26er HT Eigenbau - 26 ain't dead and steel is real!

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8. Oktober 2024
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Servus,

Diese Saison saß ich öfter mal am Stammtisch und habe über die MTB-Industrie abgerotzt. Man kennt es. Irgendwann, nach 20 Halben, kam dann der Punkt wo mein Kumpel meinte: "Sowas wird eh keiner mehr umsetzen, kannst du dir höchstens selber bauen." Und ich so: "Jo, das nächste baue ich selber!" Am Anfang habe ich das natürlich nur gesagt, aber jetzt stehe ich neben meinem neuen WIG-Inverter und will es, entweder aus reinem Trotz oder um mir selbst etwas zu beweisen, endlich durchziehen.

Das Projekt startet zuersteinmal mit wenigen Plänen und vielen Fragen. Ich behaupte mal, dass ich mich etwas mit Stahlbau und im besonderen mit (WIG-) Schweißerei auskenne. Ich bin aber eher im Werkzeug- und Formenbau zuhause, das heißt rustikale Aufbauschweißungen, mehrlagige Bruchreparaturen und hohe Stromstärken. Klar, ich habe schon das ein oder andere Geländer verschweißt, aber das ist bei der Wandstärke und der zyklischen Belastung nicht vergleichbar.

Deshalb erstmal ein paar Fragen:
1. Ich nutze eine 12er-Gasdüse mit einer 1,6er Elektrode in grau. Material unter 1mm bekomme ich auch problemlos verschweißt. Soll ich trotzdem mit der Elektrode eine Größe runter gehen?

2. Ich neige dazu etwas mehrlagig zu Verschweißen (eine Wurzellage mit wenig Zusatz verschmelzen und dann eine Decklage). In erster Linie mache ich das wegen der Optik, ich bin eben kein Instagram-Schweißer, der alles in einer Lage schön hinbekommt :D. Bringt das eher Nachteile (Verzug, Spannungsrisse)?

3. Ich komme günstig ;) an Edelstahl-Draht 1.4030. Jedoch plane ich 25CrMo4 als Werkstoff, das bedeutet im Prinzip eine schwarz-weiß Verbindung. Rissgefahr oder OK?

4. Ich muss offensichtlich die meisten Rohre aneinander anpassen und die Enden verrunden. Gibt's da eine Lösung ohne Lochsäge oder Fräse? Ich denke da an Flex und Feile. Das Problem wäre dann das Anzeichnen. Irgendeine Idee?

5. Wo beziehe ich die Sonderformen (also gebogene Kettenstreben, Lagergehäuse, Ausfallenden)? Aktuell finde ich nur Material für Renner. Theoretisch kann ich auch alles selber fertigen, aber für mein erstes Projekt wäre mir etwas aus dem Regal lieber.

6. Ist spanende Nachbearbeitung nach dem Schweißen zwingend nötig? Ich denke da an die Innendurchmesser der Lagersitze, die Bremssockel und die Anlageflächen. Wäre auch möglich, würde ich aber gerne vermeiden :D

So, jetzt ein bisschen was zum Plan:
Es soll offensichtlich ein Ballerhardtail werden. Wichtig ist mir eine niedrige Standover-Höhe und eine "kompaktere" Geo. Erstmal gibt's "nur" 120mm Federweg, weil ich die gerade rumliegen hab. Das Gerät soll Trial-Tauglich sein, daher will ich erstmal auf konifizierte Rohre verzichten. So kann man entspannt das Unterrohr auf einem Felsen "parken" ohne etwas zu fetzen. Hier ein Paar Specs:

FW: 120mm vorne, 0mm hinten
Räder: 26", bis 2,6", Mini-Mullet möglich
Lenkwinkel: um die 66 Grad
Sitzwinkel: Steil?
Tretlager: Tief
Kettenstreben: kurz
Reach: irgendwo in der Mitte
Stack: niedrig, falls nötig high-rise Lenker
Antrieb: 1x7
Bremsen: irgendwas mit Scheiben auf jeden Fall
Gewicht: JA!
 
Servus!
Erstmal muss ich feststellen, dass auf der Kuhweide 20 Halbe anders ausschauen als bei mir, oder dass ich nicht trinkfest bin :D
Jetzt zu deinen Fragen:
Deshalb erstmal ein paar Fragen:
1. Ich nutze eine 12er-Gasdüse mit einer 1,6er Elektrode in grau. Material unter 1mm bekomme ich auch problemlos verschweißt. Soll ich trotzdem mit der Elektrode eine Größe runter gehen?
Passt so m.M.n.
2. Ich neige dazu etwas mehrlagig zu Verschweißen (eine Wurzellage mit wenig Zusatz verschmelzen und dann eine Decklage). In erster Linie mache ich das wegen der Optik, ich bin eben kein Instagram-Schweißer, der alles in einer Lage schön hinbekommt :D. Bringt das eher Nachteile (Verzug, Spannungsrisse)?
Machen einige Rahmenbauer, besonders im Titanrahmenbau, auch so.
Da darf dann aber auch der Gehrungssitz perfekt sein.
3. Ich komme günstig ;) an Edelstahl-Draht 1.4030. Jedoch plane ich 25CrMo4 als Werkstoff, das bedeutet im Prinzip eine schwarz-weiß Verbindung. Rissgefahr oder OK?
Ich bin kein Metallurge, kann also nichts zur Rissbildung sagen.
Meine Rahmen schweiße ich mit ER312
https://schweissmaterial.com/produkt/wig-stab-4337-e312-29-9-reparatur/
4. Ich muss offensichtlich die meisten Rohre aneinander anpassen und die Enden verrunden. Gibt's da eine Lösung ohne Lochsäge oder Fräse? Ich denke da an Flex und Feile. Das Problem wäre dann das Anzeichnen. Irgendeine Idee?
Lass die Flex weg. Mit der Feile bist du bei den Wandungen gut beraten.
Für die Gehrungspläne ist wohl Rattlecad die erste Wahl:
https://www.rattlecad.com/
5. Wo beziehe ich die Sonderformen (also gebogene Kettenstreben, Lagergehäuse, Ausfallenden)? Aktuell finde ich nur Material für Renner. Theoretisch kann ich auch alles selber fertigen, aber für mein erstes Projekt wäre mir etwas aus dem Regal lieber.
Ich verwende lieber Rohre die rund sind und auch nicht buttet und dängel die so wie ich sie brauche.
Das hat den Vorteil, dass ich nur eine große Bestellung hab und sehr flexibel bin.
Sonst:
https://www.paragonmachineworks.com/
gibt aber noch mehr, musst halt suchen im Web.
6. Ist spanende Nachbearbeitung nach dem Schweißen zwingend nötig? Ich denke da an die Innendurchmesser der Lagersitze, die Bremssockel und die Anlageflächen. Wäre auch möglich, würde ich aber gerne vermeiden :D
Du kannst mit Heatsinks dem Verzug entgegenwirken, musst sie aber vorher herstellen oder teuer! kaufen.
Und selbst das macht die Sache nicht unbedingt völlig rund.

Viele Grüße,
Thom
 
Machen einige Rahmenbauer, besonders im Titanrahmenbau, auch so.
Da darf dann aber auch der Gehrungssitz perfekt sein.
Top, das wird schonmal nichts :D . Habe heute mal ein 22x1 Rohr mit Feile und Säge nach Augenmaß bearbeitet. Die Verbindung ist schon relativ präzise (Luftspalt unter 0,3mm), aber ich habe auch eine halbe Stunde gebraucht.
Da ich kein Fan von Abos bin, hab ich diese Website gefunden Klick. Ist wohl umständlicher als rattlecad, sollte aber gehen.

Ich bin kein Metallurge, kann also nichts zur Rissbildung sagen.
Meine Rahmen schweiße ich mit ER312
https://schweissmaterial.com/produkt/wig-stab-4337-e312-29-9-reparatur/

Ich verwende lieber Rohre die rund sind und auch nicht buttet und dängel die so wie ich sie brauche.
Das hat den Vorteil, dass ich nur eine große Bestellung hab und sehr flexibel bin.
Sonst:
https://www.paragonmachineworks.com/
gibt aber noch mehr, musst halt suchen im Web.
Du nimmst dann auch 25CrMo4, richtig? Das Zeug ist zum Glück recht günstig zu kriegen, aber soll zumindest auf dem Papier beim Kaltverformen zickig sein.
Mein Plan wäre dann überall auf 1mm Wandstärke zu gehen und nur den Außendurchmesser zu variieren. Theoretisch würde ich mir die Kettenstreben auch selber formen.

Du kannst mit Heatsinks dem Verzug entgegenwirken, musst sie aber vorher herstellen oder teuer! kaufen.
Und selbst das macht die Sache nicht unbedingt völlig rund.
Also jagst du nach dem Schweißen nochmal eine Reibahle/einen Spindelkopf durch alle Passungen? Wie gesagt, das wäre bei mir auch möglich, aber ich würde es gerne vermeiden. Wie schaut es bei Schraub-Tretlagern aus? Bekommt man die problemlos rein nach dem Schweißen? Vielleicht externe Steuerlager einpressen?


Danke schon mal für die ganzen Antworten auf meine Fragen! :daumen:
Im Laufe der Woche kommt eine Pulle Argon bei mir an, dann gibt's auf jeden Fall ein Update.
 
Top, das wird schonmal nichts :D
Naja, mit etwas Übung
Habe heute mal ein 22x1 Rohr mit Feile und Säge nach Augenmaß bearbeitet. Die Verbindung ist schon relativ präzise (Luftspalt unter 0,3mm) aber ich habe auch eine halbe Stunde gebraucht.
Das wird dann schneller mit der Zeit, aber Lochsägen sind schon was Feines
Da ich kein Fan von Abos bin, hab ich diese Website gefunden Klick. Ist wohl umständlicher als rattlecad, sollte aber gehen.
Cool, hab ich gleich gespeichert :daumen:
Du nimmst dann auch 25CrMo4, richtig? Das Zeug ist zum Glück recht günstig zu kriegen, aber soll zumindest auf dem Papier beim Kaltverformen zickig sein.
Ja, 25CrMo4. Lässt sich gut bearbeiten. Nur beim Biegen sind Rohre mit der Festigkeit und Wandung eine Herausforderung die ich meistens umgehe durch winkeliges zersägen und wieder mit Knick stumpf verschweißens. Ich träume von einem guten Rohrbieger :love:
Mein Plan wäre dann überall auf 1mm Wandstärke zu gehen und nur den Außendurchmesser zu variieren. Theoretisch würde ich mir die Kettenstreben auch selber formen.
So mache ich das auch meistens. Ich habe überhaupt lieber kleinere Durchmesser und stärkere Wandungen,
das fühlt sich einfach gut an. Ich hab etwas ganz änliches vor wie du hier planst und da will ich die E.xtreme
ausloten was man sich trauen kann.
Also jagst du nach dem Schweißen nochmal eine Reibahle/einen Spindelkopf durch alle Passungen?
Jein. Wie geschrieben, es geht manchmal auch mit Heatsinks gut.
Beim Sitzrohr verwende ich ein dickwandigeres Rohrstück im Bereich der Schweißungen OR/SSt, das ich stumpf mit dem eigentlichen SR verschweiße. Das reduziere ich dann mit einer Aluhülse auf das Sattelstützmaß. Das hilft auch gut gegen ein festbacken der Stütze im stählernen SR.
Wie schaut es bei Schraub-Tretlagern aus? Bekommt man die problemlos rein nach dem Schweißen? Vielleicht externe Steuerlager einpressen?
Nachschneiden hab ich noch nie müssen, aber die Gewindeschneider hab ich trotzdem in der Werkstatt.
Danke schon mal für die ganzen Antworten auf meine Fragen! :daumen:
Im Laufe der Woche kommt eine Pulle Argon bei mir an, dann gibt's auf jeden Fall ein Update.
Hau rein!
LG, Thom
 
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