Laufrad einspeichen (32-Loch, 3fach gekreuzt)

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lelebebbel

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"Jetzt mache ich es mir selbst" ;):
einspeichen eines standard mtb- oder rennrad-laufrads mit 32 speichen, 3-fach gekreuzt.

material:
  • felge 32 loch
  • nabe 32 loch
  • 32 speichen der richtigen länge:
    DT SWISS speichenlängen-rechner
    man beachte, dass für HR naben, sowie für viele disc VR-naben, rechts und links unterschiedliche speichenlängen benötigt werden. die speichen auf einer seite sind aber immer alle gleich lang (bei normaler einspeichtechnik zumindest)
    die "ideal-standard" speichen für mtbs sind eindeutig die DTComp.
  • 32 speichennippel - für den anfang empfehlen sich auf jeden fall normale 12mm messingnippel - alunippel reagieren einfach empfindlicher auf "fehlbedienung". DTProlock mit sicherungslack ersparen einem später das eine oder andere nachzentrieren.
  • ZEIT! und geduld.
natürlich nimmt man gute, neue teile. speichen sollte man generell lieber nicht wiederverwenden. ne ordentliche nabe sollte es auch sein - die kann man später so schlecht austauschen ;)

werkzeug:
  • schlitz-schraubendreher, passend für die nippel. es gibt dazu spezialschraubendreher, die das gleichmässige eindrehen der nippel vereinfachen. ein normaler tuts aber auch.
  • ein speichenschlüssel, auch nippelspanner genannt. bewährt sind z.b. die "spokey"s.
  • eventuell ein stößel, um die speichenköpfe in ihrem sitz in der nabe etwas festzukloppen
  • ein zentrierständer fürs spätere spannen und zentrieren! so ein 50-euro-teil ist komfortabel und lohnt sich. ich benutz trotzdem immer nur etwas tesa und einen zahnstocher. ;)

so, los gehts.
die bilder sind vom bau des HR meines kurierbocks. getreu der "gute teile regel" besteht es aus: schrottiger alter deorenabe, gebrauchten DTChamp 2.0 speichen, nippeln aus der restekiste und einer alten noname-felge mit total verbeulter bremsflanke :rolleyes:


1.
nabe hinstellen, freilauf nach oben.
speichen (richtige länge beachten!) auf der freilaufseite von oben in jedes 2. flanschloch stecken und am anderen ende in jedes 4. loch in der felge. mit dem loch links vom ventil beginnen.
nippel lose draufmachen, so, dass noch einige gewindegänge sichtbar sind.
nabe nach links verdrehen.
sollte jetzt aussehen wie auf dem bild (das ventilloch ist da unten rechts).
19392einspeichen_schritt-1.jpg

bild 1


2.
jetzt speichen von unten in die restlichen flanschlöcher auf der freilaufseite stecken und nach LINKS führen, so dass je 3 speichen aus schritt 1 gekreuzt werden.
an den ersten 2 geht die neue speiche jeweils oben, an der 3. unten vorbei! in das passende loch in der felge stecken, so dass nach diesem schritt noch jedes zweite felgenloch frei ist.
nippel wieder lose drauf und die freilaufseite ist schon fertig.
der grüne punkt markiert übrigends eine der zweiten kreuzungen, der rote eine der dritten. man beachte, dass bei den 3.-kreuzungen jeweils die neue speiche unten durch geht.
19392einspeichen_schritt-2.jpg

bild 2


3.
rad wenden, freilauf is jetzt unten.
die erste speiche dieser seite muss von oben in ein loch genau gegenüber einer 2.-kreuzung, also gegenüber vom grünen punkt in bild 2.
sie wird nach LINKS geführt und in das in bild 2 mit einem roten pfeil versehene felgenloch gesteckt. (das rad wurde inzwischen gewendet, daher is der pfeil in bild 2 noch rechts.)
die folgenden speichen kommen genauso von oben in jedes 2. flanschloch, so dass am ende jedes zweite flansch- und jedes vierte felgenloch noch frei ist.
nippel wieder lose druff.

dummerweise hab ich nach diesem schritt kein bild gemacht und auch keine lust das rad wieder zu zerlegen :p
also weiter zu...


4.
die restlichen speichen wie in schritt 2 wieder von unten durch den flansch und, auch genau wie in schritt 2, jeweils 3 mal kreuzen - nur diesmal nach RECHTS führen anstatt nach links. das is jetzt leicht, weil sowieso keine auswahl an felgenlöchern mehr besteht. nachdem die restlichen nippel drauf sind, sollte das fertige rad so aussehen (auf dem bild schon wieder gewendet):
19392einspeichen_schritt-3.jpg

bild 3

hinweise für vorderräder:
vorderräder werden genau nach dem gleichen muster eingespeicht. wierum man die nabe am anfang hält, ist bei felgenbrems-vorderrädern egal,
bei scheibenbrems-rädern sollte man die speichen aber belastungsorientiert legen:
speichen, die von innen durch den flansch geführt wurden, sind belastbarer. daher sollte man sinnigerweise so anfangen, dass dies auf die beim bremsen auf zug belasteten speichen zutrifft. also stellt man die nabe im 1. schritt mit der disc-seite nach UNTEN.


so, das puzzle ist fertig, jetzt kommt die feinarbeit.

zunächst mal kann man mit dem schraubenzieher von aussen durch die felge die ganzen nippel ein stück reindrehen, alle gleich weit natürlich. so, dass das rad nicht mehr von alleine rumschlabbert.

dann kommt das ganze in den zentrierständer, und jetzt müssen die nippel schritt für schritt immer weiter gespannt werden.
dafür sollte man ein schon ein gefühl für normale speichenspannungen haben - also zentrieren muss man vorher schon gut können, sonst wird das nichts.
wer das noch nicht oft gemacht hat, sollte lieber einen bekannten ranlassen oder das rad im radladen einem guten mechaniker in die hand geben.

5.
wie bei den seilen von einem zelt hat das spannen einer speiche natürlich auswirkungen auf alle anderen. daher immer nur in kleinen schritten weiterspannen, der reihe nach immer einmal rum, und nach jeder runde prüfen ob das ganze rundläuft. zunächst grob, später immer genauer.

sobald einigermassen spannung vorhanden ist, kann man gegebenenfalls mit dem stößel die speichenköpfe richtig in den nabenflansch klöppeln, das erspart später das eine oder andere mal abdrücken.

letzteres sollte man jetzt aber trotzdem tun:
dazu legt man das rad seitlich z.b. auf ne rolle paketklebeband und drückt von oben auf die felge, belastet das rad also einmal ringsum seitlich. das gleiche von der anderen seite. das knacken zeigt, dass sich die speichen "setzen".

wer sich ein speichenspannungsmessgerät besorgt hat, kann dieses ab hier zum einsatz bringen. wer die möglichkeit hat, irgendwo eins auszuleihen, sollte dies auf jeden fall tun!

6.
der rest ist geduldspiel: einigermaßen zentrieren, abdrücken, ein klein bisschen weiter spannen, wieder zentrieren, abdrücken usw. bis die richtige spannung erreicht ist. wann dies der fall ist, muss man ohne messgerät leider nach gefühl bzw. im vergleich mit anderen laufrädern rausfinden. hohe speichenspannungen sind gut für die stabilität, allerdings gibt es seitens der felgenhersteller grenzen: mavic z.b. schreibt maximal 900N vor (das ist zumindest für ein hinterrad nicht gerade viel).
mit dem neuen laufrad heizt man dann erstmal ne runde über kopfsteinpflaster (das wirkt wie nochmaliges abdrücken) und zentriert ggf. nochmal.

7.
fertig!
banana.gif


die mühe lohnt: das beispiellaufrad ist inzwischen etwas über 1500 km alt.
nachzentriert hab ich es das letzte mal wenige tage nach dem bau, seitdem läuft's rund.
dabei besteht es aus 0€ restteilen, und es wurden kein messgerät und keine prolock nippel verwendet. die speichen sind auch nicht gebunden. dennoch ist es zuverlässiger als jedes fertiglaufrad, dass ich je besessen habe.



noch ein paar web adressen zum thema:
  • die laufrad bibel: http://www.smolik-velotech.de/laufrad/
  • diverse speichen und nippel in kleinen stückzahlen kann man bei http://www.roseversand.de bestellen.
  • speichenspannungs-messgeräte kenne ich 2:
    einmal das minimum 250€-schwere Tensiometer von DT Swiss
    und das TM-1 Tension Meter von Park Tool. letzteres kostet <100€, allerdings muss die spannung aus einer speichentyp-spezifischen tabelle abgelesen werden. für den hausgebrauch sicher mehr als ausreichend.
  • wer spass am einspeichen gefunden hat und ein exklusives laufrad will, sollte sich das hier mal anschauen: speichenmuster.
  • im internet finden sich einige deutschsprachige einspeichanleitungen, google hilft da weiter.

falls fragen bestehen, empfehle ich, diese im laufrad-forum öffentlich zu stellen!
 
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