Die Diskussion die Martin hier gestartet hat gefällt mir eigentlich und da ist in meinen Augen viel Wahres im Kern, aber ich komme mit meinen Gedanken nicht hinterher dafür seid ihr zu schnell
Daher einfach mal ein paar Punkte und Gedanken.
1.) Das wird mir bei Martins Bildern und Aussagen vor allem nochmal bewusst, was auch andernorts hier im Forum schon fiel: Das Packmaß zählt beim BP oft mehr als das Gewicht.
2.)
Mich leitet also (bis jetzt) eher die "Angst" irgendwas vergessen zu haben und lieber einzupacken was rein geht. Aber ich gehe davon aus, nach zwei oder drei "Ausflügen" zu wissen was unnötig sein könnte und mit der Minimierung zu beginnen. Allerdings bin ich mir manchmal unsicher ob ihr Jungs hier nur losfahrt -> um so wenig wie möglich mitzunehmen.
Für mich der völlig falsche Ansatz.
Ich finde eigentlich die Tour wichtiger als später "abhaken zu können" -> 122,087 g zur letzten Tour gespart zu haben.
Ersteres ist genau richtig für den Anfang.
Aber ich glaube für die meisten hier geht es nicht um Gewichtsrekorde, nach dem Motto „Ich hab nur 4kg und das neuste UL-Equipment dabei!“, oder Survival nach dem Motto „Auf 2 Rädern mit Messer, Seil und Feuerstein in die Wildnis“, sondern ich denke eher jeder hier ist auf der Suche nach einer Ausrüstung die seinen oder ihren Ansprüchen und Tourenplanung genügt und entspricht. Dazu findet man in diesem Forum viele hilfreiche Anregungen und Ideen. Wer nach den temporären Bedürfnissen und Gegebenheiten die Ausrüstung wählen kann ist natürlich im Vorteil, und je leichter desto besser für die Beine, das ist klar. Aber ich finde es schwierig beim BP ein gleiches Maß beim Gewicht und der Ausrüstung anzulegen. Da spielen so viele Faktoren eine Rolle. Persönliche Bedürfnisse und Vorlieben auf Tour, das angestrebte Reisetempo, überhaupt ob Wettkampf oder Freizeit, natürlich das Terrain und Klima, oder ob ne schwarze American Express oder das Wochenendbudget dabei ist, und ob Hotel samt Dinner oder Unterholz und Fertigessen oder Grillstelle geplant sind,…
Aber da wir in einem Mountainbike-Forum sind und bei Bildern wie aus
@olev s Vorgarten, verstehe ich die Tendenz hier Richtung ultralight und warum jede 100g zu viel sind oder gerne etwas teurer bezahlt werden.
3.) Aber ich denke vor allem Ottonormalwohner und -verbraucher oder Neulinge haben und brauchen erstmal nur einen Schlafsack und eine Isomatte und einen Kochsetup zur Auswahl. Wenn man diese mit etwas Bedacht wählt und auch den Rest der Ausrüstung gut kombiniert, kann man wie ich finde in unseren Breitengeraden einen weiten (3-Jahreszeiten u/o ab 5°C) Bereich mit nur einer Basisausrüstung und am Ende 7-9kg Ausrüstungsgewicht abdecken. Da macht man natürlich Abstriche was die ultralight 4-5kg Marke (im Sommer) angeht und bei 5°C nachts hofft man dann beim ersten Mal nicht zu erfrieren. Aber man spart neben Geld, auch Zeit und Aufwand beim Packen und vor allem muss man eine Tour seltener abrechen und weiß sich sicherer wie ich finde, wenn man „im Alltag“ etwas über den Bedarfsgrenzen unterwegs ist, das sind oft nur <1kg an Mehrgewicht.
4.) Ich zähle mich selbst, nicht erschrecken, ist mit 4,5L Wasser, mit (noch) 15-16kg Basisgewicht (s.u.) auch eher zur Fraktion der Reiseradler unter den Bikepackern. Aber meinen Ansprüchen, dem UL-Aufwand und Geldbeutel genügt das momentan. Ich versuche mich eigentlich an der „Eierlegenden Wollmilchsau“, einem Allroundsetup, mit Abstrichen in den Extremen natürlich. Durch Olevs Vorgarten würde ich es wohl irgendwie schaffen, aber das wäre dann nicht nach dem Motto „Wochenendausflug“ oder „Mountainbiken“. Und ein Crosser wird auf einem Radweg auch schneller und leichter vorankommen als ich, aber die beiden unter sich getauscht hätten wahrscheinlich noch ärgere Probleme.
5.)
Basisgewicht ist für mich ohne Wasser, Lebensmittel, Gas und Luxus (eReader)... bei mir persönlich der Einfachheit halber aber mit Seife, Zahnpasta, Sonnencrem, Hautcrem usw. Tourengewicht ist die Gesamtladung...
Das Basisgewicht (BW) dient ja schließlich nur der Vergleichbarkeit, und eigentlich auch nur bei einem selbst. Schließlich fehlen die standardisierten Einsatzbedingungen, die Komfortgrenze / Kälteempfinden ist unterschiedlich, man müsste Zu- und Abschläge für große und kleine Menschen machen usw.
Zur Rumrechnerei: Ich rechne und wiege inzwischen nur noch nach einer Tour, wenn mir etwas besonders angenehm oder unangenehm aufgefallen ist. Der Maßstab für die Tour ist bei mir immer noch der Nutzen und Komfort und nicht das Gewicht (also lieber zu viel als zu wenig). So wie jeder hier wohl seine eigenen Maßstäbe hat, so sehe ich für mich als
Basisgewicht („Sicherheitsgewicht“, zum einfach losfahren, funktioniert immer und überall) alles (Taschen, Klamotten am Mann,
maximale Vorräte und max. mögliches Wasser,…) einberechnet und „durchweg“
fahrbar verpackt, was ich für 2-3 Tage (vom Wasser nachfüllen abgesehen), bei Nachttemperaturen ab 5° aufwärts und für den Regenfall brauche. Essenszukäufe sind hilfreich aber verzichtbar. (macht ca. 15-16kg)
Nettogewicht rechne ich dann angepasst an die Tour, also an das (24/ 3-Tage/ 7-Tage) Wetter und die voraussichtlichen Übernachtungsmöglichkeiten. (Schnitt 7-9kg + 3-5kg).
Brutto ist dann das eigentliche Reisegewicht. Also, meist nur halb voller Wasservorrat, die (zwangsweise) Einkäufe von Großpackungen an Würstchen, Batterien und Riegeln, der halbe Liter Saft der bei Rast doch nicht leer wurde, das Obst vom Bauernhof,…, aber eben auch der Verzehr und Verbrauch. (Schnitt 10-13kg)
Warum so kompliziert? Mit dem Basisgewicht kann ich erstens noch gut fahren und zweitens mit Sicherheit in unseren Breiten jederzeit (3 Jahreszeiten) starten und so gut wie überall durch- und hinkommen. Das ist mir eigentlich auch das Credo beim BP. In diesem Rahmen habe ich somit einen Vergleichswert für mich. Am Basisgewicht sehe ich ob und wie gut das Gesamtsystem (für meine Ansprüche) funktioniert und kombiniert ist. Netto ist dann die Ausrüstung und Vorräte möglichst effektiv an die jeweilige Tour angepasst. Da geht es dann wirklich darum das Gewicht für den temporären Bedarf zu drücken und zu optimieren (auch Grenzen ausloten). Brutto ist dann was die Beine im Schnitt real auf Tour vorwärts bewegen müssen.
6.) Gewehr statt Bärenspray und Tarpstange finde ich ne klasse Idee…, im Wolfsland Sachsen sogar gar nicht mal so abwegig bis aufs Gewicht. Dann brauch ich aber noch ne Schießscharte im Tarp, weil das trage ich ja dann in einem Zug als Umhang wenn ich des Nächtens zum Gewehr aka Tarpstange greife…
7.) Das Lunar solo gefällt mir sehr gut! Da bin ich auch schon öfters bei der Suche nach ner guten und vernünftig bezahlten Unterkunft dran hängen geblieben.
8.) Fehlentwicklungsgemaule:
a) Ich kann den Hype auf die
100% wasserdichten Taschen nicht so ganz nachvollziehen. Zumindest nicht für die Tasche in der vornehmlich Kleidung oder der Schlafsack ist. Bei mir wäre das der Seatbag. Ich hab keine Ahnung wie atmungsaktiv so ne ortlieb-Tasche (das Material PS21R kenn ich nicht) noch ist, aber wenn die Sachen morgens noch klamm, feucht oder nass sind, will ich die nicht wasserdicht verpacken und dann in die Sonne starten, da hat man schnell einen Brutofen beisammen. Die rd Taschen aus X-Pac z.B. gelten nur als regenfest, haben bei mir aber über die Jahre nicht einen Tropfen von außen durchgelassen, dafür habe ich aber das Gefühl, dass sie zumindest ein bisschen atmungsaktiv sind. Zusätzlich nutze ich noch einen 13L (32g) und 1-2 (20g) 4L wasserdichte Packsäcke von seatosummit fürs Sicherheitsgefühl, aber vor allem wegen dem „Klamottenmanagement“. So kann ich immer schön trockenes, nasses, feuchtes, stinkendes voneinander trennen und nach Bedarf lüften.
b) OT: Wieso muss ich selber noch, selbst bei teuren Zelten, die Nähte abdichten? (Geht es den Herstellern hier nur um Rang 1 beim Gewicht, um Kosten und Gewinn, oder hat das was mit Transport und Lagerung der Ware zu tun?)
c) Zelte und Isomatten mit Papierböden und extra 50€ für 2m² zugeschnittener Unterlegplane werden immer noch nicht derart beworben und verkauft, dass der Boden nun zum besseren Verstauen separat ist und
mitgeliefert wird. Noch bin ich nicht auf die teuren Luftmatratzen umgestiegen, aber das Packmaß ist halt ein schreiendes Argument…
9.) 2 Gedanken zu Modularität: Ich hab ne 5-1 Regenjacke (jeanntex, ausgestorben…), die habe ich glaube noch nie in all ihren Teilen am Mann gehabt, dafür sind ihre Einzelteile aber in Kombination mit Anderem umso praktischer und wertvoller.
Neben all dem finde ich aber vor allem auch den Faktor Bruttozeit wichtig, den man mit seiner Ausrüstung erreicht. Dabei geht es mir jetzt nicht um ein „Racetempo“, sondern einfach viel mehr um oft nervige und unnötige Zeit die Ausrüstung auf- und zusammenzubauen, und dann wieder zusammenzuräumen und zu verstauen. Da finde ich zu viel Modularität (Kleidung, Biwak, Kocher) auch manchmal nachteilig.