geschah in etwa im gleichen Stil wie kurz zuvor, vielleicht nicht ganz so grob, sondern eher so, wie es Fans des Herbst-Bikens lieben, also über buntes Laub, durch Unterholz und irgendwie immer mit dem Gefühl in einer Riesen-Rutsche oder einem Tunnel zu fahren.
Auch diese Abfahrt bot an ganz exponierten Stellen wieder spektakuläre Blicke ins Tal und einmal mehr mussten wir uns die Augen reiben – das kann doch alles nicht wahr sein?! So ein klasse Pfad und das nur Minuten vom (schon sehr mediterranen) Flair der Altstadtgassen entfernt?! Kaum ans Essen gedacht saßen wir schon mittendrin und liessen uns die Pizza schmecken:)
Verdaut haben wir dann in der nächsten Bahn zum Kohlern – der ältesten Personen-Seilbahn überhaupt. Auch hier der gleiche Empfang: freundliche Schaffner und Tickets im Wert eines MTB-Schlauch's. Wenig später ging's nach ein paar hundert Metern überraschend rechts ab in den Hang. Mal abgesehen von einem unvorhersehr abgesperrten Jagdhunde-Trainingsforst war es ununterbrochener Freeride-Genuss pur. Was soll ich da noch sagen... Man/frau muss es einfach mal gefahren sein! Besonders bemerkenswert wieder die phantastischen Ausblicke (Siehe auch Fotos von Marco) und der “steilste Karrenweg Europas”, dem ich NIEMALS im Regen begegnen möchte – da muss man wahrscheinlich an der Felswand krabbeln, um nicht auf dem Rücken runter zu rutschen :)

Vom Mittwoch hatten wir ganz sicher noch ein positives Kalorienkonto, dem musste also am Donnerstag entgegen gewirkt werden. Bei schönsten Sonnenschein wurde wieder in (anderen) Steinegger Bergen geradelt, bis wir uns kurz vor dem Nigerpass, in bester Panorama-Position zum Rosengarten im Schiller-Hof zum Mittag niederliessen. Mmmhhh, diese Art von Bike-Urlaub gefällt mir auch! Nach einer schönen Zeit im Liegestuhl gab's 'ne Riesen-Ladung Bratkartoffeln mit Ei und Speck. Und als Marco anfing, nach Nachspeisen zu fragen, traf ich wohl meine beste Entscheidung an dem Tag. Ich bestellte auch den sagenhaften Apfelstrudel mit Sahne (hab' im Leben ja schon ein paar gegessen, doch der war sündhaft gut!!).
Die schönste Mittagspause hat aber auch mal ein Ende und ging nahtlos über in der “5er Downhill” oder besser gesagt: einer herrlichen Abfahrt von 1550 auf 680m. Der Pfad war teilweise so schmal, dass ich mich fragte, ob da überhaupt noch einer war??? Diese Gedanken konnte ich aber bald beiseite legen, denn eine durchschnittliche 25%-Steigung auf 1,44km war DIE Abkürzung nach Steinegg:) Na prima - ganz tolle Sache! Doch nach den ersten 100m packte einen schon wieder der Ehrgeiz und die Maximal-Steigung von fünfundreissig Prozent war eine schöne Herausforderung für's Kämpferherz. Leider musste ich wegen einer “Konzentrationspause” einmal den Fuss absetzen, doch das unbefestigte Steilstück am Ende hat mein Gaul bestens gepackt :) Dass ich ihm dabei fast in den Lenker gebissen habe, hat er mir hoffentlich nicht übel genommen...

Der letzte Tourtag nahte. Der Wetterbericht hat für den Freitag noch einmal steigende Temperaturen vorhergesagt, so dass wir unsere kühnen Pläne für die Königsetappe in die Tat umsetzen konnten. Seiser Alm und Friedrich-August-Wanderweg sind im Hochsommer so zahlreich mit Wanderern übersät, dass von Genuss-Biken keine Rede sein könnte (kannte ich schon vom September2000). Nun, im Mai, nutzten wir die Gunst der Stunde und konnten ganz allein die aufblühende alpine Bergwelt geniessen. Lang- und Plattkofel hatten noch gut Schnee, Marmolada sowieso, doch zwischen drin waren es nur noch kleine Flecken und die Almwiesen waren reich an Enzian und sonstigen Alpen-Blümleins. Dass wir irgendwann keine Augen mehr dafür hatten, sondern uns teilweise mühsam und garantiert materialmordend (Innenlager, Kette gestern getauscht....) durch üble Pampe und Schnee gekämpft haben sei hier nur am Rande erwähnt. Das reine Erleben der Bergwelt entschädigte restlos für alles. Auch hier sagen die vielen Bilder mehr als tausend Worte....
Dieser Tag der Extra-Klasse klang aus vor der Silhouette des Schlern und während Kurt und ich die Autos zu Tal brachten, konnten alle anderen als Bonbon noch einen endlosen Trail von der Seiser Alm nach Völs mitnehmen – um den war's mir zwar schade, denn ich wusste da schon lang, dass dies nicht mein letzter Urlaub hier sein würde...

Was bleibt noch zu sagen? Zuerst ein herzliches Dankeschön an Kurt! Er hat die ungewöhnliche Gabe, seinen Gästen von den Augen abzulesen, welche Art des Bikens sie mögen und führt sie zielsicher auf die richtigen Pfade. Doch auch abseits des Sattels ist es eine Freude, seinen Erlebnissen zu lauschen. Man/frau erfährt viel Interessantes rund diese Region und ihre Menschen (ich denke hier nur an die Knödel-Killer und die Seppl-Musig:)
Ein grossen Lob auch an die ganze Hotel-Mannschaft! Alle immer freundlich und mit natürlicher Begeisterung um das Wohl des Gastes bemüht. Man merkt einfach, dass der Steinegger Hof ein Familien-Hotel ist, in dem alle die langjährig erfolgreiche Philosophie umsetzen.
Nicht zu vergessen schliesslich unsere zusätzlichen MTB-Guides Christoph und IBC-Marco. Beide sind nachhaltig vom Bike-Virus infiziert und es macht einfach nur Spass mit ihnen zusammen auf Tour zu gehen. Besonders Marco gelingt es immer wieder an Passagen zu fotografieren, an denen ich trotz eigentlich angebrachter Konzentration immer nur am Lachen war:) Mit spezieller Motivation à la “Wer die Stufe nicht schafft zahlt den Nachtisch” klappen dann selbst die schwierigsten Holperpisten....meistens ;)

Wenn nach diesem Traum-Start in die Bike-Saison die folgenden Tourabenteuer ähnlich verlaufen sollten, dann wird es wieder ein klasse Bike-Sommer:) Abfahrtstauglich bin ich nun auf alle Fälle schon viel früher als sonst!

In diesem Sinne - Grüsse vom Offa


ps: Für die Freunde der Arithmetik hier noch die Tourendaten:

Riedltour Steinegg: 35km, 1200Hm, zwischen 900-1350m
Tour am Latemar: 36km, 1500Hm, zwischen 1150-1900m
3-Seilbahnentour Bozen: 32km, 500Hm auf, 3050Hm ab:), zwischen 270-1300m
Schillertour: 36km, 1400Hm, zwischen 680-1550m, max.Steigung 35%
Traum-Tour SeiserAlm: 48km, 1800hm, zwischen 1450-2350m + MegaTrail nach Völs (900m)

Doch was sind schon Zahlen..... In Wahrheit kann niemand die vielen zauberhaften Gipfel, die wärmenden Sonnenstrahlen, die Wurzeln und gegen Rahmen+Schienbein fliegenden Steine, die Meter an Nudeln und was weiss ich noch Schönes zählen – zum Glück auch :)
 
freue mich, dass die woche dir so gut gefallen hat! Das wetter und die mitfahrer waren einfach klasse :bier:

Hoffentlich können wir die schöne erfahrung bei der 2. woche im juli wiederholen. Es gibt noch plätze frei!!!!!

Hier noch ein bild vom friedrich august weg:
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Ich komme sicher noch mal wieder nach Steinegg!

Doch dies Jahr ist mein Urlaub schon abgezählt. Du weisst ja, Mitte August der Mini-Alpencross und Mitte September die Ligurische Grenzkammstrassen :)
Mein Chef freut sich schon über die dauernden Umplanungen...

Grüsse,
Thomas
 
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