Warum die Leistungsbeschränkung für sie? Darf sie sich nicht selbst dir anpassen? Und warum muss sie höheren Puls haben?
Damit beide harmonisch miteinander fahren können. Geht doch aus dem Beitrag klar hervor. Sie haben sicher einige Male herumprobiert, bis es optimal zusammenpaßte. Er hat ihr sicher nicht vorgeschrieben, wie weit sie die Leistung zu begrenzen hat. Das war sicherlich Trial + Error im gegenseitigen Einvernehmen, und sicher hat sie das optimale Maß der Begrenzung selbst ermittelt.
Die Leistungsbeschränkung für sie rührt also daher, daß sie sich
freiwillig subjektiv ungefähr so stark anstrengen möchte wie er. Ich finde das super - so
trainieren alle beide und strengen sich subjektiv beide gleich stark an, anstatt nur zu
fahren. Diesen beiden sind also sowohl die Gemeinsamkeit als auch der Trainings-Aspekt wichtig.
Auch die Sache mit dem Puls sollte Dir nicht sauer aufstoßen:
Sie
muß natürlich nicht höheren Puls haben (im Sinne einer Vorschrift). Die Aussage sollte lediglich "beweisen", daß man sich auch auf einem e-Bike anstrengen muß. Der Beweis lag darin, daß ihr Puls trotz e-Bike höher ist als seiner. Ob das ein aussagekräftiger Beweis ist, sei dahingestellt und spielt hier auch gar keine Rolle. Entscheidend ist:
Mit Sicherheit hat er ihr nicht vorgeschrieben, wie hoch ihr Puls zu sein hat. Ich kenne das: Meine fast 40 Jahre MTB und mein Alter (Ü50) sorgen dafür, daß meine Herzfrequenz bei höchstens 150 liegt, im Schnitt eher 140, insbesondere bei langen Touren, die ich anfangs nicht einschätzen kann. 170 wäre die absolute Grenze für mich, aber dahin komme ich ohnehin nicht mehr, weil mein Kreislauf mehr hergibt als die Muskeln, weil also die "mangelnde" Leistung der Muskeln die Herzfrequenz auf natürliche Weise begrenzt. 160 für kurze Zeit bei Lastspitzen sind noch OK, aber wirklich selten.
Meine (deutlich jüngere) Frau hingegen ist beim Sport mit viel höherer Herzfrequenz unterwegs. Natürlich nicht deswegen, weil ich sie unterdrücke und quäle, sondern deswegen, weil ihre Physiologie halt so ist, und sie fühlt sich wohl dabei. Ein Teil der Differenz ist einfach durch den Altersunterschied begründet. Ob es auch grundsätzliche Unterschiede in der Herzfrequenz zwischen Männern und Frauen gibt, weiß ich nicht.
Dafür weiß ich es von Kindern: Wenn ich mir die Herzfrequenz meiner Älteren (die ich durchaus als junge Dame bezeichnen würde) beim Sport anschaue, dann erschrecke ich manchmal. Da ist es völlig normal, daß es mal bis 180 oder höher hinausgeht. Das passiert sogar bei ihren anderen Sportarten mit Kurzzeit-Belastung (Turnen, Vertikaltuch etc.). Und hängt natürlich nicht damit zusammen, daß sie von jemandem bis zu einer Mindest-Pulsfrequenz gepeitscht wird. Bei gemeinsamen Touren hat sie im Schnitt mit Sicherheit 30 Schläge mehr als ich. Diese Touren macht sie dennoch mit links, steigt danach vom Bike ab und übt Turnen, Trampolin und Handstand im Garten (trotz Aufforderung zu Erholung, Hausaufgaben und Vorbereitung auf die Nachtruhe). Das sieht nicht danach aus, als fühle sie sich überanstrengt.
Also: Nicht jede Frau, die die Leistung ihres e-Bikes begrenzt oder mit höherem Puls fährt als ihr Partner, tut das, weil sie unterdrückt oder terrorisiert wird. In 99% tut sie das, um erstens zwar selbst ein richtiges Training abzubekommen, ohne aber zweitens den Partner zu überfordern, wenn der ohne E unterwegs ist.
Haste Angst, dass sie dir mit mehr oder Fullpower und gleicher individueller körperlicher Belastung etwa davonbürstet, du nicht mehr hinterherkommst und frustriert im Ego die Unterschiede erkennst?
Entschuldige, aber das ist doch hanebüchener Schmarrn. Jedem (ihn eingeschlossen) ist doch völlig klar, daß sie ihm mit Full Power davonfahren würde. Er wird damit aber garantiert kein Problem haben, weil es doch völlig logisch ist, daß jemand mit einem 500W-Motor jeden anderen ohne E vernichtend versägt. Ein Marathon-Läufer wird doch auch nicht in seinem Ego zerstört, weil ein Porsche die 42 km schneller schafft. Oder ein Gewichtheber, der seinen Kleinbus zur Reparatur nicht selbst hochhebt, sondern dafür eine Hebebühne braucht.
Ich hab's neulich mal ausgerechnet. Ich bin jetzt nicht schlecht trainiert für mein Alter, trete aber bloß zwischen 150W und 200W, je nach Tagesform und Jahreszeit (bin meistens erst im August richtig fit). Ich müßte doch völlig bescheuert sein, wenn ich erwarten würde, daß ich ohne E mit einem E-Bike mithalten kann, bei dem schon alleine der Motor die doppelte bis dreifache Leistung aufbringt. Und ich müßte schon extrem kaputt sein, wenn das mein Ego kränken würde.
Dein Problem scheint darin zu liegen, daß Du es Dir nicht vorstellen kannst, daß eine Frau sowohl trainieren als auch gleichzeitig mit ihrem Partner fahren will. Oder umgekehrt. Oder allgemeiner, eine schwächere Person mit einer stärkeren.
Das könnte man jetzt auch als astreine männliche Diskriminierung der Frau auslegen!
Das ist doch völliger Quatsch. Die beiden haben einfach eine super Methode gefunden, um trotz eines gewissen Leistungsunterschieds nicht nur zusammen zu fahren, sondern dabei zu trainieren.
Diskrimierung wäre es nur, wenn sie sich dabei nicht wohlfühlt und sowohl zum gemeinsamen Fahren als auch zur Leistungsbrenzung als auch zum hohen Puls gezwungen wird, obwohl sie das nicht will. In diesem Fall ist sicher nicht davon auszugehen; vielmehr wird das Ganze mindestens genauso ihr Wunsch sein wie seiner.
Dem Radfahrer wird hier doch gebetsmühlenartig von einigen Protagonisten dauernd vermittelt, dass man auch bei Ungleichgewicht der Leistung -also für sie FullPower- gemeinsam nebeneinander herfahren und gleichwertigen Spaß haben kann.
Natürlich kann man das. Dein Mißverständnis liegt darin, daß ein Ungleichgewicht der Leistung eben
nicht automatisch "für sie Full Power" bedeuten muß. Full Power bedeuten mehrere hundert Watt. Wenn ich meine in Bestform dauerhafte Leistung von 200 W betrachte und dann eine schwächere Begleitung eben 150 W tritt, dann geht es nur noch darum, diese 50 W auszugleichen.
Das ist ein Zehntel der Leistung eines gängigen e-Bike-Motors, also meilenweit entfernt von Full Power!
Für diesen Ausgleich gibt es zwei Möglichkeiten:
Entweder sie will auch ohne E fahren; dann ist es mir eine Freude, eben nicht an mein Maximum zu gehen (und selbstverständlich auch nicht an ihres) und die Tour mit einer charmanten Begleitung zu genießen, und zwar auf eine Art, bei der man auch nebenbei gute Gespräche führt. Ob wir es dann in drei oder doch in fünf Stunden von Mittenwald zum Karwendelhaus hoch schaffen, ist uninteressant.
Oder sie hat ein E: Dann ist es umgekehrt, und sie wird entweder die Leistung in ihrem E reduzieren (wenn sie sich anstrengen und trainieren möchte), oder sie bleibt auf Full Power und fährt viel langsamer als sie könnte (wenn sie oben am Karwendelhaus ohne Schwitzen ankommen möchte).
Was sie auf keinen Fall tun würde: Auf Full Power schalten und mir davonfahren. Denn dann hätten wir die Tour erst gar nicht gemeinsam antreten müssen. Daß sie das könnte, wenn sie wollte, ist Jedem dabei klar. Warum sollte jemand ein Problem damit haben? Das Duell Motor gegen Muskeln geht selten zugunsten der Muskeln aus ...