Kurz "Review": BP Besuch im USA Urlaub

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Der Nachwuchs schwärmt von Whistler (das war mit ein Grund weshalb er sich ursprünglich fürs MTB begeistern konnte) – dafür war er mir noch etwas zu jung und gerade nach den aktuell gemachten Erfahrungen stellt sich mir die Frage, ob das nicht einfach nur ein übermäßig gehypter und überteuerter Ort ist. Das sind zum Glück dann aber Fragen die ich erst in 1 bis 2 Jahren ausdiskutieren muss.


Nun bestehen die USA und Kanada ja biketechnisch nicht nur aus Whistler und angeregt durch diesen – wenn auch leicht angestaubten – Faden:


Bikeparks in Europa - Fallgrube statt Hüpfburg? Ein Interview mit Dimitri Lehner von FREERIDE. | Seite 25 | MTB-News.de | IBC Mountainbike Forum


hatte ich angefangen mich mal umzuschauen, ob und in wie weit man den geplanten USA Aufenthalt mit dem ein oder anderen Parkbesuch verbinden kann.


Da es im Grunde eine Rundreise im Mietwagen war und MTB nur „tageweise“ relevant werden würde war klar, dass die Räder selbst zu Hause bleiben.

Was Helm & Ausrüstung angeht lief es letztendlich auf einen zusätzlichen Koffern raus, was im Endeffekt günstiger war als sich vor Ort etwas zu leihen und dann noch den Vorteil hatte, dass man nicht irgendwelche vollgeschwitzten Leihhelme auftragen durfte. Equipment selbst ist zumindest mit beschränkter Möglichkeit für Online-Käufe vor Ort teilweise preislich deutlich über DE Niveau, so das auch ein Kauf nicht in Frage kam.
 
Unterm Strich sind 3 Abstecher bei rausgekommen:

  • Big Bear Lake, CA
  • Winter Park / Trestle, CO
  • Deer Valley, UT

Da auch in den USA noch die Hauptferienzeit und es routentechnisch nicht zu umgehen war teilweise am Wochenende vor Ort zu sein hatte ich vorab per Internet jeweils die Leihbikes reserviert, dass hatte gleich noch den Charme hier die Lifttickets im Paket mitkaufen zu können. Entgegen meiner Befürchtungen waren die Tagestickets so jetzt auch nicht viel teurer als z.B. in Winterberg.


Bei der Reservierung wurden entsprechend dann auch gleich die Fahrerdaten mit abgefragt – bis hin zur Schuhgröße, wobei das wohl eher dem System geschuldet war, welches im Winter auch für den Verleih von Ski genutzt wird. Ergebnis waren ziemlich gut eingestellte Bikes (nur einmal musste leicht korrigiert werden), davon ab hatte aufgrund des vielen Schnees die BP Saison dort auch erst Ende Juni begonnen, so dass die Leihbikes allesamt in einem noch mehr als ansprechenden Zustand waren.
 
Kurz zusammengefasst:
Das können die Ammis mehr als gut – mit der Erfahrung aus dem Skibetrieb läuft es für die „Nebensaison“ MTB mehr als geschmeidig. Du kommst mit Deinem Barcode – piep – zack stehen die Bikes bereit, das Liftticket gibt es gleich dazu oder man muss nur kurz an einem Automaten noch mal scannen, Probesitzen, Waiver unterschreiben und ab geht es zum Lift.


Korrektur:
Zu den Liften.


Wer primär den Harz gewohnt ist, oder sich schon über die 3 Lifts in Winterberg freut wird hier zunächst fast „erschlagen“. Das bewegt sich dann eher auch dem Niveau von Sölden & Co. oder drüber.

Aber auch hier steht jederzeit ein (gutgelaunter) Mitarbeiter zur Verfügung und weist einem bei Bedarf den Weg.
 
Davon ab:

Die haben dort Platz und sie haben Höhenmeter – das wissen sie auch weidlich zu nutzen. Go Big or Go Home…

Entsprechend vielfältig ist die Auswahl an Trails, zu viel um alles an nur einem Tag fahren zu können und führt dazu, dass eine Abfahrt nicht schon nach 5 Minuten vorbei ist, sondern es gut und gern auch mal 30+ Minuten dauern kann bis man wieder an der Talstation eintrudelt. So kommt man teilweise „nur“ auf 5 Liftfahrten für einen Tag, ist dann aber trotzdem glücklich & kaputt.


Ich hatte es ja bereits erwähnt, es ist auch in den USA Hauptferienzeit und teilweise waren wir am WE vor Ort. Wartezeiten am Lift? Quasi nicht existent. Wenn es hochkommt sind es max. mal 5 Minuten gewesen. (Auch einer der Gründe weshalb mich Whistler jetzt nur bedingt überzeugt, wenn man sich dort die Massen an Menschen an den Liften anschaut.)


Mit Ausnahme vom Gondellift fahren die Bikes hier vor einem den Berg hoch – entsprechend werden diese von den MA oben rausgehoben und direkt zur Übernahme hingehalten – netter Service den man aus DE jetzt auch nicht unbedingt gewohnt ist und insbesondere auch „familienfreundlich“, da man nicht selbst noch die Bikes vom Nachwuchs rein- und wieder rauswuchten muss. Klares „Like“ aus der Dad-Perspektive.

Subjektiv hat das auch weniger „Stopp“-Zeiten der Lifte zur Folge, weil sich gerade mal wieder jemand (ja auch ich gehöre dazu) mit seinem Bike verheddert hat.
 
Zu den Trails:

Wie geschrieben mehr als man an einem Tag überhaupt schaffen kann mit einer leicht abweichenden Schwierigkeitsskala – grün, blau, schwarz, rot. Im Grunde alle gut bis sehr gut in Schuss, man sieht (teilweise live & in Farbe), dass hier dauerhaft dran gearbeitet wird.


Auch hier wieder ein großer Pluspunkt in Sachen Familientauglichkeit – es ist wirklich für jeden was dabei. Und da schlage ich den Bogen zu dem oben verlinkten Faden / Interview – die Art und Weise in der hier
vornehmlich gebaut wird finde ich persönlich mehr als gelungen.


Ja ich kann schon das Geschrei hören „Uhh immer diese langweiligen Murmelbahnen…“ aber es wird ja niemand gezwungen die zu fahren. ;)

Es ist subjektiv tatsächlich so wie Dimitri Lehner es schon anno 2013 beschrieben hat. Du kannst mit Ausnahme der Pro-Lines im Prinzip erstmal alles runter fahren ohne befürchten zu müssen an eine „do or die“ Stelle zu kommen bei der im schlimmsten Fall dann der restliche Urlaub für die Katz ist.


Du kannst 5 oder 10 Meter springen – musst es aber nicht. In Sachen „Progression“ aus meiner Sicht viel sinnvoller (davon ab macht es deutlich mehr Spaß) als wenn man hier vor Ort eine Linie fährt die man gerade so mit hängen und würgen heile runter kommt. Die fährt man dann genau 1 x und hat als Erkenntnis: Dafür musst Du erst besser sein damit es Spaß macht. Nur wie wird man besser wenn man so etwas nicht fährt?


„Nur die Harten komm`n in Garten…“ – schön und gut, aber ist das wirklich zielführend, gerade auch für den Nachwuchs oder Familien?

Wenn ich mir vorstelle ich hätte meine Frau bestimmte Trails „runtergeprügelt“ bei denen das vorherrschende Gefühl „Angst“ gewesen wäre – dieser Urlaub wäre in der Form dann nie zu Stande gekommen. Will man jemandem nachhaltig den Spaß an einer Sache verderben, dann überfordere man ihn gleich von Beginn an.


„Ich will aber Doubles oder Gaps, sonst ist das ja alles Kinderkram…“ – haben die da ja auch. Aber was spricht jetzt gegen einen gut gemachten Table auf der blauen (oder auch schwarzen) Jumpline bei dem man sich rantasten kann und ein zu kurzer Sprung dann nicht zwangsläufig mit einem Crash endet?

Aber darüber kann man sicherlich stundenlang Grundsatzdiskussionen führen. Für uns war es im Endeffekt so, dass unterm Strich die „schwierigeren“ Lines dann bei allen beliebter waren als die vermeintlich leichteren / „flowigen“.


Wichtig für einen selbst dran zu denken:
Nur weil man dort problemlos eine schwarze Line fahren konnte sollte man nicht den Fehler machen und glauben das würde bei uns hier genauso funktionieren – das kann böses Aua bedeuten.


Trails.jpg
 
Subjektiv ging es dort insgesamt auch deutlich entspannter zu als z.B. in Winterberg. Dadurch das alles sehr weitläufig ist hat es sich sehr gut verteilt und es gab im Prinzip auch keinen Stau auf den Trails bzw. die Ballerfraktion und der Rest konnten sich gut aus dem Weg gehen. So klebte einem auch keiner am Hinterrad o.ä. bzw. es wurde entsprechend Rücksicht genommen.

Wir hatten auch mal eine Situation bei der man sich gefragt hat, was die denn da jetzt in einem BP verloren haben so unsicher wie die auf den Leihbikes wirkten, aber dann wartet man eben einfach mal kurz oder überholt an einer die vielen Kreuzungen.



Kirsche auf der Torte:
Kein einziger BT Speaker – nirgendwo. :D


Ja ein Vergleich ist hier ggf. etwas unfair, wenn das Wetter schon mal mitspielt und sich dann alles in Winterberg o.ä. drängelt will jeder irgendwie auf seine Kosten kommen und der Platz ist halt begrenzt – es
war aber trotzdem mal schön zu sehen, dass es auch anders geht.
 
Was sonst noch ganz lustig war:

Wir hatten bei dem in den USA unvermeidbaren Small-Talk mit den Mitarbeitern schnell ein wenig den „Exotenstatus“ – es kommt anders als in den typischen Touri-Spots wohl nicht allzu oft vor, dass sich ein paar Germanen mit eigenem Helm bewaffnet dort hin verirren.


„Germany – ahhhh - ja aber ihr lebt doch hier oder?“ – Nö tun wir nicht. (Und so schön die USA auch als Urlaubsland sind, ich wüsste nicht ob ich da wirklich dauerhaft leben wollen würde.)


Ist halt immer Ansichtssache ob es jetzt gut oder schlecht ist, wenn sich die MA bei der Bikeabgabe dann noch an einen erinnern und versuchen ihre rudimentären Deutschkenntnisse an den Mann zu bringen. ;)



Fazit:

Meine anfänglichen Bedenken, ob das für uns nicht alles noch eine Nummer zu groß ist hatten sich ziemlich schnell in Luft aufgelöst. Die Ammis verstehen es wirklich (zumindest in den von uns besuchten Parks) hier etwas anzubieten bei dem nach meinem dafürhalten jeder „glücklich“ werden kann.

Ich würde jetzt nicht soweit gehen zu sagen das System ist „idiotensicher“, schließlich tragen die einen nicht auch noch den Berg runter (und wir haben leider auch ein paar Einsätze der Sannis mitbekommen), aber wenn sich einem die Gelegenheit bietet und man die Zeit erübrigen kann würde ich einen solchen Besuch im Prinzip jedem empfehlen der was für MTB bzw. Parks übrig hat – auch wenn es nicht Whistler ist.
 
Hi, kannst du eventuell noch etwas zu den sonstigen Kosten sagen wie Mietwagen, Unterkunft, Essen usw. wir waren 2019 in den USA und fanden es nicht so teuer...soll sich ja nun leider geändert haben.
 
Das war diesen Sommer schon spürbar teurer.

Der schwache Euro, gestiegene Motelpreise und Mietwagen waren schon eine Kröte die man zu schlucken hatte - insbesondere beim Mietwagen war viel Kreativität gefragt um es erträglich zu halten.

Essen (gehen) ist im Verhältnis zu DE oder Europa immer noch günstig, Preise im Supermarkt wenn man auch mal was gesundes möchte dagegen schon ziemlich fies.
 
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