Nach einer stürmichen Nacht bin ich, reichlich unausgeschlafen, noch vor dem Wecker wach. Der Platzbetreiber schläft noch, also nehme ich schonmal eine Warme Dusche, baue mein Zelt ab und packe meine sieben Sachen.
So langsam wird auch der junge Mann wach, der hier alles unter sich hat und macht mir auch einen Milchkaffee. Die Uhren ticken in der Türkei anders als bei uns in Deutschland, Stress in für manche ein Fremdwort.
Unter Miclhkaffee verstehen die hierzulande etwas anderes, es ist lediglich heisse Milch mit Instant-Kaffeepulver. Bei dem Anblick würde sich jeder tote italienische Barista im Grabe umdrehen. Aber mir schmeckts trotzdem.
Noch einwenig warten und mein Frühstück kommt. Auch das wird mit großen Appetit verputzt. Ich bin übrigens kein Vegitarier, auch der Toast an dem Abend zuvor war nit Sucuk (Knobiwurst) und Käse.
Ein kurzer Blick zurück, zum Antiken Hafen (es gibt unter Wasser noch überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten) und ich starte meinen Frühstücks Uphill. In der Regel um die 10% mit Spitzen aum die 14%. Mußte ich mir das den zum Einrollen antuen, ich wollte ja unbedingt unten am Hafen schlafen. Die Alpinisti unter euch werden bei diesen seichten Steigungen nur schmunzeln, aber für mich Flachland Indianer an der Deutsch/Belgisch/Holländischen Grenze ist das schon was. Außerdem bin ich erst ein gutes Jahr auf dem Fahrrad unterwegs, daher mangelts eigendlich an allem was man so braucht. Kondition, Uphillerfahrung und Fahrtechnik haben bei mir ein gewaltiges Ausbaupotenzial.
Das Amphietheater von
Assos.
Assos wurde im übrigen 800 v. Chr. von Einsiedlern der grischichen Insel Lesbos gegründet. Und ja nach der Insel sind "Lesben" benannt, kommt wohl von einer homosexuellen Dichterin. (War zwar jetzt doch arg Offtopic, aber die Info habe ich wärend meiner Tourvorbereitung rausgefunden.
Auch das ist Türkei. Das alte Mütterchen versucht mit Geschenkartikeln über die Runden zu kommen. Mir wollte sie kurz vorher auch noch Topflappen und Holz-Kochlöffel für kleines Geld verkaufen. Leider habe ich meinen Campingkocher nicht dabei.
Ich radle noch etwas hoch in das Dörfchen Behramkale. In den Gassen schiebe ich allerdings. Hier ist alles eng, in starker Hanglage und vieles alt. Was nicht alt ist, ist auf alt getrimmt. Wie diese Apotheke.
1330 n. Chr. machen sich hier die Osmanen breit und bauen eine Burg um die Aktopolis von
Assos. Hier noch ein paar Reste der Befestigungsanlage.
So sah sie mal aus, die Akropolis von
Assos ...
... und keine 3000 Jahre später, ist das noch übrig geblieben. Was wohl von uns noch in 3000 Jahren übrig bleibt?
Ich mache mich auf den Weg, will ja heute auch noch Fahradfahren. Aber vorher noch ein Ayran (Jogurt, Wasser und etwas Salz) und ne Pepsi genehmige ich mir dann doch.
Ganz wichtig, immer reichlich Sonnenschutz nachtanken und trotzdem habe ich einen leichten Sonnenbrand an Armen und Beinen.
Nach wenigen Metern biege ich vom Teersträßchen ab und suche mir etwas annähernd ähnlichen wie einen Trail.
Trailsperrung, macht nicht ich fahre links hoch ...
... und finde so langsam Gefallen an dem Wegerl.
So langsam wirds was.
Kalksandsteinsurfen
Aber auch hier gehts nicht weiter.
Ich fahre zurück zur Trailsperrung und trage das Bike drüber. Wird schon keiner was dagegen haben.
Hier muss doch was gehen. Den Hang will ich runter.
Meine Lenkzentrale. Das Ding mit demgelben Aufkleber ist übrigens Pfefferspray. Nicht jeder Hund hier ist nett. In den Tourihochburgen brauche ich mir da allerdings keine Sorgen drumm machen.
Ich suche mir also einen Weg ...
... den Hang runter.
Gerade wo es wieder gut läuft, das. Moch ´ne Sperrung.
Das Gatter mit den Ästen ist schnell überwunden. Das Wegerl mach Spass und ist überwiegend fahrbar. Hier schiebe ich allerdings.
Es geht flowig ...
... den Rest des Hanges runter.
Kein wirkliches Hinderniss, ich Rolle einfach drüber. Am Ende Spuckt der "Trail" mich, nach ca. 2,5 km, unten an der Strasse wieder Raus. Hat Spass gemacht, ich will mehr davon. Hätte alles aber auch etwas flüssiger sein dürfen.
Trail suchen und Bilder machen haben rechlich Zeit gekostet. Ich bin gerade mal 15km unterwegs und will noch nach Akcay. Bis dahin sind es noch gut 50km.
Schnell noch die Kette ölen und auf gehts.
Zum nächsten Lokal, wo ich meinen wild knurrenden Magen bändige. Bulgur Reis und ...
...Köfte. Brauch ich glaube ich nicht übersetzten, oder?
Der Rest des gestrigen Tages ist eigendlich schnell erzählt. Ich fahre auf einem geteerten Sträßchen mit dem Meer immer zu meiner Rechten ...
... und gegen den Wind ankämpfend Richtung Akcay.
Ich weiss nicht ob man das erkennt, aber der Wind von letzter Nacht hat kein Bischen nachgelassen. Es kostet mich richtig Kraft überhaupt vorwärts zu kommen.
15km vor Akcay lerne ich Cenk kennen. Er ist aus Izmir zum Urlaub hier und spricht mich an einer Ampelanlage an. Wir fahren etwas gemeinsam, er gibt mir Windschatten aber ich habe Mühe an seinem Hinterrad dran zu bleiben.
Cenk läd mich auf einen Tee ein und wir führen ein ausgiebiges Gespräch über das MTB´lern in der Türkei. Sein Fahrrad ist ein Bianchi mit XT Schaltung, einer Deore Kurbel, Reba Gabel und
Avid Hydraulik Scheibenbremsen. Eine Seltenheit in der Türkei, habe ich am eigenen Leib erfahren müssen. Das Entlüftungskit in Deutschland liegen lassen und die Hinterradbremse hatte plötzlich Luft in der Leitung, warum auch immer. Aber mit Hilfe der Rotwild Ritter aus dem Forum habe ich das Problem lösen können. Ein herzliches Danke schön an dieser Stelle für den schnellen Support.
Von Cenk erfahre ich, dass das Sport-Fahrradfahren in der Türkei noch in den Kinderschuhen steck. Es gibt nur wenige Läden in den großen Städten, die einem gutes Material bestellen können, aber die Reparatur einer Federgabel oder eines Dämpfers hätten die Mechaniker hier noch nicht richtig drauf.
Wir tauschen die Nummern aus und Verabreden uns für den Uphill auf den Kazdag. Ist im übrigen ein Nationalpark und nach einigen Unfällen mitlerweile für alle Autos und Mototrräder gesperrt. Leider auch für Fahrräder so Cenk. Wir wollen es trotzdem wagen. Dabei dürfen wir uns nicht vonder Jandarmarie erwichen lassen.
Eine gute Tourplanung in diesem Bereich der Türkei ist schwierig. Es gibt keine aktuellen Topokarten und auch digitales Material ist nicht besonders gut. Das beste was ich bis jetzt gefunden habe, sin die Karten von OpenMTBMaps. Allesdings finde ich hier in diesem Bereich nur Teerstraßen.
Es ist vielleich nicht schlecht einen ortskundigen Guido zu haben, auch wenn er auf
Schwalbe Marathons unterwegs ist.
Er hat mir angeboten, einige gemeinsame Touren in das Irda-Gebirge zu unternehmen. Was meint ihr, Gebirgsquerung auf eigene Faust ohne Kartenmaterial oder zwei drei Tage lang en fester Standpunkt und einen Guide?
Später gibts dann noch ein Paar Antworten auf eure Fragen und der Ausrüstung, aber jetzt gehe ich das erste mal in diesem Urlaub im Meer baden.