In einem früheren Job hatte ich beruflich mit Carbonfasern und auch deren Recycling zu tun, folgendes ist mir im Kopf geblieben:
Die Herstellung von Carbonfasern erfordert sehr viel Energie, da diese mehrstufig bei Temperaturen deutlich über 1000°C erfolgt.
Recycling ist möglich, aber schwierig, und dann auch nur mit deutlicher Verschlechterung der mechanischen Eigenschaften. Grund dafür ist das verwendete Harz, dies ist ein Duroplast und kann nur durch Verbrennung von der Faser getrennt werden. Dabei entsteht eine Art Kohlefasermehl, dies wird dazu genutzt, um thermoplastische Kunststoffe elektrisch leitfähig einzustellen oder deren Steifigkeit zu erhöhen. Also ist "Downcycling" wohl ein passender Begriff. Dieses Kohlefasermehl, lässt sich dann, wenn es einmal in einen thermoplastischen Kunststoff eingebracht wurde, nicht mehr recyclen, es kann nur noch thermisch verwertet (verbrannt) werden.
Wenn thermoplastische Kunststoffe (bspw. Polyamid) anstelle des bisher verwendeten Harzes verwendet werden, können Carbonfasern gut recycelt werden, auch ohne nennenswerte Verschlechterung der mechanischen Eigenschaften der Carbonfaser. In der Automobilindustrie wird das erforscht, steht aber noch am Anfang. Zudem ist das Verfahren auch nur für große Stückzahlen und stark automatisierte Prozesse geeignet, also eher nicht für die Bike- Industrie geeignet.
Unterm Strich heißt dass also, das jeder, der Carbonteile nutzt, sich darüber im Klaren sein muß, dass dies praktisch "Wegwerfprodukte" sind, die sich kaum sinnvoll recyclen lassen.
Das Thema Verarbeitung/ Sicherheit/ Gesundheitsschutz lasse ich hierbei auch außen vor, dazu ist genug bekannt.
Anders sieht es bei Aluminium aus: das ist zwar in der Herstellung ebenfalls sehr energieintensiv (habe keine Vergleichszahlen zu Carbon), lässt sich aber zu 100% und beliebig oft recyclen, und das auch ohne Verschlechterung der mechanischen Eigenschaften. Das wird auch gemacht, eben weil Alu relativ teuer ist und hohen (finanziellen) Aufwand in der Herstellung erfordert. Zwar werden sicherlich nicht alte Fahrradrahmen direkt zu neuen Rahmen recyclet, sondern eher zu Coladosen und Alufolie.
Ähnlich sieht es bei Stahl aus, auch der lässt sich gut recyclen.
Insgesamt ist Carbon also sicherlich das am wenigsten nachhaltige Material für Fahrradrahmen, allein unter der Berücksichtigung von Herstellung und Recycling, ohne Berücksichtigung der Lebensdauer.
Daher ist die Position von Pole für einen Hersteller von Bikerahmen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit in Bezug auf das Material schon richtig.