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Nina Hoffmann im Interview
„Das Syndicate war schon immer ein Traum – und jetzt kommt’s so!“

Dieser Wechsel wurde bereits seit Jahren prophezeit und tritt nun tatsächlich ein: Die deutsche Meisterin Nina Hoffmann fährt ab sofort fürs legendäre Santa Cruz Syndicate! Wir konnten uns bereits vor ihrem Wechsel ausführlich mit Nina unterhalten und sie zu ihrer Entscheidung und den Zielen für die kommende Saison befragen. Viel Spaß mit dem Interview!

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Neben Nina Hoffmann wechseln auch Laurie Greenland und Jackson Goldstone zum Santa Cruz Syndicate. Alles zu den Wechseln findet ihr in unserem Artikel über das Santa Cruz Syndicate 2022

MTB-News.de: Hey Nina, was steht bei dir an dieses Jahr?

Nina Hoffmann: Ich werde 2022 in ein großes Werksteam wechseln und nicht mehr mein eigenes Team fortführen. Das hat verschiedenste Gründe und hat sich am Ende so ergeben und ich freu mich riesig drauf!

Ich werde für das Santa Cruz Syndicate fahren – das lag auf der Hand, durch Santa Cruz und so weiter. Das hat sicherlich nicht jeder so erwartet, weil es ja schon seit zwei Jahren immer so im Raum stand, aber ich immer meinen eigenen Stiefel gemacht habe. Ich habe letztes Jahr von Santa Cruz ein gutes Angebot fürs Syndicate bekommen und da musste ich einfach zusagen.

# Große Änderung für Nina Hoffmann - die Deutsche Meisterin hat für die nächsten zwei Jahre beim Santa Cruz Syndicate unterschrieben.
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Ich fand es super cool, mein eigenes Setup zu machen, aber langsam ist es an der Zeit, noch mehr Professionalität an den Tag zu legen. Das hätte mit dem eigenen Team noch mehr Kapazitäten und vor allem auch Leute gebraucht, die mich da unterstützen und das hat sich einfach über die Saison nicht so richtig ergeben, dass ich da die Leute, die ich bräuchte, zur Verfügung habe. Deshalb habe ich während der vergangenen Saison schon angefangen zu suchen und nach links und rechts zu schauen, um zu sehen, was neben dem eigenen Team noch so möglich ist. Die naheliegendste Option war natürlich Santa Cruz – ich wollte schon immer ins Syndicate, das war schon immer ein Traum. Und jetzt kommt’s so, die erste Frau im Syndicate – verrückt!

Du hast in der Vergangenheit immer viel Wert drauf gelegt, dass du eigene Strukturen hast und dein Team voll auf dich ausgelegt ist. Was meinst du, wie wird das in einem Factory-Team wie dem Syndicate?

Es wird auf jeden Fall einiges neu für mich werden. Bisher war ich immer alleine, konnte alles selbst entscheiden. Jetzt muss ich einen Großteil meiner persönlichen Sponsoren abgeben, zu denen ich wirklich eine gute Beziehung hatte und voll hinter der Marke stand. Das ist etwas schade, aber das Syndicate bringt so viele neue Möglichkeiten für mich mit, dass ich diesen Schritt sicher nicht bereuen werde. Ich bin auch mit allen Partnern im Guten auseinander gegangen, das war mir wichtig.

# Nina Hoffmann war schon die vergangenen Jahre auf einem Santa Cruz unterwegs - mit ihrem Nina Hoffmann Racing-Team setzte sie jedoch auf eigene Strukturen und persönliche Sponsoren.

Das Coole ist, ich kenne das Team schon mehr oder minder. Ich kenne alle Mädels und Jungs, die dort am Start sind und fühle mich dort wohl. Ich weiß auch, wenn ich eigene Ideen hätte und die umsetzen will, dass das in gewisser Weise auch möglich ist und dass man sich immer noch individuell verwirklichen kann.

Man muss halt immer die Pros und Cons sehen: Klar ist das ein Punkt, dass man nicht mehr diese Marke „Nina Hoffmann Racing“, wie man das auch immer nennen möchte, vermarkten kann, weil man halt für das Team fährt. Aber auf der anderen Seite gibt mir das so viel mehr Spielraum, weil ich nicht mehr alles organisieren muss, mich kümmern muss und nun andere Projekte angehen kann. Für mich hat sich das einfach gelohnt, sodass ich gesagt hab: „Ok, ich geh jetzt den Schritt!“.

# Die Psychologie-Studentin musste bisher nicht nur einen sauberen Rennlauf runterbringen, sondern auch die komplette Team-Orga machen - nun ist sie nur noch Fahrerin und kann sich voll auf das Rennenfahren konzentrieren.

War das ganze Management deines eigenen Teams, gerade während der Pandemie, vielleicht auch manchmal etwas zu viel?

2020 das Jahr ging – da habe ich das gar nicht so richtig gemerkt, wie viel Aufwand das ist, weil die Saison da erst gegen Ende stattfand. Da waren das gar nicht so viele Rennen. Klar musste ich da viel stornieren, aber das ging. In der letzten Saison habe ich dann gemerkt, dass am Ende des Tages doch viel an mir hängen bleibt. Das ist ja auch mein Geld, das ich für die ganzen Leute ausgebe und dann buche ich das halt doch und buche das um oder bin verletzt und muss ich drum kümmern: Was ist mit den nächsten Rennen, muss mit Sponsoren reden, Termine absagen, dies und jenes … das ist ein deutlicher Aufwand auf jeden Fall.

Trotzdem war das immer positiver Stress für mich – ich fand das immer cool, das zu managen. Aber perspektivisch hätte ich jemanden gebraucht, der mehr beim Rennen mit für mich vor Ort ist, sodass ich nicht diejenige bin, die als Erstes anreist, gucken muss, wo kommt das Pit hin, in die Unterkunft einchecken muss … alles so Kleinigkeiten, die dich unterbewusst belasten.

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Es ist absehbar gewesen, dass meine Schwester nächstes Jahr nicht mehr mitmachen kann. Sven (Heitmann, der Teammanager, Anm. d. Red.) hat mit seinem Radladen viel zu tun und dann hätte ich mit Robin, meinem Mechaniker, alleine dagestanden.

Du warst zwar schon immer aggressiv auf dem Bike unterwegs, hattest 2021 aber relativ viele Stürze. Meinst du, dass das zusammenhing, dass du dich nicht genug aufs Fahren konzentrieren konntest?

Hm, das kann man vielleicht darauf beziehen oder interpretieren. Ich glaube eher, dass das ein fahrtechnisches Ding ist bei mir. Ich bin auch gerade daran am arbeiten, da ich eine etwas falsche Position auf dem Rad habe. Mir ist das ja auch nie in Rennläufen passiert, sondern immer im Training, wenn du es eigentlich eher easy angehst. Es könnte ein Konzentrationsding sein, weil das waren eher Unachtsamkeitsfehler, aber mehr in der Hinsicht, dass ich in der Situation falsch auf dem Rad gestanden habe. Ich wusste das nie, habe aber jetzt begriffen, wo der Fehler liegt und arbeite daran.

# Stürze waren 2021 bei Nina Hoffmann leider keine Seltenheit - nun arbeitet sie an ihrer Fahrtechnik und sieht dort Potenzial.

Ich hab’s ja noch nie erlebt, wie das ist, sich um nichts kümmern zu müssen. Vielleicht ergibt sich das dann, dass ich merke: „Oh, krass, ich werde doch noch mal entspannter oder sowas.“ Ich muss schon sagen, dass mich so ein Rennwochenende immer stresst und ich immer froh war, wenn es dann vorbei war. Der Stress rührt vielleicht auch vom selbst Organisieren und wenn man jetzt nur ankommt, sich auf sein Rad setzt und Training fährt, nimmt das auf jeden Fall noch mal Spannung raus.

Was sind deine Ziele für das kommende Jahr im neuen Team?

Einfach jeden Rennlauf runterbringen, fit sein und fahren können! Weniger hinzufallen quasi. Dann schauen wir mal, die Ergebnisse kommen dann schon. Wenn ich so über die letzte Saison nachdenke: Klar war die dann zwar vergurkt, aber ich habe es trotz der Verletzung und allem geschafft, zweimal aufs Podium zu fahren. Ich war nicht an den Top-Zeiten dran, aber trotzdem war ich einigermaßen mit vorne dabei und das motiviert halt schon wieder. Es gibt ein paar Feinheiten, an denen ich arbeiten muss. Meine Schulter macht mir tatsächlich ein bisschen mehr Probleme als gedacht zurzeit. Da hänge ich Kraft-mäßig hinterher und muss gucken, ob ich das bis zum Saisonanfang auf ein ordentliches Niveau bekomme.

# Obwohl die Saison nicht optimal lief, war die Geschwindigkeit offensichtlich da - 2022 möchte Nina Hoffmann deshalb einfach jeden Rennlauf ins Ziel bringen und sich so wieder weit vorne platzieren.

Beim ersten Rennen in Lourdes wird es erstmal darum gehen, reinzukommen. Sich an die ganze Atmosphäre, mit dem Team, mit den Leuten gewöhnen und dann schauen wir mal, wie es sich weiterentwickelt. Aber ich setze mir keine großen Ziele – an oberster Stelle steht gerade die Gesundheit bei mir!

Apropos Gesundheit: Wie gut hast du dich von deiner schweren Gehirnerschütterung im Winter erholt?

Ich denke, ich habe mich davon erholt. Ich bin letzte Woche bei einem recht guten Neurologen gewesen, wo wir auch unter sportlicher Belastung Tests gemacht haben. Im motorischen Bereich haben sich keine Auffälligkeiten gezeigt, ich hatte allerdings das Gefühl, ich bin vergesslicher in letzter Zeit. Im Gedächtnis-Bereich war nichts, aber ich habe im Bereich Konzentration, kognitive Fähigkeiten ein bisschen Defizite gezeigt. Ich habe immer noch das Gefühl, dass es mir schwerfällt, bei einer Sache zu bleiben und dass ich mich schnell ablenken lasse in letzter Zeit.

Ich hatte allerdings auch Covid davor und dann noch die Gehirnerschütterung darauf. Man kann nicht so 100-prozentig differenzieren, was kommt sogar noch von der Covid-Erkrankung und was von der Gehirnerschütterung. Seit zwei Wochen fühle ich mich wieder komplett gut, aber die Gehirnerschütterung hat fast 3 Wochen gedauert, bis ich wieder fit war.

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Was ist zur Saison-Vorbereitung mit dem Team geplant?

Es ist für Anfang Februar ein 10-tägiges Testcamp in Portugal geplant. Das ist natürlich alles schon wieder unter Vorbehalt, ob alle reisen dürfen, weil es sind ja nicht nur Europäer dort und die müssen wir alle rankriegen. Wahrscheinlich noch Anfang März in Tarouca – das ist glaub ich so ein Portugal Cup, den wollen wir als Vorbereitung für Lourdes fahren.

Letzte Frage: Worauf freust du dich 2022 mit dem Syndicate am meisten?

Ich freue mich auf so ziemlich alles was kommt dieses Jahr mit dem Team. Zum ersten Mal habe ich (ziemlich coole) Team-Kollegen, darf zu Team- und Test-Camps fahren, neue Produkte ausprobieren und auf den Rennen eines der erfolgreichsten Downhill-Teams der Geschichte vertreten. Was will man mehr?

Vielen Dank für das Interview!

Was denkst du, wie wird Nina Hoffmann sich im neuen Team schlagen?

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