Moin zusammen,
1000miles 2017 ist vorbei, ich war diesmal alleine unterwegs. 15 Tage, 9 Stunden. Ein Tag besser, als beim letzten Mal.
Vorher bin ich ganz gemütlich mit Freundin über 14 Tage 1000km nach Prag gefahren, dann mit dem Nachtzug in den Osten, dann im Racemodus zurück.
Grundsätzlich war es hilfreich, den größten Teil der Strecke schon zu kennen, das hat mir viele Frustmomente erspart. Stattdessen habe ich jede Teufelei des Tracks eher als Challenge gesehen, die man wie bei einem Adventuregame Level für Level abarbeitet.
Das Wetter war größtenteils mäßig bis beschissen, geregnet hat es fast jeden Tag irgendwann mal, jeden 3. Tag gabs Dauerregen. Schlafsack und Socken hab ich irgendwann mal nicht mehr trocken bekommen. Diverse Nächte waren saukalt, niedrig einstellig. Manche kalte Nacht hab ich lieber im Regen weitergefahren, um auf Betriebstemperatur zu bleiben. Gegessen habe ich täglich für mind. 20,-€ (zum Vergleich: man bekommt ein Schnitzel für 4,50)
2 mal war ich morgens im nassen Schlafsack kurz davor, aufzuhören. Einmal dachte ich, ich muß leider aufhören, aufgrund fieser Hüftschmerzen, einen ganzen Vormittag lang.
Irgendwie hab ich mich immer wieder berappelt und hatte dann wieder meinen Spaß trotz Nässe.
Der viele Schlamm hat ganz schön am Material gezehrt. Über verschlissene Schaltung brauch ich nicht reden. Jeden Tag 3 mal nachgeölt.
Die hintere Bremse hat (vermutl. auch wegen Schlamm) alle meine Ersatzbeläge gefressen. Ich bin die letzten 400 km nur noch auf der Vorderbremse heimgefahren, mit nichtmal 2mm Restbelag.
Protipp: niemals auf so eine Tour mit exotischen Bremsen! 8 Bikeshops hatten keine Magura MT5 Pads. Niemand fährt Vierkolbenbremsen. Nächstes Mal fahre ich sowieso wieder mit mechanischen Avid BB7.
Ansonsten Bike: Cotic BFe 26", Gabel: Pike Dual Position Air, Schaltung XT mit 46er Kassette, Spank Subrosa LRS mit Tubeless Reifen.
Gepäck: Hängematte, Schlafsack, Klamotten, Pad in der Wurst am Lenker. Tarp, Hardshell, Softshell, Essen und Trinken am Rücken. Satteltasche nur für Werkzeug, kleine Rahmentasche nur für Forumslader, Medipack, Schlauch und Pumpe.
Was auch noch wirklich geholfen hat: im Vorfeld regelmäßig Bikeschleppen bei vollem Gepäck zu trainieren. Es gab diverse Steilhänge, Steige und Staudämme hoch. Außerdem die Flußüberquerungen. Die haben mich diesmal nicht fertig gemacht, dafür hatte ich dann immer noch Restenergie.
Ich hatte mehrmals wirklich saugute Erlebnisse mit Gastfreundschaft. Wurde auf Grillfleisch und Bier eingeladen, mit Kuchen beschenkt, habe Frühstück bekommen. Am Besten war, als ich nachts um 2 nach 6 Stunden Dauerregen aus 40km Sumpfgebiet ohne Zivilisation rauskam und dann an einem Lagerfeuer vorbeifuhr. Die Mädels und Jungs waren am Partymachen und ich war das Highlight des Abends, wie man sich vorstellen kann. Ich konnte mich aufwärmen, ganz viel vom Race erzählen und mich satt essen.
Insgesamt muß ich sagen, daß ich von der Performance ziemlich schnell war, aber dafür immer wieder viel zu lange Pausen gebraucht habe. Also ich habe sehr oft die selben Leute überholt, die dann mysteriöserweise immer wieder vor mir waren. Kurz vor der Zieletappe mußte ich nochmal 10 Stunden schlafen, was tatsächlich großer Schwachsinn war, aber es ging nicht anders. Ich bin vermutlich nicht so der konstante Biker, eher einer, der gern mal auf 120% hochdreht und das auch ne Zeitlang durchhält, was sich dann aber schnell wieder rächt.
Vielleicht liegt es auch an meinem schweren Tritt, langsamer Singlespeedpace, worauf mein Körper nunmal trainiert ist. Hab ein paarmal die Nähmaschine ausprobiert, aber das ist nichts für mich.
Ich habe auch jeden Tag gebloggt, viele Fotos gemacht und hochgeladen. Hat mich in Summe sicher auch einen ganzen Tag gekostet.
Da es ein Experiment war, hab ich es live nur im Freundeskreis promotet. Wer mag, kann gerne nachlesen:
https://1000miles.peterscheerer.de/