Hallo
@Robert-Ammersee,
ich glaube, wir hatten das Thema hier schon ein paar mal, aber ich versuche es gerne noch mal.
Die DIMB hat die 2-Meter-Regel nicht einfach so in die Öffentlichkeit gezerrt, sondern es sind drei bis fünf Faktoren zusammengekommen:
1) Bonde hat sich im Frühjahr 2012 mit dem ersten Wurf zum 10%-Kompromiss angeschickt, die 2-Meter-Regel zu manifestieren und zwar mit einem Handbuch zum Umgang mit Bike-Strecken ohne Einbeziehung der Biker
2) es gab eine Anfrage der FDP an den Landtag, ob man die 2-Meter-Regel weiterhin für angebracht halte und Bonde hat darauf mit den ganzen Unwahrheiten von Wegschäden, Unfallgefahr und mehrere durch Biker verursachte Todesfälle geantwortet
3) die Touristiker haben parallel schon mal das "Singletrail-Paradies Schwarzwald" ausgerufen
4) in Kirchzarten haben sich "die Bürger" offen gegen die Biker gestellt
Allein Punkt 1) und 2) hätten gereicht, um von der DIMB zu erwarten, dass sie sich mit allen Mitteln laut und deutlich gegen Bonde und das Handbuch stemmt. Punkt 3) und 4) haben ein paar neue bzw. passive DIMB-Mitglieder mobilisiert und das Fass bei vielen zum überlaufen gebracht.
Gleichzeitig kam 5) der Erfolg der DIMB in Hessen (Petition, Runder Tisch, Abwendung einer Art 2-Meter-Regel für Hessen). Es war naheliegend und sinnvoll, mit diesem Rückenwind auch endlich eine entsprechende Gesetzeslage in BaWü zu schaffen, zumal mit den Grünen ehemalige Gegner der 2-Meter-Regel an der Landesregierung waren und auch in Hessen die Grünen auf Seiten der Biker waren. Es gab also diverse Anlässe, das Thema zu dem Zeitpunkt anzugehen.
Die DIMB hat das Thema aber zu diesem Zeitpunkt keinesfalls "in die Öffentlichkeit gezerrt", sondern zunächst das Gespräch gesucht. Leider zeigte sich schnell, dass die Gesprächsbereitschaft seitens der Politik in BaWü äußerst gering ausgeprägt war. Bereits zuvor hatte man die DIMB mit einer "akzeptier die 2-Meter-Regel als gegeben oder schwirr' ab"-Haltung von Gesprächen faktisch ausgeschlossen.
Mit der Erfahrung aus Hessen, war eine Petition die naheliegende Methode um die Gesprächsbereitschaft zu erhöhen. In Hessen hatte das perfekt funktioniert: noch vor Ablauf der Petition und nach nur kurzem Aufruhr in der Öffentlichkeit wurde ein Runder Tisch einberufen. Anders in BaWü: hier saß man das Thema seitens der Politik stoisch aus und sah trotz fast 60.000 Unterschriften und zunehmendem Medien-Echo "weder Handlungs- noch Gesprächsbedarf".
Weil die Phase der Petition aber viele Biker in BaWü und darüber hinaus mobilisiert, politisiert und vernetzt hatte, gelang es der DIMB über den Kanal Open Trails das Thema weiterhin in der Öffentlichkeit und in den Medien zu halten. Der Druck auf die Politik hielt an, so dass die Petition zwar zunächst abgelehnt, aber gleichzeitig ein Auftrag vergeben wurde: man solle sich auf Verbandsebene einigen. Entsprechend wurde - spät, aber besser als nie - ein Runder Tisch einberufen.
Und dieser Runde Tisch, also die Tatsache, dass wir zumindest dort jetzt Augenhöhe erreicht haben, ist aus meiner Sicht schon ein Erfolg. Dass das Thema dafür erst durch die Öffentlichkeit gezerrt werden musste, bedaure ich auch (aber wir wissen auch, dass es ohne den öffentlichen Druck keinen Runden Tisch gegeben hätte). Aber die Alternative wäre angesichts des oben genannten Verhaltens der Politik eine weitere Kapitulation in BaWü gewesen (so wie bereits mehrmals zuvor).
Unabhängig davon, ob die 2-Meter-Regel früher oder später fällt oder nicht, war die Open Trails Kampagne aus meiner Sicht auch insofern jetzt schon erfolgreich, weil sie dazu geführt hat, dass sich Biker vernetzen und für ihre Sache einsetzen. Dazu gehört übrigens nicht nur "ihr gutes Recht" zu fordern, sondern auch Pflichten zu übernehmen, Weg zu pflegen und die Trail Rules bekannt zu machen.
Ich kann seit der Kampagne jedenfalls zwei Dinge in meiner Umgebung feststellen:
- bewusstere, vernetzte Biker, die sich vielfältig engagieren
- keinerlei Verschlechterung des Miteinanders im Wald
=> Aus meiner Sicht überwiegen daher die Vorteile.
Das Thema Fallen der Kampagne der DIMB zuzuschieben, ist schlicht zynisch. Was bedeutet das für eine Gesellschaft, wenn man sich aus Angst vor Selbstjustiz nicht mehr traut, sich für seine Rechte einzusetzen? Nährboden für die Fallen ist doch wohl eher der über weite Strecken arrogante und ignorante Umgang der Politik mit den Bikern ("mit denen kann man das machen, die sind eh nur Waldbesucher 2. Klasse") sowie die bewusst seitens der Politik und einzelner Verbände geschürte Angst vor den Bikern. Hinzu kommen sicherlich jeweils ungute Konstellationen vor Ort, die letztlich in einzelnen Fällen zu dieser Form vom Selbstjustiz geführt haben.
Aber wo wir schon so nett plaudern: was wäre denn aus Deiner Sicht die beste Vorgehensweise gewesen,
@Robert-Ammersee?