Erfahrungen Biken nach HWS OP

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Hallo an alle,

Ich hatte Anfang Dezember eine Bandscheibenoperation an der Halswirbelsäule. Um genau zu sein eine Fusion der Wirbelkörper mittels Cage zwischen C5/C6. Mittlerweile habe ich mit leichter Physiotherapie begonnen. Schmerzfrei bin ich zwar noch nicht ganz und Ende März ist ein Kontrollröntgen geplant um zu sehen ob nichts verrutscht ist und wie weit die Wirbelkörper fusioniert sind. Wenn dies passt hat mein Arzt gemeint kann ich wieder langsam mit Radfahren beginnen.

Da ich viel in Bikeparks unterwegs war, und dies auch gerne in Zukunft machen will, habe ich schon mit verschiedenen Quellen gesprochen und mir ein paar Meinungen eingeholt.

Der eine Arzt (Neurochirurg) meint: sie können alles wieder machen.

Der Physio meint: würde er nicht tun, da die Überstreckung des Halses beim Downhillfahren schon eine starke Belastung für die angrenzenden Bandscheiben und generell für die Wirbelsäule ist. Ganz zu schweigen von einem Sturz…

Mein Orthopäde rät mir auch generell von solchen Sportarten wie Downhill und Tennis (was ich auch sehr gerne spiele) ab (bzw. nicht mehr so intensiv) wegen der Wirbelsäulenbelastung..

Mir ist schon klar das jeder Körper anders ist, und ich auf meinen Körper hören muss, allerdings würde mich interessieren ob es Leidgenossen gibt die die gleiche oder eine ähnliche OP hinter sich haben und wie es ihnen beim Biken damit geht. Vielleicht auch jemand mit Langzeiterfahrung.

lg
Manuel
 
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Hallo Manuel,

die Antwort würde mich auch interessieren. Habe auch eine Fusion auf C6/C7 hinter mir und hoffe, bald wieder auf dem MTB sitzen zu können. Fährst du wieder Downhill und wenn ja, wie sind deine Erfahrungen? Möchte einfach nicht auf das biken verzichten.

LG
Natascha
 
Man muss erstmal die Aufgaben und die Haltung der 3 WS-Abschnitte verstehen. Dazu gibt es genug im Netz.

Wichtig ist aber, dass man wo möglich immer folgendes Haltungs- und Bewegungsmuster hat (Schwingungsverlauf der WS): Leichte (physiologische) Lordose in HWS, Korphose in BWS (nicht zu verwechseln mit eigesteiftem Rundrücken), physiologiosche Lordose in LWS (nicht zu verwechseln mit Hohlkreuz). LWS darf nicht rotieren, dies muss die BWS tun. HWS dreht leicht mit, aber nie ohne BWS (also Schulterblick immer mit BWS begleiten). Kein "Knick im Genick" (weder vor dem Bildschirm noch beim Downhillfahren). Diese Prinzipien sind in Radhaltung nicht immer 100% umsetzbar, aber man kann sich dem annähern, zB etwas Knick in HWS rausnehmen, indem man BWS aufrichtet (geht aber nicht bei eingesteiftem Rundrücken). Den per ständigem Smartphone-Gucken zu Schildkröten Mutierten unter uns kann man da aber eh nicht mehr helfen. Man glaubt es kaum, aber dass 50% der Menschen mit einem 45 Grad nach vorne gerichteten Hals durch die Gegend laufen, kam für evolutionäre Anpassungen zu schnell.

Natürlich kann man die Woche in Summe bestimmt 3-4h DH fahren oder Tennis spielen, wenn man von der Genetik kein Pech hat und man sich im Alltag ansonsten anatomisch korrekt verhält. Verstößt man quasi 24/7 gegen anatomische Prinzipien, kann einen z.B. ein Aufschlag beim Tennis killen - Rotation bei Hyperextension. Dann gilt analog Stuart McGill: You deserve your pain.

Prinzip erklärt: https://spiraldynamik.com/de/therapie/krankheitsbilder/nacken/nacken-verspannt.html

Noch detaillierter:

https://spiraldynamik.com/de/therapie/krankheitsbilder/nacken/bandscheibenvorfall.html

https://spiraldynamik.com/de/publikationen/news/publikationen/Ueberholspur_Datasport_202106.html
(mit gezeigter Tiefer Hocke dort bin ich bei Ausführung aber nicht einverstanden; gezeigt wird LWS-Kyphose statt Lordose - aber immerhin ohne Load)

Auszug:
"Je länger die Rad-Ausfahrt dauert, desto grösser ist die Chance auf Rücken- oder Nackenschmerzen. Die Haltung auf dem Fahrrad ist ergonomisch nicht ideal und sie löst oft Verspannungen und Schmerzen aus. Die Nackenmuskulatur wird durch das Halten des Kopfes mit Knick im Nacken und Blick geradeaus über längere Zeit zu fest beansprucht. Der untere Rücken kann die nach vorne gebückte Haltung nicht über längere Zeit stabil erhalten und beginnt zu schmerzen. In der «goldigen» Mitte dieser beiden Problemstellen liegt die Lösung deines Problems:
Das Schlüsselelement ist der bewegliche Brustkorb. Dies aus gutem Grund: Die Brustwirbelsäule ist zum Bewegen gebaut. Ist die Brustwirbelsäule beweglich, kann der untere Rücken und der Nacken ihre Kernfunktion wahrnehmen: Stabilisieren!

Um nicht einseitige Empfehlungen abzugeben: Gibt noch andere gute Publikationen dazu, wie zB Gelenkklinik Gundelfingen, Precision Movement, etc.
 
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Hallo Tiefdruck,

vielen Dank für deine ausführlichen Informationen 👍🏻. Bist du Physiotherapeut, dass du dich so gut mit dem Bewegungsapparat auskennt? Die Erklärungen sind für mich nachvollziehbar. Ich denke, die Umsetzung wird eine Herausforderung.

LG
Natascha
 
Hallo Tiefdruck,

vielen Dank für deine ausführlichen Informationen 👍🏻. Bist du Physiotherapeut, dass du dich so gut mit dem Bewegungsapparat auskennt? Die Erklärungen sind für mich nachvollziehbar. Ich denke, die Umsetzung wird eine Herausforderung.

LG
Natascha
Nein, nur Anatomie-Nerd (nicht zuletzt aus diversen persönlichen Gründen). Leider ist für mich auch die Mehrheit der Physiotherapeuten nicht hinreichend kompetent. Fokus ist meist manualtherapeutische Behandlung von Symptomen. Ursachenforschung und Erarbeitung von korrekten Haltungs- und Bewegungsmustern bietet auch einem Privatpatienten mit zwei bis vier 10er Rezepten kaum jemand.
 
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