Light goes heavy

was können 'wir' denn von den 'anderen' lernen? der teilaspekt kam bisschen zu kurz bisher.
 
@noocelo Na, zum Beispiel wird hier recht häufig davon gesprochen, dass uns gelegentlich ein bisschen Komfort fehlt. Ich persönlich folgere daraus, dass mein Minimalismus auf vielen Routen gelockert werden kann, - nicht nur auf der Straße, sondern auch in leichterem Gelände.
 
das war uns glaub' vorher schon klar. ;) is' ja alles gut. evtl. raff' ich den thread noch unterwegs.
 
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Wir können ja auch einfach zugeben, dass es ein spaßiger Teil des Bikepackens ist, das Gewicht und Volumen der Ausrüstung immer weiter runter zu drehen.
Neue, den eigenen Anforderungen besser rangepasste Ausrüstung zu besorgen und selbst hinzubasteln.
Selbst ein Tarp schneidern, selbst einen Dosenkocher bauen.

Über die Anschaffung einer neuen Isomatte nachzudenken, die nur noch 300 statt den bisherigen "bockschweren" 400g wiegt und sich dabei Chips und Schokolade vor dem Rechner reinzuschieben :)

Die Anforderungen an die Ausrüstung sind meistens doch grundverschieden! Da hat beides seine Berechtigung.
Die einen wollen Trails fahren oder richtig lange Strecke machen. Manchmal muss das Rad auch geschultert werden.
Die oftmals belächelte Donau-Radweg-Fraktion fährt entspannter, von Zeltplatz zu Zeltplatz oder auch mal in ein Hostel und geht abends in Zivilkleidung und mit richtigen Schuhen in ein Restaurant und besichtigt dann noch die Stadt.

Ich finde beides völlig ok :).

Skip Bernet sagt dazu auf Surlybikes.com:

Hey, little round glasses pocket protector collared shirt skid lid rear view mirror sandal wearing schwalbe marathon running pletscher two-leg kickstand tourist – good Job.


Hier ist übrigens ein Lernbericht von der 'anderen Seite' - von einem äußerst erfahrenen und kenntnisreichen Schwerlastradler: http://tomsbiketrip.com/ultralight-bikepacking-a-fully-loaded-cycle-tourists-perspective/

Sehr sehr schön, insbesondere der philosophische Teil.
 
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mit toleranz hat organisiertes lachen über (anders) radreisende nicht viel zu tun; is' eher das gegenteil. zumindest befördern diese ihr gepäck aus eigener kraft. aber über stromfreaks darf nix gesagt werden. :ka: isklaa.

watt soll der thread? selbstbeweihräuchung von leuten die sich lieber schmale taschen als breite kaufen? bisschen dünn.

Ich mache mich auf keinen Fall über andere und ihren Reisestil oder –komfort lustig. Im Gegenteil, ich finde es klasse, wenn Leute sich ihr eigenes Ding basteln und einfach dazu stehen (sei das nun UL oder UH). Wenn dann mache ich mich über dogmatische, festgefahrene Haltungen, Einstellungen, denen man leider immer wieder begegnet, oder Leute die blind hinterherlaufen lustig, besser begegne diesen mit Humor…


...Also als bikepacker fühlt man sich schon leicht als Ausgestoßener ;)


Das Problem ist dass @kommski ja irgendwo (noch!?) ein bisschen (arg) recht hat. Während dem vollbepackten Reiseradler meist erstaunt und fasziniert hinterher geschaut wird, habe zumindest ich das Gefühl, dass man mit einem Bikepackingsetup immer noch ziemlich polarisiert. Ich fühle mich jedenfalls des Öfteren mal belächelt und etwas ungläubig beäugt...

Und die Fragen und Kommentare lassen auch meist nicht lang auf sich warten: "Willst du da nicht lieber nen Anhänger nehmen?" "Das Stück hierher musstest du aber schieben oder?", "Fällt man da nicht um?", „Kannst man da noch lenken und bremsen?“,...
Es gibt natürlich auch genug positive und verzückte Kommentare! Und natürlich kommt gerade von den Mtblern das regste Interesse, aber auch gefühlt die harscheste Ablehnung.

Bei den Reiseradlern habe ich eher das Gefühl, dass diese gar nicht so weit denken, bzw. gar keinen Grund sehen und kennen (ist ja irgendwo auch begründet…), mit einem Fahrrad durchs Gelände zu fahren und diesen Aspekt oft einfach übersehen. Der Rest ist dann „moderner, hipper Schnick-Schnack für junge Leute“ (Wortlaut auf der Bank neben mir).


Nur viele Leute wundern sich nach dem Auspacken, wie viel doch in solche Taschen hinein passt. Da wären wir dann wieder beim Thema Ausrüstungsdimensionen…

Was ich mir von den Reiseradlern beibehalte ist ein zweites Kochgeschirr (1L-Topf, 100g). So kann ich bei Lust und Bedarf selber etwas kleines Kochen und bin nicht nur auf Tütennahrung angewiesen.
Ähnlich ist es mit einem 2. Trikot und einer langen (wenigstens Jogging)Hose auf langen Touren/ „Radreisen“ die nicht nur durch Wald und Wiesen führen. Ich fühle mich einfach besser wenn ich abends in einem Restaurant nicht im stinkenden Trikot sitze und mir der Schlamm von den Waden krümelt. Überhaupt ist das Lagerflair ein ganz anderes, wenn man nicht immer seine „Arbeitskleidung“ an hat.
 
Wir können ja auch einfach zugeben, dass es ein spaßiger Teil des Bikepackens ist, das Gewicht und Volumen der Ausrüstung immer weiter runter zu drehen... Über die Anschaffung einer neuen Isomatte nachzudenken, die nur noch 300 statt den bisherigen "bockschweren" 400g wiegt und sich dabei Chips und Schokolade vor dem Rechner reinzuschieben :)

Passionierte Reiseradler haben ja das gleiche Gefühl, wenn sie beispielsweise über Nabendynamos diskutieren. Da ähneln wir uns stark - nur optimieren sie nicht unbedingt immer gewichtsorientiert. Ein bisschen Konsumfreude ist ja bei allen dabei, bis hin zur Ersatzbefriedigung. Oder werde nur ich gerade an Winterabenden gern zum 'gear nerd'?

@Autscho Es ist für mich beispielsweise in den Alpen sehr schwer, keinen Grund für das Geländefahren zu erkennen. Ich finde jetzt mal ganz dogmatisch, dass die Reiseradler hier fantastische Erlebnisse verpassen. Dasselbe gilt aber auch umgekehrt: Der Bikepacker sucht das unebene Gelände und zieht beispielsweise die Carmague nicht einmal in Erwägung. Auch ihm entgeht dann eine faszinierende Erfahrung. Wer aber beide Welten in einer Tour vereinigen will, geht die Sache entweder von der einen oder von der anderen Seite an, - mit einem moderat geländefähigen und maßvoll bepackten Reiserad, oder eben genuin bikepackend auch dort noch, wo die Linienbusse die Strandurlauber zur nächsten Bar befördern. Der eine muss bei den allerbesten Trails passen, während der andere sich fragt, wann die zur Badehose umdefinierte schwarze Unterhose endlich trocken wird. Schlimm ist's ja nicht wirklich.

Man sollte noch hinzufügen, dass für die Weltradler der Geländebegriff ein ganz anderer ist als für uns Mountainbiker. Dieses Rad gilt dort als offroad-tauglich: http://tomsbiketrip.com/bikes/

(Es macht übrigens Spaß, dieses Bike im Kopf etwas umzubasteln. Zum Beispiel: Kombipedale auf XT-Niveau aufrüsten - ca. 140g leichter, € 28 teurer, Stabilität und Robustheit in etwa gleich.)
 
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... Wer aber beide Welten in einer Tour vereinigen will, geht die Sache entweder von der einen oder von der anderen Seite an

So sieht's wohl aus!

Seit einiger Zeit schwirrt auch mir die Idee einer Weltumradlung im Kopf rum. Da ich ne ungefähre Vorstellung davon habe, auf welcher Art Piste ich mich fortbewegen möchte, hab ich natürlich auch ne gewisse Vorstellung vom Rad, dass ich dafür nutzen werde. Kanz klar: So wenig wie's geht.
Da ich mich der Sache eindeutig aus Richtung Bikepacking nähere, will mir einfach nicht einleuchten, was man alles mitnehmen könnte, um ein komplettes Set Radtaschen incl. Lenkerkoffer und Packsack für auf'n Träger einigermaßen sinnvoll zu füllen :ka:
Wenn ich meinem Bikepacking Setup zwei Ortlieb Frontroller zusätzlich spendiere, bleibt nun wirklich kein Stauraum-Wunsch offen.
Nächsten Sommer werd ich mal entsprechend ausgestattet auf vier-wöchige (Offroad-) Deutschlandreise gehen und testen.
 
Wenn ich meinem Bikepacking Setup zwei Ortlieb Frontroller zusätzlich spendiere, bleibt nun wirklich kein Stauraum-Wunsch offen.

Das sehe ich ja ähnlich. Ich habe zwar vier Ortliebs für mein Reiserad, aber es sind die (effektiv, da nicht überfüllbar) kleineren City-Ausführungen - und dazu sind die Frontroller auch echte Frontroller, also deutlich kleiner als die Backroller, die manche Leute sowohl vorne als auch hinten nehmen. Weitere Taschen scheine ich vorläufig nicht zu brauchen.

Wie ich schon oben anmerkte, kriege ich die vier Taschen auch bei recht großzügiger Erweiterung meiner normalen Bikepacking-Ausrüstung nicht annähernd voll. Selbst, wenn der Schlafsack deutlich dicker werden sollte (WM Antelope?), bliebe noch ziemlich viel Platz für zusätzliche Vorräte und Wasser, für weitere Ersatzteile etc. Klar käme das Packsystem bei einer langen Wüstendurchquerung oder im sibirischen Winter an seine Grenzen. Bis dahin aber wohl nicht. Grund dafür ist meine UL-Basisausrüstung vom Bikepacking.

Eher ließe sich das System sogar deutlich erleichtern, wenn ich statt der hinteren Gepäckträgertaschen einen wasserdichten Packsack nähme. Da ginge im Prinzip nur Übersichtlichkeit verloren, und möglicherweise wäre das Fahrgefühl minimal beeinträchtigt.
 
Wenn ich an meine erste Radreise denke frage ich mich wie es überlebt habe. Von Mainz nach Friedrichshafen(Eurobike), keine Steigungen gescheut. Meine einzige Ausrüstung bis dahin war eine Radhose, Helm, Handschuhe. Keine Radtaschen, was schonmal ein nachteil ist, dafür ein Anhänger ausgeliehen dazu ein 120l Ortlieb Packsack, Campingkocher und einen Anglerschirm (hat sich später als nützlich erwiesen). Mein Kumpel dagegen 28Zoll Reiserad mit 28mm GrandPrix 4Season, Ortliebtaschen mit Packrollen obendrauf eher klassisch unterwegs. Nochmal würde ich es nicht so machen, die nächste Tour habe ich mir die Ortliebs, Thermarest gegönnt und ein Rad dafür aufgebaut, es war aber die Erfahrung der ersten Tour die mir geholfen hat entspannter an die zweite Tour ranzugehen, weniger Sachen hatte ich nicht dabei, die waren jetzt nur systematischer angeordnet.

Habe die letzten Monate (Light)Bikepacking entdeckt und finde die Idee mit dem MTB zu reisen und gleichzeitig Trails zu fahren einfach genial. Bin aber bis jetzt noch nicht mal zu einen Overnighter gekommen einfach weil es soviel zu beachten gibt damit sich das MTB beladen halbwegs vernünftig fahren lässt und natürlich müssen wieder neue Sachen dafür gekauft werden.

Meine erste Tour hat mich dafür kaum was gekostet(außer viel Kraft ;) ), es war ein tolles Erlebnis mit vielen kleinen Herausforderungen und Anekdoten die mir noch heute in den Sinn kommen.

Beim Bikepacking sehe ich die Herausforderung darin die Kosten für die ausrüstung im Blick zu behalten, daher bin ich immer noch dabei so viel wie möglich selber zu basteln und auch mal an der richtigen Stellen einen Kompromiss einzugehen.

Dabei hab ich mich bis jetzt nur mit dem Sommersetup beschäftigt, und der ist schon vorbei :D

LG
Ari
 
Beim Bikepacking sehe ich die Herausforderung darin die Kosten für die ausrüstung im Blick zu behalten, daher bin ich immer noch dabei so viel wie möglich selber zu basteln und auch mal an der richtigen Stellen einen Kompromiss einzugehen.

Selber basteln ist gut... Billigkäufe sind teilweise problematisch. Ich habe im Versuch, beim Bikepacking Geld zu sparen, so einige vermeintlich preiswerte Teile erworben, die mir kein Mensch auf dem Gebrauchtmarkt wieder abkaufen wollte. Ganz oben auf dieser Liste sind diverse Biwaksäcke der Mittelklasse als Zeltersatz.
 
An der Stelle mal der Hinweis auf Bikepacking - Der günstige Einstieg, damit der ohnehin hier nur blaßrosa vorhandene Faden nicht weiter ausbleicht ...

Die eingangs gestellte Frage war ja im Prinzip, warum (Ultra-)Light Bikepacking nicht aus der "Freak-Nische" herauskommt und sich im Mainstream niederschlägt.
Dazu - nach dem weiter vorn erwähnten "Semmelweis-Reflex" - noch ein weiterer Gedanke:

Die Bunker-Mentalität
oder: sich gegen das "Leben" versichern

Hier greift die Outdoor-Industrie IMHO das Urbedürfnis nach Schutz vor Feinden, Wetter und allem Ungewissen auf, das in der Maslow-Pyramide ziemlich weit unten zu finden ist ("Sicherheitsbedürfnis". Dieser Schutzreflex wird bedient durch pseudo-wissenschaftliche Markentingsprüche bezüglich der Ausrüstung mit unglaublichen Windgeschwindigkeiten, Scheuerzyklen, Wassersäulen, Reiß- und Weiterreißkräften usw. usw.
Das Doppelwandzelt mit Gestänge aus "Flugzeugaluminium" suggeriert mithin einen gewissen "geprüften" Sicherheitslevel, die schwimmfähigen Ortliebtaschen würden einem im Amazonasgebiet sicher das Leben retten, auch wenn man nur an der Weser entlang radelt ...

Light BP heißt wiederum, Entscheidungen zu treffen, ohne dass man jemand anderes dafür verantwortlich machen kann. Wenn der Holzstock, an dem ich mein Tarp abspanne, bricht, dann war ich eben zu blöd zum Holzsammeln oder hatte einfach Pech. Jedenfalls klebt da kein "CE"-Siegel drauf. Es haben auch nicht 56 Bikepacker 5 Sterne für Holz aus diesem Waldstück vergeben.

Dabei will ich gar nicht dem Leichtsinn das Wort reden, ich bin eher sicherheitsorientiert und plane sorgfältig im voraus.
Aber die BWL hat da das Gesetz des abnehmenden Grenznutzen entdeckt, sprich, ein mehr an irgendwas bedingt nicht immer ein mehr an Funktion oder Genuß (=Nutzen).

An der Stelle ist das Buch "Trail Life" von Ray Jardin zu empfehlen, da er genau diese Punkte ausführlich beleuchtet - viel eloquenter und durchdachter, als ich hier mit meinen holperigen Worten.

In diesem Sinne: erkenne Deine Bedürfnisse und

ride on!
tanztee
 
Die eingangs gestellte Frage war ja im Prinzip, warum (Ultra-)Light Bikepacking nicht aus der "Freak-Nische" herauskommt und sich im Mainstream niederschlägt.

Möglicherweise lässt sich die Gepäckfrage auch mit der grundlegenden Herangehensweise des Radfahrens untersuchen.
Hier auf den MTB - News wird das Mountainbiken oft als Sport verkauft, als leistungsorientierte und/oder technikorientierte Challenge.
Wenn nun ein MTBler sein MTB bepackt, soll sein Gepäck sein Leistungsvermögen nur minimal negativ beeinflussen.

Dagegen ist dem Reiseradler wohl diese leistungsorientierte Haltung eher völlig egal (zumindest Anfangs) . Deswegen ist die gewichtsoptimierte Gepäckfrage für den Radreisenden vernachlässigbar. Sicher bin ich mir, dass es unter den Radreisenden, Radreisende gibt die mehr leisten als ich es vermag.

Was zudem auffällt sind die verschiedenen Horizonte, die die Radfahrer auf ihren Reisen erreicht haben. Da ist von der Wochenendradltour bis zum Weltenbummler alles vertreten (gleichwohl Radreisende als auch MTBler), da würde ich mir eine Klassifizierung wünschen ähnlich der Singletrail - Skala. Z.B. bp (bikepacking) 0 - bp5 sogar in Kombination mit der Singletrail - Skala möglich bp0 mit Trailanteil S2 - S3.
 
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Dagegen ist dem Reiseradler wohl diese leistungsorientierte Haltung eher völlig egal

Genau. Bei meinen Radreisen hab ich Zeit, das ist Urlaub, da ist es mir egal, ob ich 50 oder 150 km/Tag schaffe. Da wird mal einen Tag stramm geradelt, dann wieder locker gecruised, je nach Lust und Laune. Die Planung für meine Touren sind auch eher grob, das wird quasi während der Tour dynamisch von Tag zu Tag angepasst. Und dann brauche ich auch ein Mindestmaß an Komfort, da kommt Schlafsack, Isomatte, Zelt, Schmusekissen (;)), Kocher, genug Klamotten zum Wechseln und für alle Witterungbedingungen usw. mit, komme was da wolle. Ich hab mir mal ein Ultraleichtbauzelt gegönnt (Exped Vela), zusammengepackt so groß und schwer wie ein Brot. Toll, dachte ich mir, sowas ist cool...mittlerweile mag ich es nicht mehr. Es ist einfach zu klein. Dann lieber 1 Kilo mehr "mitschleppen", dafür Abends mehr Platz im Zelt haben.

Aber das ist doch alles so individuell, es gibt doch so viele Herangehensweisen und Ansprüche, das Thema Reiserad/Radreise ist ein riesiges Feld.
 
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@kommski , @garbel :

1) Beim Bikepacking dient UL ja nicht nur einer optimierten Tagesleistung. Vielmehr sind manche Routen nur mit leichtem Gepäck überhaupt machbar. Das mag beim Reiseradeln in dieser Endgültigkeit nur seltener eine Rolle spielen... allerdings ist der schiebende Lastenvelofahrer auf den Teerstraßen der Alpen doch kein völlig unbekannter Anblick.

2) Das Exped Vela ist gewissermaßen UL nach Art der konventionellen Hersteller. Vaude macht ähnliche Zelte. Sie werden maßgeblich dadurch leicht, dass sie sehr klein sind. Tarptents (als Genre, nicht nur als Marke) zeigen, dass es auch anders geht. Das ist m.E. der Sinn wirklich innovativer UL-Produkte - Gewicht und Packmaß zu minimieren, ohne den Komfort nennenswert zu senken. Die NeoAir wäre ein Superbeispiel, weil sie den Komfort sogar steigert.

@tanztee : Ich glaube, du legst hier erneut den Finger in die Wunde. Outdoor-Verkäufer geraten ja oftmals in die Lage, eine vollständige Ausrüstung an Anfänger zu verkaufen. Sie raten dann fast immer zur (eigentlich nur unterstellten) Expeditionsqualität, obwohl der Kunde vorerst nur im Sommer nach Südschweden will... aber man weiß ja nie, was die Zukunft bringt. ;-) Der Kunde verläßt dann vollausgestattet den Laden; mit Hilleberg, Goretex und Ortlieb... ausgerüstet aber auch mit einer Philosophie (be on the safe side), die er nun weiter zu verbreiten hilft, obwohl er ihre Variablen eigentlich weder erfahren noch begriffen hat. Warum? Weil der Verkäufer es so wollte und weil diese Philosophie der sowieso vorhandenen Verunsicherung Rechnung zu tragen scheint.
 
Die eingangs gestellte Frage war ja im Prinzip, warum (Ultra-)Light Bikepacking nicht aus der "Freak-Nische" herauskommt und sich im Mainstream niederschlägt.
Das muss und sollte vielleicht auch gar nicht sein. Für die Örtlichkeiten wo ich dank Leichtausrüstung gelegentlich unterwegs sein kann, ist es in der Regel besser, wenn nie ein "Mainstream" durchzurauschen beginnt.

Sobald die Bike-Zeitschriften beginnen, die Massen dafür zu begeistern, ist es doch aus mit der Freiheit - siehe z.B. das Altmühl-Panoramaweg-Verbots-Drama.
 
@keinTrinkwasser : Du verstehst die Frage vielleicht ein bisschen zu eng. Es geht eigentlich darum, dass die Erfahrungen des Bikepacking das Mainstream-Radreisen beflügeln könnten (und umgekehrt). Es geht nicht so sehr darum, das Bikepacking in Reinkultur zu bewerben.
 
In dem Radladen in dem ich gearbeitet habe, hatten wir hauptsächlich Kunden die ihr Rad im Alltag genutzt haben, Arbeit, Familie Termine usw. alles mit dem Rad auch im Winter. Daher standen bei uns ständig Patria, Wanderer, Flyer in der Werkstatt, viele davon mit Rohloff Nabe, Tubus, HS33, Komplett XT, Marathon Plus(standard in der Werkstatt) usw. Die wenigsten konntest du davon überzeugen den Marathon Racer zu nehmen und dafür mit der Gefahr zu leben Morgens auf dem Weg zur Arbeit mit dem Kind im Anhänger noch einen Reifen zu flicken. Selbst die HS33 Beläge wurden erst bei der Inspektion gemacht. Das sind für mich die "Mainstream" Radreisenden, das Gepäck ist man vom Alltag gewohnt, für jeden Tag gibt es frische Wechselkleidung, es wird oft in Jugendherrbergen übernachtet und auch mal eine Stadtbesichtigung gemacht. Die Räder sind alles andere als schwer ausgestattet, die sind so ziemlich auf den aktuellen Stand der MTB/Rennrad Technik werden aber nicht wirklich schnell oder sportlich gefahren. Wenn einem die Erfahrung fehlt oder einem nicht so wichtig ist, die man auf einem MTB/Rennrad bei sportlicher/aktiver Fahrweise erlebt, dann kommen auch keine Gedanken über das Gewicht der Zuladung bis zu dem Punkt an dem das Rad unfahrbar wird.

Ich habe Stunden/Tage/Wochen damit verbracht meine vorhandene Ausrüstung so anzupassen das es Bikepacking tauglich wird, ohne dafür viel neues zu kaufen oder einbüßen beim Komfort/Fahrgefühl zu haben und bin noch lange nicht fertig.

Wer sich nicht zu sehr mit der Materie beschäftigen kann/möchte, nimmt gerne die Beratung im Laden an, mit etwas Glück findet sich jemand der den Kunden gut einschätzen kann und auf entsprechendes Material aufmerksam macht. Alle Anderen stellen sich ihr Set individuell zusammen anhand von Recherchen und eigener Erfahrung. Und nicht zu vergessen die Kosten sind auch ein wichtiges Kriterium die darüber entscheiden ob drei Kilogramm mehr oder weniger mitgenommen werden.

LG
Ari
(der lieber Recherchiert anstatt mal wieder eine Reise zu machen :heul:)
 
Die wenigsten konntest du davon überzeugen den Marathon Racer zu nehmen und dafür mit der Gefahr zu leben Morgens auf dem Weg zur Arbeit mit dem Kind im Anhänger noch einen Reifen zu flicken.

Ich halte Pannenschutz nach dem Studium anderer Fahrradforen für ein richtig spannendes Thema - der Psychologie. ;-) Ich frage mich manchmal, ob die bloße Lästigkeit des Schlauchwechselns die wirkliche Ursache für die Fixierung darauf ist. Oder ob manche Zeitgenossen nicht einfach mal einen Schnellkurs in Reifenmontage belegen sollten? Wir erinnern uns ja alle an die Qualen der ersten Versuche. Aber egal, ob Räder ansonsten relativ leicht aufgebaut sind, kostet der beste Pannenschutz ja nun einmal richtig Gewicht. @CarvinAri : Du redest ja von vergleichsweise teuren Fahrrädern mit höherwertigen Komponenten, dazu eher von gelegentlichen Radtouristen als von passionierten Radreisenden. Zu dieser Gruppe passt denn auch diese Pannenschutzmentalität, während die Weltumradler ja noch mehr auf die Lebensdauer der Reifen achten. Beiden ist aber m.E. gemein, dass schon mit der Entscheidung beispielsweise für schwere Reifen ein Prozess eingeleitet werden kann, der zuweilen in Resignation vor dem Gesamtgewicht endet.
 
Die Sache mit dem Pannenschutz ist wirklich sehr interessant aus psycholgischer Sicht, fahre an meinen MTBs leichte Rennmäntel mit XX-Light Schläuchen und die Platten die ich da hatte, hätte ich bei jedem anderen Reifen auch gehabt (drei cm Dorn, Reißnagel, Durchschlag). An meinem Alltagsrädern hab ich hinten einen Marathon Plus Tour mit 1,1kg (hält aber auch seit über 25tsd km) drauf. Als ich mir mal neue MTB Reifen holen wollten und das Gewicht von 450g pro Reifen sah, dachte ich erst auch kurz an mindestens ein Panne pro Fahrt, was auch quatsch ist.

Das spiegelt sich auch an meinen Alltagsrädern wieder, schwere Reifen = an den Rest sparen bringt auch nichts mehr, jedenfalls nicht wenn es viel Kostet. Reifenmontage ist auf entspannnten MTB Touren für mich kein Problem, da mach ich es mir gemütlich und kann mir die Zeit nehmen. Morgens auf dem Weg zur Arbeit (vor allem im Winter) oder bei mehreren Terminen nacheinnander ist für mich nicht bloß lästig sonder ziemlich stressig, was aber auch eher daran liegt das ich selten 10 bis 15 min fürs flicken einplane, was bei den meisten Alltagsradlern der fall ist, dazu noch die tatsache das die wenigsten ohne weiteres eine Alfine/Rohloff/oder beliebige Schaltung ausbauen können/wollen. Da wäre eine kurze einführung in die Materie sinnvoll, einfach damit die Angst genommen wird, aber auch generell ist es für jeden sinnvoll der Rad fährt.

Zwei Beispiele:

Arbeitskollege passionierter Weltumradler/Zweiradmechaniker, ist mal komplett durch Afrika gefahren, hatte jede Öse am Rahmen doppelt falls mal eine für den Gepäckträger reißt. Das Rad wiegt alleine schon über 20kg, extrem zuverlässig aufgebaut, teilweise sehr interessant weil 3x9 Schaltung plus Sram Dualdrive Nabenschaltung. Da hatte ich den Eindruck es ginge darum die Grenzen der Haltberkeit nach oben zu schrauben, was auch ein Konzept sein kann.

Das gegenteil ist ein Freund von mir, Rennrad mit Tune und DuraAce Teilen, leichten Laufrädern, zwei kleine Seitentaschen und Zelt obendrauf fertig. Ca. 2 Kg an Gepäck, damit kommt er super zurecht und kann im Sommer überall übernachten.

Bei vielen der Kunden mit denen ich zu tun hatte, hatte ich den Eindruck das der Wechsel zum Rad eher aus vernunfts Gründen als aus Leidenschaft für die Materie war, zweimal im Jahr kamen sie zur Inspektion ansonsten wurde sich nicht viel mit der Technik beschäftigt. Genauso wie die vielen Studenten die wenig wert auf zuverlässigkeit legen weil sie die ÖVPN nutzen können. Einmal hatten wir einen Aufbauauftrag von einem Pärchen, zwei Alltags/Reiseräder komplett Titan(Falkenjagd)/Rohloff/Tubus/SON Dynamo/Rennradmäntel. Da wurde nicht an falscher Stelle gespart, da wurde garnicht gespart. Sowas kommt aber selten vor weil es einfach schweineteuer ist

oh das wurde aber lang :)
 
Fast hindert mich der plötzliche Aberglaube daran, von der eigenen Pannengeschichte zu berichten, @CarvinAri :) Aber eigentlich erlebe ich nur, dass gelegentlich ein Ultraleichtschlauch gleich bei der Montage platzt (und sonst eben gar nicht) oder dass Druckexperimente bei mir unbekannten MTB-Reifen zum Snakebite führen, wenn man die Sache überreizt. Ja okay, dazu noch ganz selten ein Dorn... Interessant finde ich beispielsweise auch die vielen positiven Berichte über Reifen, die Schwalbe selbst pannenschutzmäßig eher mittel bis niedrig bewertet: z.B. CX Comp oder Smart Sam. Letztere ergäben ja demzufolge eine relativ leichte Option für Reiseräder auf rauheren Touren. Aber bei den Profis muss es derzeit Mondial sein und bei den Gelegenheitstourern Marathon Plus. Das ist ja die Mentalität, die bei den Zelten zum schweren Geodäten führt, obwohl Tausende Hiker schon mit Tarptents recht harte Touren überlebt haben und manch einer sogar nachts trocken blieb. ;-) Letztlich gibt's ja noch immer das Mittel, nicht knallhart zur Unzeit ins Härteste hinein zu fahren und da noch zu campieren. Dieses Mittel wenden auch viele an... rüsten sich aber gleichzeitig gegen das, was sie gar nicht tun werden.
 
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Das geht mir langsam doch zu sehr in Richtung "sich über die Reiseradler lustig machen".

Die wollen vielleicht gar keine Trails fahren oder müssen das Rad über Zäune haben.
Die größte Herausfordeurung ist das schnelle Umsteigen am Bahnhof.
 
@roundround : Es spricht doch keiner von echten Trails mit dem Reiserad. Die Reiseradler verstehen unter Offroad eher Pisten. Aber der schnelle Umstieg am Bahnhof ist gewichtsunabhängig ein Problem. Verpasst du wegen Verspätungen einen Anschluss, hat im Fernverkehr der nächste Zug womöglich gar keinen Platz für dein Rad. Nach üblen Erfahrungen buche ich immer längere Umstiegszeiten... das nur nebenbei.

P.S. Richtig lusting mache ich mich nicht. Es ist nur so, dass Mountainbiker sich beim Schlauchwechsel gar nicht viel denken, weil sie die Reifen ohnehin so oft wechseln... viel, viel öfter als andere Radfahrer.
 
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