Hallo liebe Leut...
Die Zeit läuft... mir war heute mal nach einem Update.... ich weiss natürlich, daß das Thema mehr als 10 Jahre her ist und da wird sich der ein oder andere fragen... was will der alte Daggl.... trotzdem, oder auch genau deswegen vor dem Hintergrund einer emotionalen Nachhaltigkeit...
Mein Dreambike ist immer noch hier... ich bin es seit 2014 noch nie gefahren, aber ich erfreue mich nachwievor an seiner Kellerexistenz, die ich und es häufig zeitlich teilen. Ringlé und Grafton haben sich für mich über die Jahre als Fehlkonstruktionen herausgestellt; sollte ich doch den Wunsch haben, das Rad durchs Gelände zu bewegen habe ich teileseitig Alternativen.
Auch mein erstes Klein aus 2009 ist immer noch hier..... mal schauen...
Beste Grüße in anspruchsvollen, nicht mehr ganz so sorglosen Zeiten.....Jörg
Und nochmal die Geschichte hinter diesem Rad....
"Jeder von uns hat ja für sich so das ultimative Traumrad. Das Bike, das, sei es durch die Lackierung, technische Finessen oder das Image immer über den anderen stand, dass durch die Bike-Bravo, Kataloge wälzen, beim Radhändler die Nase an der Scheibe oder der Vitrine plattdrückend im Geiste sich langsam aber sicher aufbaute, aber häufig aus welchen Gründen auch immer ein Traum blieb.
1991/92 arbeitete ich während meines Studiums als Ferienjobber in Böblingen in einem Fahrradfachgeschäft und verkaufte dort recht erfolgreich an den Wochenenden Trekkingräder, MTBs und sonstige ATBs der gehobenen Mittelklasse. 1993 machte sich der damalige Werkstattleiter im Hause seiner Großmutter selbstständig und ich folgte seinem Angebot nach Tübingen, um samstags oder abends unter der Woche eben dort das Thema Trekking- und Touren-MTB an den Mann oder die Frau zu bringen. In den knapp 2 Jahren bei Radsport Hans Lutz in Böblingen hatte ich genügend Erfahrung mit den Mittelklassemodellen von Kuwahara, Koga-Miyata, Panasonic u.a. sammeln können, um mich voll der neuen Aufgabe bei bikedreams stellen zu können. Neben ATB-Rädern von Müsing und Panasonic kam ich dann aber auch zum ersten Mal mit den Marken Rocky Mountain, Fat Chance, Marin, Yeti und auch Klein in Kontakt. Natürlich lernte ich auch das ganze BlingBling Zeugs von Ringlé, Grafton, Cook, Syncros und Co kennen.
Die Bikes faszinierten mich recht schnell. Rockys 92er Altitude, Merlins Titan-MTB-Traum und Kleins Attitude nahmen mich sofort in ihren Bann. So viele Traumbikes liefen durch die kleine 2 Mann-Werkstatt, die Hochpreisboliden verkauften sich wie geschnitten Brot. Es war der Wahnsinn. Eine Marke hatte es mir damals besonders angetan… Klein.
Nicht nur die wuchtige Erscheinung der Rahmen oder Gabeln, sondern auch diese leuchtenden abgehobenen Farbkombinationen waren atemberaubend. Zu Zeiten, als es noch keine Flipflop-Lacke gab waren diese Lackierungen einfach einzigartig. Gator, Sea&Sky, Horizon oder Dolomiti…. Traumrahmen und Traumfarben mit nicht immer geschmacksfesten Bestückungen, aber egal. Es kam ran was Rang und Namen hatte. Man kam kaum noch zu normalen Fahrradreparaturen, es drehte sich fast nur noch um die Neuaufbauten.
Na jedenfalls, eines schönen Samstags trottete ich mal wieder morgens ins Geschäft und was hing da im Werkstattständer… ein Traum von einem Bike, das Geilste, was ich bislang gesehen hatte. Ein Moonrise MC1-Attitude mit in Rahmenfarbe lackierter Federgabel (Starrgabelversionen waren damals nur noch die Ausnahme), XTR, das komplette purplefarbene Programm von Ringlé und Grafton, Ceramic-
Felgen etc. Hier wurde geklotzt, was der Markt hergab… und ich stand sabbernd davor. Die Farbe kannte ich zwar von der Händler-Farbvorlage, aber ich hatte die Lackierung vorher nie als Ganzes gesehen. Horizon und Sunburst, bis dahin meine Favoriten, verblassten schlagartig. Auch das 3DV-Eloxal, bis dahin kam nichts außer Türkis für mich in Frage, paßte selbst in diesem Overkill wie die Faust aufs Auge.
Mein im Nachhinein ultimatives Traumrad hing da vor mir. Am gleichen Tag noch wurde es an den Käufer übergeben, es war nun weg und geriet wie die anderen Kunden-Räder irgendwann etwas in Vergessenheit.
Bis ca. ein halbes Jahr später ich wiederum samstags dazukam, als mein Chef den Polizeibericht über einen Fahrraddiebstahl für die Versicherung in Bearbeitung hatte. Ich überflog das so über seine Schulter und was war passiert ?…… Dem Kunden hatte man das Moonrise entwendet. Mein Chef schilderte mit einem Anflug von Unverständnis und Groll, das der Typ beim morgendlichen Joggen das Rad am Waldrand abgestellt hatte und das Bike sich dann nach seiner Rückkehr nicht mehr an dem Baum befand, an dem er es verlassen hatte. Ich suchte nach Worten und titulierte innerlich den Typen wegen soviel Naivität und Ignoranz mit sämtlichen Kraftausdrücken, die mir so einfielen.
Jedenfalls hatte dieses Rad in meinem Hirn Spuren hinterlassen, ich mußte selbst in den Zeiten, wo das Thema hobbymäßig nicht aktuell war häufig an dieses Attitude und seine kleine Story denken. Es ließ mich nie ganz los und selbst die 4 Attitudes, die seit 2009 den Weg zu mir fanden konnten den Drang, den Aufbau eines solchen Rades doch noch zu verwirklich, nicht stoppen.
So kam es nach einigen eher unmotivierten früheren Versuchen nun im März 2014 zu einer neuen Suchanfrage und wider Erwarten konnte die Suche bereits nach wenigen Wochen erfolgreich abgeschlossen werden. Ich war vollkommen aus dem Häuschen; Weihnachten, Ostern, Geburtstag, alles kam zusammen. Mir wurde ein Komplettrad samt King-LRS, Paul Stoplight Bremsanlage, 2ter 0-Grad LVE und anderen netten Kleinteilen angeboten, bei dem ich nicht nein sagen konnte. Kein sichtbares Fading, relativ wenige und kleine Kampfspuren, jedoch die kleintypischen Lackblasen an 2 Entlüftungsöffnungen am Sitz- bzw. Unterrohr. Ist insofern etwas ärgerlich, da ich in letzter Zeit nicht die allerbesten Erfahrungen in Bezug auf Nachlackierungen gemacht habe und nun wieder ein Rahmenset durch die Republik schicken mußte. Gut, ging nicht anders, schon alleine deswegen, um der Korrosion unter dem Lack Herr zu werden und so wurde der Bereich des Tretlagergehäuses nachlackiert.
Bei der Komponentenauswahl war ich hin und her gerissen. Entweder dieser purplelastige Flash-Aufbau eben jenes Rades von damals oder eine eher gediegene vorwiegend in silber gehaltene Ausstattung mit White Ind.-LRS, Cook RSR in purple oder silber und der Rest dann komplett XTR. Entschieden hatte ich mich zuerst für die purplefarbige Grafton-Full-Version, die ich dann aber wegen einer defekten Kurbel wieder fallen ließ. Sie wich einer um die Bremsanlage erweiterten XTR und einer wunderschönen Cook RSR.
Der Aufbau ist für mich momentan das Maß aller Dinge, bin so sehr zufrieden und der Traum hat sich somit erfüllt. Auch wenn das Rad nicht mehr gefahren wird, es bereitet mir immer Freude, wenn ich es betrachte und erlebe jedes Mal aufs Neue eine kleine Zeitreise in die 90er.
Mittlerweile sind wir im Jahr 2025. Zeiten kommen und gehen, manche Entwicklungen haben sich etablieren können, viele sind wieder verschwunden.