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Steve Peat im Interview
„Ich helfe dem Team, wo ich kann!“

Steve Peat ist einer der legendärsten Downhill-Fahrer überhaupt, hatte eine unglaublich lange und erfolgreiche Karriere und ist dem Sport auch nach deren Ende treu geblieben. Der Brite ist mittlerweile als Trainer und Linien-Coach bei seinem alten Team, dem Santa Cruz Syndicate, angestellt und hat so zu Greg Minnaars viertem Weltmeistertitel beigetragen. Wir haben uns mit ihm während des World Cups in Lenzerheide über seine neue Rolle unterhalten!

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MTB-News.de: Hallo Steve! Vielleicht starten wir einfach damit, wie die Weltmeisterschaft in Val di Sole für dich lief?

Das WM-Wochenende lief wirklich gut, wir hatten zwei Fahrer in den Top 10 und einer davon auf dem obersten Treppchen, das hat es ein ganzes Stück besser gemacht!

Hast du mit diesem Ergebnis gerechnet?

Ja, wir erwarten immer, dass wir gewinnen! Aber zurzeit ist es schwer, du weißt nie, welche Fahrer durchkommen, welche wirklich ans Limit gehen und sich den Sieg schnappen. Ich wusste, dass Greg sich vor Val di Sole wohlgefühlt hat. Wir waren dort ein paar Wochen zuvor zum Testen und er sah auf der Strecke wirklich gut aus, also … die Daumen wurden gedrückt!

# Hat gut lachen - immerhin hat sein Team dieses Jahr den Weltmeister-Titel geholt!
Diashow: Steve Peat im Interview: „Ich helfe dem Team, wo ich kann und liefere die besten Lines!“
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Es muss für ihn in diesem Alter wirklich besonders gewesen sein?

Ja, es war ein massiver Sieg – 39 Jahre alt, das ist wahnsinnig, eine Weltmeisterschaft in diesem Alter zu gewinnen. Die restlichen Jungs im Fahrerfeld heutzutage sind viel jünger und angstfrei. Und das Training ist vielleicht einfacher, der Körper erholt sich schneller und all dieses Zeug. Also Greg ist da einfach unglaublich, ein unglaublicher Athlet.

Du hast dir gegen Ende deiner Karriere selbst einen sehr besonderen Weltmeistertitel erkämpft. Was waren die Unterschiede, es als Team-Mitarbeiter zu erleben oder selbst zu siegen?

Es war unfassbar! Ich meine, ich war 35 Jahre alt, als ich meinen Titel gewonnen habe und ich bin bei 17 Weltmeisterschaften gewesen. Also offensichtlich ist meiner eine ganz andere Story als Gregs – er hat schon drei Weltmeisterschaften gewonnen, das war seine vierte. Trotzdem war es eine unglaubliche Leistung. Ich glaube, er ist ein bisschen über seinem Limit gefahren, er hat ein paar Lines genommen, die wir nie trainiert haben und er war an ein paar Stellen sogar komplett abseits jeder Linie. Aber er hat hart bis ins Ziel gepusht. Es war beeindruckend, es zu sehen!

# Gut Ding will Weile haben - obwohl Steve Peat 2009 bereits einer der erfolgreichsten Downhill-Fahrer aller Zeiten war, sicherte er sich in Australien seinen ersten WM-Titel. Vorher wollte es einfach nicht klappen.

Bleiben wir mal bei der Linienwahl: Was ist deine Aufgabe im Santa Cruz Syndicate? Verbringst du viel Zeit damit, für die Fahrer Linien zu suchen?

Ja, auf jeden Fall, ich bin bei einem World Cup den ganzen Tag auf dem Berg: Linien auschecken, den Jungs Feedback geben, über den Funk fragen, ob sie wollen, dass ich eine Sektion auschecke, ob sich was geändert hat, ein Stein sich bewegt hat oder so etwas in der Art. Ich bin auf dem Berg und helfe den Jungs, wo ich kann und liefer ihnen gute Lines!

# Steve Peats Hauptbeschäftigung im Santa Cruz Syndicate ist es, den Fahrern bei der Linienwahl zu helfen - mit nun 4 statt 2 Fahrern in der kommenden Saison wird der Brite einiges zu tun haben.

Wie sieht ein typischer Tag auf einem World Cup für dich aus?

Ich erledige morgens ein paar E-Mails, komme in die Pits, helfe, die aufzubauen oder abzubauen und bin auf dem Berg. Obendrauf helfe ich etwas dabei, das Team zu managen. Kathy ist Team-Managerin, ich bin Head-Coach. Ich bin eigentlich in alles involviert, was mit dem Syndicate zu tun hat.

Hattest du als aktiver Fahrer einen Line-Coach?

Nein, wir hatten keinen Line-Guy, als ich gefahren bin. Wir hatten nicht wirklich so ein großes Team um uns herum, wo man sich auf die verschiedenen Dinge fokussiert hat. Einen Trainer beim Rennen dabei haben, all das Zeug, Line-Coach, wir hatten nichts davon. Jetzt scheint es so, dass jedes Team das hat. Und es ist die Zukunft, der Sport ist heutzutage so professionell, alle machen, was immer möglich ist. Wir brauchen diese Details!

# Zu seiner aktiven Zeit war Peaty viel mehr auf sich allein gestellt - sein Training und seine Linien vor Ort hat er selbst bestimmt.

Also glaubst du, es ist heutzutage unbedingt nötig, jemanden wie dich, der viel Erfahrung mit Linienwahl hat, vor Ort zu haben?

Ich glaube, es ist nötig, ja! Die Jungs müssen Vertrauen haben und voll auf ihren Run fokussiert sein, wenn sie im Starthaus sind. Und wenn sie die richtige Linie gewählt haben, ist das etwas, das sie abhaken können und wissen, dass sie das ganze Wochenende auf der besten und schnellsten Linie sind!

Du hast die letzten 30 Jahre auf oder neben einer Rennstrecke verbracht. Was hat sich geändert?

Alles ist auf alle Fälle wesentlich schneller geworden, denke ich! Das wurde von Red Bull, dem Fernsehen und der UCI gepusht, die wollen engere Zeiten und so weiter. Ich finde, die Rennen sehen heutzutage im Fernsehen super aus. Viele Fans kommen zur Strecke und schauen zu, weil es so gut aussieht.

# Um eine bessere TV-Übertragung zu gewährleisten, sind viele Strecken wesentlich schneller geworden.

Persönlich würde ich es bevorzugen, wenn die Strecken in ein paar Stellen etwas langsamer und technischer wären, damit die Fahrer tatsächlich mal die Bremse benutzen und ein paar Offcamber-Wurzeln und Felsen fahren müssen. Denn ich denke, das ist alles Teil des Mountainbikens.

Ist es durch die Geschwindigkeit auch gefährlicher geworden?

Ich meine – wir sind immer so schnell wir konnten den Berg runtergefahren. Ich denke, die Bikes erlauben es den Jungs, jetzt schneller zu fahren, dazu das Gelände und sie sind bessere Athleten und schneller, also … schwierig. Es gab viele Verletzungen zu meiner Zeit und das Equipment ist wahrscheinlich ein wenig besser heutzutage, also ist es vermutlich ähnlich. Ich denke, es ist nicht gefährlicher, die Strecken sind einfach etwas schneller.

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Meinst du, Bikes würden anders aussehen, wenn alle Strecken aussehen würden wie Val di Sole? Sind sie für Bikepark-Strecken optimiert?

Ja, ich denke, Bikes sind aktuell dafür eingestellt, etwas schneller in Anliegern und schnellen Sektionen zu sein. Aber Val di Sole wurde über die Jahre stark begradigt: Es ist eine wirklich schnelle und ruppige Strecke. Die Bikes sind dafür eingestellt und funktionieren in den meisten Situationen auf der Strecke.

Welches Equipment nimmst du auf die Strecke mit?

Ich filme einfach Videos mit meinem Smartphone und rede mit den Jungs nach jedem Run über Funk, um zu checken, ob sie etwas von mir brauchen.

# Immer mit Handy, Powerbank und Walkie-Talkie an der Strecke - keine Linienänderung entgeht dem professionellen Auge von Steve Peat.

Greg hat mit fast 40 die WM gewonnen – glaubst du, du wärst im World Cup noch konkurrenzfähig?

Na ja, ich bin ja sieben Jahre älter als er, also … ich weiß es nicht. Ich habe tatsächlich dieses Jahr darüber nachgedacht, ob ich mich einfach so für einen World Cup qualifizieren könnte und ich weiß es nicht. Es ist so schnell und die Zeiten sind so eng, ich müsste hart trainieren!

Wir haben alle die Videos mit dir und Luca oder Loris gesehen und wir wart super schnell …

Ja, ich kann in kurzen Sektionen noch schnell fahren, aber wenn ich einen kompletten Run machen muss, werde ich gegen Ende müde, da fehlt heutzutage einfach das Training. Die Jungs sind trainiert, um Vollgas-Runs hinzulegen, also müsste ich daran etwas arbeiten.

# Auch mit Ende 40 noch verdammt schnell - für ein Comeback bräuchte es allerdings etwas Training, meint Steve Peat.

Fährst du noch viel Downhill? Auf welchem Rad verbringst du heutzutage die meiste Zeit?

An der Strecke bin ich immer mit meinem E-Bike unterwegs. Ich fahre die Strecke hoch und runter und treffe die Fahrer in unterschiedlichen Sektionen. Dafür ist das E-Bike tatsächlich perfekt. Ich fahre mein V10 noch ab und an, wenn ich in Großbritannien Bikeparks besuche oder irgendwo eine gute Strecke finde. Ich liebe es immer noch, mein Downhill-Bike zu fahren, aber ich komme nicht genug dazu.

Klingt als wärst du häufig auf dem E-Bike unterwegs – was denkst du darüber?

E-Bikes sind super, ich mag mein E-Bike. Ich glaube, es hilft mir, mehr Trails zu entdecken, mehr Orte und mehr spaßige Runden einzubauen! Mein Santa Cruz Bullit fühlt sich auch in den Downhills super an, es hat ein top Fahrwerk, ausreichend Federweg, deshalb fühlt es sich echt gut an und ist spaßig zu fahren.

# Bei den World Cups und auch auf seinen Hometrails ist Peaty gerne mit dem E-Bike unterwegs - dabei kann er auch seine Trial-Skills gut ausleben. | Foto: Sven Martin

Fährst du damit auch zu Hause?

Ja, mach ich. Ich lebe in Sheffield und mein lokaler Wald, Wharncliff, ist relativ steil. Es sind technische Strecken – die ganzen Downhill-Strecken und so sind richtig gut, aber es sind steile, kleine Uphills. Deshalb kann man mit dem E-Bike mehr Runs mit dem steilen, technischen, spaßigen Kram machen. Und das Raufklettern auf diesen Tech-Strecken ist für mich, mit meinem Trials-Hintergrund, mit einem E-Bike super spaßig, ich mag das!

Vielen Dank für das Interview!

Was hältst du von Peatys neuer Rolle – und hättest du ihn gerne als Line-Coach dabei?

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