The Show Must Go On ... Mit dem Hummer in New York

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Hilfreichster Beitrag geschrieben von caemis

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Heute Vormittag (jetzt ist es grad 13.30 hier) Stadterkundung mit dem Rad - von Queens über die Queensboro Bridge nach Manhattan - Central Park Big Loop - Hudson Greenway - Downton - Williamsburg Bridge - Brooklyn - Queens: 40km und erstaunliche 1300HM!(*) Hier trainiert man für die Alpen....

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Ab morgen beginnt dann der Arbeitsalltag - aber das Wochende ist bereits geplant...

*Mit Blick auf den Höhenausschlag bei Kilometer 13 hat Komoot anscheined beim Anblick des TrumpTowers eine erektile Dysfunktion erlitten ...
 
Geile Kurbel!

Wird der Thread quasi ein Bericht deiner Touren in New York? Wenn ja: :daumen::love:

War bis jetzt nur 1x in NYC, Winter 17/18. da war dort mit Radfahren leider Essig bei Temperaturen zwischen -9 bis -19 grad. Zumindest die bessere Hälfte wollte maximal zu Fuß draußen unterwegs sein.
Habe mehrmals gedacht, wie gerne ich die Stadt aufm Rad erkundet hätte...
 
Geile Kurbel!

Wird der Thread quasi ein Bericht deiner Touren in New York? Wenn ja: :daumen::love:

War bis jetzt nur 1x in NYC, Winter 17/18. da war dort mit Radfahren leider Essig bei Temperaturen zwischen -9 bis -19 grad. Zumindest die bessere Hälfte wollte maximal zu Fuß draußen unterwegs sein.
Habe mehrmals gedacht, wie gerne ich die Stadt aufm Rad erkundet hätte...
Ja, das ist der Plan :) - Winter in NYC stell ich mir nicht lustig vor, das ist hier doch alles nur für gutes Wetter gebaut. Aber entgegen der Vorurteile: Radfahren geht hier recht gut und ist nicht (mehr) verbunden mit Todessehnsucht. Die meisten Straßen haben inzwischen klar geregelte Fahrradwege und selbst auf den Avenues in Manhattan gibt es farblich markiert und NICHT zugeparkte Radwege. Lediglich die elektrisierten Pizza-Boten gehen mir tierisch auf den Sack.

Nun denn, heute wird gechillt, die letzten Tage waren anstrengend. Ein Foto noch und dann folgt auch der Bericht dazu, doch erst mal Frühstücken.

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Also, fangen wir mal an. Seit dem klar war, das ich heuer in die Staaten muss - ja, ich mach keinen Urlaub, ich arbeite - dachte ich mir: ein Radtour das muss sein. Nur Infos sind extrem rar was die Eastcoast und im speziellen den Bereich in NY abdeckt, den man mit Zug und Rad noch erreichen kann. Klar, mit Führerschein und Mietwagen wären auch die Rockys drin gewesen - aber ohne Führerschein...

Das Ziel war klar: Catskills. Ein Mittelgebirge, das zu den Appalachen gehört und etwa 2 Zugstunden von NYC beginnt. Etliche Gipfel mit über 1000m - aber nichts Alpines. Dafür kleine Dörfer, wenig Menschen und ca. 30000 Schwarzbären. Ein optimales Plätzchen für ein ausgedehntes Wochenende, dachte ich, und los ging die Planung. Von einem hiesigen Foristen habe ich eine erst gpx Datei erhalten, die grob meine Runde vorgab, mir aber viel zu viel Straße enthielt, daher musste neben google auch noch das Papier weiterhelfen und ich konnte mir so eine Runde mit Straßen, Singletrails und Forstwegen zusammenstellen, die etwa 320km lang war und mich dort wieder raus brachte, wo ich gestartet bin:

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Poughkeepsie ist eine Kleinstadt am Hudson (auf östlicher Seite) und verbunden mit einer sehr langen Brücke, dem Hudson Walkway.

Den seht ihr hier.

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Auch war das Wetter nicht so richtig Sahne, aber was solls. Der weit größere Nachteil: man darf mit dem Rad nur die "Off-Peak" Züge nutzen und der fährt erst um viertel vor Zehn in Grand Central ab und so war ich auch erst kurz vor zwölf in Poughkeepsie. Mit 125km Ziel für den ersten Tag, etwa 7 Stunden verbleibenden Tageslicht und unbekanntes Terrain ... ihr könnt Euch denken wie das war.

Nach etwa 50km und noch halbwegs in der Zeit hatte ich den ersten Berg erklommen

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Und der danach ansetzende Forstweg fuhr sich hervorragend

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Dann das erste Problem: der zweite Berg führte mich eine knappe Stunde bergauf. Von Beginn an war klar, dass es hier schwierig sein würde den richtigen Pfad einzuschlagen, aber nicht verzagen. Oben angekommen, in einem inzwischen als ReHa-Anstalt genutzte riesige Villenanlage die aus einem Stephen King Roman stammen konnte (Lundy Estate) musste ich feststellen, das weder der geplante Weg, noch das angestrebte Dorf noch existierten (auf allen! Karten aber verzeichnet sind) - Bergab ging es freilich schneller, nur die Zeit war nunmehr weg...

Dafür entschädigte nach weiteren vielen Kilometern, nunmehr auf dem Highway am Roundout Reservoir entlang, der Ausgang desselben mit einem fantastischen Blick in die Wildnis

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Das zweite Problem folgte gleich darauf. Der nächste Anstieg hatte es in sich. Steigungen von weit mehr als 20° waren zu viel für mich und mehrfach verfluchte ich diesen "Hügel" (Glade Hill Rd.) - es wurde langsam dämmrig und zu allem überfluß hing der Nebel schwer in den Bäumen, wie auf dem Foto weiter oben im Thread zu erahnen ist. Dann schlug final die Dunkelheit zu und ich stand an einem kleinen, zum Campen nicht geeigneten See in den Bergen vor einer Weggabelung: nach rechts, den Berg weiter nach oben, Schotter und in etwa 10km Entfernung der nächste von mir zur Sicherheit auserkorenen Campingplatz. Links die asphaltierte Landstraße, finster zwar, aber flach. Ein Blick in das papiernde Material löste die Frage auf: links, in etwa 8KM lag ein anderer Campingplatz, unmittelbar an der Straße. Also ab dafür.

Etwas irritiert über mein "spätes" erscheinen (es war noch vor 20 Uhr) kam ich dort an. Aber mir wurde freundlich und schnell geholfen einen geeigneten Platz für meine Hängematte zu finden und ich konnte in Ruhe und langsam frierend (einer der wenigen Momente wo ich meine kuschelig warme Merinojacke sehr vermisste, die ich aber aus Platzgründen in NYC ließ) meine Schlafstätte aufhängen und essen kochen konnte. Puhhh.

Der nächste morgen begann freundlich, mit Sonne und guten Wünschen auf dem Weg meiner zweiten Etappe. Ziel war der Campingplatz am North South Lake hoch oben und etwa 100KM entfernt. Zunächst "wollte" ich aber wieder zurück auf meinen eigentlichen Track. Eine Entscheidung die sich als grober Fehler herausstellte. Denn schon der Weg zum Trail, auf der Hunter Road, hatte es in sich - Fußgänger die ich mit ihrem Hund davor traf, rieten mir ab den Weg zu nehmen: Unfahrbar. Die Straße gibt es schon lang nicht mehr.

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Unfahrbar war vielleicht etwas übertrieben, aber Gravel war das auch nicht mehr. Hab ich schon erwähnt, dass ich mein Multitool verloren hatte?! Ein Platten hier, wäre der Overkill. Statt Platten gab es aber auch sehr schöne Stellen:

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Und irgendwann ging auch der Trail zu Ende. Schade, denn was mich als nächstes erwartete war die grüne Hölle. Der
Willowemoc Nationalpark ist ein fast undurchdringlicher dichter Wald und den Trail, den ich mehr als 10KM folgen musste sah so aus:

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Knie hoch, mit Ästen, Löcher, Steinen und Bäumen - da war an fahren nicht viel zu denken. Und wie lange man für 10KM braucht - nunja. Doch auch dieses Elend nahm ein gutes Ende und irgendwann, nach der illegalen Querung mehrere Privatgrundstücke die ich auf mich nehmen musste, um nicht alles wieder zurück zu schieben, landete ich auf der inzwischen heiß ersehnten Landstraße am Beaver Kill und flog sie förmlich in Richtung Adler Lake, meiner eigentlichen Destination für Tag 1 - mehrfach dachte ich, was das für eine gute Entscheidung war nach links zu fahren...

In einem kleinen General Store kurz vor Turnwood füllte ich meine Wasserbestände und Zuckervorräte auf und wurde davor gewarnt den Weg weiter zu nehmen, den ich geplant hatte. Diesmal hörte ich auf dein Einheimischen und laß in ihre Warnung nicht nur die mangelnde Vorstellung rein, mit einem Fahrrad überhaupt mehr als 5 KM fahren zu können. Eine lange Umfahrung stand an und erstmal ging es sacht aber stetig für etliche Zeit bergauf - dafür danach aber auch stetig bergab und dank des gänzlich fehlenden Verkehrs konnte ich mit gefühlten 70 Sachen die frisch gemachte Bergstraße runterballern und hab am Ende wahrscheinlich nur eine halbe Stunde Zeit verloren.

Mir stand nun eine lange Fahrt auf dem Highway bevor, was dank der sehr großzügigen Randspur aber völlig problemlos ging. Aufgrund der Erfahrungen des Vortrags und der im Willowmec Forest verlorenen Zeit entschied ich mich auf dem Highway zu bleiben und so weit es ging in Richtung North South Lake zu fahren. Doch irgendwann hinter dem Ort Fleischmanns kam ein grausamer Anstieg, den ich einfach nicht mehr fahren wollte. Ich hielt mein Daumen raus. Und mich nahm ein Feuerwehrmann aus Kingston (eine Stadt am Hudson) mit seinem Kampfhund Molly in seinem PickUp bis nach Phoenica mit. Kurz hinter der Hügelkuppe ginge es fast ausschließlich bergab, bis nach Phoenica. Aber gegen 15min Autofahrt statt einer Stunde mit dem Rad hatte ich im Moment nichts einzuwenden. Und so erreichte ich wieder mit etwas besserer Zeit (es war bereits 16 Uhr durch) die Kreuzug zum Highway 214 nach Tanersville, dem letzten Ort vor dem Campingplatz. Neuerliche Anstiege, diesmal wieder aus eigener Kraft, mal fahren, mal schiebend, führten mich einen letzten Hügel hoch:

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Bevor auch dieser in einer langen Abfahrt mündete. Unten angekommen erwartete mich dann - Oh Schreck - Meister Petz

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Keine 30 Meter entfernt, ein ausgewachsender Schwarzbär. Großartig. Nachdem ich bereits am Vormittag auf den Trails regelmäßig Bärenscheiße ausgewichen war und einige unangenehm große Tatzenabdrücke im Schlamm sah, war ich froh, dass ich dem Bär nun endlich begegnete, ohne das ich allein in einem gottverlassenen Wald stand. Weitere Stunden, einen Kaffee und ein paar Süßigkeiten später kam ich noch mit Tageslicht! am Campingplatz an, schnorrte vom Nachbarn ein paar Scheite Feuerholz und begann mein Essen zu kochen

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Der nächste Morgen war grau. In der Nacht hatte es gestürmt und ich konnte in meiner Hängematte kaum ein Auge zu tun. Aber egal. Die letzte Etappe stand an, und wiederum hatte ich die Route vor meinem innere Auge schon modifiziert. Einen weiteren fetten Anstieg wollte ich mir nicht geben, wenngleich der Blick vom Overlook Mtn. wahrscheinlich richtig geil gewesen wäre. Nun nahm ich was ich bekommen konnte und der Platz des vormals höchst gelegenen Berghotels der Welt, dem Katerskill Hotel, hatte ich auch eine sehr schöne, leider wolkige, Aussicht auf den Hudson, den Staat Vermont und überhaupt (die richtigen Fotos müssen noch entwickelt werden).

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Es folgte, wie soll es auch anders sein, ein fetter Aufstieg. Doch nicht nur das ich ihn nicht fahren konnte, selbst schieben ging nicht mehr. Das Rad also Huckepack auf die Schultern und auf ging es kletternd den super anstrengenden aber super geilen Escarpment Trail hinauf, der sich oben angekommen, als technisch anspruchsvoller Singletrail auch wieder den Berg hinab wand.

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Weniger als ein halbe Meile vor dem Ausgang/Parkplatz kam dann das unvermeidliche: meiner Hinterrad kapitulierte und dem Reifen ging die Luft aus. Noch immer ohne Tool musste ich den Weg nach unten schieben und fluchen und hoffen, dass ich irgendwo dort an der Straße Hilfe oder Werkzeug bekommen würde. Tatsächlich traf ich schnell auf eine Tankstelle, wo mich der nur mit geringen Englischkenntnissen ausgestattete Verkäufer fragend ansah und mich in den hinteren Bereich seines Ladens verwies: Ein Set Imbusschlüssel. Der Tag war gerettet, dachte ich. Drei Patches später, und der schlauch ließ immer noch Luft. Nach einem letzten Versuch, ein Ersatzschlauch hatte ich zu Hause gelassen (Dummer Fehler, kommt NIE wieder vor), war ich am verzweifeln. Ein netter älterer Herr brachte mir einen Schlauch vorbei, doch gerade hielt mein Flickwerk und ich hob ihn mir für später auf. Später dauerte nur ein paar Kilometer, als sich mein Schlauch neuerlich verabschiedete und ich mit dem letzen Rollen meines Rades nahezu in das Auto eines Mannes stolperte, der mir anbot mich mit zu seiner Autowerkstatt zu nehmen. Richtige Richtung, also was solls. Dort baute ich in Ruhe den neuen, alten Schlauch aus Palenville ein und machte mich auf den Weg nach Kingston.

Dort beginnt (oder endet) der Wallkill Rail-Trail, der mich flach und zügig in etwa 25km Entfernung bis nach New Paltz brachte, von wo aus Poughkeepsie quasi ein Katzensprung ist. Unterwegs gab es aber noch was zu sehen...

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Und ich erreichte den Bahnhof gerade ein paar Minuten vor Abfahrt des Expresszuges nach Manhattan. Manchmal muss man auch Glück haben.

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Ein paar Stunden später war ich wieder in Queens. Pizza, Bier und Netflix taten ihr übriges. Insgesamt gute 300km Fahrt mit etwas über 5000HM und einer Fahrtzeit von insgesamt 20 Stunden. Keine längeren Pausen während der Etappen. Resultat: die Catskills sind der Hammer. Man denkt an New York und sieht die Skyline von Manhattan. Tatsache ist, die Catskills sind der Ort an dem die Vorstellung der amerikanischen Wildnis literarisch und ikonographisch im 19. Jahrhundert geprägt wurde und noch heute ist diese Landschaft wild, trotz der Straßen und Häuser, die offensichtlich als temporäre Veränderungen in die Catskills eingehen. Mit mehr Zeit und mehr Vorräten komme ich gern wieder.

:i2:
 
Zuletzt bearbeitet:
So langsam nährt sich mein USA Aufenthalt seinem Ende - glücklicher Weise ist die Arbeit fast erledigt, so dass ich noch mal "rauskomme", nachdem ich das Wochenende radlos in D.C. verbracht habe. Für heute stand endlich mal der Weg ans Meer auf dem Programm.

Los ging es wie immer in Queens...

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... durch Industriegebiet runter nach Brooklyn...

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... und dann ganz lange geradeaus, bis man automatisch an die Nordgrenze der Jamaica Bay stößt.

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Ein wenig durch die Böschung kurven und schwubsdiwubs ist man auch schon am Atlantik.

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Schnell die Füße ins kühle nass - das ganze Wasser für zu kalt befunden um mal eben reinzuspringen (und wie die hier auf FKK reagiern...?) - und weiter ging es Richtung Breezy Point an die Westspitze von Long Island.

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Der Weg zurück führte neuerlich über die Jamaica Bay und an der anderen Uferseite entlang bis nach Coney Island.

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Ein letztes Mal offenes Gewässer bevor ich mich auf den langen Weg zurück durch Brooklyn machte...

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... nebenbei noch den Prospect Park ausgecheckt...

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... nen Käffchen geschlabbert und ab zurück nach Queens ...

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Diese ganze Stadt ist echt verdammt groß. 84km und 5 Stunden Fahrzeit bei diesmal echten 900Höhenmetern... Die nächsten Tage folgt dann nochmal ein Trip rauf den Hudson und dann hab ich fertig.

:i2:
 
Meine letzte Tour hier in den Staaten habe ich, der Gegend angepasst, "Hudson Kill" genannt. 175 Kilometer am Stück mit etwas über 3000 Höhenmeter führten mich gestern den ganzen Tag (reine Fahrzeit 9:30h) über am Hudson entlang. Gestartet bin ich in Queens, passierte Uptown Manhattan und die Bronx bevor ich die High Bridge über den Harlem River nahm um nach Washington Heights und der George Washington Bridge auf die Jersey Seite des Hudsons zu gelangen...

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(High Bridge zwischen Bronx und Washington Heights - für Jahrzehnte war die Gegend berüchtigt für Gewalt, Drogen und Obdachlosigkeit, inzwischen sieht es besser aus)

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(G.W. Bridge von der Jersey Seite aus. Die Straße auf der ich stehe ist der Henry Hudson Dr. auf dem ich eine ganze Weile unterwegs sein werde. Im übrigen DAS Mekka für die Rennradfraktion in NYC)

Hin und wieder gab der Weg offene Blicke auf den Hudson und die andere Uferseite frei. Ansonsten führt der Drive etwa 15km lang recht angenehm zu fahren oberhalb des Hudsons lang, bevor er schließlich auf dem Highway 9, dem offiziellen State Bike Path 9, mündete.

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Im Hintergrund ist schwach zu erkennen die Tappan Zee Bridge, die die Orte Tarrytown und Nyak mit einander verbindet, allerdings für Radfahrer/Fußgänger noch nicht freigegeben ist - keine Option für mich um über den Fluss zurück zu kommen...)

Nyak ist ein tatsächlich wunderschöne Ort mit gehobener und exklusiver Klasse. Villen, nein Schlösser, säumen den Weg entlang in die Berge ...

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Doch statt oben drüber führt am Fuße des Berges ein wunderbarer Weg am Hook Mt. und dem Rockland Park vorbei bis nach Hackenstraw - das industrielle Gegenteil von Nyak.

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Hinter Hackenstraw, nach einer kleinen Odysee durch Industrie und Hafengebiet kam ich schließlich in Jones Point an, wo die alte Uferstraße (leider in einem fürchterlichen Zustand) mich um den Bear Mt. herum zum letzten Stück auf dieser Uferseite führte: die Bear Mt. Bridge.

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(Vorbei an Relikten des Bergbaus in dieser Gegend führt die Jones Point Rd. durch den Wald. Die Abschnitte wechseln zwischen Singletrail, Forstweg und von schwerem Baufahrzeug stark zerstörtem Boden - insgesamt die anstrengenste Passage auf dieser Tour, zumal natürlich nicht flach, sondern in einem ständigen auf und ab)

Dafür lohnt sich der Ausblick auf das Ziel: die Bear Mt. Bridge

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Unschwer auch aus der Entfernung zu erkennen, war die Straße, die sich lang den Berg hinauf zog und für mich die einzige Option nach der Überquerung der Brücke darstellte...

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(von rechts komme ich her)

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(Und nicht nur für mich ist die Straße der einzige Weg... Nach etwa 3km in dichtem Verkehr bergauf, geht es dann aber einige Kilometer bergab - mit Geschwindigkeiten von über 50km/H mussten die Autos (die maximal 40 fahren dürfen) auch nicht auf mich warten ;) )

Peekskill war die nächste Stadt und mit inzwischen über 100km in den Beinen konnte ich mir hier überlegen, ob ich auf den Zug umsattle - ich habe mich dagegen entschieden, auch wenn zunächst einmal ein langer Anstieg in die Blue Mountains anstand. Oben angekommen führte mich die relativ ruhige Landstraße vorbei an die typischen Neuengland Häuser und einem kleinen Supermarkt - Ziel aber war das Croton Reservoir - ein riesiger Stausee der NYC seinerzeit mit Wasser versorgte...

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(Entschuldigt den Finger...)

Nach unten hin:
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Der Weg führte nun auf dem Old Croton Aqueduct Trail zurück bis an die Grenze von NYC. Ein ziemlich cooler Trail, an wenigen Stellen nicht fahrbar und an manchen Stellen durch Umleitungen in Orten etwas schwer zu finden, wuselt sich der Trail auf dem "Dach" des unterirdisch verlaufenen Aquedukts die ganze Küstenlinien bis nach Yonkers (Oberhalb der Bronx) - Leider sehr selten mit freien Blicken auf den Hudson, was vor allem mit der langsam untergehenden Sonne ein schöner Anblick gewesen wäre.

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(Immer wieder stehen diese Säulen am Weg: das sind Luftschächte für die Wasserleitung unter mir. Nicht aufgenommen aber vorhanden sind quadratische Blöcke die als Wartungsschächte funktionierten (in der Größe eines herkömmlichen Reihenhauses natürlich). Immer wieder durchquert der Trail kleiner Städte und führt, etwas merkwürdig, auf weiten Teilen einfach durch private Gärten - ganz im Ernst, ohne Zäune ohne Grenzen, einfach durch... Am Ende jedenfalls, es dämmerte bereits und die zehn Stunden im Sattel waren schon überschritten fuhr ich die letzte lange Strecke durch Manhattan zurück nach Hause. Von oben in Uptown Manhattan/Bronx an gerechnet sind das mehr als 200 Blocks bis ich meine Brückenauffahrt nach Queens erreichte...

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(Ein letzter Blick auf den Hudson und die Landschaft)

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(Der Übergang Bronx nach Manhattan)

In zwei Tagen fliege ich nach Hause und bin froh, dass ich diese ganzen Touren gemacht habe. Ohne Pathos gehts jetzt also ab in den Feierabend und mein Hummer darf sich etwas erholen und bekommt in Berlin erstmal eine ordentliche Wäsche, bevor wahrscheinlich,
vor dem Winter, auch ein Lackkleid fällig wird...

Vielen Dank fürs Mitlesen!

Marco

PS: Die GPS Daten stelle ich auf Anfrage gern zur Verfügung, wobei ich betone, dass insbesondere die Tour durch die Catskills einige illegale Wege aka Trespassing beinhaltet und daher nicht wirklich öffentlichkeitstauglich ist.
 
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ohne Tool musste ich den Weg nach unten schieben und fluchen und hoffen, dass ich irgendwo dort an der Straße Hilfe oder Werkzeug bekommen würde.
ein Ersatzschlauch hatte ich zu Hause gelassen
Denke mal sowas passiert einem nur einmal...
Tools und Ersatzteile (verlier)sicher transportieren ist ganz gut mit einer Werkzeugflasche zu realisieren. Ersatzschlauch immer an einem festen Platz dabei (zB Rucksackfach) - und wenn man ihn nur mal braucht um jemanden aus der Patsche zu helfen ;)
 
Darf man fragen, was du beruflich da gemacht hast?
Klar. Ich bin Historiker und arbeite in einem archivbasierten Forschungsprojekt, d.h. ich fliege/fahre dorthin wo für das Projekt relevante aber noch nicht digitalisierte Materialien liegen und sichere diese, woraus dann schließlich Aufsätze, Bücher, Vorträge, etc. erarbeitet werden.
 
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