2020-Corona-5-Länder-Alpenquerungs-Erlebnisbericht

JayLo

Bier weg?
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28. März 2016
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17
Ort
Radebeul
Nach jahrelanger Planung und bei coronabedingt leeren Wegen haben wir uns 2020 entschlossen, endlich eine Alpenquerung vorzunehmen. Und weil das ja alles schon soooo lange in unseren Köpfen rumspukte, wollten wir es auch richtig krachen lassen. Fünf Länder wollten wir in dieser Tour besuchen (ohne Prolog in London oder ähnlichem). Nunja, ob das geklappt hat wird sich heraustellen; auch wie weit wir gekommen sind. Aber nun rollen wir erstmal los:

1. Tag - Lindau am Bodensee nach Bludenz - Teil 1

ca. 70km


Die Anfahrt vom Chiemsee erfolgte in strömendem Regen. Aber das machte mir im Auto nichts weiter aus. Da war es ja trocken. Und um die Mittagszeit sollte es dann auch eher sonnig sein. Das Gemüt war es schon einmal (Vorfreude!)
Gerald war schon gestern aus Dresden angereist und hat sich ein wenig die Gegend angeschaut.

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Gegend mit Fahrrad

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Gegend mit Schuhen

Mit Schweizer Pünktlichkeit treffen wir uns am Parkplatz einer großen Tankstelle. Meine Kinder müssen erstmal auf's Klo und ich tanke noch einmal, damit die Familie weiterfahren kann.
Danach wird das Fahrrad vom Träger montiert und die Radklamotten angezogen. Waren die wieder im Trockner? Eine leichte Hüftelastizität ist gefragt, aber irgendwie komme ich doch in alles hinein. Schuhe anziehen, Rucksack checken, Geld, Ausweis, Telefon - alles da. Halt, der Helm und die Handschuhe müssen ja auch. Kinder und Frau unter Tränen verabschiedet und los geht's!

12:00 mittags

Für heute standen schon vier Länder auf dem Programm, also knapp genau 80% des Tourumfangs. Ein paar Kilometer am deutschen Bodenseeufer langgeradelt. 1. Land: check! Dann weiter das österreichische Ufer bis zum neuen Rhein. 2. Land: check
Na gut, bisher nur Asphalt unter den Rädern gehabt, aber ist ja erst der erste Tag. Die Hose reibt im Schritt. Also alles nochmal ordnen. Reibt immer noch. Doof. Aber weiter am (Alpen)Rheinufer nach Süden. Irgendwann kommen wir dann nämlich in die Schweiz (3. Land check) und dann nach Liechtenstein (4. Land check). Ein Stopp für ein Eis war fest eingeplant. 🍦
Eine ältere Dame mit Einkaufsnetz am Lenker zieht an uns vorbei. E-Bike ohne Schild. Fahren wir wirklich so langsam? Neien: das Ding ist frisiert! Und ehe ich noch eine dumme Bemerkung hinterherwerfen kann ist sie auch schon außer Sichtweite. Na gut, Hörweite.
Immer weiter geht es bergan. Sehr betulich, da der Fluss hier recht flach verläuft.
Leider kann ich mit meiner Radbrille nichts auf meinem Handy erkennen. Ohne noch weniger. Und immerzu anhalten, die Lesebrille auspacken, Karte lesen, wieder alles zurückpacken macht die Fahrt nicht flüssiger. Wir queren also den Fluss, bevor wir uns verfahren und schon haben wir uns verfahren. "Willkommen in Österreich". Sind wir nicht noch in Österreicht? Waren wir schon in der Schweiz? Haben wir Liechtenstein verpasst? Zu weit gefahren? Nee, viel zu früh mit der Angst bekommen und nun wird es nur noch eine 4-Länder-Tour. So ein Mist! Guiness-Buch adé.
Aber Österreich ist ja auch schön.

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Eine verfahrene Situation ...

Mehr dann in Teil 2.🍦
 
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Ähem.
Völlig unterschlagen wird her der erste Herzrasen-Moment schon im Bahnhof Neustadt, bei der Erkenntnis, dass das gebuchte Fahrradabteil samt dazugehörigem Wagon samt dazugehörigem ICE fehlte.
Immerhin handelte es sich um ein zweiteiliges Exemplar, dessen bessere Hälfte in Leipzig dazustieß.
Bis dahin durfte das Radl in adäquater Gesellschaft reisen ... im Behinderten-WC.
Und alle standen brav maskiert eng an eng.
 
1. Tag - Lindau am Bodensee nach Bludenz - Teil 2

ca. 70km

Und so streckt sich die Strecke durch kleinere Orte und über Nebenwege, an kleinen Flüsschen lang und über Felder und Wiesen. Is das nicht romantitsch!

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Fluss + Brücke = romantitsch

In einem dieser Orte werden wir knatternd von einer Bikergang überholt. Sicherheitsabstand Fehlanzeige. Die "Hopfen Warlocks" auf ihren 2PS-Mofas machen echt was her, stinken nur etwas.
Dann wird es brenzlich. In schönster Landschaft baut sich plötzlich eine Übelkeit gefolgt von von einem Druckgefühl im Brustbereich auf. Atmen fällt schwer. Schnell noch ein Schluck aus der Flasche. Wird nicht besser. Muss anhalten. Muss mich hinlegen. Was denn nun los? Hilft alles nichts. PANIK!

Und dann RÜÜÜÜÜÜLPS - Puh. Alles wieder gut. Der Magen hat zugemacht und nichts mehr reingelassen. Hat sich alles in der Speiseröhre gestaut um dann endlich im Austausch mit Magenluft doch noch abzugehen. Richtig blödes Gefühl. Vllt. hätte ich in der Urlaubswoche davor nicht nur der bayrischen Biergartendiät frönen sollen. Und mehr als den einen Radausflug zur Brennerei unternehmen sollen. Hätte hätte ...

Jedenfalls noch ein kleiner Stopp, um Energie zu tanken:

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3-phasig, 11kW

Leider war das die einzige Möglichkeit, da in Österreich gerade ein Feiertag war. Und bisher war alles zu. Sogar die Kneipen. Am Feiertag! Bei uns hätte wenigstens eine auf. Nunja.

Also wieder auf die Kleinstraße und man sieht sich ja immer zweimal: Die Hopfen Warlocks haben wohl auch getankt 🍻(war doch eine Kneipe irgendwo offen?!) und knattern noch einmal an uns vorbei.

Schick isses hier:

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Stadtansicht

Die restlichen Kilometer bis Bludenz sind dann schnell abgespult. Einchecken ins Hotel, frisch machen und dann noch eine Runde durch den Ort drehen. Abendessen gibt es beim Italiener und dann wandern wir noch zur Kirche hoch:

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Aussicht

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Und das Abendrot an den Wolken weist uns schon den morgigen Weg ...
 
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Ähem. "schnell abgespult".
MEIN Reisetagebuch sagt: "anstatt die letzten Kilometer nach Bludenz mit einem entspannten 32er Schnitt dahinzugleiten, und uns unterwegs in mehreren Freibädern erfrischender Labung hinzugeben, ächzten wir zuckelnd dahin und hatten Probleme, das Rauschen des Baches vom selbigen des Blutes in unserem Kopfe zu unterscheiden."
Was soll's. Aller Anfang war schwer.
 
Ähem. "schnell abgespult".
MEIN Reisetagebuch sagt: "anstatt die letzten Kilometer nach Bludenz mit einem entspannten 32er Schnitt dahinzugleiten, und uns unterwegs in mehreren Freibädern erfrischender Labung hinzugeben, ächzten wir zuckelnd dahin und hatten Probleme, das Rauschen des Baches vom selbigen des Blutes in unserem Kopfe zu unterscheiden."
Was soll's. Aller Anfang war schwer.
Zu deinem Tagebuch kommen wir später noch! Ich hab die 300 Seiten immer noch nicht durch.
 
Reisetagebuch ... Ich komme immer noch nicht darüber hinweg.

Aber es geht ja weiter:

2. Tag - Bludenz nach Klosters - Teil 1

ca. 45km


Der Wecker klingelt. Der Wecker? Urlaub schon wieder vorbei? Zum Glück haben wir uns nur zum Frühstück wecken lassen. Schön separiert von den anderen Gästen gibt es was zu kauen, einen Cappuccino, einen Verlängerten, noch einen Verlängerten, Obst (hier schreibt jemand über viel Essen!) und dann werden die Sachen gepackt, die Räder rausgeholt und wir radeln Richtung Bahnhof und dann so langsam aus dem Ort heraus.
Und es rollt sich herrlich bei schönstem Wetter entlang der Ill (ist das jetzt 'ne römische Drei oder soll das ILL heißen?) kontinuierlich den Berg rauf. Aber was heißt den Berg herauf. Eine Steigung ist bisher nicht zu spüren und verleitet zu etwas Hochmut. Das wird sich aber noch ändern.
Irgendwann erreichen wir St. Gallenkirch und hier heißt es, die Ill (ich komm immer noch nicht drüber weg - obwohl) zu queren und nun wirklich den Berg in Angriff zu nehmen. Vorher gibt es aber erstmal ein Päuschen und es wird etwas gemampft.

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Gerald hat sein Tagebuch gerade wieder eingepackt.

Über diese wunderschöne überdachte Brücke geht es nun nach Gargellen. Ich hab mit dem Wort ganz schön gekämpft. Wie schon erwähnt führt die Straße jetzt bergauf und mein erster Gedanke war: Och nö! Leider verlies der mich nicht so schnell. Teils auf der Straße, teils auf einem Umgehungsweg schraubten wir uns langsam hochwärts. Also ich besser laaangsam. Die Sonne stand jetzt schon ganz schön hoch und hinter jeder zweiten Kehre war dann wieder etwas Schatten zu finden. Puh! Aber es geht immer weiter ...

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Hier sieht man mich in Führung liegend den Berg hinauf fliegen ...

Na gut, die Verfolger waren am Kilometerschild schon an mir vorbei. Und wer hat eigentlich das Foto gemacht? Das ist wie bei den alten Reportagen von irgendwelchen Erstbesteigungen, wenn man die Alpinisten dann als Ersten überhaupt auf den Gipfel kommen sieht. Wieso steht da schon eine Kamera?

Aber egal, irgendwann kam Gargellen und wir radeln an so einem Pop-Up-Hotel aus würfligen Glaskästen vorbei und eine junge Frau winkt uns aus einem heraus aufmunternt zu. Bauch rein, Brust raus. Pfffff. Luft ist schon wieder raus und der Bauch auch. Also erstmal Rast gemacht.

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Unsere Raststätte

In Ermangelung jeglicher Erfahrung entscheiden wir, etwas zu essen. Eigentlich wollten wir das in der Madrisahütte machen, aber dank Corona war fraglich, ob die überhaupt offen hat. Daher die letzte Gelegenheit vorm Berg genutzt. Vorm Berg? Was war'n das bis hier her? Och nö!

Gerald knipst noch ein Foto als Reminiszenz an sein Fahrrad und dann geht es weiter.

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Hatte leider noch nicht auf ...

Also, weiter geht es später. Erstmal noch etwas arbeiten.
 
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Frisch gestärkt ging es so dann weiter. Es sollte ein Nachmittag voller Qualen, Freude und Schmerz werden, bis die Luft raus war.

2. Tag - Bludenz nach Klosters - Teil 2

"Geht's naufi?" "Raufi, naufi in die Bergi!"

Mit ein paar kWh Nudeln im Ranzen verließen wir nun den Ort und folgten dem Weg weiter ins Hochtal. Es war ein etwas steilerer Asphaltweg der uns plötzlich mit einem "Für Radfahrer Verboten"-Schild stoppte. Da hatte ich doch mal was gelesen ... Die andere Reisegruppe hatte das Schild einfach ignoriert und ist weitergezuckelt. Wir entscheiden uns für eine zweigleisige Strategie: Gerald strampelt auf dem Rad und ich schiebe. Wir lächeln noch gerade einen älteren Pilzsammler an uns vorbei als die Flut hereinbricht: ungefähr ein Dutzend laut grölende Menschen auf Bergkarts rasen die Strecke herunter so dass wir zur Seite springen müssen. Also deshalb das Schild! In den engen Kehren haben so einge Probleme, auf dem Weg zu bleiben. Wir jedenfalls verlassen ihn und folgen dem Wanderweg immer stetig bergauf.

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Und weiter ...

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Und immer weiter:

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Die Madriser Hütte sehen wir von Weitem. "Hat die auf?" "Vielleicht, da stehen Sonnenschirme." Egal, wir müssen ja noch über den Pass.
Nach einer Weile sagt uns ein Schild, dass wir den befestigten Weg verlassen sollen und es nach rechts den Wanderweg weitergeht. Äh? Das ist doch eine Wand. Da geht das doch niemals hoch! Aber irgendwie erkennt man, wenn man ganz genau hinschaut da oben irgendwie ein paar Leute runterkommen. Aber man muss schon sehr gute Augen haben. Die habe ich aber nicht.
Der Wanderweg ist ein Bergwanderweg, so dass das Rad nicht uns trägt sondern umgekehrt. Manchmal kann man es auch schieben. Aber dann kommen immer wieder solche Stufen die echt kraftraubend sind. Ich mal mal Rast.

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Die Wanderer sind schon vorbei

Vllt. hätte ich zur Vorbereitung Treppen erklimmen sollen? Es ist mühsam. Da kommen die nächsten Bergabwanderer entgegen. Anstatt einem "Ist nicht mehr weit, ihr seid gleich oben" kommt ein "Wow, da habt ihr euch ja noch was vorgenommen". Motivation geht anders. Und gefühlt unendlich viele Schritte später war es dann geschafft:

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Gerald hatte noch genug Zeit, Natur und Landschaft im Bild festzuhalten:

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Blaubeeren entlang des Weges,

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Landschaft,

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Gern auch im Panorama.

Da hatten wir also das Schlappiner Joch erreicht. Dort trafen wir auf ein Pärchen aus Holland, die fragten warum wir denn nicht den Lift genommen und dann den Höhenweg gelaufen sind. So richtig eine Antwort hatte ich nicht parat.

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Von da unten kamen wir rauf

So sehr die Beine bergauf auch schmerzten, so sehr machte sich beim Blick die andere Seite des Berges hinunter ein Grinsen auf meinem Gesicht breit. Das wird fei schee! Und so war es dann auch. Jeglicher Erschöpfung beraubt rollten wir den Weg hinunter ins Tal. Das Grinsen wurde immer breiter.

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Schick, oder?

Und wie das so ist, wenn das Adrenalin so richtig schön pumpt, da verliert man andere Sachen aus den Augen. Ich steige ab um auf Gerald zu warten (mal nicht andersherum!) und will mein Rad nicht ablegen, stelle es zwischen die Beine und: AAAUUUUU! Das Branding der Bremsscheibe sollte noch ein halbes Jahr sichtbar sein. So ein Anfängerfehler! Naja, erstmal kaltes, klares Wasser aus dem Bächlein (oberhalb der Weide) drauf, kurz gejammert und dann ging es weiter. Der Spaß kam sofort zurück.

Als der Bergweg zu Ende war, entschlossen wir uns, im Berghaus Erika in Schlappin eine kleine Rast zu machen. Nur noch 200 Meter. Pfffffff. Hatte ich den Bauch wieder eingezogen? Äh, nein. Das Hinterrad war platt. Von jetzt auf gleich. Ich bin nur durch ein kleines Rinnsal gerollt und die Luft war komplett raus. Ok, bis zur Hütte schieben und dann mal schauen. Die Räder waren auf tubeless umgerüstet. Meine Versuche mit der Handpumpe was zu erreichen schlugen also fehl. Die nette Bewirtung aus der Erika konnte aber eine Standpumpe auftreiben und ich pumpte das Rad wieder auf. Aber jetzt erstmal was essen und danach schauen, ob die Luft hält. Spoiler: sie hielt. Komisch.

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Von da sind wir heruntergekommen

Es gab Kaffee und Kuchen und Bschrole. Ob das B für Birne oder Bier steht weiß ich nicht mehr.

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Ringsherum begann es sich aber langsam zuzuziehen:

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Ob das ein Omen für morgen ist?

Wir rollten in zackigem Tempo die Straße nach Klosters herunter. Unsere quietschenden Bremsen räumten dabei den Weg frei. Noch rüber zur Jugendherberge geradelt und eingecheckt.

Nach dem Abendessen war es an der Zeit den morgigen Weg zu planen. Leider nicht so, wie wir es gern wollten.
 
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Reisetagebuch ... Ich komme immer noch nicht darüber hinweg.

Aber es geht ja weiter:

2. Tag - Bludenz nach Klosters - Teil 1

ca. 45km


Der Wecker klingelt. Der Wecker? Urlaub schon wieder vorbei? Zum Glück haben wir uns nur zum Frühstück wecken lassen. Schön separiert von den anderen Gästen gibt es was zu kauen, einen Cappuccino, einen Verlängerten, noch einen Verlängerten, Obst (hier schreibt jemand über viel Essen!) und dann werden die Sachen gepackt, die Räder rausgeholt und wir radeln Richtung Bahnhof und dann so langsam aus dem Ort heraus.
Und es rollt sich herrlich bei schönstem Wetter entlang der Ill (ist das jetzt 'ne römische Drei oder soll das ILL heißen?) kontinuierlich den Berg rauf. Aber was heißt den Berg herauf. Eine Steigung ist bisher nicht zu spüren und verleitet zu etwas Hochmut. Das wird sich aber noch ändern.
Irgendwann erreichen wir St. Gallenkirch und hier heißt es, die Ill (ich komm immer noch nicht drüber weg - obwohl) zu queren und nun wirklich den Berg in Angriff zu nehmen. Vorher gibt es aber erstmal ein Päuschen und es wird etwas gemampft.

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Gerald hat sein Tagebuch gerade wieder eingepackt.

Über diese wunderschöne überdachte Brücke geht es nun nach Gargellen. Ich hab mit dem Wort ganz schön gekämpft. Wie schon erwähnt führt die Straße jetzt bergauf und mein erster Gedanke war: Och nö! Leider verlies der mich nicht so schnell. Teils auf der Straße, teils auf einem Umgehungsweg schraubten wir uns langsam hochwärts. Also ich besser laaangsam. Die Sonne stand jetzt schon ganz schön hoch und hinter jeder zweiten Kehre war dann wieder etwas Schatten zu finden. Puh! Aber es geht immer weiter ...

Anhang anzeigen 1417103

Hier sieht man mich in Führung liegend den Berg hinauf fliegen ...

Na gut, die Verfolger waren am Kilometerschild schon an mir vorbei. Und wer hat eigentlich das Foto gemacht? Das ist wie bei den alten Reportagen von irgendwelchen Erstbesteigungen, wenn man die Alpinisten dann als Ersten überhaupt auf den Gipfel kommen sieht. Wieso steht da schon eine Kamera?

Aber egal, irgendwann kam Gargellen und wir radeln an so einem Pop-Up-Hotel aus würfligen Glaskästen vorbei und eine junge Frau winkt uns aus einem heraus aufmunternt zu. Bauch rein, Brust raus. Pfffff. Luft ist schon wieder raus und der Bauch auch. Also erstmal Rast gemacht.

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Unsere Raststätte

In Ermangelung jeglicher Erfahrung entscheiden wir, etwas zu essen. Eigentlich wollten wir das in der Madrisahütte machen, aber dank Corona war fraglich, ob die überhaupt offen hat. Daher die letzte Gelegenheit vorm Berg genutzt. Vorm Berg? Was war'n das bis hier her? Och nö!

Gerald knipst noch ein Foto als Reminiszenz an sein Fahrrad und dann geht es weiter.

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Hatte leider noch nicht auf ...

Also, weiter geht es später. Erstmal noch etwas arbeiten.
also, ich finde das ja die Dekadenz an sich: sich nicht einfach nur ein Rad für den Alpencross aufzubauen, sondern eines für genau! dieses! Bild!
Leider sorgte die Begeisterung für den Augenblick für ein leicht benebeltes Objektiv ...
 
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3. Tag - Klosters nach Parpan - Teil 1

47km plus


Da hat also auch schon der dritte Tag unserer Tour begonnen. Und alles war so schön geplant:
Nach dem Frühstück auf's Rad und gleich ein paar Höhenmeter nach Arosa strampeln, dort in den Lift und noch etwas weiter hoch und schließlich wunderschöne Trails hinunter nach Parpan.

Da wir aber den Abend zuvor den Wetterbericht vorgesetzt bekamen mussten wir umplanen: es sollte regnen, den ganzen Tag und besonders da oben, wo wir lang wollten. Plöt.

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Morgenstund hat ziemlich viel Wasser im Mund

Watt machma nu? Rum um Berg.
Von Klosters ging es dann entlang der Landquart immer bergab. Es war zwar bewölkt, aber der große Regen hat uns nicht erwischt.

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Gerald beim zwischenzeitlichen Sonnen

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Und weiter geht's

Irgendwann haben wir den Flusslauf verlassen und fuhren weiter Richtung Chur. Außer schier unendlichen vielen Gewächshäusern voller Himbeeren gab es nichts Spektakuläres.

In Chur machten wir erst einmal Pause und aßen was.


3. Tag - Klosters nach Parpan - Teil 2

Da waren wir also in der grßen Stadt angekommen und mussten nun überlegen, wie es weiter nach Parpan gehen sollte. Der Regen war jetzt da, die Strecke eine viel befahrene Straße und unsere Entscheidung war gefallen:

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Wir nehmen den Postbus.

Ticket gekauft, Räder hinten drauf geklemmt und dann ging es hoch nach Parpan. Und siehe da: das Wetter wurde wieder schön. Wie jetzt?

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Aha!

Interessanterweise sind wir genauso viele km gefahren wie geplant. Nur nicht so schön. Und ein paar Körner haben wir auch noch gespart. Vllt. können wir die ja morgen brauchen?
 
4. Tag - Parpan nach Avers - Teil 1

ca. 65km


Nachdem der letzte Tag unspektakulär, also langweilig, war sollte heute doch endlich mal etwas passieren, oder? Wäre an der Zeit.
Avers ist die am höchsten gelegene ganzjährig bewohnte Siedlung Europas. Um von Parpan dahinzugelagen, mussten wir uns ersteinmal ein paar Meter hochschrauben. Da sollte es einen schönen Weg rechts der Fernstraße geben, aber den haben wir partout nicht gefunden. Die 64 sah auf der Karte echt verlockend aus. Wir fuhren aber links der Fernstraße was schließlich auch ganz nett war.

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Erst sah es so aus

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Später schon etwas aufgelockerter

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Und schließlich richtig schön!

Von diesem Blick aus ging es hinunter nach Tiefencastel, nur um gleich wieder den Weg nach oben zu suchen. Und was finden wir da: die 64! Endlich kann es losgehen. LosGEHEN. Nach ein paar hunter Meter stellt sich das ganze als Bergwanderweg heraus. Wenn man mal 10m fahren kann, ist das schon viel. Also weiter auf der Straße. Weil aber unten im Tal gebaut wurde, war da kein Verkehr und wir kamen gut voran.

Es wurde Zeit für eine Rast.

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Hier hammwa angehalten

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Hier auch

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Wie sind wir da überhaupt vorwärts gekommen?

Wir mussten nun der Straße nach Bivio folgen. Es ging mal wieder ewig bergauf.

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Von dort kamen wir.

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Ganz rechts im Bild kommt immer noch einer

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Am linken Ufer entlang ging es dann weiter. Und immer weiter. Und noch ein Stückchen weiter. Und endlich waren wir in Bivio!

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Das sieht doch verlockend aus!

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Was drängelt sich denn da von der Seite rein?

Mittlerweile war es schon um drei durch und wir hatten den Pass noch vor uns. Wird eine sportliche Angelegenheit. Immerhin trafen wir eine alte Bekannte wieder.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerald beim zwischenzeitlichen Sonnen
Das sieht nur so aus. In Wahrheit lächle ich nur genüßlich in mich rein.
Denn, wenn man genau hinsieht, erkennt man es, ich trage Wettergerechte Kleidung.

Ich hab nochmal geprüft - von Dir habe ich solche Fotos nicht :rolleyes:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ergänzend muss man noch sagen, dass der Straßenanteil nach Bivio so hoch war, weil wir in Summe zu langsam waren. Über die Forstwege verliert man dann doch zu viel Zeit. War halt die Königsetappe.
Also für uns.
Für @Renn.Schnecke wäre das nur die Vormittags-Runde gewesen ...
 
Ergänzend muss man noch sagen, dass der Straßenanteil nach Bivio so hoch war, weil wir in Summe zu langsam waren. Über die Forstwege verliert man dann doch zu viel Zeit. War halt die Königsetappe.
Also für uns.
Für @Renn.Schnecke wäre das nur die Vormittags-Runde gewesen ...
Für uns war es halt eine Vormittagsrunde plus. Aber wir haben ja noch den Nachmittag. Und den Abend. Und, naja, wird man sehen.
 
Und immer schön den Bauch einpfffffiehen! :p

"Ist nicht mehr weit, ihr seid gleich oben" kommt ein "Wow, da habt ihr euch ja noch was vorgenommen".
Hihi. ^^
Du weißt doch: Der Weg ist das Ziel! Was hätteste denn sonst den Rest des Tages über gemacht? -- Siehste! :D

Für @Renn.Schnecke wäre das nur die Vormittags-Runde gewesen ...
Also, also, also... also!!! Was soll denn das heißen?! :aufreg:
(Hab btw keine Benachrichtigung über die Erwähnung meines Namens bekommen. Hab ich wohl ausgestellt, nehm ich an.)
 
4. Tag - Parpan nach Avers - Teil 2

Die Vormittagsrunde war also beendet und wir konnten uns dem schönen Teil des Tages widmen. Nochmal alles gecheckt und dann den Blick nach oben gerichtet.


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Augen immer schön oben halten!

Wenn man mal genauer auf die Schilder schaut erkennt man sie: die 64! Stellt sich raus, dass sie die Via Sett bezeichnet, einen Fernwanderweg von Chur bis nach Chiavenna und der Septimer Pass wird auch überwunden. Nach Chiavenna wollen wir auch, aber doch nicht so schnell und einfach. NEIN! Unser Weg führt nach Juf (den höchsten Orteil von Avers) über die Forcellina. Aber ich schweife ab.

Wir folgten dem Weg, der sehr gut ausgebaut war und kurbelten uns den Berg hinauf. Irgendwann fing es dann an zu tröpfeln. Nee, oder? Und dann sollen wir noch über den Pass? Glücklicherweise hörte es wieder auf.
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Ob das an diesem kleinen Sonnenschein lag 🤬

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Ist echt schick da oben und wir sind wirklich keiner Meschenseele begegnet!

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Geh mal zur Seite! Die Leute wollen Landschaft sehen!

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Bitte die Plautze retuschieren!

Und gar nicht mal soviel später hieß es die Via Sett verlassen und den Weg zur Forcellina antreten.

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Immer schön das Bike in Szene setzen. Vllt. soll das ja mal über den Bikemarkt verscherbelt werden 🤪

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Irgendwann kam ich dann auch ...

Was nun begann sah wirklich nett aus. So ein recht flacher Bergwanderweg bei dem man von Weitem den Eindruck hat, dass man immer mal ein paar Metter fahren kann. Der Eindruck täuscht. Immer schön schieben und immer mal wieder tragen und hier eine Stufe und da viele Steine. Heißt: es zog sich ewig hin.

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Schiebeimpressionen ...

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Wo kommen jetzt die Kühe her? Aus meiner Erinnerung waren die schon verschwunden.

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Für dieses Foto bin ich extra nochmal 100hm zurückgegangen! hust

Außer Geralds ständigem "Komm jetzt endlich!" Hörte man nur das laute Pfeifen der Murmeltiere. Irgendwie herrrlich.

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Da isser wieder

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Noch ein wenig Marketing ...

Und, ist was aufgefallen? Genau: es sonnenscheint wieder! Und wie! Und ehe wir uns versahen, waren wir oben. Sieht das nicht unglaublich aus?

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Mal so ...

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... und mal so ...

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Wer will kann noch höher

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Es hatte sogar Schnee! (muss man ganz schön reinzoomen)

Wir waren also oben auf der Forcellina und laut Schild trennten uns nur noch eineinviertel Wanderstunden von unserem Ziel. Es war kurz nach 18h und da sollte doch alles glatt gehen. Noch schnell versucht, Allistair in der Unterkunft bescheid zu sagen, aber irgendwie fehlten die Mobilfunkmasten :(

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Da hinten unten irgendwo ist unser Ziel

Es ging also abwärts. Na gut, bisher konnte man noch nicht so richtig rollen. Aber runterzu ist trotzdem eher mein Ding.

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Ist das da oben etwa Gerald? Na wo bleibst du denn?!

Aber Spaß beiseite. Trotz der schönen Aussicht war es extrem frustrierend, das Rad auch wieder bergab schieben zu müssen. Warum gab es wohl keine Berichte von Bikeüberquerungen der Forcellina? Aber ich hab ja unbedingt meinen Dickkopf durchsetzen müssen! Wenn man mal 10/20 Metter rollen konnte, musste man wieder absteigen. Irgendwann war das so anstrengend, dass wir lieber geschoben haben.

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Ach ja! Da geht einem das Herz auf :herz:

Wir waren dann doch leicht angesäuert, stapften aber weiter. Die Schatten wurden länger und irgendwann war Juf zu erkennen. Der Weg dahin dauerte aber immer noch bis kurz nach acht. Dann: die letzten 400m! vor der Ortschaft konnten wir uns wieder auf die Räder schmeißen und den Rest herunterrollen. Yeah! Nur eine kleines Rinnsal und dann sind wir - pffft - nicht da! Was soll'n das jetzt! Der Hinterreifen hat doch gehalten. Wieso ist da plötzlich wieder die Luft raus? Das kann doch alles nicht war sein! In meinem Übermut nochmal mit der Handpumpe versucht, aber Pustekuchen. Bedeutet: Schlauch einziehen. Es war schon fast dunkel. Und appr. ziehen: es zog sich auch noch zu. Und während der unglauchlichen 30 Minuten, die wir brauchten den Schlauch einzuziehen, fing es auch noch zu schütten an! Das mit meiner sparsamen Ausrüstung hat Gerald ja schon erwähnt. Wir wurden nasser und nasser. Und dann noch den Reifen aufpumpen. Wo so schon bei mir die Luft raus war. Es dauerte ewig bis wir wieder auf den Rädern waren. Ich wollte Gerald vorschicken, aber der hat eisern meine Seite flankiert. Unsere Unterkunft hatten wir nämlich noch nicht erreicht. Die war anderthalb Ortsteile weiter unten. Und so rasten wir (kein Scherz!) im Dunklen und Regen hinunter zu Allistairs Haus. Immer, wenn ich versucht habe in die Pedalen zu treten, hat mich ein Schüttelfrost dermaßen gepackt, dass ich sofort damit aufhören musste. Zähne zusammen gebissen (wörtlich!) und tief durch die Nase geatmet. Stirn runter und immer weiter die Straße entlang. Natürlich auch noch die Unterkunft verpasst und eine Viertelstunde im strömenden Regen gesucht. Meine Schuhe waren voller Wasser. Aber endlich: da winkt jemand am Fenster. Wir sind da! Puh. 21:30h
Irgendwie die Räder in die Garage geschoben. Irgendwie die nassen Sachen aufgehängt. Irgendwie geduscht und umgezogen.

Aber dann kam noch ein warmes Essen. Mit Vorspeise. Und Nachspeise. Und selbst gemachtem Likör.

Danach gingen die Lichter aus. Der Schlaf war einfach nur nötig.

Ob es weiter ging? Schau mer mal.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Übergang von Bivio über den Septimer Richtung Süden ist offenbar deutlich Bike-tauglicher, aber irgendwie wollten wir das nicht, weil es von da Richtung Comer See so direkt und schnell ging.
Das stundenlange Geschleppe berghoch war irgendwie erträglich, aber die Erkenntnis, das alles runtertragen zu müssen war :wut:
Anfängerfehler, kann man gönnerhaft sagen, Ignoranten-sind-selbst-Schuld ist aber wohl ehrlicher.
Das hat uns letztlich auch zu viel Zeit gekostet.
Und der Temperatursturz von 15 auf geschätzte 5 Grad plus Dusche war echt gruselig. Selbst für mich mit Regenklammotten (wobei ich zu faul war, die Regenhose drüber zu ziehen, weil ich dachte wir wären gleich da...)
 
War schon etliche Male in Juf zum Skitouren.
Den Übergang Bivio-Juf per bike hab ich auch schon angedacht. Könnt ihr die Schwierigkeiten näher beschreiben , eventuell anhand der Singletrailscala.
 
Ich hab das als unfahrbar in Erinnerung. Schmaler Weg, immer 5 Meter fahrbar, dann wieder entweder kniehohe Steine, über die man drüber musste, oder zwischen denen man durch musste (wobei da kein Paltz für Pedale war. Und auch häufig so ausgewaschene Stücke. Irgendwie auch wenig Gefälle, bzw. zwischdurch auch wieder berghoch, so dass man selbst mit der "mit Schwung drüber rollen"-Technik keinen wirklichen Flow aufbauen konnte.
Absolute Cracks können da vielleicht noch was fahren, aber schneller ist man da auf keinen Fall.
 
Von bivio nach juf gibt's ja 3 Möglichkeiten.
Stallerberg
Fourcla da Valletta
Forcellina
Anhand der Höhenlinien wären die beiden anderen sicher geeigneter zum abfahren.
Kennt jemand die beiden anderen Varianten?
 
Von bivio nach juf gibt's ja 3 Möglichkeiten.
Stallerberg
Fourcla da Valletta
Forcellina
Anhand der Höhenlinien wären die beiden anderen sicher geeigneter zum abfahren.
Kennt jemand die beiden anderen Varianten?
Ich schätze, da bleibt nur selber probieren. Wir hatten damals außer Wanderberichten nichts dazu gefunden.
 
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