Hallo,
als Finale-Newbie will ich hier meine Erfahrungen und trail-Bewertungen nach einer Woche in Ligurien wiedergeben. Zugegeben, ich hatte eher ein ungutes Gefühl, als ich den Beitrag von caress gelesen habe, ob ich überhaupt der Richtige für Finale bin; aber lest selbst.
Die Ausgangslage:
1) Fahrer: ich fühle mich bis S2 wohl, solange es nicht ausgesetzt ist. Ich bin weder Sprung- noch Spitzkehrenmeister. Bei S3 steig ich meistens ab. Ich war noch nie im Bikepark.
2) Arbeitsgerät: AM-TourenBike (140mm Federweg) mit 'normalen'
Reifen 2.0 vorne, 2.2 hinten, mit
Schlauch. Flatpedals.
Knieschützer.
3) Unterkunft: Hotel Florenz, zusammen mit meiner Familie (2Kids). Obwohl es auch ein Bikerhotel ist, mutiert es in der Hochsaison eindeutig zum Familienhotel, da Vamos-Reisen (Eltern-Kind-Reisen) dort Kontingente bucht. Für mich als Papa sehr praktisch, da die Kinderbetreuung mir Zeit zum biken läßt; Für Sportler die ihre Ruhe haben wollen würde ich es im Sommer meiden, da die Kinder den Hotelbetrieb gerade in den Abendstunden klar dominieren. Das Essen bei Halbpension ist in Ordnung, man kann in Italien aber besser essen.
4) Das Wetter: laut dem Patrone war das Wetter Ende Juli typisch für Mai: wolkig, feucht-warm mit gelegentlichen Schauern. Zum Biken recht angenehm; die ersten 200hm der downhills fährt man aber dann gern im Nebel, da die Wolken auf 1000m rumhängen.
Die Trails:
Vorneweg, ich bin nicht geshuttled, sondern bin alles selbst hochgekurbelt. Das liegt einerseits am Spass beim uphill und dem anschließenden Belohnungseffekt beim downhill, andererseits fürchtete ich, bei einer Shuttle-Gruppe dauernd die rote Laterne zu sein.
Die GPX-tracks der trails hab ich mir von
http://www.bikehotelsfinaleligure.it/ und von
http://www.trails.de/ besorgt. Für den downhill-part sind die tracks beider Portale identisch. Für den uphill (ab Borgo) ist erstere Quelle die bessere Wahl, während man bei den Beschreibungen bei trails.de schon einen sehr guten Eindruck bekommt, was einen beim Downhill erwartet.
Meine Favoriten in absteigender Reihenfolge:
#1 Isallo Extasy: Die Lage etwas fernab des Hauptgeschehens an der Nato-Base und die Anfahrt über das alte Sperrfort am Pass machen ihn zu etwas Besonderem. Mir gefällt auch, dass der trail weitgehend natürlich ist, und sich die gebauten Abschnitte mit normalem Wanderweg /Karrenweg abwechseln. Schönste Berglandschaft und nette Rückfahrt über die Ligurisch-typischen Hangklebedörfer. Z.Z ist der Beginn des trails mit abgehackten Bäumen versperrt.
#2 Sentiero H: Macht im gebauten, oberen Abschnitt schon viel Spaß. Das eigentliche Highlight für mich war allerdings dann die Verlängerung auf dem Wanderweg mit den zwei Punkten bis zur Burgruine über Borgo. Schöner trail mit schöner Landschaft ist halt noch besser als nur toller trail im Wald. Der Uphill zur Nato-Base auf dem Waldweg oberhalb Rialto ist auch schön zu fahren. Gruselig die Gedenkstätte für die 11 erschossenen Partisanen bei der Quelle 100hm unterm Gipfel.
#3 Rollercoaster (aka Din aka Ale-Ale): der Name ist Programm; da musste ich meinen Mut schon zusammennehmen, mich gefühlte 80° Hangneigung runterzustürzen, um am Gegenhang nicht zu verhungern. Aber lustig wars schon, auch wenn der trail nur im Wald (mit Rehlein) verläuft. Würd ich nie mit Klickies fahren.
#4 24h_Finale und Varigotti_Donne: die beiden lassen sich ja gut kombinieren. Der 24h-track ist eine schnell zu fahrende CC-Runde mit ein paar wunderbaren Ausblicken aufs Meer. Der Varigotti-Downhill ist mir persönlich im oberen Teil zu bröselig, bzw liegt zu viel loses Gelumpe herum, im unteren, gepflasterten Teil a bisserl zu steil, um hier flow zu genießen.
#5 Caprazoppa: netter Uphill, auf dem Plateau ein paar schöne trails, der Downhill mit vielen S3-Stellen zu unflowig. Zu kurz.
Bonustrail: die Superenduro Stage1. Am besten am Abend fahren, wenn die Sonne ein warmes Licht auf den Hang und Borgo wirft; schöne Ausblicke und wenig Schlüsselstellen.
Fazit: Finale macht Laune, und ist auch für normale Tourenfahrer ohne Shuttle-Ambitionen eine Bank. Die Shuttle-Gruppen, die ich gesehen habe, waren nicht sehr viel schneller als ich bergab unterwegs (bzw einige Teilnehmer auch wesentlich langsamer). Ich hatte keinen Plattfuß, und da man meist in unverblocktem Geläuf unterwegs ist, kam mir die Belastung aufs Bike auch geringer vor als auf so manchem Alpentrail.
Vor die Wahl gestellt, ob in Ligurien jetzt nach Finale oder Levanto: klares Votum für Levanto, da der Erholungseffekt durch das Fehlen der Küstenstrasse und die Nähe zu den Cinque terre größer ist, es trailtechnisch uriger ist und es sehr viel mehr selbst zu entdecken gibt. Aber da hat ja jeder seine eigenen Vorlieben.
PS das aktuelle C.I.P.S.-T-Shirt war mir zu häßlich, um es als Souvenir zu kaufen. Ich hätte die Trailbauer auch gerne unterstützt. Bezüglich der Benutzung der trails ohne shuttle/guide: solange alle tracks auch von einer offiziellen Tourismus-Seite wie bikehotelsfinaleligure.it downloadbar sind, hab ich moralisch kein Problem damit.
Viel Spass, komamati