Moritat auf die Heldentaten des Ordens der Eingangheit:
König Christian I. von Phaty, Herrscher aller germanischen Singlespeeder, hatte seine Herolde ausschwärmen lassen und zum Kreuzzug gegen die Ungläubigen aufgerufen, worauf seine Vasallen sich erhoben wie ein Mann, ihre heimischen Burgen und Latifundien verließen und dem Ort der Schlacht zustrebten, der sich in der Gemarkung Lemberg in den dunklen Forsten der Pfalz befand.
Auch in das liebliche Rheinhessen drang der Ruf des Monarchen und dortselbst an das Ohr des armen Landadligen Diego derer zu Ramirez, der umgehend seinen Streitwagen aufrüstete, sein stählernes Kampfross aufzäumte und ins Feld zog, nicht ohne vorher seinen befreundeten Ritter Gerald von Feudenum zum bevorstehenden Waffengang einzuladen.
Es ward beschlossen, in der Tarnung des Shifters die Reihen der Ungläubigen zu infiltrieren, um derart der Hauptstreitmacht den Weg zu Ruhm und Ehre zu weisen.
In der frühen Nacht des Fünfzehnten im Monat Oktober anno domini 2004 rollte der leuchtend rote Streitwagen der beiden Tapferen unterhalb der trutzigen Mauern der Scola aus. Umgehend schwärmten unsere Ritter zur ersten Erkundung aus, endeten indes, sich zu stärken für die Taten, die da kommen sollten, in einem Gasthause, welches frisches Wildschwein aus den umgebenden Wäldern feilbot. An Leib und Seele wieder hergestellt, begaben sie sich sodann in das Lager des Feindes, in dem sich bereits weitere tapfere Recken des Ordens der Eingangheit eingefunden hatten. Gemeinsam sprach man dem Biere des Mundschenks tüchtig zu und tauschte sich in gebotener Vorsicht über die Taktik der kommenden Schlacht aus. Da war der Großbürger und Gewürzhändler Pfeffermann aus der freien Stadt Colonia, der unumwunden kundtat, die Ungläubigen ohne Ansicht ihres Standes und ihrer Herkunft auf der großen Schleife gnadenlos zu vollstrecken. Auch Gerald von Feudenum beschloss, den Angriff dort zu wagen, während Diego von Ramirez angab, in die kurze 70er Flanke stoßen zu wollen.
Es ward ein kurzweiliger wie auch kurzer Abend, und unsere Recken glühten vor Erwartung ihrer Taten. Wie wunderbar war es zu sehen, dass die Ordensmänner aus allen Teilen des germanischen Reiches zusammengeströmt waren im Dienst der guten Sache. Das Königreich Sachsen hatte eine Abordnung seiner besten Kämpfer geschickt wie den blonden Horst, der mit seinen mächtigen Ringen schon manchen Edlen für den Orden der Eingangheit gewonnen hatte. Aus Leipzig hatte ein Ritter mit wallender Mähne die entbehrungsreiche Reise auf sich genommen, und auch Gerolf der Farbenfrohe war in letzter Sekunde zu der Expedition gestoßen, dessen Armut die Anwesenden sehr dauerte, musste Gerolf doch auf einer geliehenen Schindmähre aus einem Gestüt der freien Hansestadt Hamburg in die Schlacht ziehen, da sein neuengländisches Streitross noch nicht einsatzbereit war und der mächtige grüne Kampfelefant, der noch wenige Wochen zuvor in der Mark Brandenburg Angst und Schrecken verbreitet hatte, von Gerolf für das enge und finstere Terrain des Pfälzer Forstes als ungeeignet erachtet wurde.
Zum Bedauern all seiner Vasallen blieb der Platz am Kopfende der Rittertafel leer, trafen doch der König selbst und seine fränkischen Constables eine Delegation englischer Kämpen, die den Weg über den Ärmelkanal trotz des widrigen Wetters dieser Jahreszeit nicht gescheut hatten, und geleiteten sie in die Pfalz, wo die Truppe indes erst nach der zwölften Stunde eintraf, als die Ungläubigen bereits eine Art Ramadan eingeläutet hatten und zu Bett gegangen waren.
Um die Stunde der Morgenandacht war es, als die Helden dieser Geschichte, Gerald von Feudenum und Diego zu Ramirez, sich auf die große Schlacht vorbereiteten, ihre Rüstungen anlegten, die Flaschen mit Zaubertrank füllten und ihre Knappen die Rucksäcke schnüren hießen. Aber ach, wie zeigte sich der Edle zu Ramirez so schwach! Schon beim Binden seiner eisenbeschlagenen Schuhe glaubte er schier, sein Kopf zerspringe wie nach einem mörderischen Hieb mit dem Langschwert, und nun fiel ihm das verschlagene Grinsen des Mundschenks wieder ein, eines grobschlächtigen Gemeinen namens Park, dessen schmierige Fratze in zu Ramirez Brägen bereits am Vorabend dunkle und schemenhafte Erinnerungen wachgerufen, die der Recke in der Euphorie der Stunde indes beiseite geschoben hatte. Dies rächte sich nun ebenso wie die Entscheidung, nur mit kleinem Gefolge angereist zu sein und den Vorkoster daheim gelassen zu haben. Waren die sechs oder sieben Humpen Weizengehopftes am Ende Schierlingsbecher gewesen? Unter Aufbringung höchster Willenskräfte begab sich unser Edler zum Turnierplatz, wo er auf die Aufnahme kräftigender Speisen verzichten musste immer wieder klopfte das Gift in ihm von hinten gegen das Zäpfchen und erbat Durchlass. Anstatt mit seinem Schicksal zu hadern, mischte er sich bald darauf unter die zweite Angriffswelle der Ungläubigen, um gen Schlachtfeld zu ziehen, gestärkt nur durch den Anblick Seiner Durchlaucht, des Königs, der in schwarzem Kampfrock und blütenweißen Strümpfen den Seinen Mut zusprach. Gerald von Feudenum war mit seinem mattschwarzen, mächtigen Streitross bereits mit der ersten Welle gezogen.
Die Armada der Kämpen ergoss sich in die finsteren Täler und Wälder, und schon bald wurde Diego gewahr, dass hier eine andere Garnitur am Start war als jene, der er bisher auf Turnieren ansichtig geworden war. Die Fraktion der Ritter in grellbunten Wämsern mit sänftenweichen Bauxit-Maultieren, die sich des öfteren so gern über seine kotabweisende Laufradpanzerung lustig gemacht hatte, war hier einem Aufmarsch finsterer Gesellen gewichen, die über die gleiche Panzerung an ihren überwiegend hartschwänzigen, oft auch gänzlich starren Rössern verfügten. Besonders eine Gestalt stach aus dem Heer der Shitshifter heraus, zum einen wegen ihrer bemerkenswerten Körpergröße, zum anderen aufgrund des geckenhaften Auftritts mit magentaglitzernder Hose, vor allem aber wegen des Streitrosses, eines buntscheckigen Hengstes aus dem Gestüt derer von Fleck zu Mannheim, kurz Flema. Diego hatte diesen bedrohlichen Gesellen unter dem Banner der Telekom bereits am Aufmarschplatz bemerkt, und unwillkürlich waren ihm Worte des größten Ritters im Orden der Eingangheit durch den vernebelten Kopf geschossen, jene Mahnung Peters des Schmierigen, der da einst sagte: Überhole niemals einen Ungläubigen auf einer alten Mähre, der ein Telekom-Trikot trägt, denn er wird dich aufs Fürchterlichste vollstrecken. Und just das passierte auch wenig später in einem jener bösartigen Anstiege, die so charakteristisch waren für das Feindesland...
Kurz zuvor hatte Diego den fränkischen Constables Seiner Hoheit, Alex von Altitude und Helga der Schrecklichen, Bericht von rückwärtigen Truppenbewegungen erstattet und war von den Constables sodann geheißen worden, den vorgeschobenen Raum zu erkunden. Zu diesem Zeitpunkt befand sich unser Recke in einem kurzzeitigen Hoch, nachdem er eine Stunde lang gegen den Drang angekämpft hatte, sich die Schierlingshumpen des Vorabends noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Doch das Hoch war von allzu kurzer Dauer, und bald schon fühlte er seine Kräfte wieder schwinden. Die italienischen Vorderhufe, sonst ein Garant dafür, auch ruppigstes Geläuf mit einem Seidenteppich zu überziehen, schienen ihm heute unzulänglich, jeder noch so kleine Stoß verursachte in seinem gepeinigten Schädel brennende Schmerzen, als stoße ihm der Gehörnte selbst glühende Nadeln durch die Augen. Bald hangelte sich unser tragischer Held zudem am Rand eines Hungerasts durch den Forst, Stoßgebete an den Gerechten wendend, Er möge doch bald eine Verpflegungsstation kommen lassen. Die indes ließ auf sich warten bis zum 37sten Kilometer, und da war es schon zu spät: Dem Delirium Tremenz nahe, brauchte Diego glatte 20 Minuten, um zwei Scheiben Brot hinunterzuwürgen und nur kraft seines unbezwingbaren Geistes auch im Körperinnern zu halten. Doch als er vernahm, dass sich die Moral der Ungläubigen bereits zu zersetzen begann (Do wor enna, der wo mich ivverholt hot, der hot nur zwee Ketteblätter gehobt, vorn eens unn hinne och nur eens!), schleppte er sich guten Gewissens mit letzter Kraft zu seinem Streitwagen, um dortselbst zusammenzubrechen. Erst zwei Stunden später war er wieder soweit zu Kräften gekommen, dass er sich vom Krankenlager erheben konnte, um seinem treuen, schlamm- und schweißglänzenden Stahlross die dringend benötigte Pflege zukommen zu lassen.
Der Tag neigte sich dem Ende zu, als auch sein Freund Gerald von Feudenum ruhm- und schlammbedeckt heimkehrte, körperlich zerstört, aber voll innerer Freude und Genugtuung. Achteinhalb Stunden hatte er seinen 16 Kilo schweren Kaltblüter durch die lange Schleife getrieben und war nun froh, im bulligen Kampfwagen Platz nehmen zu können und sich zur Tafelrunde des Königs bringen zu lassen, die in ausgelassener Runde in einer nahegelegenen, räudigen Stadt tagte. Doch bald schon zog es unsere Helden in ihre heimischen Lehen zurück, zumal der Edle Diego erneut das Gefühl hatte, das hinterhältige Bergvolk wolle ihn einmal mehr mit seinem dubiosen Gebräu hinterrücks ermorden. Zur Stunde des Mitternachtsgebets rumpelte die Zugbrücke seiner Burg herab, und Diego ward ein warmer Empfang zuteil von der Burgfrau und seinem Erstgeborenen. Noch in ebenjener Nacht schwor er bei der Heiligen Jungfrau von Ghisallo, erneut den Handschuh aufzunehmen, wenn die Ungläubigen wieder vor den Toren des Reiches stehen sollten. Dann aber wird er dem berühmten Bräu der Bitburg zusprechen, das für seine Bekömmlichkeit weithin gepriesen wird, und den Eingeborenen keine zweite Gelegenheit geben, ihn zu vergiften...
Tja, Männer, geiel wars! Und noch geieler wärs bei guter Gesundheit gewesen, denn die Trails sind ja ein Traum schlechthin.
Und noch ein paar Bilder...
St.