Hallo zusammen,
da ich vor Kauf meines Nukeproof Digger Probleme hatte an Informationen zu kommen, möchte ich hier ebenfalls meine Erfahrung teilen.
Vorgeschichte
Ich bin zuvor jahrelang eine Bulls Copperhead 3 gefahren und wollte auf ein Trail Hardtail wechseln mit der Ambition hin und wieder mal im Harz oder im Deister sowie zuhause auf dem platten Land zu fahren. Zur Wahl standen Räder wie das Radon Cragger, Nukeproof Scout, Ragley BigWig, Cotic Soul.
Nach langem hin und her und ein paar Besuchen beim Bike-Händler kam der Umschwung zum Gravelbike.
Die Heimat ist leider nicht von vielen Höhenmetern geprägt und unsere Trails sind dann leider doch meist breitere Feld und Waldwege. Ein Gravelbike schien mir alles mitmachen zu können und dabei größere Touren zu ermöglichen.
Über einen längeren Zeitraum waren zunächst das Ridley Kanzo A, dann das
Rose Backroad und schließlich das Nukeproof Digger die Favoriten. Das Digger erscheint mir bis heute das mountainbike-orientierteste Gravelbike zu sein. Das war neben einer guten Ausstattung und einem angemessenen Preis schließlich auch Grund für die Kaufentscheidung.
Kauf des Nukeproof Digger Factory 2020
Da ich ähnliche Erfahrungen mit den deutschen Nukeproof Händlern wie
@määd gemacht, habe ich es schließlich bei wigglesport.de bestellt. Mir ist auch nach Rücksprache mit Nukeproof selbst nicht klar, warum die deutschen Händler entweder über das 2020er Modell nicht informiert waren, kein Interesse am Verkauf hatten oder gar nicht erst beliefert wurden.
Nukeproof Digger Rahmengröße
Das Thema Rahmengröße hat mich sicherlich eine ganze Woche vor dem Kauf beschäftigt. Ich bin aufgrund fehlender Erfahrung und fehlendem Interesse kein großer Fan von Geometrietabellen und würde mir doch von Fahrradherstellern eine Liste mit Körpergröße und Innenbeinlänge wünschen. Die einzige Größentabelle findet sich bei
wiggle und entspricht, so viel vorab,
nicht meinen Erfahrungen mit dem Rad. Ich bin 1,80m groß und habe eine 83cm Innenbeinlänge. Gemäß besagter Tabelle wird ein L Rahmen für Innenbeinlängen von 81 - 84cm empfohlen. Auch nach Rücksprache mit Nukeproof und mit
wiggle war die Empfehlung L.
Um es vorweg zu nehmen: Die Rahmengröße passt bei 1,80m und 83cm SL gerade so. Das Digger Factory hat eine ablenkbare Sattelstütze, die bei mir bis zum Ansatz im Sattelrohr steckt. Nach einer anfänglichen Umgewöhnungszeit fühle ich mich mittlerweile sehr wohl auf dem Rad. Dennoch erwische ich mich hin und wieder dabei, den
Sattel um 0,5cm abgesenkt zu haben.
Es bleibt der Zweifel an der Rahmengröße. Ein Rahmen in M hätte es wohl auch getan.
Kauf des Nukeproof Digger Factory
Der Grund für die Factory Ausstattung war zum einen die hochwertigere GRX Austattung und die versenkbare Sattelstütze. Diese ist zwar sicherlich kein Must-Have, passt aber zu dem groben Charakter des Diggers und ich wollte schon lange eine solche Stütze ausprobieren.
Die Lieferung über
Wiggle lief schnell und so war das Rad eine Woche später schon bei mir. Da war dann auch schon die erste Ernüchterung. Neben zuvor beschriebenen Zweifeln an der Rahmengröße war das Rad mangelhaft montiert. Ein zweites, identisches Rad für einen Bekannten kam ebenfalls gleichzeitig an und hatte dieselben Mängel.
Die Bremssättel waren nicht richtig montiert und die Sattelstützen nicht richtig festgezogen, sodass beim Rausheben aus dem Karton direkt der erste Knick im Seilzug für die Sattelstütze war. Meine Sattelstütze (Brand X Ascend 01) fährt nur sehr schwer in die ursprüngliche Position zurück und die Räder waren voller Schmiere.
Die meisten Punkte sind mit wenig Aufwand zu beheben, betrüben aber doch die Freude über das neue Rad. Die Kommunikation mit
Wiggle war zum Teil sehr schlecht.
Erfahrungen mit dem Digger
Ich fahre das Digger mit den
Shimano XT T8000 Pedalen und kann diese nur weiterempfehlen. Durch die zwei Seiten Flat/SPD lässt es sich jederzeit gut fahren und passt zum flexiblen Einsatzzweck des Rads.
Das Rad ist super und ich bereue den Kauf in keinster Weise. Zwar schaue ich immer wieder nach oben genannten Trail Hardtails, weiß aber, dass ich diese gar nicht mehr brauche. Das Digger deckt bis auf Trailtouren im Harz o.ä. sämtliche Einsatzbereiche ab. Ich fahre viele Schotter und Waldwege, ein paar Trails und so wenig wie möglich Straße und asphaltierte Fahrradwege. Hin und wieder fehlt mir der Komfort einer Federgabel, jedoch werde ich mich an die Brutalität eines Starrbikes auf ruppigen Strecken gewöhnen. Der breite Rennradlenker am Digger ist jedenfalls durch die verschiedenen Griffpositionen deutlich gemütlicher als an meinem Mountainbike.
Die Bandbreite der
Shimano GRX ist für mich als Flachland- und Hobbyfahrer absolut ausreichend. Höchstgeschwindigkeiten von rund 45-48kmh sind mir auf flacher Strecke ausreichend und steile Anstiege im Gelände meistert das Digger aufgrund der sehr guten Sendero 47 mit etwas Krafteinsatz auch anstandslos.
Insgesamt stelle ich fest, dass ich auf unseren norddeutschen Trails schneller unterwegs bin als mit meinem alten Copperhead und dabei auch noch deutlich weiter fahre.
Die Sattelstütze (hier die versenkbare) ist sicherlich verfechtbar, jedoch möchte ich sie nicht mehr missen. Sie bringt bei Treppenfahrten, steilem Gefälle oder Bunnyhops über Pferdesch**** enorm viel Sicherheit und verleiht dem Rad mehr Verspieltheit.
Von den
Reifen (Sendero 47) bin ich begeistert. Sie haben auf der Straße einen erstaunlich geringen Widerstand und bieten im Gelände sehr viel Grip. Das ist sicherlich eine subjektive Beobachtung, jedoch sehe ich für meinen Einsatz keinen Grund auf ein feineres Profil zu wechseln.
Über die Lackqualität kann ich aufgrund fehlendem Vergleich nicht viel sagen, jedoch habe ich nach geschätzten 400-500 km schon ein paar Lackabplatzungen entdeckt. Das ist zwar nicht schön, gehört aber wohl dazu. Es wäre sicher besser gewesen eine Lackschutzfolie aufzubringen.
Zubehör
Das Digger in L kommt mit einem 90mm Zipp Service Course Vorbau. Diesen habe ich gegen einen 70mm Vorbau getauscht, um etwas gemütlicher auf dem Rad zu sitzen. Das war eine deutliche Verbesserung, wobei vielleicht auch 60mm gut gewesen wären. Häufig erwähnte Bedenken hinsichtlich der Laufruhe bei hohen Geschwindigkeiten und kurzen Vorbauten an Renn- und Gravelrädern hatte ich zwar ursprünglich, kann diese jedoch jetzt mit dem neuen Vorbau nicht nachvollziehen. Ich komme damit sehr gut klar.
in den nächsten Tagen erreicht mich noch eine Satteltasche sowie eine Oberrohrtasche. Gerade die Entscheidung für eine Dropperpost geeignete Satteltasche ist nicht einfach, da hier die Auswahl klein und meist sehr teuer ist. Ich habe mich letztlich für den TopPeak Backloader 15L in Kombination mit dem DP Mount entschieden. Ob das gut funktioniert wird sich zeigen. Ich werde dazu berichten.
Ich hoffe dieser kleine Erfahrungsbericht hilft einigen Interessierten. Sicherlich habe ich einige Punkte vergessen und stehe deshalb für Fragen bereit.