CaptainPsycho
Keine Panik!
Da sich hier einige als erfahrene Engagierte für legale FR/DH Trails und Vereine geoutet haben, hätte ich dazu auch ein paar Fragen: Wir hatten im Raum Schwäbisch Hall bis vor kurzem einen wunderbaren aber illegalen Freeridetrail, der 2 1/2 jahre geduldet wurde, und der relativ hoch frequentiert wurde. Es gibt etwa 50 Freerider/Downhiller die regelmäßig da fuhren, aber auch hunderte andere Biker die den Trail teilweise in Touren o.Ä. integrierten, Nachfrage ist und war also vorhanden.
Tragischerweise ist kürzlich einer aus unserer FR Community dort tödlich verunglückt, was natürlich zur Folge hatte das wir alles abreissen mussten und der Trail offiziell geschlossen wurde. Jetzt wollen wir uns bei der Stadtverwaltung um einen offiziellen Trail bemühen, im Moment läuft eine Unterschriftensammlung um die Nachfrage zu dokumentieren. Diese wollen wir dann in einer Mappe mit einem entsprechenden Brief bei der zuständigen Stelle abgeben.
Jetzt meine Frage: Meint ihr wir haben auf diesem Wege eine Chance relativ unbürokratisch die Erlaubnis zu bekommen einen neuen Trail zu bauen? Reicht es aus das offensichtlich eine beachtliche Nachfrage existiert? Also Bolzplätze oder Skateparks z.B. werden ja nach solchen Gesichtspunkten (Nachfrage) in jede Wohnsiedlung gebaut. Oder müssen wir zu umständlicheren Mitteln wie die Gründung eines Vereins greifen damit man uns überhaupt wahrnimmt?
Also mal meine Einschätzung der Lage nach meinen Erfahrungen aus Leipzig.
MIt einer reinen Unterschriftenaktion / Mappe werdet ihr im Endeffekt wohl leider rein gar nichts erreichen. Zum einen sind 50 Aktive zu wenig, um wirklich Druck ausüben zu können, desweiteren sind diese 50 in keinster Weise gebunden.
Ein Freeridepark erfordert imho doch noch einiges mehr an Instanthaltungsarbeiten als ein Bolzplatz. Diese Arbeiten sowie die Verantwortung bzw. Versicherung für einen nicht genormten Sportbereich wird die Stadt sicher nicht übernehmen wollen. Vor allem nicht, wenn es schon einen Unfall mit Todesfolge gab.
Ich kann euch nur anraten einen gemeinnützigen eingetragenen Verein zu gründen und Mitglied im entsprechenden Radsportbund und Landessportbund zu werden. Die Sportbünde stellen die Versicherung für Satzungsmäßige Tätigkeiten des Vereins. Dies ist relativ viel Arbeit, aber kostet auch nur ca. 150 EUR. Als eingetragener Verein stellt auch der Verein eine "rechtliche" Person da. D.h. wenn irgendetwas passiert haftet der Verein als solcher und nicht seine Mitglieder ( so wäre es bei einem nicht eingetragenem Verein). Erst wenn sich ein Mitglied / Vorstand wissentlich eine Gefahr ignoriert bzw. eine Straftat begangen hat, haftet die Person persönlich mit seinem privatem Vermögen. Selbst Schäden die duch Fahrlässigkeit entstanden sind, werden von der Vereinsversicherung abgedeckt.
Wenn ihr ohne eingetragenen Verein auf Eigeninitiative ein Gelände z.B. pachtet und dort was baut darf prinzipiel schonmal niemand der nicht Mitglied eures Vereins ist, das Gelände benutzen. Wenn doch und ihm passiert etwas, dann haftet der Erbauer der Hindernisse / der gesamte nichteingetragene Verein, also alle Mitglieder mit ihrem privatem Vermögen.
Wenns dumm läuft zahlt ihr dem bei einer Behinderung lebenslange Rente und müst nich euer Haus / Auto / Rad verkaufen, um seine Krankenhaus / Rehakosten zu begleichen.
Desweiteren wird man als nicht gemeinnütziger Verein besteuert wie eine Firma. Ihr müsstet also auch auf eure Mitgliedsbeiträge Steuern zahlen ...
Zum Abschluss noch eine kleine Gegenrechnung. Als Verein zahlen wir pro Jahr pro Mitglied ca. 25 EUR an Verbände ... dabei sind Versicherungen inbegriffen. Wenn man Trainer hat und genügend Mitglieder bekomt man nocheinmal pro 10 Mitglieder und ausgebildetem / in ausbildung befindlichem Trainer 120 / 60 EUR pro Jahr. Wir haben jetzt noch 15000qm Fläche gepachtet für 1 EUR pro Jahr und bekommen nocheinmal eine Pauschale (0.10 EUR pro qm) pro Jahr die gebunden ist an die Geländepflege.
Also auch rein finanziell lohnt sich ein e.V.. Sobald ihr eine Veranstaltung durchführen wollt geht es weiter, als e.V. übernimmt der Landessportbund die Versicherung, ansonsten müsstet ihr extra eine abschließen, die kostet mindestens ein paar hundert EUR pro Tag.
Wenn noch jemand Fragen hat, kann er mich auch gern einmal anrufen. Nummer gibts per PM.
Gruss Joachim