Singlespeed in der Schweiz oder das Ur-MTB

Tobirace

Mit Rad und Tat
Registriert
14. Februar 2008
Reaktionspunkte
9
Ort
Brandenburg
Also jetzt konkreter.
Sind die bikes ihr geld wert und sind sie trotz des hohen gewichts stadttauglich.
Und noch ne frage zu der geometrie. Haben die gabeln, wie damals üblich, nen langen vor-bzw.nachlauf (wie auch immer). So dass das lenkverhalten eher gewöhnungsbedürftig als agil ist?
danke
 
die bikes haben viele vorteile, aber auch zwei große schwachpunkte:
1) keilklemmung der tretkurbel. hier treten aufgrunf von unterdimensionierung häufig folgende defekte auf: verbogene oder gerissene kurbelarme, rundgetretene achsen.
2) das rad hat wulstreifen, die einen anderen querschnitt als die heute üblichen 26" nichtwulstreifen haben und deshalb nicht kompatibel sind. außerdem ist ein reifenwechsel oder das bloße flicken eines schlauches ein pain in the ass. die original maloya reifen werden nicht mehr hergestellt. lösung: überteuerte wulstreifen von chinesischen militärrädern nehmen oder auf eine zeitgenössisch-kompatible felge umspeichen.
 
Die Links von Tobirace zeigen das "Militärvelo 93", AchseDesBoesen redet aber vom Ordonnanzrad 05. Da liegen also 100 Jahre dazwischen.

Das "Militärvelo 93" hat einen sehr stabilen und relativ schweren Stahlrahmen, Barends, eine Magura Felgenbremse, Mavic Felgen und Edco-Lager und Kurbeln. Nur die Pumpe und der Sattel sind noch vom Ordonnanzrad 05. Im Original hat es 2 Rahmentaschen, Werkzeug und eben eine Pumpe dabei.

Das Rad eignet sich schon für den Alltag, da es Schutzbleche und Licht hat und sehr wartungsarm ist. Nur der Speichendynamo geht schnell kaputt, da der Riemen nicht viel aushält. Jedoch sind die Räder beliebt und werden gerne geklaut.

Als das Militärvelo noch im Einsatz war, war es nicht verkäuflich, sondern wurde bloss an Armeeangehörige, die Dienst auf dem Rad gemacht haben, abgegeben. Als die Radfahrerkompanien aufgelöst wurden, hat man die Räder versteigert.

Die Komponenten (Mavic, Magura, Edco, Shimano) waren 1993 auch im Fachhandel erhältlich. Da auch die Ersatzteillager der Armee liquidiert wurden, haben ein paar Private sich alles unter den Nagel gerissen und verkaufen sie nun weiter. So findet man alle Teile noch für einige Zeit z.B. hier: http://www.militaerveloshop.ch/
 
Der Link zu spiegel.de zeigt beide Räder, vorallem das 05, während beim zweiten Link vorallem das neue Militärvelo abgebildet ist.

Jedenfalls gibt es 2 Räder, eines das um 1905 entwickelt und bis in die 80erjahre gebaut wurde und eines von 1993.

Der Preis hängt stark vom Zustand und beim alten auch vom Jahrgang ab. Übrigens wurden beide Räder von verschiedenen Herstellern gebaut.
 
Zuletzt bearbeitet:
@knurrhahn / @achsedesboesen
Vielen dank für eure einschätzungen. Interessant erscheint ohnehin nur das rad von 1993, da ich nur ein alltagstaugliches bike bzw.ein tourenesel suche.
 
das fahrrad 93 hat aber mit singlespeed nichts mehr zu tun, hat eine gangschaltung und sieben gänge.

aber das ding als "tourenesel zu bezeichnen"? sag mal geht's noch? das blöde teil ist 25kg schwer! ich habe damit "touren" gemacht... komplett mit grüner fahrradbekleidung 90 und diesen hohen, ledernen bike-schuhen. die räder sind zwar schwer aber alles andere als unverwüstlich. die übersetzung reicht bergauf nicht aus und wenn du bergab mit gepäck fährst reichen die bremsen nicht wirklich aus. wenn du für dieses mistding auch noch viel geld ausgibst dann ist dir nicht mehr zu helfen.

das ordonnanzrad 05 ist leichter und wiegt "lediglich" 23.5kg. meiner meinung nach zuverlässiger als das neue und eben "singlespeed". die geometrie ist gewöhnungsbedürftig, rücktritt und bremsen generell auch. zum gemütlich rumkurven über kurze distanzen aber gut geeignet. nicht das perfekte stadtrad, aber aufgrund seiner robustheit und des ihm anhaftenden flairs kultig.

fazit:
das neue: zu militärisch, zu teuer, zu neu --> uncool
das alte: über hundert jahre altes design, fast unkaputtar --> cool und +1 hipster punkt
 
Wäre dann ein "Hollandrad" nicht attraktiver?
Die sind nicht ganz so kultig, obwohl die Preise für gebrauchte 20-30 Jahre alte Gazelle & Co. üblicherweise weit über dem damaligen Neupreis liegen. Selbst Hollandräder der Billigmarken mit bauartbedingten Problemen wie o.g. unterdimensionierter Keilklemmung oder einfach nur Rost überall werden offensichtlich in Unkenntnis der Marken/Qualität noch viel zu teuer gekauft.
 
cool und +1 hipster punkt
der mittlerweile zurecht pleite gegangene berliner fahrradladen bikeside hat um die jahrtausendwende mal ein zwei container mit 05 eingeführt und für bis zu 800 mark das stück verkauft. die dinger hier sieht man wie sand am meer. und den wahren hipster erkennt man daran, dass ihm das ding wirklich fackegal ist und er nicht mal imstande ist, die kette richtig zu ölen und sich deshalb mit vmax 12 km/h über den trottoir müht ...
 
Zurück