Harzer Roller - Bikepackingrunde Volume IV: 11.06.2020 9:00 Uhr

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Brocken gestern war kalt, Schneeregen und Wind.

Heute ziemliche Schlammschlacht im Bodetal.

Laune passt, @degloe und ikke rollen weiter...
 
Habe letzte Nacht im Auto auf der A7 den Harz längs das Schietwetter schon kräftig verflucht - aller größten Respekt vor eurem tapferen Kampf gegen die Elemente und den inneren Schweinehund:daumen:
 
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Hallo zusammen, ich bin der mit der gelben Jacke. Ich musste die Tour gestern leider abbrechen. Hatte ein Problem mit meiner Federgabel, war total weich und ist bei jeder Abfahrt komplett eingefedert. Bin noch eine ganze Zeit im lockout gefahren. Aber zurz hinter Wippra ging auch das nicht mer.
Bin dann über Landstraßen nach Quedlingburg gefahren und dort in den Zug gestiegen. Sehr schade, Ich währe die Runde gern zu ende gefahren.
Kurzes Fazit nach meiner eersten Mtb-Erfahrung im Harz:
Tolle Landschaft,
tolle Eindrücke,
sehr anspruchsvolle Wege, vor Allem bei der Nässe, teilweise auch sehr abenteuerlich, ich musste viel schieben,
sehr anstrengend,
viel Wasser von oben und von unten.

Viel Spaß noch an Alle die noch unterwegs sind, jetzt wohl auch mit etwas weniger Wasser.
 

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Und...etwas geschnarcht an den gleichnamigen Klippen?
:)

Respekt für Euer Durchhaltevermögen, gerade bei dem Wetter der ersten Tage.....Hut ab, Chapeau!!
Ich hoffe es gibt noch einen kleinen Tourbericht..??!
 
Ich hoffe es gibt noch einen kleinen Tourbericht..??!

Tag 1, Donnerstag

Es regnet. Die Forststraßen sind aufgeweicht, ich rolle kaum. Ich bin unausgeschlafen. Die 7 weiteren StarterInnen ziehen bei der 3. Rampe davon. Ich habe es nicht eilig und finde mein Tempo.

Nach ca. 10km treffe ich Evi, die Ihre mittlerweile komplett mit Matsch bedeckte Brille gegen Kontaktlinsen tauscht und freue mich über den ersten, auf Grund der Witterung eher technischen Trail.

Etwa bei km 20 ist der erste Weg durch Forstarbeiten gesperrt, ich habe @degloe eingeholt, der mit mir über Bäume klettert, während die Anderen über die Forststraße umfahren. Es folgen ein paar sehr spaßige, kurze Abfahrten durch tiefen Schlamm und über Haufen von Ästen, die von Forstarbeiten übrig blieben. Trotz Magic Mary eher auf gut Glück als kontrolliert. Das Adrenalin macht Laune, das Wetter ist fast vergessen. Ich bin von Kopf bis Fuß in Schlamm eingedeckt.

In Wolfshagen (ca. km 40) macht sich der erste Hunger breit, das Frühstück ist lange verdaut, ich erinnere mich dass es hier Pizza gibt. Die Pizzeria hat geschlossen, dafür hat der Bäcker offen, davor Volksfestatmosphäre inkl. Erbsensuppenkanone. Unser verschlammtes Auftreten wird mit Humor begrüßt, ich freue mich über Kuchen und (sehr guten) Kaffee. Kurz nach uns trifft "Mr Fargo" (sorry, hab Deinen nick vergessen) ein und ist etwas erfroren, ein paar Minuten danach Evi.

Zu viert rollen wir bis Goslar weiter, wo Fargo aussteigt. Nach Goslar üben wir uns zu dritt im technischen Uphill fahren, @degloe zeigt vor wie es gemacht wird, mir fehlt der Bumms in den Beinen. Gute Laune.

Am Rammelsberg machen wir einen kurzen Stopp und quatschen mit verwunderten Wanderern. Ein kurzes Sonnenfenster und eine Trial-Einlage von @degloe (evtl. postet er ja noch das Video :D) lassen mich vergessen ordentlich zu Essen.

Weiter gehts über Forststraßen, entlang Staumauern, über kaum gehbare knöcheltiefe Schlammaufstiege und waghalsige Schlammabfahrten bis sich Evi im Okertal verabschiedet. @degloe und ich rollen noch ein Stück, um im "Königreich Romkerhall" endlich die erste längere Pause zu machen. Die Zwiebeltaktik mit langer Regenhose als Überschicht erlaubt es (nach dem etwas umständlichem Ausziehen) halbwegs sauber einzukehren. Wir erfrischen uns an Weizen und stärken uns mit Suppe und Pasta.

Draussen dämmert es mittlerweile, der Trail fördert bei leichtem Uphill das Verdauen bevor wir im düsteren Tal (ca. km 77) einen sehr technischen Downhill starten. Nach wenigen Metern wirkt der Trail eher wie ein Bachbett, nach kurzem Stolperbiken wird uns klar, dass der Weg hier vom Bach weggespült wurde. Wir klettern mit Batterielicht durch den Bach hinab Richtung Ocker, ich meine dass wir komplett meschugge sind, die Laune ist wunderbar, ob des Abenteuers.

Nach einem knackigen Anstieg auf den Huthberg macht die nächtliche Trailabfahrt so sehr Laune, dass wir falsch Richtung Romkerhalle abbiegen und wieder hochschieben müssen. Wars auf jedenfall wert.

Kurz vor Bad Harzburg (ca. km 92) finden wir einen Unterstand mit trockenem Boden, nach ca. 12h Mountainbiken in "schottischen" Verhältnissen sollte dies unsere Unterkunft für die erste Nacht sein.

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... Danke, dass Du Dir die Mühe machst einen Bericht zu schreiben :daumen:

Hört sich auf alle Fälle schonmal recht feuchtfröhlich an ;)
 
Tag 2, Freitag

Es ist etwa 7 Uhr morgens, im Schlafsetup ist es angenehm warm und trocken. @degloe ist auch schon wach, es regnet gerade nicht und dämmert langsam. Ich habe unruhig geschlafen, immer wieder wurde ich durch sehr lauten Geräusche einer Wasserleitung oder dem nahen Steinbruch wach, doch fühle mich halbwegs erholt. Wir entscheiden uns keinen Kaffee zu kochen, sondern in das nahe Dorf zum Frühstück zu rollen. Während wir packen und in unsere nass-kalten Radklamotten schlüpfen (...) begrüßt uns ein Forrester-Fahrer, der seinen Arbeitstag beginnt und uns Flutlicht macht.

Nach einer kurzen Abfahrt erreichen wir die Tankstelle am Ortseingang von Bad Harzburg. Wirklich warm ist es da nicht, dafür gibt es bereits belegte Brötchen und heissen Kaffee. Nach einer kurzen Radpflege (Schlamm ab, Kettenöl drauf) machen wir uns wieder auf den Trail.

Der Aufstieg entlang von Radau und Baste ist entspannt, ich bin schnell warmgefahren und wir haben ein angenehmes Tempo. Bevor wir nach Torfhaus kommen müssen wir über einen recht technischen Anstieg: der Pfad ist von nassen Wurzeln überseht, mit dem Hardtail ziemlich ernergieintensiv.

In Torfhaus (ca. km 105) angekommen ist jegliche Energie des Frühstücks verpufft, wir erfrischen uns bei Weizen und Cola, wärmen uns bei Erbsensuppe und heisser Schokolade.

Ordentlich gestärkt rollen wir zügig Richtung Ecktalsperre. Noch regnet es nicht. Auf dem Frankenbergweg sind viele Wurzeln, ich muss meine Federgabel nachjustieren, das blosse Luftdruck erhöhen für das erhöhte Packgewicht war zu wenig, um den Wurzelteppich auszugleichen. Mit eingestelltem Rad macht das technischere Fahren Freude und bald sind wir an der Rangerstation am Frickenplatz, an der die lange Rampe über den Kolonnenweg (?) hoch zum Brocken beginnt. Es regnet.

Der Aufstieg ist leichter als erwartet, kurz vor der Baumgrenze beginnt allerdings ein fieser Gegenwind, der mich beim Serpentinen in den Weg fahren zweimal fast umweht. @degloe tritt teilweise im Stand ohne Pause hoch und holt fast eine Minute heraus, während ich fluchend durch den Schneeregen strample.

Oben am Brocken angekommen (ca. km 123) wärmen wir uns im Foyer auf und wundern uns über junge KOM-Jäger, die in kurzen Hosen, ohne Jacke oder Handschuhe Ihr Rennrad die asphaltierte Brockenstraße hochgejagt haben (und jetzt ziemlich erfroren aussehen). Bei starkem Wind und Schneeregen machen wir das obligatorische Gipfelphoto und starten die Abfahrt.

Leider führt uns das GPS erstmal die Asphaltstraße runter - was für eine Verschwendung von Höhenmetern :aufreg:

Meine gefrorenen Finger werden schnell wieder warm, als wir unsere Räder bei den Brockenkindern Richtung Zeterklippe hochtragen. Der Trail dort macht wieder super Laune, eines der schönsten Segmente :D

Allerdings nicht lange, denn bald wird die Abfahrt zum Hürdenlauf, gefühlt 2000 umgestürtzte Bäume gilt es zu überwinden. Monstercross vom Feinsten. Wir brauchen länger vom Brocken hinunter als hinauf.

Als es wieder halbwegs rollt sind wir kurz vor Wernigerode, klatschnass, unterkühlt und hungrig. Zeit etwas zu Essen zu finden. Leider werden wir an den ersten zwei Gaststätten abgewiesen, angeblich sind alle Tische reserviert. Beim dritten Versuch klappt es, Conny hat einen Tisch, Tee und Schnitzel für uns.

Nach einer ordentlichen Stärkung sind wir immer noch klatschnass und unterkühlt. Es ist bereits dunkel. Nach einem Blick auf die Hüttenoptionen beschliessen wir nicht mehr weiter zu fahren sondern uns Betten im lokalen Hostel zu nehmen, uns zu Waschen und trockenzulegen.

Etwas enttäuscht von den wenigen Tageskilometern, allerdings frisch geduscht falle ich komplett erschöpft in in die Federn.


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Tag 3, Samstag
6 Uhr morgens: trockene Bibs und Schuhe :hüpf:

Nach Kaffee und einem ersten Frühstück sind wir schnell gepackt, machen ein kleines Service an den Rädern (Luftdruck, Öl) und fahren zum lokalen Bäcker für Frühstück Nummer 2. Dort ist bereits großer Andrang, scheint der Einzige zu sein.

Zurück auf dem Trail geht es gleich steil bergauf, die letzten Meter zum Steinbergkopf (ca. km 132) müssen wir erst stossen, dann tragen. Auf dem Hügel ist eine schöne Stimmung, es regnet nicht, alles dampft im nebeligen Morgengrauen. Wir kommen gut voran und sind bald an der Zillerbachtalsperre (ca. km 146). Auf dieser wird gerade renoviert, wir müssen zur Überquerung eine kleine Klettereinlage durch das Baugerüst vollziehen, nach dem Windbruch der Vortage keine wirkliche Herausforderung :D

Kurz vor Elbingerode habe ich eine Schrecksekunde: wo ist eigentlich meine Helmlampe?? Ich fahre zurück zum letzten Baum, durch den wir durchgeklettert sind und habe Glück: da liegt sie ja. Schnell verpackt - es ist ja mittlerweile hell - und @degloe nachgesprintet. Toll, Engergie vom Frühstück verbrannt.

Auf der unglaublich rutschigen Abfahrt nach Elbingerode beginnt es wieder zu regnen. An der Ortseinfahrt stehen drei Rennradler und grüßen lachend, als wir stark verschlammt aus dem Feld kommen. Wir stoppen an der Tankstelle schlagen beim Angebot "belegtes Brötchen + Getränk" zu. Drei Mal. Jeweils.

An der Sicht zum Broken (ca. km 155) ist starker Nebel, also rollen wir weiter. Bald sind wir im Bodetal, der Regen hat nachgelassen, der Trail ist allerdings sehr schlammig und rutschig. Wanderer sehen uns verdutzt an, wir haben Spass an dem schönen Wanderweg, der immer wieder kurz hoch und dann wieder bergab verläuft und etwas Geschicklichkeit erfordert.

An den Bodeterrassen in Treseburg (ca. km 178) ist es mal wieder Zeit Energie nachzutanken, die sehr freundlichen Menschen der Pension Waldesruh versorgen uns mit Soljanka und mehr. Gut gestärkt, aufgewärmt und motiviert heute mehr Strecke zu schaffen fahren wir zügig durch das Tiefenbachtal und hoch zum Hexenplatz (ca. km 188). Dort kommt sogar kurz die Sonne heraus, perfektes Timing für ein Photo.

Nachdem wir uns durch die Menschenmenge navigiert haben fängt die mit Vorfreude erwartete Abfahrt nach Thale an. Nach wenigen Metern muss ich anhalten: meine Bremsbeläge sind durch. Insgeheim bin ich überrascht, dass die überhaupt so lange gehalten haben bei der Witterung. Also schnell getauscht, während @degloe wieder ein Stück hochschiebt, um das stark vorblockte Segment ohne Absteigen zu meistern.

Mit breitem Grinsen ob der tollen Abfahrt rollen wir in Thale ein und stoppen bei Cieslik Zweiradsport, da @degloe auffällt, dass er gar keine Ersatzbeläge eingepackt hat. Der Laden hat geschlossen, doch wir haben Glück, die Besitzerin (?) wohnt oberhalb und öffnet uns die Tür. Nun kann uns nichts mehr aufhalten und wir fahren zügig zur Teufelsmauer: ein weiteres Sahnestückchen des Harzer Rollers mit flowigem Singletrail und toller Landschaft.

In Gernrode (ca. km 204) stoppen wir um unsere Vorräte beim Supermarkt aufzufüllen. Im Zuckerhigh meistern wir die folgenden Anstiege mit links und sind schon bald im Selketal. Das Wetter hat sich wesentlich gebessert und endlich rollt es auch halbwegs. In der Dämmerung düsen wir mit Tunnelblick über die Feldwege, zwischendurch gibt es Adrenalinkicks von den durch Nebelschwaden und Helmlicht produzierten weissen Wänden durch die wir im Blindflug durchrauschen.

Vor der Bergwertung hoch zur Burg Falkenstein werden wir von zwei verwirrten Mönchen angehalten, die uns nach dem Weg fragen. Wir verweisen auf die 3m entfernte Wanderkarte, zeigen die Richtung zum nächsten Dorf und wünschen viel Glück. Nach dem harten Anstieg wird das Mysterium aufgeklärt: auf der Burg ist ein mehrtägiges (feucht-fröhliches) Burgfest in vollem Gange. Wir stoppen nicht und sprinten nach Pansfelde, um dort rechtzeitig vor der Sperrstunde ein Abendessen zu bekommen.

Im goldene Stern (ca. km 233) werden wir bestens versorgt und tanken Wasser für die Nacht. Wir sind guter Laune und beschließen bis zur nächstbesten Unterkunft weiterzufahren, laut Karte gibt es auf den nächsten 10km mehrere Optionen.

Am östlichsten Punkt der Tour angelangt finden jedoch keine halbwegs trockene Schlafstelle. Die Temperatur ist mittlerweile knapp an der Frostgrenze und die Batterien unserer Helmlampen gehen zu Neige. Noch haben wir Kraft in den Beinen, also lassen wir die Busstation in Rammelburg links liegen, die einen guten Biwispot gegeben hätte. Kurz vor Wippra zeigt mein Garmin eine "Hütte" an, die wir nicht in unseren Roadbooks hatten, wir nehmen den kleinen Umweg in Kauf und wärmen uns beim steilen Anstieg auf. Die "Hütte" hat immerhin ein intaktes Dach und ist von drei Seiten geschlossen, die Scherben am Boden sind schnell weggeräumt und wir beziehen kurz nach Mitternacht unser Quartier.

Es ist ziemlich kalt, ich bin allerdings zu erschöpft um mir Gedanken darüber zu machen und schlafe nach einem langen Tag schnell ein.


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Midge...Du hast echte Autor-Qualitäten!:):daumen: Dein Schreibstil liest sich sehr unterhaltsam und zugleich irgendwie "spannend".
Die Strecke bis Thale kenne ich teilweise von eigenen Touren...wenn auch nicht exakt so wie Euch der Harzer Roller-Track vorgibt.
Für mich wird jetzt die Südharzumrundung spannend, denn da kenne ich so gut wie garnüscht.
Freue mich auf Fortsetzung! :daumen:
 
Ihr habt meinen allergrössten Respekt! Den Roller durchgezogen - und das bei den Rahmenbedingungen :daumen:

Habe ich das richtig mitbekommen? 8 Starter, 2 Finisher?
 
Ja, wenn ich mich nicht alles täuscht von 14 Angemeldeten 8 Starter (6 dns) und 2 Finisher ( 6 dnf).

Jetzt muss ich mal dumm fragen: was heisst dns und dnf?

25% ist besser als im ersten Jahr aber etwas schlechter als im zweiten.
Alles im Rahmen würde ich sagen. :)

... sooooo lange läuft der Harzer Roller ja noch nicht - das wird mit den Jahren bestimmt bekannter und mehr :)
 
Did Not Start
Did Not Finish

Bin mir sicher, dass das easy mehr werden, wenn es sich rumspricht, welche feinen Trails dabei sind.

Gerade auch international gibt es Einige, die MTB Langstrecke den Graveltouren bevorzugen. Wobei der Schwierigkeitsgrad im Harz stark von Wetter und Forstarbeiten abhängt.
 
Die Veranstaltung weiter zu bewerben ist für mich immer so eine Sache.
Veranstaltungen wie z.B. der Hansegravel haben auch Ihren Charme, wären für mich in einem Nationalpark als Initiator eine Horrorvorstellung.
Das ganze ist ja leider auch immer nur halblegal
 
Tag 4, Sonntag

Als ich aus dem Biwi blinzle geht gerade die Sonne auf, es ist ein klarer Morgen, der Himmel ist rosa gefärbt, es friert. Verdammt ist das kalt. Um uns ist Reif, die Temperatur war unter den Gefrierpunkt gesunken, mein Schlafsetup hart an der Grenze. Egal: es wird ein Sonnentag!

Bevor ich in die klammen Radklamotten wechsle stärke ich mich mit einem Rosinenbrötchen vom Vortag und einem Smoothie. Zum Kaffee kochen ist es mir zu kalt. Wir packen uns rasch und rollen den Hügel hinunter. Meine Finger sind eingefroren, ich muss kurz anhalten, um die Winterhandschuhe anzuziehen. Ein kalter aber wunderschöner Morgen.

In Wipra hat scheinbar alles geschlossen, also rollen @degloe und ich weiter, nach Dankerode sind es nur 15km. Doch die haben es in sich: den Pfad dem wir folgen sollen ist dieses Jahr wohl noch niemand gegangen. Nach einem kurzen Aufstieg ist uns warm und wir queren eine Lichtung, wiedermal kaum Fahrbar, aber wunderschöne Stimmung. Bald sind wir auf einem Pfad durchs Unterholz entlang der schmalen Wipra (ca. km 263), hier kommen wir nur sehr langsam voran. Ausser ein paar Pferden sind wir alleine in diesem Tal. Bis wir das Segment geschafft haben ist es 10:30 Uhr, wir dampfen bei einer kurze Essenspause in der Sonne, bevor wir den kurzen, aber schlammigen Anstieg nach Dankerode starten.

In Dankerode (ca. km 274) hat der Bäcker leider geschlossen, doch das lokale Wirtshaus soll um 11:00 öffnen. Auf der Karte steht Bauernfrühstück: perfekt. Vollgetankt sind wir trotz langsam rollender Wege bald im wunderschönen Stolberg (ca. km 291), wo wir uns im exzellenten Cafe Alt erneut stärken. Klarer Fall von Sonntagsausflug 8-)

Nach Stolberg folgt ein längerer Aufstieg, hier sind wir auf einer Schotterstraße und kommen halbwegs voran. @degloe hat mehr Energiereserven und fährt im Wiegetritt mal wieder etwas Vorsprung heraus. Ich habe das Gefühl dass ich trotz der ganzen Essensstops nie wirklich erholt war und eher Energielöcher gestopft habe. Mäßig motiviert trete in leichten Gängen hoch.

Nach Hufhaus (ca. km 302) sind wir endlich wieder auf einem Singletrail, es flowed und meine Laune steigt wieder. Noch mehr bei der feinen, Spitzkehren gespickten Abfahrt nach Ilfeld auf bester Erde.

Mit neuer Motivation und gestärkt von Studentenfutter geht der längere Anstieg zum Honigberg gut vorran: es rollt auch auf dem mit Gras überwachsenen Forstweg, da halbwegs trocken. Es folgt ein kurzes Stück Grenzweg, hier treffen wir viele Wanderer. Die Zeit verfliegt, ich bin am Träumen und langsam fängt es an dunkel zu werden im Wald.

Wir sind mittlerweile wieder auf einem schönen Singletrail und ich aktiviere die letzten Ernergiereserven hoch zur Wendeleiche. Mit Vorfreude ballern wir halb blind, dafür umso sorgloser Richtung Zorge. Als ich eine Abzweigung verpasse halten wir doch an, um unsere Helmlampen zu aktivieren, der Boden war hier kaum mehr zu erkennen, pures Glück, dass wir sturzfrei blieben. Noch voller Adrenalin brettern wir weiter ins Tal.

Sicher unten angekommen ist es komplett dunkel geworden. Verrückt wie man nach ein paar Tagen fast eins wird mit seinem Rad und auch voll beladen und am Ende seiner Kräfte mit ziemlicher Leichtigkeit abfährt. Die wenigen Kilometer hoch nach Zorge auf dem Radweg ziehen sich allerdings, ich merke, dass ich mich verausgabt habe, wir quatschen vergnügt und träumen von Pizza.

In Zorge haben wir zwei Optionen und überlegen uns nach 4 Tagen Schnitzel die französische Küche des Schicki-Miki Ladens zu gönnen, dort werden wir leider abgewiesen, kehren also wieder in das urige Etablissement ein. Eine ausgezeichnete Wahl, wie sich herausstellt, denn die Wirtin ist sehr freundlich, Suppe und alkoholfreies Weizen sind lecker und es gibt zu unserer Überraschung hausgemachte Pizza 8-)

Wir erfahren über Strava und SMS, dass wir die letzen noch aktiven Starter sind, was uns motiviert. Das Smartphone sagt uns auch, dass die kommende Nacht noch kälter werden soll, deutlich unter null. Mein Ziel ist es einen Zug nach Hause zu bekommen am nächsten Tag, wir haben noch etwa 90km vor uns. Nach einigem Hin und Her entscheiden wir uns keinen Nightride zu machen sondern im Touring-Modus nach einem Zimmer zu fragen: der Konsens ist, das wir frieren würden, keinen Bäcker auf dem Weg hätten und unterm Strich kaum schneller wären, wenn wir weiterfahren würden.

Wir haben Glück mit dem ausgesprochen urigen Zimmer (Radio im Kopfteil des Betts, jede Menge Zebra Bilder, …), können uns Waschen, Akkus laden und unsere Klamotten und Schuhe trocknen. Ich freue mich aufs Finale am kommenden Tag und schlafe schnell ein.


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wären für mich in einem Nationalpark als Initiator eine Horrorvorstellung.

... da bin ich ganz bei Dir :)

@midge

Jeder von Dir beschriebene Tag bestärkt mich: gut, dass ich mich nicht als Starter gemeldet habe - das liegt alles deutlich über meinen Leistungsmöglichkeiten. Physisch, als auch psychisch wäre ich eingegangen wie eine Primel, wenn ich auch schon gerne dabei gewesen wäre. Deine Schreibe liest sich sehr gut, ich denke aber, dass Du doch den ein oder anderen Fluch vergisst zu erwähnen ;)
 
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