Montag: Karimabad
Karimabad liegt im sogenannten
Hunza Valley, und seine Einwohner stammen der Legende nach von den Soldaten Alexander des Grossen ab. Die Details sind dann
etwas komplizierter (Afghanen, Zigeuner, sibirische Stämme), auf jeden Fall gibt es aber viele Kinder mit blauen Augen und die Leute sind für ihre Freundlichkeit und Gastfreundschaft berühmt. Hier wollten wir einen Tag zu Fuss verbringen und machten uns nach einem sehr leckeren Frühstück auf den Weg.
Unser erstes Ziel war das
Cafe de Hunza, in welchem es zu unserer grossen Begeisterung echten Espresso gab. Wir blieben eine Weile und unterhielten uns mit einer äthiopischen Ärztin, die in Kabul im Krankenhaus arbeitet, sowie mit ihrem Bekannten, einem Arzt aus Islamabad, und mit dem Wirt. Wir erfuhren so einiges über Schwierigkeiten beim Aufbau eines Gesundheitswesens unter kriegsartigen Bedingungen und über die Auswirkungen der Weltpolitik auf die Region. Noch vor 9/11 war der Norden Pakistans mit all seinen tollen Bergen und Menschen ein Trekking-Paradies für Weltenbummler und Hippies (so ähnlich wie vielleicht Nepal heute). Die Tourismusinfrastruktur dafür ist immer noch vorhanden, doch eine Verschlechterung der (gefühlten) Sicherheitslage mit der Verdrängung radikalislamischer Gruppen aus Afghanistan führte zum Ausbleiben der (ausländischen) Besucher, was viele vorher vom Tourismus lebende Menschen vor Probleme stellt.
Irgendwann liefen wir weiter und deckten uns auf dem Basar der Stadt mit Mitbringseln ein.
Baumarkt
Elektrizität zum Anfassen. Drei Phasen Starkstrom gehen rein, 2 Phasen Wechselstrom kommen raus (wer Strom braucht, einfach ranhängen).
Trafos mit Handgewickelten Spulen (wahrscheinlich auch noch aus der Kolonialzeit).
Hatte ich schon erwähnt, dass es immer nur einige Stunden am Tag Strom gab?
Eine Gasse auf dem Weg zum Baltit Fort:
Als nächstes besuchten wir das
Baltit Fort, dem Sitz der Hunza-Könige bis 1975.
Wir bekamen von einem Student aus Gilgit eine sehr gute Führung durch das Museum und lernten ausserordentlich viel über Feudalismus unter den Bedingungen der totalen Isolierung und über Lebensweisen und Architektur.
Danach ging es weiter den Berg hinauf (das Fort im Hintergrund).
Im ganzen Tal würde kein Grashalm wachsen, gäbe es nicht ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, welches den Inhalt der Gletscherbäche entlang der Hänge verteilen würde.
Ja, es ging recht weit senkrecht bergab und ja, es war durchaus aufregend.
Den Rest des Nachmittag liefen wir eine Weile das Tal hinab (und später wieder hinauf) und sogen die Landschaft und ihre Menschen in uns auf.
Getreideernte.
Kinder auf dem Weg von der Schule.
Trocknende Aprikosen.
Bewässerungsgräben mit Dornen als Schutz vor Ziegen und Schafen (die meisten Gräben waren direkt nach dem Monsun leer).
Ein Stall.
Gelegentlich (ziemlich oft) kündigte sich durch einen sehr vertrauten Geruch schon einige Ecken vorher der Anblick einer überaus prächtigen Hanfhecke an. Diese Hecken stellten alles, was ich vorher an Menge, Pflanzehöhe und Knospengrösse gesehen hatte bei weitem in den Schatten, und wer eine maximal dämliche Debatte über Drogen lesen möchte, dem seien
die Kommentare zu diesem Bild empfohlen.
Wir machten den Fehler, diese Herren auf einem Dorfplatz nach dem Weg zu fragen, denn nun hatten wir ein längeres Gespräch am Knie und die Kinder des Dorfes wurden damit beauftragt, uns ihre Schule zu zeigen.
Irgendwann waren wir die Kinder wieder los und weiter ging es durch eine ziemlich traumhafte Kulturlandschaft.
Ein muslimischer Friedhof.
Gärten.
Hier bastelt jemand mit Kupferdraht am Telefonnetz herum.
Auf dem Weg zurück entlang eines Bewässerungskanals.
Spielende rotharige Kinder mit blauen Augen.
Alpenglühen.
Aus irgendeinem unerklärlichen Grund konnte man in diesem Ort Bier kaufen. Auf der Terrasse vom Hotel nach einem tollen Tag:
Den Rest des Abends verbrachten wir mit Fernsehen. Das war nicht ganz so spannend wie in China (Soaps, Casting- und Talkshows), interessant jedoch war der relativ hohe Anteil von indischen Produktionen, da Pakistan und Indien sich quasi immer noch im
Kriegszustand befinden. Ein hoch auf die völkerverbindende Kraft des Fernsehens!