Hohlgeschmiedet

Tja den Begriff Hohlgeschmiedet scheint es wirklich zu geben, nur nicht im Sinne von Shimano.
Ein Rohr wäre hohlgeschmidet, aber das hat ja Öffnungen. Muss ja irgendwie mit dem Dorn reinkommen.
Nach ein wenig Recherche im Netz bin ich auf den Hinweis gestoßen, dass die Hollowtech-Kurbeln nach herkömmlichem Verfahren geschmiedet werden und abschließend geschweißt werden. Was für Teile dann aber geschweißt werden weis ich leider nicht. Ob es zwei Teile sind oder lediglich ein o. mehrere Deckel draufgeschweißt wird/werden?
Am besten mal ne defekte Kurbel aufsägen, dann sollte man es erkennen können.

Ralf
 
in der neuen mountainbike (oder bike?) ist so eine aufgeschnittene kurbel zu sehn.

bin kein fachmann, aber für mich sieht das aus wie ein ein dickwandiges rohr, das in der mitte abgeflacht wird und an den enden (tretlager und pedale) zusammengeschmiedet wird. wahrscheinlich legen die rohre in eine form, die dann die kurbel schmiedet.
 
dickwandiges rohr, das in der mitte abgeflacht wird und an den enden (tretlager und pedale) zusammengeschmiedet wird.
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Da würde immer ein erkennbarer spalt bleiben. Schweißen ist die einzige möglichkeit ne stoffschlüssige Verbindung zu bekommen.

Bei den meisten Händlern liegt ja ne aufgeschnittene Kurbel rum, muss mir son Teil nochmal genauer anschauen. Oder kannst du das Foto mal hier einstellen?

Ralf
 
ja, bei dem bild ist am unteren ende der kurbel im pedalgewinde auch noch ein spalt zu erkennen. ausserdem laufen die wände dort so spitz zusammen, dass man richtig sehen kann wie es dort zusammengepresst wurde.

werde das bild aus copyright-gründen lieber nicht posten, es ist aber in der aktuellen mountain bike in dem sonderteil.
 
Jo hab mir das Bild jetzt auch mal angeschaut. Scheint wirklich auf der Pedalseite einfach "platt" geschmiedet zu sein. Spalt hört dann irgendwann auf. Aber Warum?
Gibt dann ja auch noch die beiden Nuten. Die haben sicher auch was zu bedeuten.

Ralf
 
Also, man kann auch mit Schmieden eine stoffschlüssige Verbindung herstellen, wenn die Teile beim Umformen so warm werden, dass sie "anschmelzen". Es werden regelmässig Teile angeschmiedet an andere. Könnte mir also vorstellen, dass man Vollmaterial-Endstücke an bereits geschmiedete Rohrstücke anschmiedet.
 
ist das ausgangsmaterial wirklich ein rohr? man könnte das bestimmt auch in mehreren stufen mit entsprechender stadienfolge aus nem halbzeug hingkriegen. am ende halt nur mit formschluss auf einer seite.
ich werd mir mal das aktuelle blatt anschauen.
 
Für mich sieht das nach Thixoforming aus. Das ist ein einigermassen neues Verfahren (ca. 20Jahre alt).
Der Trick dabei besteht darin, dass man ein feinkörniges, globulitisches Gefüge aus AlSi7Mg o.ä. formgebend im Solidus/Liquidus-Intervall bearbeitet. Der Werkstoff ist dann z.T. fest und z.T. flüssig. Das bedeutet, dass er unter Druck verflüssigt wird und so mit wenig Aufwand sehr fein "druckgegossen" werden kann. So eine Kurbel kann in drei bis vier Arbeitsschritten hergestellt werden: Der Grundkörper wird hohl - bereits seitlich abgeflacht-, mit Öffnung unten (vermtl. noch ohne Biegung) druckgegossen, dann wird der untere Teil abgeplattet, die Kurbel in der Mitte geknickt, Löcher gebohrt, Gewinde geschnitten und fertig. Ev. wird sogar das vielfach verzahnte Loch zur Montage auf dem Tretlager schon so geformt, so wie es aussieht ist es nicht unbedingt spanabhebend gearbeitet.
Das riesige Problem beim Thixoforming ist (bzw. war bis vor wenigen Jahren) die Herstellung des Vormaterials. Dieses muss mit speziellen Rührmaschinen und anschliessendem Stranggiessen hergestellt werden.
Das Verfahren an sich ist sehr wirtschaftlich, sobald die entsprechende Infrastruktur aufgebaut ist. Shimano hat einen riesigen Absatz bei diesen Kurbeln und verkauft inzwischen auch preisgünstige Deore-Kurbeln in Hollowtech-Version, weshalb ich nicht annehmen, dass die wirklich "geschmiedet" sind. Schmieden braucht wesentlich mehr Arbeitsschritte und ist deshalb nicht wirtschaftlich genug. (Das Werkstück müsste mehrmals anders eingespannt und gedreht, ev. sogar mehrmals an derselben Stelle bearbeitet werden.-> dauert lange, braucht mehr Maschinen, wird teuer!) Zudem neigt Alu beim "Abplatten" eines normalen Rohres mit heterogenem Gefüge rasch zur Rissbildung, damit sind Brüche vorprogrammiert. Shimano verpspricht auch eine erhebliche Stabilitätssteigerung gegenüber den alten "wirklich geschmiedeten" Kurbeln, was sich mit dem wesentlich feineren Gefüge erklären liesse. Die alten Kurbeln weisen eine andere Oberfläche auf: Sie sind poliert. Das ist beim Thixoforming nicht unbedingt nötig, die Oberfläche ist nach dem Bearbeiten bereits relativ fein, polieren verteuert das Teil bloss.

Wo kannst Du darüber etwas nachlesen: Irgendein gutes Fachbuch über Werkstofftechnik, ist aber aufgrund der benötigten Vorkenntnisse nicht unbedingt für jedermann empfehlenswert.

Hoffe geholfen zu haben :D
Gruss
Excalibur
 
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