Tag 3, Samstag
6 Uhr morgens: trockene Bibs und Schuhe
Nach Kaffee und einem ersten Frühstück sind wir schnell gepackt, machen ein kleines Service an den Rädern (Luftdruck, Öl) und fahren zum lokalen Bäcker für Frühstück Nummer 2. Dort ist bereits großer Andrang, scheint der Einzige zu sein.
Zurück auf dem Trail geht es gleich steil bergauf, die letzten Meter zum Steinbergkopf (ca. km 132) müssen wir erst stossen, dann tragen. Auf dem Hügel ist eine schöne Stimmung, es regnet nicht, alles dampft im nebeligen Morgengrauen. Wir kommen gut voran und sind bald an der Zillerbachtalsperre (ca. km 146). Auf dieser wird gerade renoviert, wir müssen zur Überquerung eine kleine Klettereinlage durch das Baugerüst vollziehen, nach dem Windbruch der Vortage keine wirkliche Herausforderung
Kurz vor Elbingerode habe ich eine Schrecksekunde: wo ist eigentlich meine Helmlampe?? Ich fahre zurück zum letzten Baum, durch den wir durchgeklettert sind und habe Glück: da liegt sie ja. Schnell verpackt - es ist ja mittlerweile hell - und
@degloe nachgesprintet. Toll, Engergie vom Frühstück verbrannt.
Auf der unglaublich rutschigen Abfahrt nach Elbingerode beginnt es wieder zu regnen. An der Ortseinfahrt stehen drei Rennradler und grüßen lachend, als wir stark verschlammt aus dem Feld kommen. Wir stoppen an der Tankstelle schlagen beim Angebot "belegtes Brötchen + Getränk" zu. Drei Mal. Jeweils.
An der Sicht zum Broken (ca. km 155) ist starker Nebel, also rollen wir weiter. Bald sind wir im Bodetal, der Regen hat nachgelassen, der Trail ist allerdings sehr schlammig und rutschig. Wanderer sehen uns verdutzt an, wir haben Spass an dem schönen Wanderweg, der immer wieder kurz hoch und dann wieder bergab verläuft und etwas Geschicklichkeit erfordert.
An den Bodeterrassen in Treseburg (ca. km 178) ist es mal wieder Zeit Energie nachzutanken, die sehr freundlichen Menschen der Pension Waldesruh versorgen uns mit Soljanka und mehr. Gut gestärkt, aufgewärmt und motiviert heute mehr Strecke zu schaffen fahren wir zügig durch das Tiefenbachtal und hoch zum Hexenplatz (ca. km 188). Dort kommt sogar kurz die Sonne heraus, perfektes Timing für ein
Photo.
Nachdem wir uns durch die Menschenmenge navigiert haben fängt die mit Vorfreude erwartete Abfahrt nach Thale an. Nach wenigen Metern muss ich anhalten: meine
Bremsbeläge sind durch. Insgeheim bin ich überrascht, dass die überhaupt so lange gehalten haben bei der Witterung. Also schnell getauscht, während
@degloe wieder ein Stück hochschiebt, um das stark vorblockte Segment ohne Absteigen zu meistern.
Mit breitem Grinsen ob der tollen Abfahrt rollen wir in Thale ein und stoppen bei Cieslik Zweiradsport, da
@degloe auffällt, dass er gar keine Ersatzbeläge eingepackt hat. Der Laden hat geschlossen, doch wir haben Glück, die Besitzerin (?) wohnt oberhalb und öffnet uns die Tür. Nun kann uns nichts mehr aufhalten und wir fahren zügig zur Teufelsmauer: ein weiteres Sahnestückchen des Harzer Rollers mit flowigem Singletrail und toller Landschaft.
In Gernrode (ca. km 204) stoppen wir um unsere Vorräte beim Supermarkt aufzufüllen. Im Zuckerhigh meistern wir die folgenden Anstiege mit links und sind schon bald im Selketal. Das Wetter hat sich wesentlich gebessert und endlich rollt es auch halbwegs. In der Dämmerung düsen wir mit Tunnelblick über die Feldwege, zwischendurch gibt es Adrenalinkicks von den durch Nebelschwaden und Helmlicht produzierten weissen Wänden durch die wir im Blindflug durchrauschen.
Vor der Bergwertung hoch zur Burg Falkenstein werden wir von zwei verwirrten Mönchen angehalten, die uns nach dem Weg fragen. Wir verweisen auf die 3m entfernte Wanderkarte, zeigen die Richtung zum nächsten Dorf und wünschen viel Glück. Nach dem harten Anstieg wird das Mysterium aufgeklärt: auf der Burg ist ein mehrtägiges (feucht-fröhliches) Burgfest in vollem Gange. Wir stoppen nicht und sprinten nach Pansfelde, um dort rechtzeitig vor der Sperrstunde ein Abendessen zu bekommen.
Im goldene Stern (ca. km 233) werden wir bestens versorgt und tanken Wasser für die Nacht. Wir sind guter Laune und beschließen bis zur nächstbesten Unterkunft weiterzufahren, laut Karte gibt es auf den nächsten 10km mehrere Optionen.
Am östlichsten Punkt der Tour angelangt finden jedoch keine halbwegs trockene Schlafstelle. Die Temperatur ist mittlerweile knapp an der Frostgrenze und die Batterien unserer Helmlampen gehen zu Neige. Noch haben wir Kraft in den Beinen, also lassen wir die Busstation in Rammelburg links liegen, die einen guten Biwispot gegeben hätte. Kurz vor Wippra zeigt mein
Garmin eine "Hütte" an, die wir nicht in unseren Roadbooks hatten, wir nehmen den kleinen Umweg in Kauf und wärmen uns beim steilen Anstieg auf. Die "Hütte" hat immerhin ein intaktes Dach und ist von drei Seiten geschlossen, die Scherben am Boden sind schnell weggeräumt und wir beziehen kurz nach Mitternacht unser Quartier.
Es ist ziemlich kalt, ich bin allerdings zu erschöpft um mir Gedanken darüber zu machen und schlafe nach einem langen Tag schnell ein.