Materialfragen nach missglückter Hand-Operation

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'N Abend allerseits,

Wo anfangen... Ich habe mir vor mittlerweile 21 Monaten das Bein gebrochen, konnte aber seitdem keinen Meter mit dem Mountainbike fahren. Das Bein ist mittlerweile heile, aber nachdem sowohl der Hausarzt als auch der Chirurg standhaft meine Probleme mit den Krücken ignoriert haben, habe ich extreme Probleme mit den Händen bekommen (Schmerzen, Taubheit, Schnappfinger), die Entzündungen wurden dann chronisch, die Verdickungen gingen nicht zurück, haben schließlich auf den Nerv gedrückt und vor einem halben Jahr musste ich dann schließlich an beiden Händen operiert werden (Loge de Guyon-Syndrom).

Für die Hand-OPs bin ich natürlich in ein anderes, wie ich dachte renommiertes Krankenhaus gegangen, aber wie's aussieht, haben sie's dort auch verkackt. Nun steht im Raum, dass ich vielleicht nie wieder radfahren kann. Also nicht nur Mountainbike - sondern überhaupt. Wie's mir geht damit? Nun, angeblich soll es in richtig miesen Krankenhäusern gelegentlich vorkommen, dass dem Patienten versehentlich die Familienplanung abschnippeln. Wenn ich noch wählen könnte, würde ich definitiv tauschen - soweit die Prioritäten.

Was das Radfahren anlangt möchte mich noch nicht geschlagen geben und suche jetzt nach Tricks, wie ich das doch noch hinkriegen kann. Das wird schwierig: Beruflich schreibe ich viel, aber ich kann die Hände noch nicht mal lange auf die Handablage der Tastatur legen (jedenfalls nicht die rechte). Dementsprechend sieht's natürlich düster aus, wenn die Hände mit dem Gewicht ständig gegen die Lenkstange gedrückt werden (das muss also nicht bloß gedämpft sondern mehr oder weniger vermieden werden).

Zwei Fragen:

1. Kennt jemand fahrradtaugliche Handschuhe, die eine Art von Schutz bieten, die über bloße Gel-Einlagen hinausgeht? Im weitesten Sinne dachte ich an Einlagen so wie bei den Protektoren, die man zum Skating benutzt (also was Massives). Wenn man zusätzlich etwas greifen soll, müssten solche Einlagen natürlich einigermaßen zu einer Hand passen, die etwas greift - sonst wird's gefährlich.

2. Ich habe überlegt, ob ich vielleicht wieder auf Rennrad umsteigen soll, weil die Rennradlenker Griffhaltungen bieten, die für den Nervus Ulnaris (Kleinfingerballen) doch erheblich gnädiger zu sein scheinen, hasse es aber, auf Autostraßen zu fahren. So bin ich jetzt auf Gravelbikes gekommen (hatte von den Dingern vorher noch nie etwas gehört). Wobei ich seit mittlerweile einem Jahr ein nagelneues Polygon Syncline C5 MTB mit Maxxis Rekon/Dissector-Bereifung rumstehen habe. Hätte also jetzt zwei Möglichkeiten:

- Entweder, ich verpasse dem Polygon einen Gravel-Lenker. Ich hätte aber meine Zweifel, dass ich das wirklich ordentlich hinbekomme und vor allem hinterher die Geometrie noch stimmt.

- Oder, ich trenne mich von dem Polygon und lege mir ein dezidiertes Gravel-Bike zu, etwa das Grizl 7 Suspension:

https://www.canyon.com/de-de/gravel-bikes/bike-packing/grizl/al/grizl-7-suspension/2710.html
Für meinen derzeitigen Fahrbedarf wäre das definitiv ausreichend - wäre ja schon froh, wenn ich wieder aufs Rad bzw. in den Wald kann. Allerdings haben sich meine anderen Rad-Bedürfnisse nach dem Unfall nicht verändert - nachdem ich damals mit eher unzeitgemäßem Material auf einer feuchten Wiese weggerutscht bin, bin ich ja mit freundlicher Forumsberatung auf die Maxxis-Reifen gekommen, damit ich mir über den Grip erstmal nicht so viele Gedanken machen muss. Blöderweise sind aber die Gravel-Bikes fast alle 28 Zoll, die MTBs sind aber 27 1/2 bzw. 29 (warum auch immer). Kann also dann die Maxxis (oder Conti X King oder was immer es sonst so gibt) nicht so ohne weiteres auf das Gravelbike aufziehen.

Soweit mein Recherche-Stand des heutigen Abends. Für konstruktive Ideen wäre ich unheimlich dankbar (Demotivierendes nach Möglichkeit bitte nur in Maßen, davon hatte ich in den letzten eineinhalb Jahren mehr als genug).
 
Zuletzt bearbeitet:
Blöderweise sind aber die Gravel-Bikes fast alle 28 Zoll, die MTBs sind aber 27 1/2 bzw. 29 (warum auch immer). Kann also dann die Maxxis (oder Conti X King oder was immer es sonst so gibt) nicht so ohne weiteres auf das Gravelbike aufziehen.

Deine Odyssee liest sich nicht so prickelnd, aber ich habe dazu auch nichts hilfreiches beizutragen. Was Gravel Reifen angeht die robust sind und ziemlich MTB-mäßig sind, bin ich vom neuen Pirelli Cinturato Gravel S angetan. Die habe ich auch gerade drauf. Wenn es trockener und Richtung Sommer geht, verwende ich bisher die Specialized Pathfinder Pro. Letztere laufen auch gut auf der Straße, aber wenns matschig wird reicht das Profil nicht mehr und sie werden zu slicks.
 
Ich habe nach einem ("normalen") Bruch des fünften (kleinen) Mittelhandknochen auch noch Probleme, die vergleichsweise dünnen MTB Griffe sicher zu greifen und mich teilweise abzustützen. In einem Rennen (2 Wochen nach Metallentfernung) die Tage zog mir nach 40 min doch der Schmerz in den Arm.
Noch vorher konnte ich auf dem Rennrad sogar leichte Cyclocross Einlagen fahren - die Handhaltung ist insbesondere für kleineren Mittelhandknochen gefühlt erheblich freundlicher.

Ansonsten: wenn du kannst kaufe dir ein Gravel/Cyclo-Cross/Rennrad und fahre erst Mal wieder. Und dann schaust du wie es weitergeht.
 
Servus, nur kurz von mir: 28 und 29 zoll sind quasi das selbe kannst also auch 29er auf die 28 " Felge ziehen und umgekehrt
 
Unschönes Szenario :(
Habe ähnliche Einschränkungen aufgrund des Stoffwechsels: Tarsal- / Karpaltunnelsyndrom uvm und damit Schwierigkeiten, Dinge zu fassen und zu halten. Die geraden MTB Lenker gehören zu den unangenehmen Dingen. Habe mir einen mit 12° Backsweep montiert. Das ist besser, aber weitweg von optimal. Es gibt auch 16°... Außerdem könntest Du Hörnchen / inner outer bar ends montieren.
Zudem gibt es Lenker - z.B. Jones H-Bars - in den ungewöhnlichsten Formen, die vielseitige Greifmöglichkeiten bieten. Werden auch hier im Forum besprochen.
Ein Gravel / Crosser ist sicher eine gute Möglichkeit, um wieder ins Fahren zu kommen. Die Rennbügel bieten auch mindestens zwei Griffpositionen. Es gibt Gel-Lenkerbänder, die polstern und zudem den Durchmesser vergrößeren. Das finde ich immer angenehm. Zudem kannst Du Dir einen Triathlon-Aufleger montieren, um die Hände komplett zu entlasten. Kannst Du auch auf ein MTB montieren.
Mit Handschuhen kann ich Dir nicht raten. In Deinem Fall würde ich mir aber welche in Übergröße kaufen und die partielle Polsterung selber reinkleben oder nähen. Alternativ (geschlossenzelliges) Schaumstoff in Formstücken mit Lenkerband auf die relevanten Stellen auf dem Lenker befestigen. Hatte ich mal im Unterlenker für die Handinnenfläche.
Ein aufrechteres Sitzen auf dem Bike verteilt das Gewicht mehr weg von den Händen hin zum Sitzfleisch.
Aus meiner Erfahrung kann ich Dir für die Regeneration von Nerven und Bindegewebe u.a. (gutes) Vitamin B-Komplex und Glutamin empfehlen.

Gute Besserung! Wird schon wieder...
 
Danke für die hilfreichen Posts, die mich alle weiterbringen. Beim Grizl kann ich mit den Reifen halt nur bis 2 Zoll (50mm) Breite gehen - was bei Gravel Bikes offenbar schon viel ist. Damit verstoße ich dann eh schon wieder gegen meine Bewährungsauflagen aus dem Unfall-Thread, wo mir zu breiteren Reifen geraten wurde. Die 50mm würde ich dann aber jedenfalls ausnutzen wollen - damit scheiden die Cinturato Gravel S aus. Was bleibt ist Conti Cross King, eventuell Maxxis Beaver vorne wenn ich noch irgendwo einen auftreiben kann.

Dass andere auch erhebliche Probleme haben und ihr trotzdem nicht aufgegeben habt, macht mir jedenfalls Mut. Ich denke einfach, dass meine Hände auf alle Fälle genug schmerzfreie Auflagefläche haben, dass es mit dem Biken noch irgendwie klappen sollte. Wird halt eine Fummelei (u.U. muss ich bei mir eher die schmerzfreien Stellen polstern um den Rest zu entlasten, von daher ist die Idee des diy auch eine gute). Und der Tipp mit der Sitzposition gibt mir gerade sehr zu denken - vielleicht wird es dann doch kein Bike in XL werden...
 
Ich bekomme bei Rennradlenkern eher Probleme mit dem Ulnaris als bei Geraderen Lenkern.
Nach Radreisen hatte ich teilweise monatelang Lähmungserscheinungen in der Hand. Dichter habe ich die Finger nicht aneinander bekommen. Das war noch auf der Tour, später ist es noch schlimmer geworden, aber da habe ich keine Fotos. Konnte zwischenzeitig nur den Zeigefinger zum Daumen führen und den nicht kraftvoll. Schnürsenkel binden musste ich mir neu beibringen.
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Mit geraden Lenkern mit viel Kröpfung habe ich in dem Bereich mehr Entlastung.
 
Zu deinen Händen. Da die recht komplizierte Teile des Körpers sind, lohnt es sich, nach wirklichen Spezialisten und Könnerinnen / Könnern zu suchen. Mir fallen dazu die Uniklinik in Heidelberg und die Charite ein. - Allerdings eher vom Hörensagen als aus eigener Erfahrung.

Und zu den Reifen. Es gibt ja auch schmale Stollenreifen unterschiedlichster Art, ich fahre (zumindest im Winter) solche auch auf meinem Trekkingrad. Und was das Gravelbike angeht, mußt du eben darauf achten, eines zu nehmen, bei dem Hinterbau und Gabel recht viel Durchlaß haben, dann klappt es auch mit der Bereifung.

Ich wünsche dir alles Gute und daß deine Hände wieder besser werden.
 
Zu deinen Händen. Da die recht komplizierte Teile des Körpers sind, lohnt es sich, nach wirklichen Spezialisten und Könnerinnen / Könnern zu suchen. Mir fallen dazu die Uniklinik in Heidelberg und die Charite ein. - Allerdings eher vom Hörensagen als aus eigener Erfahrung.
Die Hand OPs waren im Krankenhaus Waldfriede - die haben einen guten Ruf und sind meines Wissens eine Dependance der Charite.

Lief bei mir so, dass sie aufgrund der Verdickungen im zweiten Anlauf eine Verminderung der Nervenleitgeschwindigkeit festgestellt und daraus die Diagnose Loge de Guyon abgeleitet haben. Dann wurde Druck gemacht wegen möglicher Atrophien. Bildgebende Untersuchung wurde abgelehnt (obwohl ich die MRT-Termine bereits vereinbart hatte). So wie ich das inzwischen sehe, hat sich die Diagnose "Loge de Guyon" dann irgendwie verselbständigt: Zwischen den beiden OPs war 1 Monat Zeit, war aber nicht möglich, dazwischen mit der Chirurgin zu reden. Das ging erst, als ich bereits wegen der zweiten Hand auf dem OP-Tisch lag - 60 Sekunden vor der Narkose wurde mir gesagt, dass sie die Verdickung bei der ersten OP nicht gefunden, aber die Dekompression des Nervs bestmöglich durchgeführt hätte. Ein halbes Jahr später habe ich jetzt also an beiden Händen riesige Narben. links außerdem ein schmerzhaftes Granulom, die Verdickungen sind schlimmer als vorher (nach der Erfahrung aus dem letzten Jahr wird das auch nicht mehr besser werden) und nachts schlafen mir häufig die Finger ein (auch schlimmer als vorher). Laut KH lief aber alles wie geplant.

Fragt sich halt, wo man als nächstes hingeht, wenn man schon bei den "Spezialisten" war.
 
Ich bekomme bei Rennradlenkern eher Probleme mit dem Ulnaris als bei Geraderen Lenkern.
Nach Radreisen hatte ich teilweise monatelang Lähmungserscheinungen in der Hand. Dichter habe ich die Finger nicht aneinander bekommen. Das war noch auf der Tour, später ist es noch schlimmer geworden, aber da habe ich keine Fotos. Konnte zwischenzeitig nur den Zeigefinger zum Daumen führen und den nicht kraftvoll. Schnürsenkel binden musste ich mir neu beibringen.
Die Beschwerden sind halt sehr spezifisch bei mir. Oft kommen solche ja Lähmungserscheinungen auch vom Handgelenk oder der Haltung der Hände an und für sich. Aufgrund der speziellen Entstehungsgeschichte geht es bei mir aber "nur" um eine Münzgroße Stelle am Handteller - könnte ich die beim Radfahren aussparen, hätte ich wahrscheinlich keine Probleme.

Wobei mich natürlich interessiert, bei welcher Position du die Probleme hattest. Bei der klassischen Bergauf-Position, wo man die Daumenballen oben hinter der Bremse aufstützt sind die Kleinfingerballen doch weitgehend unbelastet. Wenn man viel in der Ebene fährt und die untere Griffposition benutzt, kann ich mir das eher vorstellen.
 
28" und 29" haben die Selben Felgen. Die Unterscheidung 28"/29" ist durch den Außendurchmesser der Reifen. Von daher kannst du bei genügend Reifenfreiheit in Rahmen und Gabel die Reifen zwischen 28" und 29" Felgen, welche im Durchmesser identisch sind (ETRTO 622 mm), nach belieben tauschen.

Zur Verletzung kann ich leider nichts beitragen, außer dass ein BMC Granfondo Carbon durch Rahmenflex ein sehr bequemes Gravel-Bike ist. Auf Kopfsteinpflaster meine ich immer ich sitze auf einem MTB. Das BMC URS (Unrestricted) sollte hier noch einen drauf setzen, da hier nicht nur Flex als Federweg genutzt wird.
 
- Entweder, ich verpasse dem Polygon einen Gravel-Lenker. Ich hätte aber meine Zweifel, dass ich das wirklich ordentlich hinbekomme und vor allem hinterher die Geometrie noch stimmt.

- Oder, ich trenne mich von dem Polygon und lege mir ein dezidiertes Gravel-Bike zu, etwa das Grizl 7 Suspension:

https://www.canyon.com/de-de/gravel-bikes/bike-packing/grizl/al/grizl-7-suspension/2710.html
Wenn das Gravel noch mehr Richtung MTB gehen darf:
https://www.cotic.co.uk/product/cascadeStarrgabel oder 100mm Gabel
29x2.4/27.5x2.8 Reifenfreiheit
Kabelführung für Dropper
 
Nur um mal ein Update zu geben... ich hab beim Canyon Grizl zugeschlagen als es neulich auf 1.600 runtergesetzt war. Bin von dem Bike sehr angetan und der Griff tut genau das, was ich mir erhofft hatte: Die Auflagen sind schön breit, und im Prinzip kann man das Gewicht immer auf den Daumenballen geben. Wohlgemerkt, wenn ich in der Ebene fahre oder Bergauf (bin eh mehr der Uphiller).

Der Pferdefuß zeigt sich beim Downhill - mit der unteren Griffposition und zwei Fingern an der Bremse liegt die Lenkstange dann genau auf dem nervus ulnaris. Wenn's dann auch noch schlagig wird ist das natürlich nicht gut. Da's ne Zeitlang so ausgesehen hat, als könnte ich nie wieder radfahren, überwiegt die Freude, aber für Bergab bin ich noch am tüfteln (entweder eine andere Armhaltung, oder vielleicht auf der oberen Lenkstange mit Froglegs zum Bremsen nachrüsten, dann hab ich auch mehr Optionen).
 
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