Review Extralite HyperTerra 3

Ahh, jetzt löst sich der Knoten langsam. …

Ich wollte endlich mal zu einer Entscheidung kommen, ob ich den Radsatz nun reklamiere oder weiter rum-optimieren werde. Dazu wollte ich einmal meine persönliche worst case-Belastung draufgeben. Das ist in meinem Fall wohl eine Tagestour mit 1.000 Höhenmetern, würde ich sagen. Eine Strecke, auf der viel gebremst werden muss und wo ich bewusst viel vorne bremse. Wenn die Beläge das mehr als einen Tag wegstecken, so der Gedanke, dann wäre es noch praktikabel für mich. Aber mehr als einen Tag.

Genau so einen Tag habe ich gestern mal abgespult. Erste Erkenntnis: nur 0,4 mm Belagverschleiß auf 700 hm Abfahrt.
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Leider kam mir ein Platten am Hinterrad dazwischen und hat den Test vorzeitig abgebrochen. Die wichtigste Erkenntnis ist aber überdeutlich: Der Verschleiß ist ausreichend gering, um den Radsatz behalten zu können!

Wie kommt das? Nach meinem Eindruck sind die Rillen etwas zahnloser geworden, fühlt sich beim Drüberstreicheln so an. Sie wirken weniger scharfkantig, sind immer mit etwas Bremsbelag und Dreck gefüllt und vielleicht auch schon nicht mehr so tief wie im Lieferzustand. Mal gecheckt:
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Eher nicht, Lieferzustand war 2,50 mm, keine echte Abnutzung bisher (Foto zeigt aber das Hinterrad). Egal, damit bin ich erstmal happy. Unters Mikroskop kommen sie noch.

Am Hinterrad habe ich seit Tag 1 nun die Elvedes drauf und die sehen immer noch total okay aus, halten bestimmt noch ein paar weitere Monate. Auf dem Vorderrad waren heute auch Elvedes.
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Zweite Erkenntnis: kaum Gequitsche. Das kam eigentlich nur bei langsamen Tempo vor, wenn überhaupt. Mir ist das erst im Nachhinein aufgefallen. Ich teste das später nochmal genau raus.

Dritte Erkenntnis: die Felgen können doch gut warm werden. Es gab da diese eine Stelle, wo ich mal 50 hm am Stück durchgebremst und dann sofort die Bremse ausgehängt habe. Jior, kann man noch anfassen, aber ist kurz vor heiß. Allerdings gibt sich das unter der Hand innerhalb von 20 Sekunden wieder und am Bremsbelag erscheint es mir komischerweise sogar kühler als an der Felge. Passt schon. 50 hm am Stück sind ja auch richtig viel.

Vierte Erkenntnis (das ist jetzt etwas diffizil, zarte Seelen sollten mal kurz wegschauen): man kann auf den Felgen tatsächlich mit platten Reifen rumfahren. :eek:
Solange ich noch auf Waldboden unterwegs war, hab‘ ich‘s einfach gemacht.

Ich kenne das schon von meinen Alu-Felgen, die mussten da bei mir auch manchmal durch - ganz langsam, Gewicht aufs Vorderrad, nur vorne bremsen, kaum Antriebskräfte hinten draufgeben. Und natürlich jeden Stein umzirkeln. Dann geht das schon.

Nur, die Felgen sind für hakenlose Reifen gemacht! Und ich fahre frech meine alten mit Hakenwulst (= ohne passende Geometrie). Das war schon echt eine bedenkliche Nummer. Aber irgendwann musste ich das ja auch mal ausprobieren. Gestern waren die Bedingungen verhältnismäßig gut. Und später auf Kopfsteinpflaster habe ich natürlich getragen oder geschoben. So ein Henker bin ich dann doch nicht.

Boar, geil. Ein echt gutes Tagesergebnis. Nur Schlamm kam irgendwie zu kurz. Also unbewusst, Verfügbar war er schon. Fällt mir aber auch ehrlich schwer ohne jede Not da durch irgendwelche Pfützen zu manschen. Dazu das Sturzrisiko, war ja nicht gerade langsam unterwegs. Mh, ich beschließe hiermit offiziell: das Schlammbad verschiebe ich auf einen anderen Tag. Gibt nun keinen Grund mehr es künstlich zu erzwingen.

So, und jeeetzt kann ich endlich mal die Bremsleistung der verschiedenen Beläge testen!

Horrido!
Frank
 
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Okay, Butter bei die Fische! Ich habe die Bremsleistung bewertet.

Zuerst mal eine Skale festgelegt zur Einordnung. Schulnote 1 bis 6 wie beim Hauptschulabschluss. :)
1,0 1-Finger-Stoppi ohne Kraft​
2,0 1-Finger-Stoppi mit Kraft​
3,0 2-Finger-Stoppi mit Kraft​
4,0 gerade noch Stoppi möglich​
5,0 kein Stoppi mehr möglich, aber bremst etwas​
6,0 Aahhh...bspringen!​
1,0 ist also schon unnötig viel Power, ab 5,0 ist der Belag quasi durchgefallen. Ich bin übrigens gelernter 2-Finger-Bremser, fühl' mich damit nicht unsicher.

Testbedingungen: fünf zunehmende Bremsungen nacheinander, dann noch fünf Maximal-Bremsungen. Test auf Asphalt, waagerecht, nur Vorderradbremse, Gewicht nach hinten um Aufbäumen zu mindern. V-Brake war Avid Mag mit leichten Extralite-Belaghaltern, XTR M950-Hebel mit variablem Hebelverhältnis (rollender Schlitten innen). Beläge waren eingefahren. Ich hatte keine Sicherungssplinte drin, weil ich die Beläge schnell wechseln können wollte. Temperatur ca. 23 °C, keine Sonne, Felge höchstens lauwarm. Nass hieß auch wirklich nass, es hat geschifft.

Testergebnis trocken:
  • Elvedes Carbon (blau): 2,3. Kein Quietschen. Kein Fading.
  • Kool Stop R1 black/ salmon (schwarz-rot): 2,7. Kein Quietschen. Kein Fading.
  • 4ZA Carbon (korkbraun): 2,3. Kein Quietschen. Kein Fading.
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Der Asphalt war leider noch regennass, es kam aber kein Wasser an die Felge. Allerdings stellte sich heraus, dass ich mit Bremswirkung 2,3 schon stellenweise zu wenig Grip hatte, das Vorderrad rutschte zweimal.

Die Korkies färbten die Rillen unschön braun.
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Testergebnis nass:
  • Elvedes Carbon (blau): 2,3. Kein Quietschen. Kein Fading. Kein Rubbeln.
  • Kool Stop R1 black/ salmon (schwarz-rot): 2,7. Kein Quietschen. Kein Fading. Mittelstarkes Rubbeln.
  • 4ZA Carbon (korkbraun): 3,0. Kein Quietschen. Kein Fading. Starkes Rubbeln.
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Das Rubbeln äußert sich als heftiges Gabel-Schwingen kurz vor Stopp, also auf dem letzten Meter. Erscheint mir wie das ABS im Auto, und genau wie dort bringt es bei den letzten 5 km/h keinen positiven Effekt mehr. Dafür verunsichert es gewaltig.

Als ich den Korkie in der Hand hielt fiel grade wieder ein Tropfen auf den trockenen Staub und ergab eine schleimige graue Substanz.
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Die anderen Beläge zeigten das nicht, dort verbanden sich die Krümel mit dem Wasser nicht.
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Was sonst noch auffiel: nach den Bremsungen erschien die Bremsflanke immer vollständig trocken, selbst im Regen. Ich habe sie in diesen Fotos im vorderen Bereich mal nass gemacht zum Vergleich:
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Auswertung trocken:
Da sind Elvedes und Kork gleichauf, die R1 fallen etwas ab. Insgesamt reicht mir die Bremskraft 2,3. Die Elvedes "wuuuschen" etwas hörbarer, kleiner Nachteil.
Auswertung Nass:
Hier fällt Kork deutlich ab, die R1 bleiben auf mittlerem Niveau und die Elvedes auf gutem. Gleiche Eigenschaften nass wie trocken, das war das Ziel der Felgen-Rillen. Ich halte fest: Rillen funktionieren!
Sondereffekt Rubbeln:
Geht gar nicht! Nervt und macht nichts besser. Ich hatte in der Reihenfolge leider zuerst die Korkies und dann die R1 getestet. Ich hoffe, die Felge hatte nicht noch irgendwelchen Kork-Schleim drauf, der das Rubbeln auf die R1 übertragen hat.
Sondereffekt Schleim:
Frechheit, Schönwetter-Belege oder was? Dazu die Sauerei auf allem, was die Felge berührt. Das gibt einen dicken Minuspunkt.
Fading:
Konnte ich nicht feststellen, ist also zumindest nicht deutlich ausgeprägt. Das reicht mir.
Quietschen:
Kam bei den hohen Bremskräften heute nicht vor. Ist auch sekundär, die Testsieger heißen sowieso Elvedes und werden verbaut. Falls die nochmal quitschen sollten, gehe ich der Ursache auf den Grund.

Verschleiß traue ich mich nicht bei allen zu bewerten, bei den Elevedes werde ich natürlich berichten.

Wenn ich mal ganz viel Muße habe, dann spiele ich das Spiel noch einmal mit Alu-Felgen durch. Aber erstmal muss ich mich von dem ekeligen Wetter heute erholen. Hab' mich geschüttelt wie ein nasser Wuffi.

Also: Sieger Elvedes, Zweite sind die R1. Die Korkies haben im Mountainbike-Bereich nix zu suchen.

So long!
Frank
 
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