zwock, darf ich diesen thread für eine kurze reiseberichterstattung nutzen?
manchmal kann ich jockel verstehen. ein tour per rad und allein ist etwas besonderes - gerade dann, wenn sie nachts im wald stattfindet. natürlich riefen die singletrails des grunewalds, doch gestern abend sollte es mal wieder um den wannsee gehen. ein nightride allein und in weniger bekanntem gebiet braucht etwas bessere vorbereitung: eine taschenlampe für eventuellen lichtausfall und/oder für pannen,
flickzeug und ersatzschlauch, kettennieter, die wesentlichen werkzeuge,
pumpe und telefon.
nicht ganz pünktlich, so gegen 1837 uhr, rollten die stollenreifen meines mtbs über den schmetterlingsplatz, um dann auf den schönsten weges des g-woods, den postfenn streifend, die havelberge grüssend und die treppen verfluchend am strandbad vorbei, die erste ecke des wannsees zu umrunden. links und rechts an villen vorbei, konnte ich schon bald wieder direkt auf dem uferweg, die pfaueninsel rechts im mondschein liegen sehen. es ist berauschend, wenn man allein im wald, die lichter der stadt über den wannsee glänzend, der stille der nacht zu lauschen versucht. wie ein freund lehnt das fahrrad voller anteilnahme an einer riesigen buche, ruht sich aus um dann wieder in energischer fahrt die glienicker brücke zu nehmen.
das tor zum park war offen und so konnte ich meinen alten knochen jede akrobatische übung ersparen. potsdam blieb rechts liegen und direkt am wasser, an seicht dümpelnden schiffen rücksichtsloser eignern vorbei, folgte ich den spuren des nightrides mit jockel und jcoop. als ich den berg hochkroch hörte ich förmlich noch ihre stimmen und heimlich verfluchte ich auch gestern die etwas unglückliche streckenführung. noch über ein kilometerlanges sandloch und schon war neu fahrland erreicht. den spürbaren wind im rücken, flog ich durch den ort und während der asphalt unter meinen
reifen glühte nahm ich mir vor, in der nächsten saison dem rennrad eher häufig die ehre zu erweisen.
schon durchfuhr ich krampnitz, bog rechts auf eine sandige strasse ab und wenig später erwartete mich der traumhafte trail durch dichten laubwald, bergauf, bergab, über baumwurzeln und immer wieder mit traumhaften blicken über den see. konstant ermahnte ich mich zur vorsicht, denn der romantische nightride allein birgt auch recht unkalkulierbare gefahren. ein ungünstiger sturz und schon wird aus einem abendteuer ein teurer abend.
der weg bis sacrow ist gut bezeichnet (weiss/gelb/weiss) und im schein der lupine genoss ich die schöne fahrt. in sacrow stattete ich der heilandskirche einen besuch ab. majestetisch bewacht sie die westliche einfahrt zum wannsee.
langsam wurde es kühl, doch dank der raumschiffschuhe konnte ich mich über kühle füsse nicht beschweren. am ortsausgangsschild sacrow rechts abgebogen, nach etwa 200 metern links in den wald und wieder ein super trail, direkt am see entlang, bis nach kladow. gerade als ich die ersten lichter kladows erreiche, klingelt frau ackebauer an und wir besprechen unsere gemeinsam reise nach hamburg. "tja" denke ich, "der acke verpasst heute abend allerhand".
das handy wieder in den rucksack fummelnd, zieht ein mtb-fahrer mit standesgemäßer beleuchtung und forschem tempo an mir vorbei. "aha - da wartet dann wohl noch eine belastung jenseits 130 auf mich!" (sorry - den lacktatwert habe ich gerade nicht parat). die leicht wellige landstrasse von kladow, über hohengatow bis gatow eignet sich perfekt, um mit angemessener geschwindigkeit und finsterer entschlossenheit die ehre des esk zu verteidigen. der seidene faden des windschattens hielt für den herren dann auch nicht lange und ich gewann die von mir gestern so geschätzte einsamkeit zurück.
mit roten wangen bog ich rechts richtung wannseeufer ab und rollte mit dem beruhigenden gefühl wieder link gewesen zu sein durch die nun zunehmend parkartige waldanlage. links lag das gatower bergmassiv (laut jockel der geburtsort des yeties) und an der scharfen lanke umschloss mich wieder das lichtermeer der hauptstadt. erst am rupenhorn tauchte ich nochmal in die bekannten trails des grunewald ab um dann schliesslich, nach drei stunden fahrt und inzwischen rot leuchtender lupine vor meiner haustür auszurollen. hach - es war wirklich ein schöner nightride und an den weltfrieden haben ich auch die ganze zeit gedacht... menis