Verändert sich die Bremsscheibe dauerhaft durch Überhitzung?

pommes5

bratwurstsalat
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Moin

ich fahre eine Magura MT5 Bremse mit der Magura Storm HC Scheibe in 203mm und organischen Koolstop Belägen. Die Kombi benutze ich seit 2 Jahren weitgehend problemfrei was Fading und Verschleiß angeht und war immer äußerst zufrieden damit (im Gegensatz zu scheinbar vielen anderen wenn ich hier im Forum so nach Magura Erfahrung suche).

Nun ist mir folgendes passiert: Wir waren in den Alpen und die Berge dort haben erfreulicherweise deutlich mehr Höhenmeter als sie das zu Hause bei mir haben. Am ersten Biketag kamen knapp 6000 Tiefenmeter zusammen. Die Bremse verhielt sich zu Beginn wie immer. Unauffällig, problemlos. Gegen Mittag fingen die Geräuschprobleme an der Hinterradbremse an. Unmittelbar nach dem Ziehen des Hebels war noch alles okay, nach 2 Sekunden etwa ging aber ein ohrenbetäubendes Gequietsche los. Ich hab das hier mal exemplarisch zusammengeschnitten:


Ich gehe davon aus, dass die Bremse durch meine fahrfertigen 0,11t und wohl nicht optimale Bremstechnik (ich bremse zwar immer mit beiden Bremsen gleichzeitig, schaffe es aber selten, in den Anliegerkurven nicht zu bremsen) ziemlich heiß geworden ist. Die Beläge waren aber nicht verglast und auch ein Tausch gegen neue Beläge hat das Problem praktisch nicht verändert. Es war instant genau so wieder da. Die Scheibe ist auch nicht verzogen sondern nach wie vor gerade und schleiffrei.

Auch die Bremsleitung war zu keiner Zeit ein Problem. Es war einfach nur höllisch laut.

Daher meine Frage: Kann ein Überhitzen der Scheibe das Material dauerhaft so verändern, dass derartige Probleme auftreten oder lässt sich die Scheibe im Nachhinein irgendwie retten?

"Fun fact": Ich habe die Scheibe vor Ort dann gegen eine andere getauscht (Magura MDR-C), da das so einfach nicht tragbar war, und nach ca. 11000hm fingen exakt die Probleme wieder an.

Freu mich auf Tipps/Einschätzungen/Hilfe
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin,

also bei Hitze verziehen sich Bremsscheiben aber sie ziehen sich auch wieder in den Ursprungszustand zurück. Ob sie sich auf molekularer Ebene und in der Materialeigenschaft ändern, kann ich nicht sagen.

Was passieren kann ist, wenn du nach einer längeren Abfahrt die Bremse gezogen hälst während die Scheibe abkühlt. Wenn die heiße Scheibe durch die Kolben beim Bremsen (nicht sauber ausgerichtet) in eine Richtung gedrückt wird, kann sie sich dauerhaft in diese verziehen.

Da du aber eine neue Scheibe aufgezogen hast und das Gejaule wieder kam, vermute ich den Fehler wo anders. Kannst du ein paar Fotos der Bremsscheibe und des Bremssattels posten?
 
Ich fahre tatsächlich seit Jahren die Koolstops und hatte bisher nie dieses Verhalten.
Vielleicht haben die, die du gerade drin hast zu heiss bekommen oder Öl abbekommen.

Hatte das auch mal. Bremsscheibe abschleifen hat ne Abfahrt lang geholfen. An den Belägen konnte ich nicht sehen, dass die offensichtlich verglast sind. Erst nachdem ich die Scheibe und den Bremssattel komplett mit Isopropanol sauber gemacht und die Beläge gewechselt hab, hats dauerhaft aufgehört zu quietschen.
 
Wir sind schon öfter in den Alpen unterwegs gewesen und ich kann sagen: leider ein völlig alltägliches Geräusch dort, wo auch MTBler unterwegs sind. Bei mir selbst tritt das Geräusch auch bei längeren Steilpassagen mit viel Bremswirkung auf. Ging aber auch immer wieder von allein weg.

Wärme kann das Materialgefüge auch dauerhaft beeinflussen, das wird bei vielen Produktionsprozessen positiv genutzt. In unkontrollierten Prozessen und Umgebungen kann das natürlich auch negative Auswirkungen haben. Ganz ausschließen würde ich das also hier nicht.
 
Wir sind schon öfter in den Alpen unterwegs gewesen und ich kann sagen: leider ein völlig alltägliches Geräusch dort, wo auch MTBler unterwegs sind.
Da stimme ich dir zu. Ich kenne das von anderen Rädern auch. Nicht von meinem eigenen. Auch egal ob in 1000hm oder 150hm Abfahrten.
Bei mir selbst tritt das Geräusch auch bei längeren Steilpassagen mit viel Bremswirkung auf. Ging aber auch immer wieder von allein weg.
Auch das kenne ich durchaus. Dass es mal kurz vereinzelt auftritt und sich dann verflüchtigt. Hier wars leider einfach ein Dauerzustand.
 
Zum jaulen ohne Bremskraftverlust reicht ein leichter Ölnebel, der von der Hitze ziemlich direkt wieder abdampft durchs bremsen
Schau dir mal das Fitting an.
Wenn im trockenen gefahren wird, sieht man oft schon bissl Staub dran haften(mehr als woanders am Sattel)

Fahre auch seit Jahren selbe Kombi wie du, ohne Probleme, allerdings nur am Vorderrad und kein Park .
Allerdings steile schmale Wege, da is man teilweise dauerschleifend auf der Bremse, da müsste das Problem ja noch eher auftreten (was es nicht tut)

Viel Erfolg, die Kombi lohnt sich," gerettet" zu werden 🙂
 
Ich habe mir Sattel, Scheibe und Beläge angesehen. Tatsächlich war alles ziemlich zugesifft und es sah auch nicht nur nach Dreck/Staub sondern schon auch danach aus als könne da etwas Öl als Bindemittel im Spiel gewesen sein.
Ich habe alles demontiert, mit Bremsenreiniger gesäubert und dann die Scheibe mit 200er Schleifpapier bearbeitet.
Mal sehen was der Fahrtest am Wochenende sagt.

Die Frage bleibt aber: Woher kam das Öl? Mitten auf dem Trail kann es ja kein Montagefehler meinerseits gewesen sein bzw. dass ich unvorsichtig beim Entlüften o.ä. gewesen wäre. Es ist ja mitten beim Fahren aufgetreten.

Also Sattel undicht? Habe bestimmt 100 mal auf die Bremse gedrückt gerade und sehe nirgends irgendwelche Spuren von Flüssigkeit.
 
Kann schon passieren, wenn du lange die Bremse gezogen hältst.
Im System ist viel Druck, da gerade gebremst wird. Wenn die Bremse jetzt sehr heiß wird, steigt durch die Hitze der Druck im System. Irgendwo muss der dann hin. Und evtl drückts mal bisserl Überdruck an der Dichtung vorbei
 
Hi,

@PORTEX77
Ich kann das bestätigen, sowohl für ne Magura-Leitung an MT5 als auch Shimano-Leitung an ner 8120.
Bei der MT5 vorne war es wohl mein Fehler, da ich die Olive leicht schief verpresst hatte und es wohl irgendwie nen Teil des Öls in unter dem Außenliner bis zum Banjo schob u es dort austrat.
Bei der 8120 war es wohl nicht mein Fehler, da ls wurde erst nach ca 2Jahren Gebrauch undicht und ich brauchte echt ne Weile, bis ich diesen feinen Nebel am Banjo bemerkte, der sich auf die Scheibe absetzte u immer wieder die Beläge ruinierte, weil das dann doch immer wieder nicht reichte zum Verdampfen bei Temp. Das war aber so wenig an Öl, was da kam, das konnte man fast nicht merken, habs eher durch Zufall fastgestellt. Neue Leitung u Problem war behoben.
 
Danke für die Erklärung. Am Bremshebel habe ich das schon mehrfach (bei Erstmontagen an unterschiedlichen Bikes) gemacht, ist es am Sattel das gleiche Prinzip?

Bei manchen Herstellern (zB Hope) ist es oben wie unten dasselbe Prinzip mit Pin u Olive, bei manchen Drittanbietern von Leitungen (ich meine bei Goodridge oder Jagwire) ist es so, dass man hier auch die Fittinge tauschen u separat montieren kann.
Bei Magura oder Shimano ist das aber werksseitig an der Leitung fest verpresst, da kannst du selbst garnix dran machen (evtl ein Fitting eines Drittanbieters montieren, sofern es auf die Leitung passt wg Innen-/Außendurchmesser), aber im Normalfall würd ich sagen, einmal Leitung in neu tauschen u hoffen, dass es nicht wieder auftritt.
Bei Shimano gab es da wohl mal ne fehlerhafte Charge bei der Version der XT 8120, war hier an mehreren Stellen schon von zu lesen.

Die Magura Leitung kostet ca 20-25,- Euro, je nach Onlineshop. Das Risiko ist also überschaubar. Ein Satz Beläge is sonst gleich wieder hin u der kost fast annähernd soviel.
 
Fitting

1690964488263.png
 
Geräusche wurden hier ja schon sehr viel im Forum besprochen. Laut wirds, wenn Schwingungen in den Resonanzbereich des Systems kommen.
Das kann bei anderen Reibweiten, anderen Steifigkeiten, anderen Materialen, Änderung von Spiel in Lagern, anderem Reifenluftdruck,.... kommen.

Ich hatte bei mir am Rad auch mal bemerkt, dass die Verschleissdicke des Bremsbelags einen Einfluss auf Geräusche gehabt haben könnte. Im Neuzustand und kurz vor Verschleissgrenze war alles ruhig. In einem ca mittleren Verschleissbereich, also Bremsbelag so zur Hälfte dick, hats bei heisser Bremse gequietscht. Sonst nicht. Alles immer daheim im Mittelgebirge.
Meine Vermutung: Durch Belagsverschleiss fahren die Kolben in der Zange mehr aus. Und in dem mittleren Verschleissbereich war die Kolben vermutlich so weit ausgefahren, dass sie zusammen mit den Bremsbelägen so in der Zange vor- und zurückschwingen konnten, dass sie in die Resonanzfrequenz gekommen sind und laut wurden.

Was ich sagen will: pommes5 hat andre Bedingungen in den Alpen erzeugt als daheim. Wahrscheinlich durch hohe Hitze, was primär auf den Reibwert der Bremsbeläge Einfluss hat als auf die Bremsscheibe. Das kann dann zu Quietschen geführt haben.

Die konkrete Ursache für das Quietschen zu finden wird schwierig. Hilfreich kann der Austausch von Scheibe, Belägen, Zange, Laufrad oder sonst was sein, muss aber nicht!
Leider nur try-and-error...
 
Hat sich die Farbe der Scheibe verändert? Wenn ja, dann hat sich die Oxydschicht an der Oberfläche verändert. Würde man durch Abschleifen vermutlich wieder wegbekommen, aber das wollte ich nicht an einer Bremsscheibe machen.
 
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